Pferd für Dressur absolut nicht motivierbar - was tun??

Rund um die klassische Reitkunst

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Eyreen
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Beitrag von Eyreen »

Guten Morgen!

So, endlich wieder Internet.

Also das Aufwärmen ohne Hilfszügel an der Longe sehe ich schon als wichtig an, ich kann nicht das "kalte" Pferd ausbinden und anfangen zu arbeiten. Normalerweise beginne ich Longearbeit auch zuerst mit Handarbeit. Sprich SH, Span. Schritt, kleine Volten mit gutem Vorwärts, etc. etd.. trotzdem gebe ich meinem Hengst die Zeit, sich im Trab ohne jegliche Hilfszügel zu lösen, die Gelenke warmzulaufen und sich abzustrecken. Das ist ein Zugeständnis von mir zu seiner Borreliose und zu seinem Hinterhandproblem.
Allerdings ist es eben recht oft ein wenig müssig, man kriegt in dies Trabrunden eben keine Arbeit ins Pferd. Da läuft er sein Tempo und ist wie ich, wenn ich gerade aus dem Tiefschlaf aufgewacht bin.

Das selbe ist wenn wir warmreiten. Auch da gönne ich ihm, wenn wir auf den Reitplatz kommen, ein paar Trabrunden am langen Zügel, durch seine frühere chron. Kehlkopfentzünung muss er auch zu Anfang ein oder zweimal Abhusten, und schnaubt sich frei. Und bei diesen paar Runden am langen Zügel weiss er eben, dass es noch lockeres Aufwärmen ist. An manchen Tagen läuft er da freudiger, an anderen zeigt er deutlich was er von der nun kommenden ARbeit hält.

@smilla: ja, wir machen Handarbeit :) . Aber Körperbandagen - kannste bei ihm vergessen. Ich hatte mir auch die Longierhilfe von Sabro zugelegt (funktioniert ähnlich), das Ding ignoriert er. Wobei, da bin ich ja nicht wirklich sauer, immerhin fahren wir ihn auch gerade ein und ich hätte ein Problem, wenn er dann plötzlich auf das HIntergeschirr im Wagen wie auf eine Körperbandage reagieren würde :D
Beim Einfahren ist er übrigends sehr konzentriert und richtiggehend feurig. Wir sind noch in der Phase, wo er an den Wagen gewöhnt wird und unter allen Vorsichtsmaßnahmen erstmalig selbst gezogen hat, aber er ist verdammt flott bei der Arbeit - eben etwas Neues und Aufregendes für ihn! So sind die Unterschiede bei dem Pferd...

@Steffen: Danke für Deinen tollen Beitrag! Das werde ich so versuchen.. es deckt sich mit dem, was wir am Wochenende mit der Tierärztin durchgesprochen haben.

Rausgekommen ist folgendes: die Zähne waren ja im Normbereich, ein paar Kanten kamen wieder weg (wie jedes Jahr). Am Freitag haben wir uns dann 1,5 Stunden lang mit ihm chiropraktisch beschäftigt. Sie hat ihn sich in allen Gangarten auf weichem und harten Boden angesehen, das Schleifen der Zehe war wunderschön zu sehen. An Problemen hatte er zwar einige (Kreuzdarmbeingelenk, Lendenwirbel, Widerrist, Schulter), aber keines massiv. Keines der Problemchen drüfte für die Unlust verantwortlich sein. Zwar dürften sie das Schleifen ein klein wenig unterstützen und auch der leichte Unwillen zur Rechtsstellung ist geklärt, aber ansonsten war der Hengst in einem guten Zustand. Auffallend ist, dass mein Traber die bei weitem besseren Rückenmuskeln hat, obwohl beide sozusagen gleich von mir gearbeitet werden. Mit dem Unterschied, dass der Traber - obwohl ein massives Problem im Kreuzdarmbeingelenk besteht - eben mit Eifer bei der Sache ist. Der Hengst aber mogelt sich raus, wo er nur kann.

