In meinen Augen wird sehr deutlich, dass Karl ein System hat, dass schlicht und ergreifend praktisch "funktioniert". Was er in dem Gespräch zeigt, wird auch in den Unterrichtseinheiten deutlich (war das Gespräch eigentl. vorher? Ja, oder? *nochmalnachschauenmüsste, ob das irgendwo steht*)Isomer hat geschrieben:Welches Fazit denn???
raaahhhh rückt doch mal raus mit der Sprache und berichtet etwas mehr
lg isomer
Eine umfassende Ausbildung auch für "normale" Freizeitreiter mit den unterschiedlichsten Pferdetypen.
Hess hingegen bestätigt in so zieml. allen Punkten die Vorwürfe, die sich gegen die "klasssische Reitweise der FN"(?) finden lassen, aber dazu gleich mehr.
Folgende Sachen sind mir im Gespräch aufgefallen:
- Hess behauptet, für ihn sei der Rücken des Pferdes das Wichtigste (an anderer Stelle ist es dann wieder die HH, aber okay, hängt ja eh alles zusammen), gleichzeitig sieht er den Takt an erster Stelle der Skala an absolut der richtigen Stelle.
Meine Frage: Wenn ich ein Pferd habe, dass sehr untaktmäßig läuft, müsste ich es doch sehr lange ohne Rücken reiten bis denn dieser Takt mal hergestellt ist (zumal er nicht erklärt, wie er den Takt erreicht). Wie passt das zusammen?
- Weiterhin entschuldigt er die "Auswüchse" damit, dass viele prof. Ausbilder einfach nicht genügend Zeit hätten.
Da frage ich mich, ob man sie dann von FN-Seite (LPO) nicht vlt. dazu "zwingen" könnte, den Pferden mehr Zeit zu lassen (@Erhöhung des Mindestalters für Prüfungen)?
- ähnliches gilt, wenn er meint, es sei ein Unterschied, ob man wie Karl "just for fun" oder für den Wettbewerb ausbilden würde: Sollte man dann nicht versuchen die Wettbewerbssituation zu verbessern?
- Auch bezeichnet er das zu enge Reiten u. die Rollkur (vlt.?) als falschen Weg die Richtlinien zu interpretieren, in der praktischen Einheit kommentiert er aber genau diesen Weg mit Ausrufen wie "vom Feinsten".
- Nächster Punkt ist das Ablehnen der Arbeit im Halten. Seine Begründung, dass Pferd sei ein Lauftier u. käme ja nicht aus einer 3x4 m Box. Die Logik dieser Aussage suche ich noch

Gerade letzteres hat mich herzhaft lachen lassen: Wenn man nicht nur das Reiten, sondern auch das Pferd ganzheitlich betrachtet, so wird man feststellen, dass alle Teile des Pferdekörpers über Muskeln u. Bänder in Verbindung stehen.
Man kann also nicht separat ein bisschen den Hals, dann ein bisschen das linke u. schließlich ein bisschen das rechte Hinterbein "bearbeiten", sondern wenn ich mich auf einen Teil konzentriere hat das immer auch Auswirkungen auf die anderen Teile.
Man frage einen Ostephaten danach: Wir hatten neulich einen TA da, der sich auf Osteophatie spezialisiert hat u. der verordnet als "Hausaufgabe" mit Vorliebe Halsabbiegeübungen (nicht unter dem Sattel, sondern vom Boden aus)!
- Weiterhin stellt er dar, dass für ihn die ersten drei Punkte der Ausbildungsskala die wichtigsten seien. Was mich besonders stört, dass er u. a. das Geraderichten sehr weit entfernt sieht.
Auch hier muss ich mich fragen: Ist das so wirkl. das Beste für das Pferd? Wie sieht es aus mit gesundheitl. Folgeschäden durch die natürl. Schiefe (mag sein, dass die modernen Warmblüter durch die gute Zucht nicht mehr so schief sind, das weiß ich nicht, aber auch das kann man wohl nicht auf Durchschnittsfreizeitreiterpferde übertragen)?
Zu den Unterrichtseinheiten:
Wer hätte das gedacht, Hess bringt eine hervorragende Reiterin auf einem Superpferd (natürl. Warmblut) mit. Das war sooo vorhersehbar, aber okay.
Grundsätzlich fand ich die Einheit nicht schlecht, auf mich hat das Pferd jedenfalls keinen gestressten Eindruck gemacht, das würde ich wirkl. nicht sagen. Auch Karls Kritik an der ständig treibenden Reiterin fand ich etwas übertrieben. Finde, sie ist eigentl. sehr fein geritten.
Nun aber zu der Negativkritik:

