
Ich wollte mit euch diskutieren, wie ihr die Biegung beim Pferd seht. Aus meiner Sicht sehe ich das so: Die Wirbelsäule beim Pferd kann sich ja nicht so frei biegen wie bei einer Katze oder beim Menschen (der allerdings im BWS-Bereich ja ebenfalls eine eingeschränkte Biegsamkeit hat auf Höhe der echten Rippen). Beim Pferd ist die Beweglichkeit in Längsrichtung im Rücken relativ stark eingeschränkt, nicht nur im Bereich echte Rippen, sondern auch den anderen Bereichen.
Bei einer korrekten Längsbiegung biegt sich die WS nicht nur geringfügig längs, sondern die Wirbelkörper beginnen zu rotieren - und zwar nach außen. Das heisst, die WS tordiert in einer Außenrotation, die Dornfortsätze zeigen/kippen also Biegung AUSWÄRTS. Gleichzeitig wird der Rippenbogen nach oben geschoben. Man sitzt also in einer korrekten Biegung innen höher. Unterstützt wird diese Rotation von der unteren schrägen Bauchmuskulatur.
Wenn die seitliche schräge Baumuskulatur – bei Celta sieht man das EXTREM im Untertreten – kontrahiert, drückt/stützt er den Rippenbogen NACH OBEN außen, und die Wirbel kippen nach außen. Damit stützt also die lange untere schräge Bauchmuskulatur das korrekte "Biegen". Das ist auch der Grund, warum man mit der Wade des inneren (Reiter-)Beines die Biegung so unterstützen kann, man drückt aus meiner Sicht eben gerade nichts weg, sondern aktiviert sanft die Kontraktion des seitlichen schrägen Bauchmuskels. Es ist nicht möglich, die WS zu biegen wie ein Weidenzweig, auch kann ein Pferd seinen Unterbauch nicht kontrolliert per Muskelkraft nach außen ziehen (daneben: Wenn das gehen würde, was es nicht tut, dann müsste ich ja außen treiben). Aus meiner Sicht ist deswegen für eine korrekte Biegung der Sporn eher ungeeignet, da ein Sporen grade beim jungen Pferd hemmende Kontration verursacht.
Es ist übrigens die äußere schräge Baumuskulatur, die vom tiefem Bauchmuskel aber bis hoch zum Hüfthöcker zieht. Sie aktiviert also auch das innere Hinterbein nach vorne zu treten, da die Hankenmuskulatur an der sehnigen Platte ("Hinterbauch") ankert - auch der Grund, warum Pferde bei starker Hinterhandbelastung an der Flanke und nicht nur am Hintern oder am Bein schwitzen.
Der angehobene Rippenbogen mag dem Hinterbein etwas mehr "Platz" geben, ich glaube aber eher, dass das Anheben des Rippenbogens dazu führt, dass die Beinmuskulatur – in ihrer Verankerung am Rücken und an der Sehnenplatte des schiefen Außenunterleibsmuskels (die riesige Sehnenplatte hinter der schrägen äußeren Bauchmuskulatur) – dann genauso von der Rotation und der Kontraktion des Baumuskels nach vorne gezogen wird, und das Reitergefühl entsteht, dass es mehr Platz gäbe. Letztendlich steigt der Bereich unter dem inneren Reiterbein aber an, er schwingt (hoffentlich) niemals nach außen. Das Anheben des Rippenbogens kann man bei Pferden, die eine starke Rotation zulassen können / sehr gut gymnastiziert sind, sehr deutlich sehen. Auch als Reiter kann man das spüren.
Wenn der Bauch nach außen klappt, und die Wirbelsäule nach innen klappt, ist das genau das, was man nicht haben will… die Wirbel rotieren verkehrt herum. Außerdem ist es alleine schon deswegen keine gute Sache, weil man automatisch bei einer Biegung in falscher Innenrotation ja dann auf dem gedehnten (also nicht kontrahiertem) Rückenmuskel sitzen würde.
Frau Teschen hat, soweit ich mich erinnere, darüber einen Bericht auch geschrieben, mit Fotos die das Rotieren relativ gut zeigen.
Was meint ihr dazu?