Da die Tierärztin ja selbst eine sehr gute Reiterin ist und auch durch den Bereiter-Job ihres Mannes sehr viel mitbekommt, hält sie es ein wenig gleich wie Steffen. Außerdem sei es fast normal, wie er sich benimmt. Zitat: "Der Junge ist nun 9 Jahre alt und hat in seinem ganzen Leben noch nie wirklich arbeiten müssen. Es ist nur natürlich, dass er jetzt ein gewisses Phlegma mitbringt und das ganze einfach nicht einsieht. Außerdem ist ein Unterschied, ob man ein 3jähriges oder so "altes" Pferd anfängt wieder anzutrainieren. Junge Pferde bringen einen enormen Ehrgeiz und Naivität mit, sind mit Eifer bei der Arbeit. Das legt sich aber mit dem Alter und wenn man dann ein älteres Pferd antrinieren muss, können die ganz schön pampig sein." Und das erlebt sich auch bei ihrem Mann, der ja sehr viele junge Pferde anreitet. Die Jungen 3- und 4jährigen sind ganz wunderbar bei der Arbeit und es macht richtig freude, hingegen wenn er mal ein älteres Pferd zur Ausbildung bekommt, kann das verdammt mühsam werden den mal zum Laufen zu bringen.

Ihr Vorschlag: "da muss ich drüberreiten" bis er verstanden hat, worums geht. Nach der Behandlung muss ich sowieso mit Longieren beginnen (heute erstmals), ich soll NICHT ohne Hilfszügel arbeiten da er eben kein junger Naivling mehr ist. Wenn er im Gelände mehr Esprit mitbringt, solle ich ihn ruhig auch mal im Gelände warmreiten oder während des Ausrittes arbeiten.

Jedenfalls geht es ihm körperlich absolut gut, er hat die Behandlung wahnsinnig genossen (am nächsten Tag nur geschlafen), und alles in allem ist die Tierärztin sehr zufrieden mit ihm. Oh ja, und das Schleifen der Zehe. Sie meint, dass wir diese Bewegung ev. kaum noch ganz wegbekommen können da es eine Bewegungsform ist, die er schon mit dem kaputten Knie vor vielen Jahren angewöhnt hat. So ein Bewegungsmuster bekommt man schwer wieder raus. Aber trotzdem läuft er nicht schlecht, an der Longe war sie sehr zufrieden mit ihm, konnte da eigentlich nichts aussetzen.
Ich muss nun in den nächsten zwei Wochen beide beobachten und Rückmeldung geben wie sie sich verändert haben bzw. was sich nun bei der Arbeit mit den beiden tut. Möglicherweise, bzw. ziemlich sicher ist in 4 Wochen dann eine Nachbehandlung fällig, es kann auch sein dass wenn wir den Hengst über einen längeren Zeitraum regelmässig behandeln er vielleicht doch noch von seinem Bewegungsfehler wegkommt (nach dem lockern und lösen des KDBG lief er nämlich sofort ein wenig besser (im PUnkto Zehenschleifen), einfach schon durch die angenehme Lockerung und da er komplett entspannt war... (sogar Pinkeln musste er so stark hat sie alles in die Gänge gebracht).

@Steffen, danke nochmal für den guten Tip! Ich werde das bei der nächsten Arbeit mal so versuchen! Die TÄ glaubt nämlich auch, dass er mich einfach nicht ganz ernst nimmt. Und ich selbst habe auch langsam so den Eindruck wenn ich mal revue passieren lasse, wie er manchmal auf einen leichten, auffordernden Klaps mit der Gerte reagiert - nämlich mit einem verzogenen Gesicht, aber keiner wirklichen Reaktion. Und dass er nach unserem Crash vor zwei Wochen plötzlich so gut lief (da kamen die beiden anständigen Klapse mit der Gerte ja auch aus heiterem Himmel), zeugt eigentlich auch ein wenig davon, dass der Gedanke in die richtige Richtung geht.

