Trabverstärkungen... (m)ein Buch mit sieben Siegeln

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Nilspferd
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Trabverstärkungen... (m)ein Buch mit sieben Siegeln

Beitrag von Nilspferd »

Ich hab mal wieder eine Frage...
Ich besitze kein ganggewaltiges Pferd (Haflinger), dessen bin ich mir bewußt. Ein korrekter Mitteltrab wird bei ihm lange nicht so spektakulär aussehen wie bei einem "Strampler", auch das ist mir klar.
Aber... mein Pony "kann" keinen Mitteltrab :( Bzw. bin ich zu blöd, den zu reiten :D
Manchmal haben wir einen "Huch-Moment" wo ich denke, das könnte Ansatz eines Mitteltrabs sein. Aber in den meisten Fällen schaffe ich es nicht, die Tritte länger werden zu lassen sondern nur eiliger.
Welche Voraussetzungen müssen eures Erachtens gegeben sein um eine korrekte Trabverstärkung zu reiten?
Wie leitet ihr die Verstärkung ein?
Welche Vorübungen gibt es?
:?:
lalala

Beitrag von lalala »

Welche Voraussetzungen ? Versammlung und ein korrekter Sitz des Reiters

Vorübungen ? Mit wenigen Tritten anfangen aus dem Sitz heraus zulegen und wieder schnell abfangen und sofort wieder richtig zusammenschieben und wieder zünden lassen. Geht auch aus dem SH und aus Volten heraus.

*zugeb* ich "übe" kaum MT, wir sind noch nicht so weit und um in A zu bestehen braucht man keinen MT (und es ist auch nur ein durchschnittliches WB ). Der MT wird kommen - mit der Kraft und der Zeit...
acoma
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Beitrag von acoma »

Hi!
Als Voraussetzung für einen Mittel- oder starken Trab würde ich Halbe Tritte oder die Piaffe nennen. Ich arbeite viel mit dem langen Zügel vom Boden aus. Mein Wallach wird dann in ganz langsamen Schritt und ganz langsamen Trab gearbeitet. So erhält er die Muskulatur, die er für eine Piaffe oder eine Passage und in der Folge auch für den verstärkten Trab braucht. Nach dieser Arbeitsphase ist er fast froh, wenn er in die Piaffe gehen darf, weil das dann immer der krönende Abschluss ist.
Auch ich hatte mit den Verlängerungen im Trab so meine Schwierigkeiten. Dabei wusste ich aber nicht, dass mein Pferd noch gar keine Kraft für diese Lektion in der HH hat.

Bei der Hilfengebung vom Sattel aus gehe ich dabei so vor: Pferd in den Ecken versammeln (kleinere Bewegungen der Hüfte, aber HH aktiv halten mit einem einsatzbereiten Schenkel) sowie Anlehnung ein klein wenig verstärken, dann aus der Ecke heraus die Hand ein klein wenig nach vorne geben, ohne die Anlehnung aufzugeben (!!!), und gleichzeitig die Hüfte lockern, sodass sie nun größere Bewegungen zulässt.
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Nilspferd
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Beitrag von Nilspferd »

Hm, ok... Also weiter abwarten und Tee trinken und ab und an mal abfragen?

Wie würdet ihr denn dieses Foto beurteilen? (ich weiß, blöder Winkel und Momentaufnahme) Richtige Richtung?

Bild
acoma
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Beitrag von acoma »

Also ehrlich... echt schöner Hafi!
Im Großen und Ganzen ein gut gerittenes Pferd, meiner Meinung nach. Dennoch ist zu sehen, dass er die Hinterhand weniger belastet als die Vorhand. Wenn du mehr die Tragkraft ausbilden würdest, könnte er die Schultern auch mehr entlasten.
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lalala

Beitrag von lalala »

Du kannst das schon zwischendurch mal anfragen - aber eben nur mal ein paar Tritte. Lieber ordentlich und ausbaufähig als dahergelaufen (wie auf dem Foto).

Zum Foto: Hände auf den Oberschenkeln, zu breit und zu weit unten - sieht so gezwungen aus. Du hast keine Spannung im Oberkörper, schaust runter, drehst die Hände ein und klemmst mit den Oberschenkeln.

