@Rapunzel Ich bin ehrlich, wenn ich das alles aufschreibe, wird es ein Buch
Ich versuche den nun kommenden Roman kurz zu halten - ahne aber schon den Fehlschlag
Mal abgesehen vom grundsätzlichen Gebäude, und sonstigen Zipperlein/Problemen die er -unabhängig von den Knien - mitgebracht hat
fasse ich mal zusammen.
gesundheitliche Probleme:
- Weideunfall 2009 von da an mehr Beintheater als alles ander, weil die Ursache nicht rausgefunden wurde. Kann seit dem nicht mehr zweitaktig in der Halle traben
- Anfang 02/2012 Belastungsrehe
- Sommer 2012 Diagnose. Beide mittleren Kniesehnen hinüber. Die bessere Seite hat noch 15 %ige Anbindung, die andere Seite hängt am seidenen Faden.
- August 2012 Stammzellentherapie
- Ende 10/2012 darf er nach 8 Monaten zurück in die Herde
Für bessere Heilungschancen mußte das Pferd vorher auf Diät. So sah die Muskulatur dann auch aus.
Folgeschäden der unerkannten Knie: eine bleibende Beule am Fesselringband vo. links, hinten rechts Neigung zur "Sehnenscheideentzündung". Das ist ausgesprochen blöd, bei einer Linksbanane. Außerdem Arthrose in den Knien, Schmerzgedächtnis, Schon- und Ausgleichsmuskulatur, er kämpft seit dem immer wieder mit Beckenschiefstand.
Wie man "sowas" grundsätzlich überhaupt erstmal wieder ins Laufen bringt schenke ich mir hier mal. Aus dem Beginn des Wiederanreitens sind die Verlaufsbilder von Mai bis Juni 2013
Interessant wurde es, als der TA die Freigabe für Arbeitstempo Trab, Verstärkungen und erste "dynamische" Übergänge gab. Ohne Reiter, also vom Boden aus.
Probleme bei der Arbeit:
* Die HH war stocksteif
* die vorbelastete "stärkere Diagonale" machte nichts leichter
* die innere HH weicht unbeeinflussbar aus, tritt schon bei minimaler Biegung in die Spur der äußeren VH.
* Er findet nur im Geradeaus zum Trab und auch das nur ohne Reiter. Alles andere bleibt Viertaktig.
* in ruhigem Tempo, das er mit fallengelassenem Kopf und Hals gehen kann hängt er auf der VH/geht viertaktig und an schlechten Tagen unrein
* im normalen Tempo ist er rennig, verspannt sich, der Kopf kommt hoch
* grundsätzlich ist er eher mehr als mobil, aber der Rücken macht sich völlig fest
Wie habe ich gearbeitet:
Wenn man es ganz runterbricht, dann trifft es das so am besten:
Augen zu und vorwärts im Trab auch auf dem Kreis. Als Zielbild ein klarer Zweitakt mit Flugphase
Am Boden:
Als Projekt hierfür [das vorwärts] habe ich nach all den Jahren endlich das stinknormale Longieren ohne Schnick-Schnack in Angriff genommen. Das hatte ich bisher vermieden, da es immer in Sandplatzsurfen endete.
Abwechselnd arbeiten: Das spannig bei der "Arbeit"auf dem Kreis hinnehmen und dann wieder Entspannung z.B. an der DoLo.
An der Longe eigentlich das völlig normale Ziel für ein Jungpferd. Er sollte lernen, das er auf dem großen Kreis nicht umkippt und sich erstmal so gerade und ballanciert wie möglich auf der Kreislinie selber findet. So lange, bis er sich so stabilisiert hat, dass ein entspannen überhaupt erst möglich ist und er zu einem Arbeitstempo Trab finden kann.
Von oben:
Im Gelände nicht Tempo steigern sondern Strecke.
Sehr viel Schrittaufbautraining
Ich habe 2014 zwei Wanderritte gemacht. Je 2 und 5 Tage.
Ser wenig Biegen, Keine Seitengänge. Die HH war auch so schon unberechenbar genug.
Die Steigbügel 2 Loch kürzer.
Regelmäßigen "normalen" Unterricht - und damit mit viel Liebe "trabähnlich" auf dem Platz -gab es erst wieder ab Mitte 2014
Gearbeitet habe ich - außer im Unterricht - komplett im Gelände und geradeaus.