Nun, ich fange jedenfalls heute an der Longe schon damit an. Bei der Handarbeit ist er ja immer freudig dabei, und eigentlich kann ich mich an der Longe seit den letzten beiden Arbeitseinheiten nicht beschweren, da lief er sehr gut, auch bei der Tierärztin trabte er flott und schwungvoll vorwärts! Wir werden die Dreiecker wieder zu angenehmen Ausbindern umbauen sodass er sich nicht nach unten entziehen kann, und ihn flott vorwärts schicken - wenn ich Glück habe bekomme ich den Fotoapparat und kann ein paar Bilder knippsen.

lg Silke
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Steffen
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Beitrag von Steffen »

Freut mich, dass Dir mei Tipp gefällt. Vielleicht noch ein Hinweis, es geht vor allem um das Aufwecken. D.h. das Anticken muss sehr schnell aber nicht fest erfolgen, das Pferd soll sich eher ein wenig erschrecken und nicht bestraft fühlen.

Es soll dazu gebacht werden, ständig darauf zu achten, was Du da oben machst. Wenn viele von den "feinen Hilfen" sprechen kannst Du sicher sein, dass die Bereitschaft deines Pferdes Dir zuzuhören, Dir zu vertrauen und Dich zu respektieren die wichtigtse Grundlage ist, damit man mit feinen Hilfen reiten kann.

Pferde reagieren auf eine Mücke und können selbst dann ungerührt sein, wenn man sie mit Sporen, Kandare und Gerte quält. Der Schlüssel ist die Aufmerksamkeit. Diese zu erreichen, ohne dass sich das Pferd dabei verspannt oder sogar ängstlich wird (das wäre dann leider das Gegenteil von dem was wir erreichen wollen) ist die eigentliche Kunst bei der Ausbildung. Hört Dir dein Pferd erst einmal zu, dann reagiert es auch auf feine Hilfen und Du kannst Dich locker und entspannt auf die Kommunikation mit dem Pferd konzentrieren. Ist aber der Reiter entspannt und die Kommunikation funktioniert, wird auch das Pferd sich willig und entspannt führen lassen. Klingt logisch und einfach ist aber leider in der Praxis viel schwieriger. Da hilft nur üben, üben , üben. :wink:

Wichtig ist auch, dass man sich nicht selbst ablenken läßt, sondern bei der Arbeit mit dem Pferd 100% und absolut ausschließlich auf die Reiterei konzentriert. Wenn Du nicht 100% bei deinem Pferd bist, wird dein Pferd auch nicht 100% bei Dir sein. Disziplin und Konzentration helfen bei der Arbeit - vor allem mit Hengsten - sehr.
Viele Grüße
Steffen, Gavilan & Duende
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Beitrag von Eyreen »

@Steffen: ja, so habe ich Deinen Tip auch aufgefasst und werde versuchen, es umzusetzten... und es ist wirklich schwierig alles genau so zu dosieren, dass er es nicht als Strafe, sondern als Aufforderung auffasst.. das ist ein wirklich schmaler Grad bei dem Pferd :? ..ich habe mir sogar extra von einem Gertenbauer, der noch per Hand Gerten herstellt, eine ganz weich federnde und feine lange Gerte machen lassen, mit einem etwa 5 cm langen Lederstückschen am Ende (seine Idee)... sodass ich ihn mit der Gerte bzw. dem Lederschnippel so weich antouchieren kann, dass es auch wirklich als das durchkommt, was es sein soll, nämlich ein leichtes Touchieren.. und eigentlich funktioniert es auch ganz gut dass der Hengst diese Hilfe langsam akzeptiert und nicht verspannt, oft genug ignoriert er es auch einfach und wenn man dann die Hilfe etwas verstärkt, verspannt er sich bzw. fasst es als Affront gegen ihn auf... aber ich denke dass wir das hinbekommen, mittlerweile kristallisiert sich wenigstens Klarheit über das Verhalten vom Pferd raus und man kann reagieren :D

