Für mich war das - ich hab mal nachgerechnet - der inzwischen siebte Kurs bei Dr. Dörr in den vergangenen drei Jahren.
Dabei liegt meine erste Reitstunde bei ihm noch viel länger zurück. Das war vor vielen Jahren in FFB auf seinem Carino. Die Stunde war von A bis Z ausschließlich und nur blamabel.

Und Dr. Dörr blieb von der ersten bis zur letzten Minute nur freundlich und gab sein Bestes, um mir etwas mitzugeben. Am Schluss nahm er den Hengst noch an die Hand und ließ mich eine Piaffe erfühlen.

Dann bin ich abgesessen, er schaute mich an: "Ja, es ist ein langer Weg." Das weiß ich noch wie heute. Die Stunde hat gereicht, um mich "anzufixen", auch wenn es noch ein paar Jahre gedauert hat bis zum ersten Kurs.
Die Stunde fing übrigens damals wie heute an mit dem Satz "Bieten Sie dem Pferd die Hand an..." So ein schönes Bild. Ich freue mich jedesmal wieder daran.
Mein Pferdchen ist der schon erwähnte Isländer, ein Fünfgänger mit einer stark schiebenden Hinterhand und viel Passveranlagung. Mit ihm ist (zumindest mit mir im Sattel) zum Beispiel ein Trab-Sh schon ein hoch gestecktes Ziel, selbst wenn man noch lange nicht an die Qualität der Lektion denkt. Ein Pferd, mit dem man kleine Brötchen bäckt. Die (mit diesem kleinen großen Goldschatz) ungeheuer viel Spaß machen.
Dass Fáni trotz seiner Handicaps immer so motiviert dabei ist, das liegt sicher in der Arbeit von Dr. Dörr begründet, der zu jedem Zeitpunkt auf die Losgelassenheit des Pferdes schaut. Ohne Losgelassenheit geht bei keinem Pferd was. Aber bei meinem noch viel weniger, weil er sich ganz schnell in den Tölt oder in Taktunreinheiten "entzieht", sobald irgendwo Unsicherheit oder ein Hauch zuviel Spannung auftritt. So gut wie bei diesem Kurs war es aber noch nie, was mich riesig freut. Nur ein-, zweimal hat er eine Trabvolte nicht durchgehalten.
Zur Motivation und Mitarbeit des Pferdes trägt außerdem viel Loben bei, wozu Dr. Dörr seine Schüler anhält. Der Satz, den man in seinem Unterricht am allermeisten hört: "Loben Sie das Pferd!" Man lobt und das Ponylein strahlt und wächst - manchmal über sich hinaus.
Und was genauso schön ist: Auch der zweibeinige Schüler wird viel gelobt, und nicht erst dann, wenn eine Lektion perfekt sitzt, sondern bei jedem kleinen Fortschritt. Also, MIR geht's da wie meinem Pony - mir tut das ungeheuer gut.
Die Abwesenheit von Druck ist noch etwas, was den Unterricht so wohltuend macht. Nichts MUSS, vieles bis alles KANN sich entwickeln. Ich habe das jetzt zweimal bei Pferden gesehen, die ängstlich, panisch, traumatisiert waren und die sich in dieser Atmosphäre ohne jeden Zwang haben fallen lassen können und dann zunehmend entspannt mit ihrer Reiterin mitgearbeitet haben und aus sich heraus viel geleistet haben.
Fáni ist - durch seine Gangveranlagung - auch so ein Kandidat. Sobald Druck da ist, ist an Traben nicht mehr zu denken. Deswegen fragt Dr. Dörr Schwieriges in verschiedenen Übungszusammenhängen an (zB erst Trabvolte und dann für ein paar Tritte leichte Sh-Stellung verlangen oder Zirkel im Trab verkleinern und Sh-artig vergrößern), aber besteht nicht darauf.
Aber: "Denken Sie nicht, dass der Dörr nichts verlangt". Das hat er vor einem Jahr einer Reiterin gesagt, der es nicht schnell genug anspruchsvoll genug wurde. "Der Dörr verlangt sehr wohl was." Aber erst, wenn es für das Pferd passt, erst wenn die Basis vorhanden ist.
Beide Aspekte finde ich für mich persönlich beruhigend und wichtig und bin sehr froh, dass ich in Dr. Dörr einen Lehrer gefunden habe, der mir ehrlich Antwort gibt (auch wenn die nicht so ausfällt, wie ich es gerne hätte) und dem ich vertrauen kann. Zu wissen, das Pferd wird nicht überfordert, die Basis stimmt, Orientierung zu haben (was geht, was geht nicht?) und zu wissen, der RL bringt mich und das Pferd mit alledem an unsere jeweilige Grenze (aber nicht drüber). Nur da geht's ja weiter.
Seit dem letzten Kurs im Sommer hatte ich mit Fáni vor allem Kraft aufgebaut, an Kondition und Konstitution gearbeitet. Viele Seitengänge im Schritt, Übergänge ohne Ende (völlig logisch nach der physikalischen Erklärung, warum Übergänge Mukkis machen), richtig Angaloppieren üben (mit und ohne vorbereitende Lektionen vorweg), Antraben aus dem Stand bzw Rückwärtsrichten waren die Schwerpunkte. Außerdem viele lange Geländeritte mit langen, ruhigen Galoppstrecken. Zum ersten Mal, seit der Bub bei mir ist, hatte ich seit August eine Halle zur Verfügung. Das einigermaßen konsequente Training hat sich ausgezahlt, das war beim Kurs ganz deutlich zu spüren. Ich bin mehr zum Reiten gekommen, war selbst auch ein ganzes Stück entspannter und das Pony hatte mehr von mir als sonst, wo ich vor lauter Stress auch schon mal völlig neben mir stand.
Auf der Grundlage haben wir viel wiederholt, verbessert, ein paar neue Übungsreihen angetestet bzw geritten. Wie gesagt, kleine Brötchen, aber mit leckeren Rosinen drin.
Fáni schaffte die vermutlich ersten 15 Meter-Galoppzirkel seines Lebens mit Reiter (die Halle hatte 15x30m). Das Angaloppieren nach einigen Trabvolten aus einer Kehrtvolte muss ich üben - da bin ich in der Hektik und vor lauter Zweifel (Wird er angaloppieren?) noch arg nach vorne gefallen. Für die deutlich verbesserte "Trefferquote" im Galopp (deutlcih mehr als 9 von 10mal richtig) gab's ein Lob.
Im Trab Zirkel verkleinern und Sh-artig vergrößern, das war neu, wenn auch logisch, um dem Pony ein paar wenige Tritte mit vermehrter Belastung schmackhaft zu machen. Das Pony kann oder könnte es, wenn die Bedieneinheit nicht gar so schief drauf sitzen würde. Antraben aus dem Rückwärtsrichten, das gelang ein paarmal für mein Gefühl schön weich.
Für die Schrittarbeit hat Dr. Dörr flugs einen steilen Berg in die Reithalle gezaubert.

