Barockturniere

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Sunknúni
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Barockturniere

Beitrag von Sunknúni »

Ich war am Samstag auf der Messe Pferd Bodensee und habe ich schon aufs Barockturnier gefreut, da ich hoffte, ein paar schöne Reitbidler zu sehen.

Nun ja, es hat damit geendet, dass meine Freundin und ich schließlich gegangen sind :evil:

Es handelte sich um die letzte Kür und damit um die schwierigste. Unter anderem eben mit Piaffen, Passage, etc.
Zu sehen gab es Folgendes:
1. Reiter in spanisch angehauchter Tracht mit Hengst: das Tier war von Beginn an völlig angespannt und wollte ein paar Mal ab. Es wurde vom Reiter (Kandare, beidhändig geführt) sehr eng gehalten, teils mit deutlichen rückwärtsgerichteten Paraden. FALLS das Pferd tatsächglich einfach nur jung und turnierunerfahren war, dann hätte er meiner Meinung nach die Prüfung nicht durchreiten sollen, sondern eben das Ganze nutzen um das Pferd in ruhigen gelassen Schritt trotz Trubel zu bringen, ein paar leichte Übungen zu reiten und mit einem Erfolgserlebnis für das Pferd wieder zu gehen... Tja, er hat die Prüfung durchgeritten, mit einem völlig verspanntem Pferd höhere Lektionen --> ihr könnt euch vielleicht vorstellen, was da raus kam. Immerhin haben die Richter keine Wertnote gegeben, sie haben halt etwas geschönt gemeint, dass diese Prüfung eine gute Übung für das junge Pferd sei...

2. Reiterin mit einem Friesenhengst: das Pferd hatte schöne Gänge, allerdings auch sichtlich schwungvolle. Vielleicht hat die Reiterin deshalb gemeint sie müsse sich an den Zügeln (wieder Kandare, beidhändig geritten) festhalten... Nun ja, mit dem Kopf fast an der Brust kann auch das beste Pferd die HH nicht mehr mitnehmen, so dass die Lektionen nicht wirklich gut geritten waren. Dennoch konnte man erkennen, dass der Hengst wirklich Potenzial hat, wenn er nur längere Zügel bekommen hätte (und die Reiterin vielleicht nicht andauernd die Sporen in den Bauch gekrallt hätte, was ihr aber bestimmt geholfen hat, sich auf dem Pferd zu halten :twisted: ). Wertnote 8,0 übrigens :roll:

3. Reiterin auf einem Schimmel: wieder eng geritten und Sporen reingeknallt, aber wenigstens lief das Pferd etwas ruhiger und schien turniererfahrener. Vielleicht war es auch zu ruhig, denn es hat die Hinterbeine kaum vom Boden wegbekommen... Mittendrin sind wir dann gegangen, deshalb habe ich die Wertnote nicht mitbekommen.
Die Richter waren FN Richter, aber das tut meiner Meinung nach nichts zur Sache. Vielmehr fand ich es traurig und schockierend, dass die der Barockszene, die sich eigentlich rühmt, fein nach klassischen Grundsätzen zu reiten, der gleiche Sch... gemacht wird, den man auf FN Turnieren sieht. Und die Zuschauer finden das auch noch toll :shock:

Das war ja mein erstes Barockturnier und deshalb meine Frage, ob das normal ist, oder ob es irgendwo auch noch schöne Reiterei auf Turnieren gibt?
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chica
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Beitrag von chica »

LG Ines
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Sunknúni
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Beitrag von Sunknúni »

Danke Chica!
Wobei die Pferde auf der Pferd Bodensee VIEL schlimmer liefen, als die auf deinen Videos

Und dass SOLLTE das Turnier und die Reitweise darstellen:

Hier der Text von der Homepage ;-)

Die Barockpferde treten auf
Prächtig sieht er aus: Seine lockige Mähne fällt bis zur Schulter herab, fein zeichnen sich die Muskeln unter dem glänzenden, seidig schwarz schimmernden Fell ab. Die Reiterin sitzt ohne Anstrengung im Sattel, ihr schwarzes Haar unter dem spanischen Hut mit breiter Krempe bewegt sich im Rhythmus der Piaffe, in sich versunken tanzen Pferd und Reiterin auf der Stelle.



Solche Bilder voller Harmonie verspricht die Pferdefachmesse „Pferd Bodensee“, die von Freitag bis Sonntag, 22. bis 24. Februar 2008, mit mehr als 200 Ausstellern aus zehn Nationen in Friedrichshafen stattfindet.

Die barocken Pferderassen wie Friesen, Lipizzaner, Lusitanos oder Andalusier sind nicht nur Teil der Gala „Im Takt der Pferde“, die am Freitag- und Samstagabend gezeigt wird, sondern präsentieren sich außerdem bei einem Barockpferdeturnier.