Oh, und der Mann der Tierärztin wird vermutlich irgendwann in nächster Zeit in einem Stall in meiner Nähe Unterricht geben (sofern diese Dame dort endlich mal einen Termin vereinbart), dann kann es sein dass er anschließend zu mir fährt und sich uns beide zu Hause ansieht. Was mir die Tierärztin von ihm er zählt, soll er einen feinen Umgang mit den Pferden haben, ist früher Military geritten (hat es aber an den Nagel gehängt weil ihm die Pferde zu schade waren) und hat dannach die Bereiter-Ausbildung gemacht. Hauptgebiet ist Springen, er unterrichtet aber auch Dressurreiter bis M-Niveau. Sie hat mir beteuert dass er sehr viel Wert auf korrekte und reelle Grundausbildung legt und sehr viele Jungspunde zum Beritt bekommt, man wird sehen inwiefern die Realität dem Erzählten entspricht. Jedenfalls ist der Mann momentan die einzige Möglichkeit halbwegs passablen Unterricht zu erhalten, es wird sich sowieso relativ schnell rausstellen ob sich meine Orientierung nach den Klassischen Prinzipien mit seiner FN-Ausbildung vereinbaren lassen :)
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Steffen
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Beitrag von Steffen »

Eyreen hat geschrieben:... es wird sich sowieso relativ schnell rausstellen ob sich meine Orientierung nach den Klassischen Prinzipien mit seiner FN-Ausbildung vereinbaren lassen :)
... na da würde ich nicht mit allzu vielen Vorurteilen drangehen. Es kommt nicht auf das Etikett an. Klassische Prinzipien und FN sind nicht überall Gegensätze.
Viele Grüße
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kiki
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Beitrag von kiki »

Das wollte ich auch gerade sagen, nicht alles ist immer Schwarz Weiß, Klassisch gut und FN böse. Es kommt immer darauf an wie man es verstanden hat und wie man es umsätzt. :wink:
Eyreen
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Beitrag von Eyreen »

Oh also ich wollte nicht sagen dass er jetzt schlecht ist nur weil er eine FN-Bereiter-Ausbildung hat :shock: Es ist nur so, dass sich bei uns eben keinerlei Reitlehrer finden lassen, die sich als "Klassiker" hinstellen...ich gehe da auf alle Fälle neutral hin und und es wird sich ja zeigen, ob es funktioniert oder nicht :) Ich fasse es jedenfalls als positiv auf dass er die Military-Reiterei der Pferde wegen an den Nagel gehängt hat und eben auch fast ausschließlich Jungpferde in Beritt bekommt. Welchen Weg er wählt, zeigt sich dann ja spätestens beim Unterricht :wink: ...ich sah schon Reitlehrer, die ein Pferd einfach nur nach Hang-und-Bang-Marnier zusammenzogen, genausogut auch welche die korrekt ausbilden, wenn sie auch das Etikett FN tragen. Welche Arbeitsweise ihr Mann nun hat, stellt sich sowieso erst bei näherer Betrachtung heraus. Helfen kann er mir auf alle Fälle, alleine schon um mich als Reiter zu korrigieren :D
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annette
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Beitrag von annette »

Ich hatte erzählt, ich habe auch so ein faules Exemplar. Hier noch einige Dinge, die ich mache, um das Pony mehr zu motivieren:
-alles ganz kurz machen: wenig Galopp, kurze Strecke, durchparieren, neu angaloppieren, dasgleiche im Trab und auch im Schritt. Keine 80m gleich reiten, abwenden, Seitengänge, Tempowechsel.
-wenn arbeiten, dann richtig.
-Pausen machen: Wenn er 5 Minuten gut war, anhalten, Lecker, Pause, langer Zügel, Schritt (der aber auch fleissig!). Dann ganz formal wieder aufnehmen. Sichtbarer Übergang von Pause zu Arbeit.
-insgesamt wenig reiten: 30 Minuten inklusive Pause richtig gut und konzentriert reiten reicht.
-nie reiten, wenn man selbst gerade nicht stark ist.
-viel Loben. Wenn er super klasse angaloppiert, das auch sagen. Meiner freut sich dann und ist stolz und wird gross. Wenn ich richtig gut war, ist er so motiviert, dass er beim nächsten Mal zur Halle mit mir trabt.
-wenn er was neues lernt und das zum erstenmal richtig toll macht, loben, Lecker, absteigen, ab auf die Wiese.
-anregende Sachen machen wie spanischen Schritt.
-Rückwärtsrichten, kann Aufmerksamkeit bringen.

