Mannimen hat geschrieben:
die Unterhalsmuskulatur kommt nicht durch das freie Laufen.
Dem muss ich widersprechen. Dafür kann ich ein freilaufendes, ungearbeitetes Pferd mit mittelmäßig trainierten Unterhals mein eigen nennen. Mein dreijähriger Vollblüter hatte noch nie ein Gebiß mit Ausbinder im Maul, geschweige irgendwas anderes als Halfter getragen. Eine gute Oberlinie (vorwiegend die Nackenmuskulatur) hat er exertieurbedingt nicht. Da klein-Araber aber gerne imponiert und den Hals wölben möchte, trainiert er gut seinen Unterhals. Es ist aber zugegeben schon besser geworden, seitdem er nicht mehr so stark wächst.
Ein weiteres Beispiel für ein ungearbeitetes, älteres Pferd ist ein neunjähriger Quarter. Wurde nie geritten und hat auch einen ausgeprägten Unterhals mit deutlichen Widerristkuhlen. Stehen beide in einem Offenstall mit Hanglage. Im Sommer sogar deutlicher Hanglage. Es wäre schön, wenn man die Pferde nur auf eine Bergkoppel stellen müßte und sie würden Reitmuskulatur entwickeln...
Sicherlich wird der Unterhals in fast 100% der Reitpferde angeritten bzw. sollte weggeritten werden. Es ist aber falsch, dass ein freilaufendes, ungerittenes Pferd prinzipiell keinen Unterhals hat. Sicherlich aber kein gutes Zuchtziel für Reitpferde.
Des weiteren ist das Tragen des Halses durch die Nackenmuskulatur anstrengender, so dass vor allem Jungpferde einen Unterhals besitzen und muskelbepackte Hengste unter anderem durch ihr Imponiergehabe mit tiefen Hals mal abgesehen von dem hormonell geprägten Hengsthals eine schöne Oberlinie haben. Auch Zuchtstuten mit schlaffer Bauchmuskulatur und stressiger Milchproduktion können einen Unterhals ungeritten entwickeln.
Also es gibt auch von natur aus Pferde, die exterieur- und interieurbedingt selbst ohne Reiter sich im Rücken festmachen und demzufolge leider einen Unterhals bekommen. Mal abgesehen von gesundheitlichen Schäden, kann dass nur über gutes Training im V/A abgestellt werden und das über Jahre...
Es stimmt, dass Bummelritte im Schritt einen aufgewölbten Rücken nicht fördern. Gerade im Schritt neigt ein Pferd sehr schnell dazu den Rücken fallen zu lassen, wenn es nicht zum korrekten V/A vom Reiter oder durch Berge dazu verleitet wird. Ruhiger, gesprungener Galopp bedingt eine Aufwölbung des Rückens. Warum das vor allem als Training für die Muskulatur nicht mit einbauen. Lange Schrittausritte würde ich vermeiden. Dann lieber spazieren gehen.
Eine Dehnungshaltung bedeutet auch psychische Entspannung, die gerade im Gelände, bei dem sich das Pferd eher auf äußere Einflüsse konzentriert, nicht einfach ist. Ich würde vorerst eine ruhige Wiese als Trainingsort nutzen. Wenn das dort gelingt, auch auf fremde Wege das Gelernte fordern. Wenn die Hallen-oder Platzarbeit nicht stimmt, wird es allerdings schwierig.
LG Susi