Mehr Impulsion gesucht!

Rund um die klassische Reitkunst

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orest
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Mehr Impulsion gesucht!

Beitrag von orest »

Hallo,

mein Pferd ist von Natur aus von eher ruhigerem Temperament und ziemlich schlau (Pony). Ist er mal etwas 'aufgekratzt' ist er ideal zu reiten :D

Wir haben ein kleines Problem damit, dass es im Allgemeinen an der Impulsion mangelt.
D.h. er läuft gerne langsamer als er soll und reagiert häufig verzögert auf treibende Hilfen. Die Bremse funktioniert dafür promt und aus jeder Lebenslage.
Ich gebe zu, ich lasse mich leicht zum 'Dauertreiben' verleiten. Besonders ungünstig ist, dass wir zu Beginn jedes Ritts durchs Ort müssen. Er weiss genau, dass ich unter Beobachtung von 'Pferdelaien' nicht gerne deutlich werde....

Sitze ich auf einem Pferd, das 'von alleine' vorwärts geht, treibe ich auch nicht dauernd und habe ein verhältnismäßig ruhiges Bein.
Das hätte ich auch gerne bei meinem!

Das Grundprinzip ist klar, Bein ohne Hand... Aber an den Details... Was z.B., wenn auf Schenkel prinzipiell schon eine Vorwärtsreaktion kommt, aber alles in allem halbherzig? Wenn er wenig oder sehr verzögert auf Schenkelhilfen reagiert und ich die Gerte einsetze, nunja, auch wenn ich SEHR nachdrücklich werde, reagiert er oft verhalten und geht trotzdem nur 'halb' vorwärts... Es ist wahrscheinlich falsch, diese 'halben Sachen' durchgehen zu lassen....

Hat jemand Tipps? Oder ist ein Leidensgenosse ;-).... Ich habe regelmäßig Unterricht, meist allerdings nicht auf meinem eigenen. Das Schulpferd z.B. reagiert sehr gut auf eine einmalige Aktion mit der Gerte, wenn aufs Bein nicht reagiert wurde und das reicht dann auch für den Rest der Stunde...

Gesund ist das Pony, wenn er will, kann er wunderbar laufen. Genug Kondition hat er auch. Er nutzt allerdings meine Fehler wohl absolut gnadenlos aus...

Gruß Tina
Thisbe
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Beitrag von Thisbe »

Ich selbst kann Dir auch nicht weiterhelfen, aber hier ging es auch schon mal um die Impulsion. Vielleicht findest Du da schon was?
In der Seele des Pferdes findest du Saiten, die lange in dir nachklingen.
(Gunnar Arnarson)
orest
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Beitrag von orest »

Hallo,

danke, den Thread hatte ich auch gefunden. Ich hoffe auf noch ein paar detailliertere Tipps...

Ein Problem erkenne ich gerade, dass ich beim Einsatz der Gerte auch den Schenkeleinsatz verstärkt habe!

Das werde ich mal anders probieren.

Ergänzen muss man, dass sowohl Pferd als auch ich 'schlecht- englisch' in die Reitkarriere gestartet sind, nach dem Motto hinten treiben, vorne halten. Das Pferd wurde früher vom damaligen RL systematisch abgestumpft mit Sporeneinsatz bei jedem Schritt... Auch bei mir sitzen entsprechende Unarten noch tief....

Und... angenommen, man hat die Bein ohne Hand Lektion erfolgreich absolviert.... Mein Pferd neigt leider dazu, jegliche Zügelhilfe (d.h. alles andere als an der Schnalle angefasste Zügel) grundsätzlich als Bremse aufzufassen.... Tja, und da fällt man dann leider ganz schnell ins Alter Muster. Man versucht die Haltung zu beeinflussen, Pferd wird langsamer, mal treibt wieder ständig *argggh*

Gruß Tina
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Janina
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Beitrag von Janina »