Das klingt jetzt so, als hätte ich es im Griff. Habe ich nicht, aber diese kleinen Dinge helfen mir.

LG Annette
annette
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Beitrag von annette »

Noch ein Nachtrag:
Man sollte auch das Positive an Phlegmaten sehen: Ich kann mit meinem Faultier Motorräder über Feldwege verfolgen, an Mähdreschern vorbeigaloppieren oder Bundesstrassen mit LKW's, Bussen problemlos überqueren. Auch plötzlich aus dem Gebüsch springende Rebhühner sind für uns keine Herausforderung. Damit haben meine Mitreiter mit spritzigeren Tieren eher Probleme.
In der Summe bin ich froh, dass ich so ein Faultier habe. Ich finde, das sollte man auch mal erwähnen.
LG Annette
Eyreen
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Beitrag von Eyreen »

Hallo Annette! Oh dann arbeiten wir beide eigentlich gleich, ich mache es auch so :) Kurze Einheiten, und auch immer mit Belohnung... also so wie Du... z.B. zwei Runden einen schönen Zirkel galoppiert, er war super, dann durchpariert, stehengeblieben.. viel Lob + Belohnung... dann kann er kurz am langen Zügel entspannen und dannach wieder Zügel aufnehmen, lösen, und weiter gehts. Damit bin ich auch wirklich sehr weit gekommen, aber in den letzten 3 Wochen ging dann trotzdem nicht mehr viel.. er konnte sich irgendwie gar nicht mehr motivieren, und das obwohl wir so gute Fortschritte gemacht hatten und er endlich ins Laufen kam. Womöglich ist das der Punkt, er war endlich dabei, mal seine Hinterhand anzuwerfen und das war ihm zu anstrengend. Auf der Longe konnte er sich damit anfreunden, unterm Reiter war es ihm wohl zu anstrengend.

Nach dem Reiten springe ich z.B. auch immer gleich ab, Lobe überschwenglich und führe ihn im Schritt ab... also Sattel lockern und ein paar Runden mit Belohnung rumlaufen, dann wieder ab auf die Wiese bzw. gibt es meist dannach sogar Kraftfutter (ich reite eben immer Abends und dannach steht die Abendfütterung an). Und eigentlich ist er sogar wenn es gar nicht funktioniert hat recht stolz auf sich und wir beenden nie im "Streit" unsere Platzarbeit.. er ist immer entspannt hinterher, stellt sich auch als erstes in die Box und pinkelt..

Ich will versuchen heute Abend ein paar Fotos hinzubekommen :)

Oh und mit den Vorteilen hast Du recht :D Er ist absolut unerschütterlich im Gelände, manchmal laufen wir 4 m neben dem vorbeifahrenden Zug... außer wenn er richtig Dampf hat, dann wird er zum Vollblut-typischen "Staun-Hüpfer" - komischerweise aber nie bei wirklich schlimmen Dingen (wie z.B. Zug), sondern wegen z.B. einem Vogel der aus dem Gebüsch fliegt :D
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DieLilo
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Beitrag von DieLilo »