Initiatorin des Turniers ist Judith Zimmermann aus Schriesheim bei Heidelberg, die sich seit 25 Jahren der klassischen Reitlehre widmet und Reitmeister wie Marc de Broissia, Luis Valenca und Christian Bachinger von der Wiener Hofreitschule zu ihren Ausbildern zählt. „Vor acht Jahren habe ich das erste Barockpferdeturnier Deutschlands ins Leben gerufen“, erklärt Judith Zimmermann. Das Schöne an diesen Turnieren seien nicht nur die herrlichen Pferde und die herausgeputzten Reiter, sondern das südländische Flair und die Stimmung.

In Friedrichshafen zeigen die Reiter Küren nach Musik auf einem Niveau von A bis Grand Prix. Dabei tragen die Teilnehmer, die aus ganz Deutschland kommen, verschiedene Kostüme. „Das macht den Zuschauern viel mehr Spaß als wenn alle in Schwarz-Weiß die gleiche Aufgabe reiten“, sagt Judith Zimmermann.

Überhaupt verzeichne die barocke, oder besser gesagt die klassische Reitweise, hohe Zuwachszahlen. Immer mehr Reiter suchen die Harmonie mit dem Pferd und besinnen sich deshalb auf die großen Reitmeister, allen voran Francois Robichon de La Guérinière (1688 bis 1751), erklärt die Turnierinitiatorin.

„Die Messebesucher erwartet mit den klassisch gerittenen Pferden eine Darbietung, bei der Reiten als Kunst im Vordergrund steht und nicht die Qualität des Pferdes“, betont Judith Zimmermann. Sinn dieser Reitweise sei es, das Pferd über Jahre gesund zu erhalten und es so auszubilden, dass es zufrieden und harmonisch mit dem Reiter zusammenarbeite.


Und hier die Bestimmungen für die Kür, die ich teils gesehen habe (leider wurden weder die Namen der Reiter deutlich gesagt, noch das Alter der Pferde):

K4 - Dressurkür für Barockpferde ab 7 Jahre (Kandare) – Dauer: 6 bis 7 Min. (Handicap*)

Pflichtelemente

Schritt

Versammelter Schritt (mind. 20 m)

Mittelschritt und/oder starker Schritt (mind. 20 m zusammenhängend)

Trab

Versammelter Trab

Schulterherein rechts und links

Traversale nach rechts und links

Mitteltrab

Galopp

Versammelter Galopp

Traversale nach rechts und links

Starker Galopp

Fliegende Galoppwechsel, 2 oder 3 Tempi (mind. 5 Folgen)

Einfache Galopp-Pirouette rechts und links

Sonstiges

Passage (mind. 20 m)

Piaffe (mind. 10 Tritte geradeaus)

Zirzensische Elemente


:shock:
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chica
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Beitrag von chica »

Gut. Dann stell Dich in Zukunft auf mehr solche Bilder ein. Traurig aber wahr... :? Es ist wie so oft - Theorie und Praxis klaffen weit auseinander. *seufz* Deswegen schau ich mir solche Barockpferde-Cups gar nicht mehr an bzw. stelle gar keine Erwartungen an solche "Events".

Da schau ich mir lieber Vorträge von Leuten an, die wirklich was zu bieten haben ;)
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Ielke
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Beitrag von Ielke »

:( Leider sind solche Veranstaltungen nicht immer wirklich "Werbung" für´s klassische Reiten sondern vielmehr ein Sammelsurium von Möchtegern-Barock-Reitern, die sich anderswo unterbewertet fühlen obwohl sie´s leider nicht besser verdienen.

Die Idee, die dahinter steckt, finde ich schön, es gibt auch "gute" Veranstaltungen die z.B. durch qualifizierte Kommentare wertvoll fürs Publikum sind und betonen, dass auch ein "Barockpferd" nicht mit Unterhals oder eng eingestellt durch die Bahn strampeln soll...
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cavalo lusitano
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Barockturniere

Beitrag von cavalo lusitano »

Ich war auch auf der Pferd Bodensee und als stolzer Besitzer zweier Iberer meide ich solche Veranstaltungen. Ich habe schon einige Barockturniere gesehen und ist ein immer wiederkehrendes Gruselkabinett. Genau das, was Du aufgelistet hast. Wer will das sehen? Nimm diesen Leuten die Kostüme und Kandaren weg, da bleibt dann nicht mehr viel :evil: :evil: :evil:

Mir ist es ja egal, wenn da kein Lebewesen im Spiel wäre. Aber diese armen Tiere sind halt verflucht, weil es immer wieder Reiter gibt, die das Talent dieser Barockrassen falsch interpretieren und ausnutzen. Ein solches Pferd aufzurichten ist kein Problem. Lass Dir aber mal einen Iberer in Dehnungshaltung zeigen, wenn möglich mit Trense......oder einen, der gelassen stehen kann.....oder eine echte Piaffe und keine Fusspiaffe zeigt....da suchst Du aber lange.