1. Es war kein Unterricht, sondern eine Demoeinheit.
2. Das Pferd ging permanent hinter der Senkrechten.
3. Es war für mich kein nachvollziehbarer Aufbau der Reiteinheit, sondern ein Abrufen von Lektionen. Einmal wird SH gezeigt, dafür zig mal eine Traversale durch die Diagonale. Gymnastizierung durch Seitengänge findet nicht statt, die schönen Gänge werden als Voraussetzung für selbige genannt. Wie ich diese erreiche, mit einem Pferd, das sie nicht von Natur aus mitbringt, bleibt ein Geheimnis.
4. Einige Aussagen fand ich recht lustig bis seltsam:
- z. B. springt das Pferd recht kurze Fliegende Wechsel, wonach er meint, dass es für diese wohl kein sonderliches Talent hat. In meinen Augen hat das Pferd mit seiner tollen Galoppade aber die besten Voraussetzungen, kann nur nicht so frei nach vorne springen, weil es viel zu eng eingestellt ist. Aber mangelndes Talent wird ja immer gerne als Entschuldigung herangezogen.
- Er sagt, man solle die Gerte nicht immer nehmen, sondern nur, wenn man sagt, jetzt will ich in der Ausbildungsskala einen Schritt weitergehen. Bestimmt blöd ausgedrückt, aber ich fand es sehr amüsant

- Dann betont er, wie wichtig es ist den klaren Dreitakt in der Galopppirouette beizubehalten! Ich dachte, es sei mittlerweile unstrittig, dass dies in einer GP unmöglich ist. Warum diese unrealistische Forderung weiter formuliert wird u. das nicht von einem kleinen Amateurreitlehrer (nicht falsch verstehen) in Kleinkleckersdorf, sondern vom Ausbildungsleiter (oder wie er sich schimpft) der FN, ist doch sehr bemerkenswert.
Tja, und mit der Aussage, dass es okay sei, im Training hdS zu reiten u. DIESE Reiterin ja auch mit Sicherheit wüsste, wie sie das Pferd für eine Prüfung wieder hochholen könne (ja, wie denn?

Seine Kritik an PKs Unterrichtseinheit war lächerlich. Das Pferd ist ein Springpferd? Mit seinen Hafibeinchen? Sorry, Moses wirkt auf mich als eine tolle Pferdepersönlichkeit, aber ein typisches Springpferd sieht doch irgendwie anders aus (aber okay, davon habe ich auch keine Ahnung).
Und er meint, das Pferd sei die ganze Zeit(!), das sagt er wörtl. über dem Zügel gegangen.
Das Pferd ging aber sehr schön durch´s Genick, nur in der Piaffe wurde er deutlich höher eingestellt, wobei das absolut berechtig war, wenn man ihn sich mal genau angesehen hat: Schon mit hoher Kopf-/Halsposition piaffierte er mit rückständiger Vorhand, das würde man durch ein tieferes Einstellen nur verstärken.
Daher erschien mir das wie eine "Trotzreaktion": Er hat bei mir gesagt, das Pferd geht hdS, jetzt sage ich halt, das Pferd geht über dem Zügel!

Insgesamt hat mir der Unterricht von PK gut gefallen: Er hat sich getraut mit einem wirkl. nicht vorteilhaft gebautem Pferd zu kommen mit einer einfühlsamen und guten, aber nicht perfekten Reiterin. Es wurden unterschiedlichste Bewegungsabläufe gezeigt: SH, Travers, Renvers, auf dem Zirkel u. auf der Geraden u. sogar Pliégalopp.
Ich hätte mir am Anfang noch die Dehnungshaltung deutlicher gewünscht, später hat er sie dann schöner gezeigt.
Zum Unterricht der unbekannten Reiter braucht man nicht viel sagen: Hess lässt die Reiterin mit ihrem Pferd nur auf der Schokoladenseite auf dem Zirkel traben u. galoppieren. Man bekommt leider kaum was über den Background der Reiterinnen u. Pferde mit, aber anscheinend hat sie Probleme damit, dass das Pferd sich auf den Zügel legt.
Hess fordert sie zum vermehrten Treiben auf, lässt sie Übergänge Trab/Galopp reiten. Das Pferd wird immer eiliger, sie hält gegen, das Pferd wehrt sich, Hess verlangt von ihr die Hand wegzunehmen, usw.
Der typische Teufelskreis. Ich hatte den Eindruck, dass das nicht mehr lange gut gegangen wäre, aber zum Glück war die Einheit dann schon zu Ende.
Karl bekommt einen Hengst vorgestellt, der mit super engem Nasen- + Sperrriemen geritten wird. Das Pferd knirrscht mit den Zähnen.
Er lässt die Reiterin absitzen, entfernt den Sperrriemen (das hat so gut das zu sehen) u. lockert den Nasenriemen (so einen mit Umlenkstelle).
Dann erklärt er dem Pferd erst vom Boden, dann im Sattel die Reiterhände. So weit ich das hören konnte, hat das Pferd dabei kein einziges Mal mehr geknirrscht u. das ist Aussage genug.
Wie schon oft festgestellt: Die Pferde sagen einem eigentl., was gut ist und was nicht, wenn man sie denn lässt

Ich bin aber auch sehr auf andere Meinungen gespannt, da ich ja eben nicht unparteiisch bin (aber wer ist das schon), aber vlt. ist mir aufgrunddessen ja auch einiges entgangen.
Liebe Grüße,
Janina
PS.: Sorry, dass es so lang geworden ist

Ich wollte nur noch schnell anfügen, dass ich eigentl. nicht grundsätzlich negativ Hess gegenüber eingestellt war. Habe nach einigen Kritiken von den "Besser Reiten"-Seminaren eigentl. gedacht, dass er ganz vernünftig sei, aber da bin ich eines besseren belehrt worden...
Und auch hier wieder die Frage: Was sagt das über die FN als Organisation aus, wenn so jemand als Ausbildungsleiter agiert?