Ich hatte nämlich erzählt, wie schön Fánis Schritt nach langem Klettern am steilen Hang ist. Schwuppdiwupp, war mein Berg da... An der langen Seite aus der Volte heraus Travers, durch die beiden Ecken der kurzen Seite traversieren, dann auf die Diagonale gehen - und großen Schritt verlangen. Und da war er, der große Schritt. Und eine strahlende Eva im Sattel.
Das macht so viel Spaß, zu überlegen und zu verstehen, was man warum macht, um was mit und beim Pferd zu erreichen. Welche Übungsreihe könnte ich mir ausdenken, um dem Pferd begreiflich und leicht zu machen, was ich von ihm will? Das Ganze immer auf der Basis von Anatomie, Physiologie und Physik bezogen auf Pferd UND Mensch.
Das sind mitunter Kleinigkeiten, die aber viel bewirken oder verhindern - zB sich klarzumachen, dass das Pferd in der Wendung innen kürzer und außen länger wird, das macht sofort verständlich, dass der äußere Zügel in der Wendung nachgeben muss. Mindestens so viel wie der innere kürzer wird. Das steht auch in den Richtlinien. Aber die logische Erklärung (und viele andere) habe ich so klar und eindeutig von Dr. Dörr zum ersten Mal gehört.
Eine Beobachtung von Stallkolleginnen, die an einem Nachmittag zum Zuschauen da waren, möchte ich nicht vorenthalten. Die drei Reiterinnen waren fast erstaunt, dass jeder Reiter mit genau gleicher Aufmerksamkeit, Konzentration und Hingabe unterrichtet wurde. Egal, ob Anfänger oder weit fortgeschritten. Egal, ob begabtes oder unbegabtes Pferd. Für mich ist das selbstverständlich. Für sie war es das offensichtlich nicht.
Jetzt schau ich mal nach Bildern...
Gruß,
Eva