Da hilft nur noch eins, gar nicht erst anschauen gehen. :roll: [/list]
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GingerCC
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Beitrag von GingerCC »

Vor etwa 2 Jahren war in Waiblingen bei Stuttgart auch mal ein Barockturnier von Fr. Zimmermann organisiert. Ich habe es mir angesehen und folgendes erlebt:

Ehrlichgesagt ich war total geschock. Es war ein reines Kostümreiten.

Bei den Küren (egal welche Klasse) wurde oft noch nicht einmal 50% der Lektionen gezeigt und wenn dann in total besch... Qualität und die Richter vergaben 7er und 8er Noten.

Jedes 2-3. Pferd lief Taktunrein, von weggedrückten Rücken und Unterhälsen gar nicht zu reden. Viele dieser Pferde hätten die Vet-Kontrolle normalerweise nicht überstanden.

Aber es gibt auch paar einzelne Ausnahmen wie z.B. Matina Lippmann mit ihrem 2 Lusitanos oder Britta Rasche, die immer wieder schöne Friesen und PRE vorstellt und eine ansehbare Kür/Prüfung reiten.

Letztes Jahr war ich kurz in Karlsruhe bei dem Barockturnier und dort hat der im Odenwald ansässige Dieter Mader die einzelnen Ritte kommentiert. Irgendwie fragte ich mich, wieso er teils recht solide Ritte ziemlich abkanzelte und andere (wo ich teils vermutete das es Kunden sind von ihm oder der Zimmermann, die wurden in den Himmel gelobt und auch entsprechend benotet.
Fairness und korrekte Benotung ohne den persönlichen Eigennutz der Bewertenden, waren da definitiv nicht vorhanden. Zumindest hatte sich das Niveau der Reiter im Vergleich zu Waiblingen ziemlich verbessert.

Bzgl. der Kandaren-führung. Meint ihr da blank gerittene Kandare (2 Zügel) mit 2 Händen geführt, oder eine Kandare mit 4 Zügeln geritten???????
Elegante XCV
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Beitrag von Elegante XCV »

GingerCC hat geschrieben:Letztes Jahr war ich kurz in Karlsruhe bei dem Barockturnier und dort hat der im Odenwald ansässige Dieter Mader die einzelnen Ritte kommentiert. Irgendwie fragte ich mich, wieso er teils recht solide Ritte ziemlich abkanzelte und andere (wo ich teils vermutete das es Kunden sind von ihm oder der Zimmermann, die wurden in den Himmel gelobt und auch entsprechend benotet.
Fairness und korrekte Benotung ohne den persönlichen Eigennutz der Bewertenden, waren da definitiv nicht vorhanden.
Da ich eine Schülerin von Dieter Mader bin, habe ich hier mal ganz unverfänglich und aus Neugierde nach seinem Namen gesucht und dabei diesen Thread hier gefunden. Das Turnier liegt zwar schon 3 Jahre zurück und der Beitrag hier dementsprechend auch, aber ich möchte es ungern so im Raum stehen lassen, weil es so einen gewissen Beigeschmack hat, den ich nicht gutheißen kann.

Ich möchte jetzt nicht Partei für meinen Reitlehrer ergreifen, aber da ich selbst an diesem Turnier anwesend war und mich gut an die Ritte erinnern kann, möchte ich doch etwas dazu sagen.
Meiner Ansicht nach hat Herr Mader die Ritte absolut fair beurteilt. Die Reiter, die an diesem Turnier teilnahmen, waren alle keine Schüler von ihm. Wenn Schüler von Frau Zimmermann dabei waren, so kann ich das nicht beurteilen. Da Herr Mader aber in keinerlei geschäftlicher oder ähnlicher Beziehung zu Frau Zimmermann steht und ein wirklich ehrlicher Mensch ist, glaube ich auch nicht, dass er die Kommentare nach den Wünschen von Frau Zimmermann oder den Teilnehmern von sich gegeben hat.
Fernab davon ist und war Herr Mader die letzten Jahre soweit beruflich eingebunden, dass eine "Werbemaßnahme" der von dir beschriebenen Art nicht von Nöten ist.

Ich möchte hier ein Bild wieder zurecht rücken, was fälschlicher Weise durch den vorherigen Beitrag entstehen könnte....
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