Steffen hat geschrieben: Versuch einmal folgendes: Reite dein Pferd am Zügel im Schritt, ohne etwas zu verlangen. Dann tick es zweimal schnell hintereinander mit der Gerte an. Das wiederholst Du (scheinbar grundlos) einige Male, bis dein Pferd aufmerksam wird. Dann trabst Du langsam an, parierst wieder durch und wiederholst das Gleiche noch zwei bis dreimal. Es geht einfach nur darum, das Pferd aufmerksam zu machen. Es wird dann sicher einige Minuten mitarbeiten. In dieser Zeit gibst Du nur ganz feine und leichte Hilfen. Sobald das Pferd in der Aufmerksamkeit nachlässt, tickst Du es wieder zweimal schnell und für das Pferd ohne Grund an. So lernt dein Pferd IMMER bei Dir zu sein. Es muss unterscheiden lernen zwischen "Hilfe" und Aufforderung überhaupt zuzuhören. Oft ist es leichter, wenn man das trennt, damit das Pferd begreift, worum es geht. Mischt man Hilfe und "Strafe" versteht das Pferd oft nicht, was gemeint ist.
Nur aus Neugierde:

Ich verstehe nicht, warum man das Ganze so anlegen sollte,
dass es für das Pferd grundlos erscheint. Warum?
Warum nicht erst anlegen und ankündigen und dann ticken, so dass das Pferd gleich eine Verbindung herstellen kann?
Oder sind das zwei Paar Schuhe, dein Anticken und so ein Anticken?

Würd mich wirklich interessieren, wie genau es gemeint ist.
Denn ich könnt mir vorstellen, dass der ein oder andere Typ Pferd
davon nicht besonders begeistert ist, wenns nicht versteht, warum.
Eyreen
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Beitrag von Eyreen »

..also im Grunde genommen habe ich bisher die Gerte aus zwei Gründen verwendet. a) um mir die Aufmerksamkeit zurückzuholen wenn er gerade völlig abschweift, oder b) um etwas mehr Vorwärts zu erreichen od. gegebenfalls meine Hilfen zu unterstützen oder zu korrigieren (z.B. wenn er im SH mit der Kruppe nach innen ausweichen will, oder im Kruppe-Herein wenn der die Kruppe "hinaus"-nehmen will.. da wirkt ein ganz leichtes Antippen mit der Gerte für ihn, als ob ich seine Kruppe mit der Hand dorthin zurückschiebe, wo sie hingehört... auch wenn er im Seitengang zu träge wird und das Vorwärts fehlt, reicht ein leichtes Antippen um die Hinterhand wieder zum Anschub zu bringen)

Das Antippen erfolgt bei mir sehr sachte, wie gesagt habe ich eine ganz weiche Gerte mit einem etwas längeren und schlabbernden Lederbändchen am Ende (ca. 1 cm breit, eigentlich sind es jetzt zwei Bändchen da das erste verloren gegangen ist und ich das Ersatz-Stück doppelt durchgezogen habe ).. wenn ich die Gerte leicht aus dem Handgelenk touchiere, kommt hauptsächlich das Lederbändchen patschend an.. richtig Anlagen kann man eine Gerte ja recht schwer da man dazu mit der Hand sehr breit werden müsste, andernfalls liegt die Gerte ja eigentlich eher am Reiter-Oberschenkel als am Pferd an.. da meine Gerte aber sehr wippt, kann ich schon mit einer leichten Bewegung aus dem Handgelenk die Bändchen am Pferd antatschen lassen, und das reicht bei ihm meist auch aus.. ignoriert er die Hilfe, steigert sich die Intensität eben ein wenig und dann schwuppt die Gerte eben einmal etwas mehr - noch immer weit entfernt vom "Schlagen" bitte...