Insgesamt muss er mehr auf die HH, mehr aufrichten, Nase mehr vor (geht natürlich nur, wenn du die Hände auch nach vorne trägst und sie nicht aufm Oberschenkel ablegst), mehr im Pferd sitzen
acoma
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Beitrag von acoma »

Also, moment mal...
Zu lalala:
Hier muss ich diese Kritik mal ein bisschen abschwächen. Was die "klemmenden" Oberschenkel betrifft, muss man auch beachten, dass die Reiterin sich im Leichttraben befindet, wo ein gewisser Knieschluss durchaus nicht schaden muss.
Wieso soll sie mehr Spannung in den Oberkörper bringen? Es stimmt, dass die Reiterin etwas zu weit mit dem Oberkörper nach vorne kommt, aber das ist während einer Lösungsphase bzw. beim Vorwärts-abwärts bei einigen Pferden auch legitim. Wenn sie jetzt versucht, mehr "Spannung" in den Oberkörper zu bringen, besteht die Gefahr, dass sie die Schultern, den Bauch, die Hüften... verkrampft. Was soll daran gut sein?
Was die Hände betrifft, würde ich sie auch etwas höher nehmen, aber welchem Pferd hat schon mal eine breite Zügelführung geschadet? Kann ja sein, dass sich das Pferd damit besser löst, oder?
Außerdem sind die Hände nicht eingedreht - außer ich erkenne es nicht richtig auf dem Foto aufgrund der schlechteren Bildqualität meines Computers.
Was das "mehr im Pferd sitzen" angeht, bin ich der gleichen Meinung, da sonst die HH nicht genug eingesetzt wird. Aber das muss mit einem entspannten Oberkörper und entspannten Beinen geschehen, das ansonsten das Pferd schnell den Rücken wegdrückt.
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Susanne
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Beitrag von Susanne »

@ Nilspferd: Mir gefällt erst einmal der eifrige Gesichtsausdruck Deines Hafis sehr gut. Was die HH angeht schließe ich mich meinen Vorschreiberinnen an. Die breite, tiefe Zügelführung finde ich nicht schlimm - außerdem hilft eine tiefe Hand (gut vielleicht einen Tick höher als jetzt) ja den Rücken höher zu bekommen... Was ich auf dem Bild nicht genau erkennen kann, ist ob der Kopf leicht hinter der senkrechten ist oder nicht. Für mich sieht es aus als wäre das Pferd ein bißchen zu eng eingestellt, aber das kann auch an der Perspektive liegen. Vielleicht den Rahmen ein bißchen erweitern? Das geht übrigens auch mit tieferer Hand - nur würde die Hände weiter vor nehmen um gefühlvoller einwirken zu können - zu weit hinten blockiert nämlich die Spannung in der Schulter die Feinfühligkeit der Hand. Sitztechnisch schließe ich mich Acomas Ausführungen ansonsten an.
Jedenfalls finde ich alles in allem sieht das Bild schon mal sehr positiv aus :D. Gibts mal Nachschub?
Versuch doch mal, Dir die Tritte weiter, länger vorzustellen wenn Du reitest. Dabei ganz ruhig und tief weiteratmen, das Becken schön locker lassen und minimal mehr Impuls mit dem Schenkel geben.
Liebe Grüße
Susanne
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lalala

Beitrag von lalala »

acoma hat geschrieben: Wieso soll sie mehr Spannung in den Oberkörper bringen? Es stimmt, dass die Reiterin etwas zu weit mit dem Oberkörper nach vorne kommt, aber das ist während einer Lösungsphase bzw. beim Vorwärts-abwärts bei einigen Pferden auch legitim. Wenn sie jetzt versucht, mehr "Spannung" in den Oberkörper zu bringen, besteht die Gefahr, dass sie die Schultern, den Bauch, die Hüften... verkrampft. Was soll daran gut sein?
Wenn sie den Kopf trägt und nach vorne schaut, einmal tief einatmet und so die runden Schultern in die richtige Position bringt hat sie automatisch mehr positive Spannung im Oberkörper. Mehr habe ich damit nicht gemeint. Und dann kann man viel genauer einwirken.
Was die Hände betrifft, würde ich sie auch etwas höher nehmen, aber welchem Pferd hat schon mal eine breite Zügelführung geschadet? Kann ja sein, dass sich das Pferd damit besser löst, oder?
Ich reite MT nicht in der Lösungsphase und würde das auch keinem raten. Wie soll das Pferd denn mit der Nase vor, wenn man es da unten festhält und die Hände nicht vorgibt ? Wie soll das Pferd denn so den Rahmen korrekt erweitern ?
Außerdem sind die Hände nicht eingedreht - außer ich erkenne es nicht richtig auf dem Foto aufgrund der schlechteren Bildqualität meines Computers.
Schau mal auf die Gerte. Würden die Hände normal aufrecht stehen würde die Gerte nicht so nach hinten oben abstehen. Wenn man die Gerte so wie auf dem Foto hält kann man sie auch gleich weglassen.
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Beitrag von acoma »

Zur Position der Gerte: Wenn du genau hinschaust, liegt der Grund für die Position der Gerte in den geöffneten Fingern der Reiterin. Die Hände sind -soweit ich erkennen kann - relativ aufrecht bzw. der Daumen kippt etwas vor, jedoch keinesfalls eingedreht.

Außerdem: Ein etwas erweiterter Rahmen in der Lösungsphase - auch wenn´s kein perfekter MT ist - ist doch völlig in Ordnung! Ich verstehe dein Problem nicht.

