Absolut!!!Kiruna Karmina hat geschrieben:Noch einmal zur Bedeutung des Exterieurs:
Sagt mal, kennt jemand noch das von Hans Joachim Köhler vor 34 Jahren geschriebene Buch "Pferdekenner und Fehlergucker"?
Eine wahre Fundgrube.
Lesenswert!
Exterieur beurteilen
Oh je ... ich hasse ehorses ...
*Banküberfallengeht*
http://www.ehorses.de/oldenburger-hengs ... 19817.html
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Nandor: Danke für die ausführliche Antwort und Erklärungen. Ok... verstehe, ein emotional auch erlebter Pferdekauf zu einer Zeit, in der vermutlich die meisten von uns Pferde gekauft haben, die später rückblickend betrachtet nicht so ganz ideale Wahl waren.
Ich habe meine völlig verbaute Blüterin irre geliebt und bin auch immer noch überzeugt vom etwas langen Sockenpony. Immerhin, charakter hat bombig gepasst.

Ich habe meine völlig verbaute Blüterin irre geliebt und bin auch immer noch überzeugt vom etwas langen Sockenpony. Immerhin, charakter hat bombig gepasst.

"Das Herz mit dem Verstand begreifen zu wollen, ist so ähnlich, wie mit den Ohren sehen zu wollen." Safi Nidiaye
Kaum gibt man 70.000E aus, schon hat man ein passables Pferd .Rapunzel hat geschrieben:Oh je ... ich hasse ehorses ...
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Mein Pony ist vom Gebäude her sehr schlecht ausgestattet. Das hier ist sein Papa
Leider hat er nur die Gänge vererbt, Faxi hat dann von seiner Mutter eine starke Bergabtendenz und einen schwachen, überbeweglichen Rücken mitbekommen.
Bis wir dieses Geschoss dann im Griff hatten, hat es einige Jahre gedauert, in denen ich ihn nicht reiten konnte. Wir haben aber z.B. Extreme Trail für uns entdeckt.
Was ich damit sagen will: Wenn man bereit ist, Kompromisse einzugehen, dann ist es fast egal, wie das Pferd gebaut ist.
Dann reitet man halt nicht.
Wenn ich weiß, dass ich z.B. springen will, wäre es dem Pferd gegenüber aber sehr unfair, ein Belgisches Kaltblut zu kaufen.
(Da ich aber sehr gerne reite, wird Faxis Nachfolger auch nicht nur mit dem Herzen ausgewählt werden.)
Leider hat er nur die Gänge vererbt, Faxi hat dann von seiner Mutter eine starke Bergabtendenz und einen schwachen, überbeweglichen Rücken mitbekommen.
Bis wir dieses Geschoss dann im Griff hatten, hat es einige Jahre gedauert, in denen ich ihn nicht reiten konnte. Wir haben aber z.B. Extreme Trail für uns entdeckt.
Was ich damit sagen will: Wenn man bereit ist, Kompromisse einzugehen, dann ist es fast egal, wie das Pferd gebaut ist.
Dann reitet man halt nicht.
Wenn ich weiß, dass ich z.B. springen will, wäre es dem Pferd gegenüber aber sehr unfair, ein Belgisches Kaltblut zu kaufen.
(Da ich aber sehr gerne reite, wird Faxis Nachfolger auch nicht nur mit dem Herzen ausgewählt werden.)
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Dass natürlich auch bei Freizeitpferden das Exterieur den jeweiligen Gebrauch zulassen muss ist mir bewusst. Zugleich sind mir jedoch einige Stellen in Köhlers Buch ins Auge gesprungen, die als Denkanstoß interessant sind:
"Man kann es drehen wie man will:
Zu allen Zeiten fällt fälschlicherweise meist der erste Blick des Pferdebeschauers auf Beine und "Fehler". Damit wird ein optisches Abtasten des Exterieurs eingeleitet, eine Suche nach Fehlern, bevor überhaupt eine Beziehung hergestellt werden konnte zu dem Geschöpf, das dem Menschen als "Gebäude" gegenübersteht, reglos, während es durch vielerlei Augenpaare in einzelne Teile zerlegt wird - um sich nachher doch möglicherweise konformiert zu zeigen und seine wirklichen Werte oder Unwerte erst dann zu offenbaren. Oder umgekehrt: nicht zu halten, was es als "Denkmal" versprach."
Und später:
"Natürlich darf man nicht so weit gehen, dass man verniedlicht, was wirklich ein Fehler ist. Nur geht es darum, einen solchen Fehler einzuordnen in die Gesamtqualität und ihm dabei nur das Gewicht zu geben, das ihm im Rahmen des Ganzen auswirkungsmäßig gebührt."
Auffällig ist, dass er immer wieder das Interieur hervorhebt:
"Unter allen Wesentlichkeiten bei der Beurteilung bleibt entscheidend, inwieweit das Pferd überhaupt bereit ist, ein ehrlicher, leistungsfreudiger und -fähiger Partner des Menschen zu sein. Ohne solche Bereitschaft und Fähigkeit werden alle noch so wohlgestalteten Formen zur Farce."
Das Interieur unterteilt er in "geistige Werte" und "Konstitution".
Bei den geistigen Werten unterscheidet er noch zwischen Charakter, Temperament, Nerven, "Herz", Bereitschaft, Intellekt und Seele und erläutert das an Beispielen.
Die letztlich entscheidende Bedeutung hat für ihn besonders das Reitgefühl, welches ein Pferd seinem Reiter vermittelt.
