Kann man darauf vorbereitet sein, was es bedeutet ein Pferd zu haben?
Ich saß das erste mal in den siebzigern als Kind auf einem Pony. Damals durfte man gegen Arbeit (Pflegen/Füttern/Putzen/Satteln/Mit den Gästen Mitlaufen) alle ein bis zwei Wochen mal ausreiten. Definition ausreiten: wir ritten im Pulk los und dann bis zum Feld. Der Plan sah vor, an der Feldkante Aufstellung zu nehmen und dann ein Rennen bis zum anderen Ende des Feldes zu veranstalten…. Da dieser Plan fast immer genommen wurde, wussten die kleinen Biester natürlich schon was los war und so kam es nie zu einer Aufstellung, sondern nur zu einem großem Gelächter am Ende der Aktion und man diskutierte, wer zuerst auf dem Feld war und wer den spektakulärsten Abflug hingelegt hatte. Sättel kannten wir natürlich nicht

. Im Winter haben wir dann Schlitten hinter Schlitten gebastelt und uns so ziehen lassen. Unnötig zu erklären, dass auch das immer in Chaos und riesigem Gelächter endete.
Sowas darf man heute gar nicht mehr erzählen
Danach dann nur noch in Reiterferien, die nicht allzu häufig waren. Danach ewig nicht mehr und erst mit Ende 30 im Jahre 2002 ging ich wieder reiten, nachdem ich endlich doch mal meinen Führerschein gemacht hatte. Erst noch sehr selten und dann immer häufiger.
Am 01.01.2005 entschloß ich mich - selbst für mich unerwartet -genau das Pferd zu kaufen, auf dem ich gerade saß
Exakt ein Jahr später habe ich das dann auch gemacht.
Bis dahin hatte ich ganze 2 Wochen wirklich guten Unterricht gehabt, der aber Jahrzehnte zurücklag. Ansonsten habe ich hin und wieder guten Unterricht in kleinen Abteilungen gehabt, und 2004 kleines und großes Reitabzeichen sowie ein Wanderreitabzeichen gemacht, sowie insgesamt unzählige Sattelkilometer erritten
Sowas also hat sich ein Pferd gekauft.
Ist das schlimm?
Nee, eher nicht. Ich habe in allem Glück gehabt.
Herr Pferd und ich haben viel Blödsinn gemeinsam erlebt und wußten, was auf uns zu kommt. Er war zwar jung, aber dafür Panzerfest. Ich war zwar alt, hatte dafür aber keine Angst vor gar nix. Ein super Pärchen, denn uns gemeinsam ist, dass wir beide vom Reiten keinen Plan haben
Ich habe das ganze zusammen mit einer Freundin gemacht, die genauso irre ist, wie ich und nun auch ein Pferd hat. Wir haben uns von Anfang an sehr guten Einzelunterricht gesichert und nun lernen wir vier, wie man das alles so macht. Reiten und der Umgang mit dem Pferd sind überhaupt kein Problem. Was problematisch ist, sind so ne Dinge wie "Wo finde ich einen Stall, in dem mein Pferd wirklich richtig gehalten und gefüttert wird"? Das kann schnell mal ein Drama werden. Bei Sattler und Hufbearbeitung hatten wir wirklich Glück und unsere Pferde bekamen von Anfang an nen Zahnarzt ne THP und ne Osteo.
Beiden Pferden geht es gut. Sie haben sich gut entwickelt und fühlen sich sichtbar wohl. Muskulär sind sie im Rücken verhältnismäßig gut beieinander d.h. die WS ist gut eingepackt und die Schultern ordentlich entwickelt. Der letzte Tucken bis zur Schnapsrinne auf dem Rücken ist Entwicklungsziel. Wir machen Tages- und Wanderritte mit ihnen, haben zusammen viel Spaß und lernen nebenbei Reiten.
So ein Pferd kann gar nicht langweilig werden!
Erstens hat man sich ausgesucht und kannte schon vorher alle Macken und Stärken und zweitens funktionieren solche Pferde nicht ganz so einfach. Da haben unzählige Leute drauf gesessen und versucht zu reiten. Das muß man erstmal aus den Köpfen wieder rausbekommen, ohne das Pferd dabei zu sehr zu verbiegen.
Wenn mal was nicht optimal läuft, unterstützen wir zwei/vier uns. Wenn man Fragen hat, dann tauscht man sich aus. Wir lesen viel, bilden uns weiter und diskutieren alles durch und wir holen uns Hilfe unter anderem auch in Foren.
Mein Fazit ist, wenn man verantwortungsvoll an das Ganze rangeht, dann ist die Erfahrung vorneweg nicht unbedingt das ausschlaggebende Kriterium. Ich bin mir sehr sicher, dass ich lange Jahre Standardunterricht vorneweg nicht gebraucht habe. Erschwinglicher Unterricht ist fast immer "Haudrauf und Zieh!" auf mehr oder weniger schlecht gehaltenen Pferden. Sowas vermisse ich in meinem Leben überhaupt nicht. Wie guter Unterricht auszusehen hat, war mir klar, nachdem ich ihn einmal genießen durfte. Sowas bekommt man aber fast nur mit einem eigenen Pferd.
Wenn man sich dann noch dazu aufrafft sich ein wenig auch mit der Theorie zu beschäftigen und sich mit den "Was ist Was?" Bänden
Band 117 - Die Biomechanik
Band 118 - Hilfsmittel und Hilfszügel - Wer braucht den Quatsch?
Band 119 - Wie kommuniziere ich mit meinem Pferd
beschäftigt und sich den einen oder anderen Gedanken zum Thema Fütterung macht, dann sollte das alles kein Problem sein
Sorry, das wurde ein wenig lang