Und: Der Kopf wird hier auch nicht unten "festgehalten". Wenn der Hafi den Kopf hochnehmen will, wird er das auch tun können, da die Finger weit geöffnet sind.
Das mit der Nase vor der Senkrechten ist ja schön und gut, aber dieses Ideal ist in einem Training mit unterschiedlichen Phasen und unterschiedlichen Zielsetzungen darin nicht immer zu realisieren. Viele Pferde lösen sich erst richtig, wenn man auch hinter der Senkrechten arbeiten kann, jedoch jederzeit mühelos in die Position vor der Senkrechten zurückkehren kann.
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Beitrag von Celine »

Ja, die Kritik kann manchmal hart sein von lalala 8)
Ich muss aber zustimmen, dass mir der Reiterinnensitz auch net so gefällt. Die klemmenden Oberschenkel seh ich zwar nicht, aber die Schultern scheinen durch die Handhaltung steif, ebenso die Handgelenke.

Aber ein Foto ist ja immer so eine Sache, ein Video wäre toll :D
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Susanne
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Beitrag von Susanne »

@ celine: wären die Ellenbogen an den Körper gepresst würde ich Dir zustimmen... aber so? Sicherlich entsprechen nicht am Oberkörper anliegende Ellenbogen nicht dem Bild eines Dressurreiters, aber die Schulter kann locker bleiben und die Handgelenke auch, da ja im Schultergürtel keine Spannung aufgebaut wird. IMO muß auch immer zwischen dem Sitz auf einem "fertigen" Pferd auf einer Show oder auf dem Turnier und dem Sitz im täglichen Training unterschieden werden (wo man doch öfter mal korrigierenden eingreifen muß und nicht alles perfekt ist) :wink:
Liebe Grüße
Susanne
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Beitrag von Kosmonova »

Acoma -Für mich ändert "ein bißchen hinter der SK" sehr viel - fürs Pferd und auch für Muskeln und Bändern (Stichwort: Langer Rückenmuskel, Nackenband etc.) und die Akzeptanz des Gebisses (hinter dem Zügel/nicht am Bein).

Hinter der Senkrechten ist immer einfacher fürs Pferd --> ein Entziehen. Oder eben bewußtest Enger einstellen hinderlich für das "ans Gebiss rantreten".

Korrekt ist nach meinem Verständnis immer Nase vor der Senkrechten - egal in welcher Phase der Arbeit. Genickkontrolle ist das eine, aber hinter SK hats Näslein nix zu suchen - schön VORwärts abwärts.

Auf dem Foto kann man es nicht genau erkennen - tendenziell ist mir die Handhaltung aber zu "rückwärtsorientiert" .
Es grüßt Nadine

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so schwer wie die freiheit, so leicht ist der zaum der sie hält... (frei nach and one - krieger)
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Nilspferd
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Beitrag von Nilspferd »

Ups, ich wollte hier jetzt keine Diskussion zur Handhaltung oder Gertenführung auslösen :roll: sondern lediglich eine Beurteilung des Trabes haben. Dass mein Sitz und meine Handhaltung eine Baustelle ist, dessen bin ich mir bewußt, jedoch ergibt sich dadurch laut der letzten RL's keine Beeinträchtigung des Pferdes. Auch höher getragene Hände würden die Hinterhand nicht aktiver machen.
Videos von Trabverstärkungen gibt es nicht, ich würde mich auch hüten, die hier einzustellen, dann könnt ich wahrscheinlich nicht mehr schlafen :wink:

Übrigens strebe auch ich kein "Hinter die Senkrechte-Reiten" an :wink: Aber hin und wieder passiert's halt mal, wäre ich perfekt, wäre ich nicht hier, sondern würde als Reitguru mein Geld verdienen 8)

Aber danke für die Tips und danke für die Komplimente bezüglich des Ponys, werd ich ihm ausrichten :D
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Auch höher getragene Hände würden die Hinterhand nicht aktiver machen.
:lol: Gut gekontert. Ich finde deinen Haflinger auch sehr hübsch. Schließe mich der Aktivierungsnotwendigkeit der Hinterhand an. Der korrekte Mitteltrab muß bei solchen Pferden hart und lang und mühevoll erarbeitet werden. Sie sind von ihrem Gangwerk ja nun leider nicht prädistiniert dafür. Viele Übergänge und vor allem aktives Vorwärts. Das hat bei meinem Friesen ganz viel gebracht. Die Hinterhand in Aktion bringen. Rückwärtsrichten und daraus dynamsich Anreiten. Also, alles was die HH-Muskulatur stärkt.

Die auf dem Foto gezeigte Haltung könnte in der Lösungsphase für meinen Geschmack auch ein wenig mehr Nase vor zeigen, aber bitte mit aktiver Hinterhand.
Liebe Grüße, Sabine

Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren

"Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt" Mahatma Gandhi
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