Hallo
mein Oldie war auch so ein hysterischer Raser. Und wenn dann noch Druck dazu kam, wurde alles noch viel schlimmer, dann hat er sich wahlweise mit falschem Knick eingerollt oder den Unterhals rausgedrückt und ist losgepest. Er hat Druck sowieso überhaupt nicht vertragen, nicht nur beim Reiten. z.B. bekam er auch Panik, wenn der Anbindestrick sich straffte und dann zog er bis irgendwas riss. Das heisst, seine Reaktion wenn er irgendwo Druck verspürte war völlig kopflos, hysterisch.
Wirklich Erfolg hatte ich erst als ich ihn zuerst vom Boden aus arbeitete. Zuerst mit der Doppellonge, aber der Durchbruch kam dann, als ich auf Kappzaum umstellte. Erstens war das neu für ihn, das kannte er nicht, war also nicht vorbelastet und sein empfindliches Maul war geschont,. zweitens lernte er über die korrekte Biegung bei offenem Genick sich vorwärts-abwärts zu dehnen. Drittens lernte er über die Biegung das innere Hinterbein weiter vorzuschwingen. Das Treiben muss in dem Moment kommen, wo das Hinterbein abfusst und vorschwingt. Dann treibt man das Hinterbein mehr in Richtung und unter den Schwerpunkt. Das ist sehr wichtig, weil das losstarten ist ein nach hinten stossen des Hinterbeins. Und das Pferd muss umgepolt werden, so dass "Treiben" nicht gleich: Hinterbein hinten rausstossen wird, sondern das "Treiben" gleich: Hinterbein nach vorne schwingen wird. Damit hast du keine Tempoerhöhung, sondern eine Aktivitätserhöhung der HH und das ist sowieso was erwünscht ist. Solange das Pferd noch rumrast und die HH zu stark hinten rausstösst wird das Pferd nur schnell, aber es wird nicht richtig "aktiv" in der HH, sprich, es passiert keine vermehrte Lastaufnahme und kein vermehrtes Beugen der HH.
Er erste Knackpunkt beim Kappzaum war das Nachgeben auf sanftes Zupfen. Da jegliche Einwirkung am Kappzaum auch auf massive Gegenwehr traf übte ich erst ca. 3 Wochen lang nur diese Reaktion: nachgeben auf Zupfen (ich musste da auch einen Umweg über das Clickertraining mit dem Targetstick machen. Not macht erfinderisch

)
über das Prinzip am Kappzaum konnte dann aufs REiten zurückgegriffen werden und da er es schon kannte, sich über die Biegung zu strecken und mit dem Hinterbein vorzuschwingen, war das ganze viel weniger stressbelastet für den alten Herrn (er war damals immerhin schon 18 Jahre alt!) und da geht Lernen nun mal nicht mehr so einfach wie in jungen Jahren.