Hauptsächlich habe ich an meinem Sitz und der Einwirkung gearbeitet, weil ich ihn mit jedem Mü blöd im Sitz/der Einwirkung aus dem Takt gebracht habe.
Am meisten geholfen hat:
Vorwärts und Arbeitstempo Trab
Das Erarbeiten des vorwärts/des "normalen" longierens und das helfende "Forumsprojektteam" dazu
Das ich über meinen Schatten gesprungen und der Logik gefolgt bin.
Ein Ausbinder. Wenige Male genutzt gab er tatsächlich den entscheidenden Impuls, damit er selber erlebte, dass er nun soweit ist, dass er den Kopf auch im normalen Tempo wieder fallen lassen kann.
Das ich mit dem Braunen eine wirklich tolle Kommunikation an der DoLo als Ausgleich hatte.
Disziplin und grundsätzliche Erfahrung im Aufbautraining. So konnte ich relativ schnell mit gut gesetzten Trainingsanreizen erste Fortschritte erarbeiten.
Jahrelanger Unterricht im CR, so dass ich selbstständig an Sitz und Einwirkung im Gelände arbeiten konnte.
Mein Mantra beim reiten: Mach weniger!
Mein TA, der den Braunen regelmäßig checkte, Trainingfortschritte kontrollierte, neue Trainingsziele gab und mir überhaupt in den Arsch getreten hat, dass ich mich da endlich wieder rauf setze.
Später eine RL die mir folgendes sinngemäß um die Ohren gehauen hat: Ja, das sieht sch*** aus. Wenn Du das immer vermeidest, wird das immer sch*** aussehen. Wenn Du das nicht willst, dann hör auf zu flennen und reite!"
Außerdem ein komplettes Reitverbot auf dem Hufschlag.
Zuletzt gestehe ich: ein Pulsgurt fürs Pferd

der mir geholfen hat sicher zu sein, dass der Braune zwar gute Gründe dafür hat hin und wieder sehr glaubwürdig den sterbenden Schwan zu geben, aber keine Schmerzen hat, die über das leichte Zwicken von Rehatraining hinaus gehen.
Naja, und der Braune an sich. Er hat sich so tapfer Mühe gegeben, verziehen, sich gefreut wie ein Schneekönig und natürlich das wiedergewonnene strahlen, als er z.B. seinen ersten kleinen Wanderritt machen durfte.
Alles zusammen hat ihm die Stabilität und Ballance zurückgegeben die er brauchte, damit er sich wieder bewegen kann und somit auch will.
Angekommen sind wir aber noch immer nicht.
2015 war mehr oder weniger ein "Erhaltungsjahr"
Eigentlich ungünstig, aber es war mehr als nötig nach der langen Zeit einfach auch mal so ein bißchen sowas wie Normalität zu haben und nicht ständig irgendwelchen Zielen oder Trainingsplänen hinterher hecheln zu müssen.
Seit diesem Jahr geht es wieder weiter. Endlich können wir Stellung und Biegung wieder sinnvoll dazu nehmen. Im Trab lernt er gerade wieder mit Reiter und fallengelassenem Hals in der Halle aussenrum zu traben und wir üben Galoppieren in der Halle.
Mist, ich habe noch was vergessen.
Was hat nichts gebracht:
* Das beharren auf eigentlich richtige Dinge, wie ein lockeres Pferd in allen Lebenslagen, immer und um jeden Preis.
* Das falsche Verständnis dafür wo die Lockerheit herkommt/ was es dafür braucht.
* Mitlaufen beim longieren an der Einzellonge
* Der Irrglaube, dass ein bewegliches Pferd bessere Chancen hat sich auf einer Kreislinie auszuballancieren, wenn es über das normale Maß hinaus Schief und krumm ist sowie Baustellen ohne Ende hat
* Jeder Gedanke in der Art von: "Aber das konnte er doch früher alles"
* Das verlieren des Blickes für die enorme Wichtigkeit der allereinfachsten Basisarbeiten
* Seitengänge und Handarbeit
* Sich blöd vorkommen, weil
- man ewig lange nur Schritt und Trab "geradeaus" reitet.
- alle anderen voll tolle Fortschritte machen, während man selber sich über ganze Bahn im Trab freut oder den ersten Zirkel oder, oder, oder....