Darum versehe ich auch die "Anweisung" von Steffen recht logisch.. ein leichtes anschwuppen bzw. antippen um mir die Aufmerksamkeit zu holen, ihn Überraschen, und das gleich am Anfang wenn er noch pennt.. sodass ich mir gleich von Anfang an die Aufmerksamkeit geholt habe, und nicht erst wenn die Arbeit los geht. Möglicherweise funktioniert es, bisher habe ich mir seine Aufmerksamkeit am Beginn der Arbeit hauptsächlich durch "spannende" Arbeit im Schritt geholt - sprich SH, Travers, etc. Mittlerweile reicht das aber nicht mehr aus mir seine Aufmerksamkeit zu sichern... drum finde ich Steffens Vorschlag sehr gut :) Ich habe es ja auch so aufgefasst, dass ich ihn überraschend touchiere wenn er nicht aufmerksam ist, also nicht bei der Sache.. so träge vor sich hinpennt, nicht richtig in die Gänge kommt... ein paarmaliger Weckruf sozusagen :D
Zuletzt geändert von Eyreen am Mo, 08. Okt 2007 14:15, insgesamt 1-mal geändert.
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annette
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Beitrag von annette »

Hi Eyreen,
Eyreen hat geschrieben:Damit bin ich auch wirklich sehr weit gekommen, aber in den letzten 3 Wochen ging dann trotzdem nicht mehr viel.. er konnte sich irgendwie gar nicht mehr motivieren, und das obwohl wir so gute Fortschritte gemacht hatten und er endlich ins Laufen kam. Womöglich ist das der Punkt, er war endlich dabei, mal seine Hinterhand anzuwerfen und das war ihm zu anstrengend. :D
Sowas hatte ich auch schon. Ich dachte, jau, jetzt haben wir's. Jetzt geht das super. Und dann wollte ich noch ein bisschen mehr. Das hat er aber nicht gemacht. Dann bin ich richtig sauer geworden: wieso macht der blöde Bock das nicht, dann habe ich ihn gehauen. Dann hat die Reitstunde 75 Minuten gedauert. Am Ende waren Pferd und Reiter sauer und frustriert.

Jetzt ist das so mit meinem Pony: der ist schlau und lernt superschnell. Kompliment, spanischer Schritt, die Idee hat er in 2-3 Sitzungen.

Unsere Frustreitstunde hat der auch sofort verstanden: Ich tue alles, ich renne, ich strenge mich an, aber es nützt nichts, die haut mich und ich kann nichts machen. Ich will nicht mehr in die Halle, das ist blöd. Ich will nicht. In meinen Spanier ist anscheinend ziemlich viel sturer Esel reingezüchtet worden. Dann lief er gar nicht mehr in der Halle. Selbst zur Halle musste ich ihn fast tragen.

Dann haben wir zunächst nur noch "Kunststücke" in der Halle geübt: Kompliment, Hinlegen, spanischer Schritt, Verbeugen, Seitengänge an der Hand. Ganz viel Lob. Nach ein bis zwei Wochen ist er wieder zur Halle getrabt. "Ich will in die Halle, lass mich toll sein!" Dann bin ich wieder in der Halle geritten. Und jetzt geht das, jedenfalls einigermassen. :-) Manchmal habe ich ihn soweit, dass ich reite und merke, jetzt wird er ungeduldig, wann kommt das nächste, los, lass uns was machen. Ich will was für Dich tun. Das ist dann immer ein tolles Gefühl.

Mein Pony wird kein ausdrucksvoller Dressurpferd mit Piaffe und Passage, jedenfalls nicht mit mir. Aber ab und an ein bisschen schönes Gefühl beim Dressureiten kann man schon erreichen. Als nächstes möchte ich eine aktivere Hinterhand und mehr Muskeln am Hintern erreichen. Mal gucken, wie wir das schaffen. Und wenn nicht, ist das trotzdem ein tolles Geländepferd.

LG Annette
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Jen
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Beitrag von Jen »