*g* Das klingt, als würdest du uns beschreiben.
Am Anfang ging meiner auch sehr gut vorwärts bis wir dann hier bei den verschiedensten RL das "übliche" vorne-halten-hinten-treiben vermittelt bekamen. Mit der Zeit stellte sich das ein, was du beschreibst.
Und wirkl. gelöst habe ich das Problem bisher nicht.
Es ist bei uns so, dass ich ihn zu Hause innerhalb einer Reiteinheit ganz gut vorwärts bekomme u. er dann auch feiner am Schenkel ist. Dabei halte ich ebenfalls mit dem Zügel im Moment des Treibens kaum Kontakt, weil ich andernfalls nicht die gewünschte Reaktion bekomme.
Bei PK in den Kursen hat das so auch immer ganz gut geklappt.
Wenn ich jetzt bei anderen RL bin, die mich auffordern, mehr Kontakt mit den Zügeln zu halten, "säuft" er mir im Laufe der Stunde immer mehr ab.... :roll: (mit Zügel gegenhalten u. mit Gerte treiben funktioniert so gut wie gar nicht, weil er sich dann wehrt u. ich den Sinn auch nicht so ganz einsehe)
Also, zu Hause ist es okay, wobei ich halt jedes Mal wieder von vorne anfange u. es nicht "ein für allemal" geklärt ist, aber damit kann ich leben.
Außerdem glaube ich bei seinen 21/22 Jahren auch nicht mehr daran, dass ich das noch grundlegend ändern kann :wink:

Drücke dir trotzdem die Daumen, dass du es schaffst,
liebe Grüße,
Janina
Muriel
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Beitrag von Muriel »

Wie wird das Pferd denn gehalten? kann er sich wirklich ausschlafen?

das mit dem Zügel anfassen und absterben kenne ich in anderer Form auch.
wir haben reitstunden lang nichts anderes geübt als:
- Schritt am langen Zügel vorwärts ohne Dauertreiben (wobei das Problem eher bei mir lag als am zu faulen pony)

- zügel anfassen, millimeterweise aufnehmen Bewegungsqualität erhalten. ging die BQ verloren, Zügel wieder verlängern, guten schritt wieder herstellen.
wichtige Erkenntnis dabei war für mich, daß ich in dem Augenblick wo ich beginne mich auf die Zügel zu konzentrieren, ich das mitgehen eingestellt habe und ihn über den "angehaltenen" Sitz wirklcih ausgebremst habe.
also hier: Bewusstseinsschulung - was tue ich, was will ich? und was tue ich, was ich nicht will?

- dann immer wieder Zügel aufnehmen bis hin zu Anlehnung, Zügel wieder länger werden lassen ohne den Takt zu verlieren. Alles im Schritt.

Mirkos Lieblingsübung war auch das anhalten. Irgendwann hab ich dann mal einfach deutlich "nein" gesagt (mit der Gerte), weil er es einfach überinterpretiert hat.
war ok, und danach ging es besser.

Reaktion auf Bein verbessern - bein begleitend anlegen, kein Dauerdruck.
Druck erhöhen, bei ausbleibender Reaktion Einsazt der Gerte (Pferd darf auch in Trab fallen, dann aber wieder durchparieren und wieder Beinhilfe).

so eine gute Ansprache am Bein erarbeiten.
Wenn die Richtung nicht stimmt, nützt auch Galoppieren nichts.
wenn der Galopp aber besonders schön ist, ist die Richtung auch egal.
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Hei,
probierst Du die Gerte auch mal an der Schulter aus? Ein anderer Ort bringt manchmal auch eine andere Reaktion. Vor allem kannst du Deine Handhaltung weitgehend beibehalten, wenn Du an der Schulter treibst, und machst nicht automatisch einen ungewollten Zupfer nach hinten beim Gerteneinsatz. Du kannst nur aus dem Handgelenk die Gerte an die Schulter klopfen lassen. Kannst ja die Bewegung im Stehen erst mal "trocken" üben und dann sehen, ob und wie das beim Reiten funzt.

Machst Du Bodenarbeit? Wenn ja, wie funktioniert das? Wenn er begriffen hat, daß "arbeiten" = "zügig von selbst laufen" heißt, wird es vielleicht auch beim Reiten besser.

Und noch was:
Wenn Du dann energisch das Vorwärts einfordert und er auch zugeht, lobst Du selbstverständlich. Aber auch aufpassen, daß Du dann weder in die Zügel greifst noch mit dem Sitz umkippst, um da nicht wieder ein bremsendes Element einzubringen. Auch antragen würde ich belohnen oder sogar mal einen Vorwärtssprung - ganz egal, hauptsache der Motor läuft.

Gibts denn keine Möglichkeit, auch mit dem Ponnerle mal Unterricht zu nehmen? Vielleicht sieht ein neutraler Beobachter von unten noch andere Dinge?

