summer hat geschrieben:ich dachte eine hohe hand erzeugt mehr beizäumung - also müsste das das pferd nochmehr aufrollen, oder hab ich etwas falsch verstanden? die unterarm-zügellinie wird durch die hohe hand- und tiefe kopfhaltung des pferdes ja auch noch mehr gebrochen.
Ich versuch mal zu beschreiben, wie ich das inzwischen vertanden habe und anzuwenden versuche:
Entscheidend ist meiner Ansicht nach, die "hohe Hand" eben genau nicht als "hohe Hand" einzusetzen, also nicht als "Dauerhaltung", sondern immer nur
sanfte, korrigierende Impulse nach oben zu geben, um dem Pferd zu sagen: "Bitte nicht einrollen." Dann geht die Hand wieder runter. Nur nicht ziehen!
Um das Einrollen korrigieren zu können, muss man sich meiner Ansicht nach immer klarmachen, dass es eine Reaktion auf den Druck im Maul ist, das durch die Wirkung des Gebisses auf die Zunge und Laden Schmerzen verursacht (oder dann eben später auch die Angst vor eben diesen Schmerzen). Und Schmerzen bzw. die Angst davor kann ich nicht mit erneuten Schmerzen korrigieren, sondern nur, indem ich eine neue Vertrauensbasis aufbaue.
Mit diesem Gedanken im Hinterkopf geht es darum, sich selbst dazu erziehen, nun nur noch mit leichten, sanften Zügelhilfen nach oben zu arbeiten (in der Regel auch mit einer etwas breiteren Zügelführung als "normal"). Denn so wirkt man auf die Maulwinkel ein, was
a) deutlich weniger schmerzvoll ist (vor allem, wenn man es einfühlsam macht),
b) erreicht man damit ein Öffnen des Mauls und ein Kauen (Unterkiefermobilisation) und
c) ermöglicht es, dem Pferd zu vermitteln, den Kopf etwas höher zu tragen.
Vom inneren Bild her kann man das Pferd so leicht im Kopf anheben. Das ermöglicht dann wiederum in einem weiteren Schritt im Idealfall eine Gewichtsverlagerung auf die Hinterhand.
Wichtig ist aber, diese Zügelhilfe zuvor
vom Boden zu vermitteln, damit das Pferd die Sache überhaupt
verstehen kann. Das müsste man aber wohl mal bei Karl nachlesen oder sich zeigen lassen. Vom Grundprinzip her steht man vor dem Pferd und greift in die Gebissringe, die man dann ganz behutsam ein wenig nach oben annimmt. Öffnet des Pferd den Kiefer und kaut, sofort nachlassen und loben (selbst bei der kleinsten Reaktion). Wenn das verstanden ist und das Pferd diese Hilfe vertrauensvoll annimmt, kann man damit weiterarbeiten - z.B. in dem das Pferd lernt, auf diese Zügelwirkung hin sein Gewicht nach hinten zu verlagern. In der Arbeit an der Hand, kann man dann sehr gut die Zügelhilfen nach oben auch in den Seitengängen, zum Parieren etc. vermitteln.
Medora