ich muss mich da lilo anschliessen: ich finde das anticken ganz und gar nicht gut aufgebaut! Du wirst so total inkonsequent für das pferd und das pferd weiss gar nicht wofür es bestraft wird. Die Aufmerksamkeit ist dann keine Aufmerksamkeit mit positiver Grundstimmung, sondern Angst vor einem weiteren Tick aus heiterem Himmel. Damit kannst du bei gewissen Exemplaren extremen unwillen und unlust hervorrufen, bei sensiblen exemplaren gar bis zur totalverweigerung. Du solltest erst immer eine Hilfe geben, sei das ein verbales "pass auf" oder ein leichter(!) schenkeldruck eine Richtungsanweisung etc. wenn das Pferd DARAUF nicht reagiert, dann mit der Gerte anticken, aber nicht einfach grundlos aus dem Nichts! du musst für das Pferd eine verständliche Sprache aufbauen und diese Linie durchziehen nicht einfach mal was so und was so machen. Das versteht das Pferd nicht. also: erst signal für etwas, DANN erst bei nichtbefolgen die konsequenz und die immer situationsangepasst.
Liebe Grüesslis, Jen
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Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
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Beitrag von Eyreen »

@jen: aber läuft es nich ungefär auf das selbe raus? Also wenn ich den Hengst am langen Zügel warmreite, ist er richtig träge, zieht die Beine übern Sand, reagiert langsam und träge auf meine Hilfen.. wenn das Pferd also so vor sich hinlatscht, mit den Gedanken völlig im Schlaraffenland ist und sich gerade phlegmatisch darüber auslässt hier dahinzulatschen, holen ihn zwei kleine Antipper mit der Gerte ganz plötzlich aus seinen Gedanken.. eigentlich ist es ja schon eine Verweigerung seinerseits die Beine so langsam durch den Sand zu ziehen, oder denke ich da jetzt falsch? ..bisher habe ich die Gerte zum Antippen auch schon öfters am langen Zügel benötigt, wenn er auf den vortreibenden Schenkel nicht reagiert hat.. da hat er dann mal gnädigerweise reagiert.. aber er kennt das Prozeder einfach schon... zuerst die Hilfe, die nimmt er nur widerwillig entgegen, dann tippt die Gerte als zweite Aufforderung nochmal mit, dann macht er netterweise was ich verlange.. bis ungefär 20 Sekunden später dieser Effekt verpufft. Dann hat er sie nämlich wieder vergessen und sinniert wieder vor sich hin..

Also muss ich es irgendwie schaffen, mit seine Aufmerksamkeit für eine längere Dauer zu sichern, ohne dass er wieder in sein Delirium verfällt.. darum habe ich auch die Idee von Steffen für gut befunden, es wäre eine Möglichkeit ihn mal etwas aufzuschrecken... nicht dass ich jetzt einfach Aushole und voll draufpatsche, sondern einfach mal ohne großartigen Grund antippe und der Hengst dann auwacht nach dem Motto "huch? Hab ich was verpasst? Was wollte sie denn gerade dass ich es verpasst habe?" Somit wird er aufmerksam, weil er nicht nochmal verpassen will wenn ich eine Hilfe gebe... dabei hab ich keine gegeben.. aber er wird aufpassen... so habe ich es zumindest aufgefasst..

Ich erinnere mich, dass Westernreiter manchmal auch nach dem Prinzip arbeiten.. ich weiss nicht mehr, worums ging, aber es war nach dem selben Prinzip.. dem PFerd sozusagen in den Irrglauben schicken, er habe die Hilfe "überhört", sodass er plötzlich ganz prompt und aufmerksam ist, dabei hat man die ursprüngliche Hilfe gar nicht gegeben.. wenn mir blos einfallen würde, was es war.. es ging, glaube ich, um das erlernen des Sliding Stops...
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Beitrag von Steffen »

Eyreen hat das schon richtig verstanden. Es geht nicht um bestrafen, sondern darum vom Pferd grundsätzlich Aufmerksamkeit zu fordern. Grundlos bedeutet nicht im Zusammenhang mit einer Lektion, da es auch nicht mit einer konkreten Forderung / Hilfe / Lektion zu tun hat, sonderneinfach nur heißt, HALLO mein Freund, hier spielt die Musik. Auch sensible Pferde können dies sehr wohl erkennen und sind in der Lage zwischen Strafe und Aufmunterung zu unterscheiden.

Probier es einfach mal aus...
Viele Grüße
Steffen, Gavilan & Duende
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