Schenkel ohne Hand - Hand ohne Schenkel, oder wie?

Rund um die klassische Reitkunst

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kiki
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Beitrag von kiki »

Da muß ich Jen rechtgeben, denn wie ich oben schon geschrieben habe stammt der atmende/sanft anliegende Schenkel zum biegen um das Bein ja aus der Reitlehre von BB, da meine Freundin noch direkt bei ihm Unterricht hatte und sie jetzt regelmäßig bei Fr. Staudinger ( die ja diese Reitlehre weiter vermittelt ) und ich auch schon bei ihr Unterricht hatte keine ich das nur verneinen.
Also kann es garnicht sein, daß er das abgestreckte Bein generell vermitteln wollte.
Zuletzt geändert von kiki am Do, 18. Okt 2007 17:53, insgesamt 1-mal geändert.
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Ghamali
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Beitrag von Ghamali »

Ich misch mich dann auch mal kurz mit ein.

Bei Racinet wird tatsächlich ganz ohne Bein geritten, also der Schenkel ist mitnichten atmend am Pferd, sondern gänzlich weg, Knie auf, Unterschenkel weg vom Pferd.

Die Schenkelhilfe wird dann nur akzentuiert entweder mit den Hacken oder den Schenkeln gegeben.
"Reiten ist eine am Lebewesen angewandte Kunst." JCR
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Steffen
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Beitrag von Steffen »

Ich will jetzt keine BB Diskussion entfachen, zumal ich ihn auch nur aus seiner ersten Phase in Deutschland kenne. Aus dieser Zeit war es mir jedenfalls sehr deutlich in Erinnerung.

Nach meinem Verständnis ist es jedoch zumindest so, dass man auf der Grundlage der Erkenntnisse des Herrn de la Guerniere insbesondere den Dressursitz geändert hat. Dabei liegt das Bein atmend am Pferdekörper und man wirkt eben nicht vorwiegend über die Hacke (den Sporn) sondern über Oberschenkel und Wade. Ein vorgestrecktes Bein macht ein mitschwingen der Hüfte fast unmöglich. Das ist jedoch bei einem schwungvoll gehenden Pferd absolut unerlässlich.
Es mag sein, dass es auch heute noch Anhänger einer anderen Hilfengebung gibt. Bei bestimmten Pferderassen, die wenig oder gar keinen Schwung entwickeln (z.B. sog. Gangpferde), ist dies wohl auch nicht relevant. Ich persönlich halte aber den modernen Dressursitz für eine Ausbildung eines Dressurpferdes im klassischen Sinne für wesentlich geeigneter. Nicht ganz ohne Grund hat Herr de la Guerniere die Reitkunst auf entscheidende Weise beeinflusst (verändert). Aber das muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden.

Allerdings muss man sich wohl für eine Art der Hilfengebung entscheiden, weil sich aus der Wahl des Sitzes erhbliche Konsequenzen für die Wirksamkeit der übrigen Hilfen ergeben. Eine Vermischung von verschiedenen Ansätzen kann kaum zu einem befriedigenden Ausbildungsergebnis führen, es sei denn man fühlt sich berufen, eine eigene neue Reitweise zu entwickeln.
Viele Grüße
Steffen, Gavilan & Duende
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kiki
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Beitrag von kiki »

So habe schon 2x meinen Text verloren, sch... Rechner. Deshalb nur kurz:

So nur noch eins zu diesem Thema meinst du diesen Sitz?Wo keine abgestreckten Beine zu erkennen sind.


Oder diesen wo er die Beine abstreckt.

Wie du siehst reitet er nicht immer so. Habe leider nur die 2 Bilder gefunden, habe aber schon mehrere gesehen, wo er nicht mit abgestreckten Beinen reitet.
Also kann man auch sagen, dass er nicht grundsätzlich immer nur mit abgestreckten Beinen reitet.
Vielleicht PR oder es sieht auf dem Cover eines Buches besonders gut aus, oder es ist entstanden, wie Jen schon schrieb nach der Ausbildung des Pferdes nach Pluvinel.
Zuletzt geändert von kiki am Fr, 19. Okt 2007 08:49, insgesamt 1-mal geändert.
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Jen
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Beitrag von Jen »

Steffen hat geschrieben:Ich will jetzt keine BB Diskussion entfachen, zumal ich ihn auch nur aus seiner ersten Phase in Deutschland kenne. Aus dieser Zeit war es mir jedenfalls sehr deutlich in Erinnerung.
Ich meine mich aber zu erinnern, dass du gar nie bei ihm Unterricht hattest, sondern nur bei einer Schülerin und das wohl nicht sehr erfolgreich, ihn selber aber nur einmal bei einer Show gesehen hast. Wäre für mich jetzt nicht so eine gute Grundlage, über einen Ausbilder zu urteilen.
Liebe Grüesslis, Jen
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Jen
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Beitrag von Jen »

Zum Sitz: wie erwähnt, er streckt das Bein nicht "einfach ab". sondern es geht darum, die Hilfen nur soweit vom Pferd zu entfernen, wie es dies möglich ist. Bei manchen Pferden muss man näher dran bleiben, bei manchen Pferden kann man das Pferd stärker auf "Freiheit in ehrenwort" entlassen. Den Grad hängt sowohl von der Ausbildung als auch vom Typ des Pferdes ab. BB sagt selber immer - und das kann man auch bei vielen seiner Schüler beobachten - ihm ist ein "schöner" Sitz nicht wichtig. Die oberste Priorität ist "durch den Sitz hindurch" spüren und analysieren können, was geschieht und dann als zweites kommt dann die Einwirkung. Solange man aber nicht "spürt" solange wird man immer falsch im Timing sein. Dann kommt auch die Feinkoordination, die Körperbeherrschung. Man kann noch so optisch perfekt gerade auf dem Pferd sitzen, solange man seinen Körper nicht unabhängig und präzise steuern kann, solange wird man undeutlich für das Pferd sein. Wie man das erreicht: durch Instrument (Schlagzeug, klavier), eine Kampfkunst, Yoga, Fechten, etc. kommt schlussendlich nicht so darauf an, denn es geht um grundlegende Fähigkeiten des Körpers.

Deswegen bin ich zb. auch schlussendlich zur Alexander Technik gekommen. Weil ich gemerkt habe, dass diese fehlende Fähigkeit meinen Körper präzise zu beherrschen aus einer grundlegenden Festigkeit resultiert und ich jetzt an meinem Körper, unabhängig vom Pferd, arbeiten muss, um es dann später auf's Pferd mitnehmen zu können. Ich kann nicht den ganzen Tag krumm am PC sitzen und dann das Gefühl haben, jetzt 30-50min auf dem Pferd perfekt gerade, locker mitschwingend, die exakte Mischung zwischen Entspannung und Spannung halten etc. Das geht einfach nicht.
Liebe Grüesslis, Jen
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Beitrag von Katinkapferd »

Vielen Dank für Eure Erklärungen, die mir zumindest die Theorie schonmal erhellen. Bis wir - als durchschnittlich begabtes Pferd-Reiterpaar "auf Umschulung" - in der Praxis so weit sind, das alles umzusetzen wird es wohl noch eine Weile dauern :? . Für's Erste werde ich mich daher an die Interpretation "nicht gleichzeitig Signale zum Anhalten geben und vorwärts treiben", die ganz am Anfang genannt wurde, halten. Das scheint mir in unserem derzeitigem Stadium am ehesten umsetzbar. Freue mich aber natürlich auch über weitere Anregungen und Euren Austausch! Anneke
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