"Man kann es drehen wie man will:
Zu allen Zeiten fällt fälschlicherweise meist der erste Blick des Pferdebeschauers auf Beine und "Fehler". Damit wird ein optisches Abtasten des Exterieurs eingeleitet, eine Suche nach Fehlern, bevor überhaupt eine Beziehung hergestellt werden konnte zu dem Geschöpf, das dem Menschen als "Gebäude" gegenübersteht, reglos, während es durch vielerlei Augenpaare in einzelne Teile zerlegt wird - um sich nachher doch möglicherweise konformiert zu zeigen und seine wirklichen Werte oder Unwerte erst dann zu offenbaren. Oder umgekehrt: nicht zu halten, was es als "Denkmal" versprach."
Und später:
"Natürlich darf man nicht so weit gehen, dass man verniedlicht, was wirklich ein Fehler ist. Nur geht es darum, einen solchen Fehler einzuordnen in die Gesamtqualität und ihm dabei nur das Gewicht zu geben, das ihm im Rahmen des Ganzen auswirkungsmäßig gebührt."
Auffällig ist, dass er immer wieder das Interieur hervorhebt:
"Unter allen Wesentlichkeiten bei der Beurteilung bleibt entscheidend, inwieweit das Pferd überhaupt bereit ist, ein ehrlicher, leistungsfreudiger und -fähiger Partner des Menschen zu sein. Ohne solche Bereitschaft und Fähigkeit werden alle noch so wohlgestalteten Formen zur Farce."
Das Interieur unterteilt er in "geistige Werte" und "Konstitution".
Bei den geistigen Werten unterscheidet er noch zwischen Charakter, Temperament, Nerven, "Herz", Bereitschaft, Intellekt und Seele und erläutert das an Beispielen.
Die letztlich entscheidende Bedeutung hat für ihn besonders das Reitgefühl, welches ein Pferd seinem Reiter vermittelt.
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Ob er damit aber eine breit vertretene Ansicht ausdrückt wage ich zu bezweifeln. Immer wird man zu unterschiedlichsten Themen in der Literatur Bestätigung für eine oder eine andere Sichtweise finden.
Den Aspekt der Gerechtigkeit dem Pferd gegenüber finde ich immer wieder bemerkenswert. Das soll wenigstens in der Lage sein zu können, was der Reiter anstrebt. Und dabei lange gesund bleiben.
Den Aspekt der Gerechtigkeit dem Pferd gegenüber finde ich immer wieder bemerkenswert. Das soll wenigstens in der Lage sein zu können, was der Reiter anstrebt. Und dabei lange gesund bleiben.
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beachten wir in dem kontext dieser größen von pferdeleuten bitte auch, dass das durchschnittliche reiterliche vermögen noch anderes niveau hatte !
hinzukommt, dass die moralischen standards der pferdezucht von gebrauchspferde hin zu liebhaberzucht definitiv den selektionsdruck verändern.
welcher züchter kann schon offiziell verkünden, dass er aus schlechten pferden seinen sauerbraten bezieht.
wie immer muss die literatur in den kontext gelegt werden.
wenn in den 90ern grand-prix pferde aus videos mit heutigen zuchtprodukten verglichen werden, zeigt sich, dass der reiter stetig nach dem modell-athleten strebt. das ist ganz klar von soliden werten zu trennen.
dazu gehört bei einem (freizeit)vielseitigkeitspferd neben interieur ein möglichst beschwerdefreies exterieur.
manche pferde (vom züchter!) werden schon vom passiven gebrauch (rumstehen) ihres exterieurs krank....
hinzukommt, dass die moralischen standards der pferdezucht von gebrauchspferde hin zu liebhaberzucht definitiv den selektionsdruck verändern.
welcher züchter kann schon offiziell verkünden, dass er aus schlechten pferden seinen sauerbraten bezieht.
wie immer muss die literatur in den kontext gelegt werden.
wenn in den 90ern grand-prix pferde aus videos mit heutigen zuchtprodukten verglichen werden, zeigt sich, dass der reiter stetig nach dem modell-athleten strebt. das ist ganz klar von soliden werten zu trennen.
dazu gehört bei einem (freizeit)vielseitigkeitspferd neben interieur ein möglichst beschwerdefreies exterieur.
manche pferde (vom züchter!) werden schon vom passiven gebrauch (rumstehen) ihres exterieurs krank....
Wie wahr. Natürlich sollte man sich für den Vielseitigkeitssport keinen Kaltblüter kaufen, aber auch die Rolle des Interieurs ist ganz bestimmt nicht zu verachten.Kiruna Karmina hat geschrieben: Auffällig ist, dass er immer wieder das Interieur hervorhebt:
"Unter allen Wesentlichkeiten bei der Beurteilung bleibt entscheidend, inwieweit das Pferd überhaupt bereit ist, ein ehrlicher, leistungsfreudiger und -fähiger Partner des Menschen zu sein. Ohne solche Bereitschaft und Fähigkeit werden alle noch so wohlgestalteten Formen zur Farce."
Meine Halbblutstute ist z.B. mit sozusagen grenzenlosem Galoppiervermögen und einem entsprechendem Gebäude ausgestattet, was einem Fachman mal den Satz "bei diesem Pferd sehe ich biomechanisch keine Leistungsgrenzen" abrang.
Aber die extreme Anfälligkeit für Stress, gepaart mit einer Muskelstoffwechselanfälligkeit machen sie leider zum nicht-turnierfähigen Pferd, das sich ganz hervorragend für Ausritte und noch besser für Geländetraining im kleinen Stil eignet.
"Reiten ist die Suche nach Schönheit, Geradlinigkeit und Wahrheit."
Nuno Oliveira
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