Alles Gute beim ständigen Bemühen (jeder von uns hat schließlich seine Baustellen :wink: ),
viele Grüsse
ottilie
Es grüsst ottilie
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Esprit05

Beitrag von Esprit05 »

Ich schließe mich mal mit einer Frage an, weil ich das gleiche Problem habe:

Wie kann ich mein Pferd wieder auf die Gerte sensibilisieren? Ich möchte ja nicht immer stärker damit werden.
Er reagiert zwar drauf, aber nicht wirklich "impulsiv".
Es fällt mir auch schwer, den richtigen Zeitpunkt zum Einsetzen zu finden. Da passiert auch mal, dass die Wirkung verpufft oder das Pferd sich verhält :(
Am Boden ist es übrigens dasselbe. Um eine Reaktion (z.B. vortreten) zu bekommen, reicht leider kein Anticken. "Nerven" funktioniert auch nicht, aber ich möchte auch nicht andauernd den Druck erhöhen (weil der schon recht hoch werden muss)...
*Eisprinzessin*
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Beitrag von *Eisprinzessin* »

der trick könnte sein, beim schenkel oder gerteneinsatz mal wirklich konsequent zu sein. konsequent in dem sinne, dass man erst eine feine hilfe gibt und dann die hilfe mit aufmunternder fast quitschiger stimme und gerte nervig steigert, wenn ihr nicht nachgekommen wird, bis eine angemessene reaktion kommt. dabei solllte ab einer bestimmten hilfen/gerten/stimmen-intensität nicht mehr gesteigert werden, sondern nur noch auf der persönlichen "intensitäts-maximums-stufe", die nicht auf dem absoluten maximum sein sollte (also nicht bolzen/schlagen/kreischen was geht), verblieben werden, bis dann eine reaktion kommt. das absolut wichtige dabei ist, dass das nerven sofort von 100 auf 0 fällt, sobalt die gewünschte reaktion kommt oder auch nur ein ansatz davon. das pferd soll begreifen, dass das unangenehme nervige aufhört, sobalt es richtig reagiert. nach und nach wird man so hoffentlich die hilfen immer weniger steigern müssen, bis man bei einer normalen hilfe angekommen ist. ich hoffe, dass ich das verständlich rübergebracht habe.

ansonsten gibt es ja noch ein paar motivationssachen, die pferde flotter machen, wie kurze knackige ausritte (flotte strecken traben und galoppieren, dazwischen immer mal wieder schritt und wieder los, unerwartet mal vom weg ab und wieder zurück, nen hügel hoch/runter, um nen baum rum, einfach mal unberechenbar sein und alles zack zack machen), freispringen/stangenarbeit oder spielen in der freiheitsdressur.
viel geht auch über die eigene einstellung. seid selber etwas aufgeweckter, hektischer, fordernder! :D
orest
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Beitrag von orest »

Hallo,

danke für eure Tipps!

Das Pferd wird mit 4 weiteren im Offenstall gehalten, Platz und Liegefläche ist genug da. Von den Spuren am Fell zu urteilen, schläft er jede Nacht. Ich sehe ihn relativ selten liegen, da ich die Pferde auch füttere und sie sich schon aufs Futter freuen, wenn sie mein Auto hören- und natürlich dann aufstehen.
Er ist eher relaxt und schläft z.B. auf Wanderritten in jedem fremden Stall solange irgendwelche Artgenossen in der Nähe sind.
Stress oder Unfrieden in der Herde gibt es nicht, er hat eine mittlere Rangposition.

Es ist ja nicht so, dass er generell nicht vorwärts geht. Er hat zuwenig Impulsion, nicht unbedingt zu wenig Vorwärtsgang. Wenn er gerade 'Lust' hat, kann er auch sehr flott. Ob frei oder unter dem Reiter.

Ich mache auch Bodenarbeit, da haben wir das Problem in ähnlicher Weise. Am Boden bin ich aber 'unverdorben' und kann besser differenzierte Hilfen geben, also reagiert er dort auch besser. Die Tendenzen sind aber die gleichen. Die kleinste (versehentliche) Körpersprachliche Äußerung, die bremst, und schon steht das Pony, egal aus welcher Gangart...

Ich habe auch mit meinem eigenen Unterricht, aber leider nicht so häufig. Ich reite etwa alle 14 Tage eine Einzelstunde. Die RL (P.Karl- Schülerin) ist etwa 30 km weit weg. Ich habe keinen Hänger. Also reite ich normalerweise eines der Pferde der RL. Immer wenn sich die Gelegenheit ergibt, bringe ich meinen, reite z.B. hin oder nehme natürlich ihn zu Kursen der RL. Wenn sich die RL draufsetzt, gehen die Ponyohren einmal nach hinten, dann wird das Kerlchen aufmerksam und reagiert sehr fein... Tja, der weiss genau wer draufsitzt!
Die RL hat mir natürlich die Grundidee mit der Impulsion erläutert und korrigiert mich entsprechend. Hier im Forum suche ich einfach ergänzende Tipps wie ich mich verbessern kann.

Wenn man ihn lobt, habe ich das massive Problem, dass er entweder langsamer wird oder stehen bleibt....

Gruß Tina
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summer
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Beitrag von summer »

Wenn man ihn lobt, habe ich das massive Problem, dass er entweder langsamer wird oder stehen bleibt....


das kenne ich auch - ein langes "brav" oder "gut" und er stoppt schon ab.
ich machs jetzt so, dass ich nicht sehr laut lobe, dass ich statt "brav" eher "feiner bub" sage ich ihn auch manchmal am mähnenkamm kraule.
natürlich wenn er was besonders fein gemacht hat, gibts lautes lob, kraulen und schrittpause.
jetzt kann ers schon recht gut differenzieren.

leckerligabe vom sattel aus hab ich mir abgewöhnt, weil er dann bei jedem lob stehengeblieben ist und kopf nach hinten gereckt hat. auch bei jeder haltparade hatte er seinen kopf sofort hinten.
Sei deines Pferdes Gang unter dir wie die Bahn eines Sterns.
In deiner fühlenden Hand,deinem schwingenden Leib,deinem schwebenden Herzen liegt Kurve&pfeilgerader Weg,liegt Anfang&Ende,liegt die unermessliche Poesie der Bewegung,liegt die lebendige Kraft.
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Ielke
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Beitrag von Ielke »

Das Loben gelernt sein will muss ich mir auch immer wieder ins Gedächtnis rufen... bei uns heißt es sogar mehr oder weniger (eigentlich weniger :wink: ) Scherzhaft dass beim Friesen das Kommando zur ganzen Parade aus allen Lebenslagen einfach "Braaaav" ist 8)

Ich hab mich dann mal selber beobachtet: Wenn ich z.B. Ielke für den Galopp erst "hinterher" lobe, (wenn er eine Runde schön galoppiert, ich dann durchpariere und NACH dem Durchparieren lobe) brauch ich mich ja nicht zu wundern, wenn er denkt, durchparieren sei besser als galoppieren.
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Medora
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Beitrag von Medora »

Hi Tina,

auf der Grundlage, dass Du beschreibst, dass Dein Pferd unter der Reitlehrerin viel aufmerksamer läuft, könntest Du mal versuchen, genau herauszufinden, was Ihr beide jeweils anders macht. Vielleicht kannst Du mal filmen, wie sie reitet und dann Dich filmen lassen - da kann man oft sehr, sehr viel für sich erkennen.

Meiner Ansicht nach ist sehr oft eine Tendenz zum ständigen Treiben das Hauptproblem, Du schriebst ja auch am Anfang, dass Du dazu neigst. Das gilt es erst einmal abzubauen (einfach gesagt, ich weiß).

Mein Kleiner neigt auch dazu, etwas zähl zu sein (auch schon am Boden) und dazu habe ich viel Wertvolles von meiner Reitlehrerin gelernt: wenn ich zum Treiben z.B. die Gerte einsetze, dann soll ich im Geiste eine Skala von 0-10 haben. 0 heißt "Kein Kontakt", 10 wäre "Vollkontakt" (nicht aufs Blut verprügeln, sondern das, was Du eben als Dollstes für Dich definierst - theoretisch geht es natürlich auch über die 10 hinaus).

Es gilt immer bei "0" anzufangen, IMMER! Gerade bei etwas fauleren Pferden neigen die meisten dazu (mich eingeschlossen), schon gleich mit, sagen wir mal 3 oder 4 zu beginnen. Da muss man sich wirklich selbst zu erziehen, jedes Mal wieder mit "0" einzusteigen, also erstmal nur Stimmsignal und die eigene Energie. Wenn keine Reaktion kommt, wird gesteigert und das wirklich möglichst über die einzelnen Stufen, also nicht von "0" auf "3", sondern wirklich über die Stufen "1" und "2" gehen usw. Kommt die gewünschte Reaktion (also antraben oder schneller werden), sofort aufhören mit der Hilfe und loben. Beim nächsten Mal wieder von "0" beginnen.

Bei Anthony wirkt das Wunder. Spätestens beim zweiten oder dritten Mal brauche ich kaum noch zu steigern. Mir gefällt an diesem Prinzip, dass man dem Pferd immer wieder die Chance gibt, gleich zu reagieren, dass es also mitentscheiden kann.

Vielleicht hilft Dir das ein bisschen?
Medora
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

:?:

Das mit dem Prinzip hab ich aber auch schon mal anders gehört.
Bei cleveren Pferden kann es nämlich passieren, daß sie genau wissen, "wann" es knallt, und abwarten, bis Reiterlein endlich bei der Stufe angelangt ist... Da kann es dann unter Umständen schon mal hilfreich sein, auf die "2" die "8" folgen zu lassen 8)
Ist aber bestimmt was, was jeder mit seinem Hoppa ausprobieren muß, wie's am besten läuft.
Viele Grüsse
ottilie
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Anchy
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Beitrag von Anchy »

Das Problem ist mir nicht fremd. Oft liegt es auch daran, daß man bei dem Schenkelimpuls nicht sofort mit der Hand nachgibt. Oder aber falsche Gertenhilfen einsetzt. Nach Schenkel, Gerte und dabei aber die Schenkelhilfen einstellen geht vom Kopf her manchmal gar nicht so einfach.
Vielleicht bist Du auch selbst in der Hüfte blockiert und erstickts das Vorwärts dadurch selbst.
Wie sieht das aus, wenn ihn ein anderer reitet ?

LG
Anchy
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Beitrag von Medora »

ottilie hat geschrieben::?: Das mit dem Prinzip hab ich aber auch schon mal anders gehört.
Bei cleveren Pferden kann es nämlich passieren, daß sie genau wissen, "wann" es knallt, und abwarten, bis Reiterlein endlich bei der Stufe angelangt ist... Da kann es dann unter Umständen schon mal hilfreich sein, auf die "2" die "8" folgen zu lassen 8)
Hmmmm, nur wie hat das Pferd dann die Chance, von sich aus zu entscheiden, auf weniger zu reagieren? Die Steigerung der Stufen muss ja nicht lange dauern, sondern kann auch schnell gehen - nur ermöglicht ja gerade der Steigerungsfluss, ein Hinarbeiten auf eine Verfeinerung, weil das Pferd das Muster ("Mensch bittet, fordert dann auf, wird doller") so überhaupt erkennen kann.

Ich glaube, der Denkfehler, den wir bei unseren Hilfen immer wieder machen, ist: "Viel hilft viel". "Viel" ist bei einem so sensiblen Tier wie einem Pferd (und selbst die dickfelligen können sehr sensibel sein, wie das immer wieder strapazierte Beispiel mit der Fliege zeigt), immer "zu viel" (ich rede von Hilfen, nicht von Gefahrensituationen oder nötigen Strafaktionen). Gerade wenn mein Ziel eine Verfeinerung der Hilfen ist, muss ich bereit sein, ihm immer wieder die Chance zu geben, auf eine feine Hilfe zu reagieren. Ein Sprung von 2 auf 8 wäre so heftig wie unfair, weil das Pferd vielleicht bei 3 reagiert hätte. Und damit erzeugt man doch eher Angst oder Bockigkeit (je nach Typ).

Hinzukommt, dass sehr viele bereits bei 3 oder 4 einsteigen, also einen Teil der Skala gar nicht nutzen - das wäre so, wie wenn ich Dich gleich schubse, wenn ich möchte, dass Du zur Seite gehst. Das war das, worauf mich Babette aufmerksam machte: ich dachte, ich fange bei "0" an, aber eigentlich war es schon eine "2" oder "3". :oops:

Ich sehe die Ursache der Dickfelligkeit oft im Ausdruck des Frustes darüber, dass das Pferd die Erfahrung gemacht hat, dass der Mensch nicht wirklich berechenbar ist (die Hilfen also nicht konsequent nachvollziehbar sind) und es eh "egal" ist, ob es langsam oder schnell reagiert, nach dem Motto "Ärger gibt es sowieso, dann lasse ich es eben drauf ankommen, und tue nur was, wenn ich wirklich muss."

Wenn es aber die Erfahrung macht, dass da eine verlässliche Stetigkeit herrscht, die Hilfen also berechenbar (und damit verständlich werden) und es darüber hinaus erkennt, selbst etwas mitregeln zu können, könnte das eine gute Motivation sein, schneller zu reagieren, oder? Es belohnt sich gleichsam selbst, indem es, wenn es aufpasst und schnell reagiert, keine Steigerung erlebt. Und dann wird es möglich, dass das Pferd irgendwann schon auf die "0" reagiert, weil die eigene Energie ausreicht...

Medora
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