Dann melde ich mich auch noch mal "kurz" mit meinen Eindrücken. Für mich war es das erste Mal "Philippe Karl" live und in bewegten Bildern (habe noch nicht mal ne DVD bisher gesehen). Ich kenne ein, zwei Reiter, die als Teilnehmer denAusbildungskurs absolviert bzw. als Zuschauer dauerhaft verfolgen, flüchtig. Zusamen mit einigem angelesenen hier aus dem Forum wußte ich also schon ein wenig mehr, aber auch nicht wirklich viel. Ich wollte einfach mal wissen, wie der Herr so ist und mir einen persönlichen Eindruck machen.
Ich habe Freitag morgen und Freitag abend Herrn Karl im Ausbildungsring erlebt. Morgens drehte es sich im Wesentlichen um Abkauübungen verschiedenster Art im Stehen und in der Bewegung. Das war für mich sehr spannend, weil wir im Reitunterricht ("non-Guru-Area") das gerade begonnen hatten, wenn auch in leicht anderer Variation. Ein dunkler Wallach (Moses?) mit Trense und ein rieeesiger Schimmel auf Kandare waren in der Bahn. Herr Karl sorgte ganz beiläufig dafür, dass sie so positioniert waren, dass alle Publikums-Seiten des rechteckigen "Rings" etwas zu sehen hatten.*danke* Ich hätte gern seiner Stimme besser gelauscht, aber die Übersetzerin sprach immer dazwischen *nerv*. Noch dazu fand ich ihre Stimme etwas unangenehm, fast aggressiv. Das passt so gar nicht zu Herrn Karl, der auf mich sehr sympathisch wirkte: ruhige, aber engagierte Redeweise, ein niedliches Englisch *g* Die beiden Reiterinnen und ihre Pferde passten gut dazu, sie waren konzentriert, aber ohne Aufregung oder Über-Spannung bei der Sache. Auch positiv: Kein Kadaver-Gehorsam, die Pferde nahmen bei diesem ersten Auftritt auf der Messe natürlich ihr Umfeld deutlich war, machten auch mal nen Schritt zur Seite etc. Ohne großes Federlesen wurde weitergemacht. Herr Karl erklärte Sinn und Zweck der verschiedenen Übungen bzw. deren Folge, die Reiterinnen demonstrierten. Ab und an korrigierte er kurz a la "ein bißchen mehr Biegung", "äußerer Zügel hängt durch". Als ob man mitten in einer echten Trainingseinheit steckt. Machte Appetit auf die angekündigte Fortführung des Training am Abend! Zitat (in etwa: "...dann werden wir wahrscheinlich auch reiten..." Leiser, aber charmanter Humor.
Am Abend war dann Medoras ehem. RL dabei. Nach einer kurzen Auffrischung des Themas Abkau/Biegeübung ging es an die Seitengänge an der Hand (alle zu sehen gewesen), auch Schulterherein-Volten und Renvers-Volten. Wieder sehr spannend für mich, weil ich diese Übungen endlich mal live sehen konnte. Auch hier gab es hier und da Verbesserungs-Anmerkungen von Herrn Karl. Dann hieß es aufsteigen und Abkauen vom Sattel aus im Schritt. Die Seitengänge erst im Schritt dann im Trab. Mein nicht besonders geschultes Auge fand es schön. Am Ende der Seitengänge-Arbeit gab es für beide Pferde ein lösendes Vorwärts-abwärts. Ob das nun perfekt ausgeführt war, weiß ich nicht mehr... Die Pferden nutzten es und auf einmal wurde der Ausbildungsring mit den zwei Reiterinnen doch ein wenig eng, weil beide Pferde so schwunvoll ausholten, dass sie sich kaum NICHT begegnen konnten. Am Ende gabs noch ein Bonbon: "Ein bißchen Piaffe und Passage"... Das große Pferd auf Kandarre wußte um was es geht und piaffierte locker vor sich hin. Der Wallach von Medoras Ex-RL war noch am lernen und kam anfangs noch sehr aus dem Takt (trippelig), er ist auch nicht gerade das Dressurpferd-Model. Nach einer deutlichen Verbesserung war für ihn natürlich Schluß mit Piaffe. Es folgte ein kleiner Vortrag darüber, dass jedem Pferd Dressur gut tut, auch wenn nicht jedes Pferd körperlich zur (Schablonen-)Perfektion fähig sei.
Alles in allem habe ich Herrn Karl als ruhigen, aber bestimmten Ausbilder erlebt. Viele seiner kleinen Mini-Ansprachen (sei es Anti-Rollkur, keine formenden Zwänge u.v.m) entsprechen meinen Wertvorstellungen. Ob er im laufenden Training sich an alle seine Reden selber hält, kann ich anhand des kurzen Einblicks nicht beurteilen (boah, ich bin anscheinend schon ganz schön mißtrauisch geworden). Aber ich überlege ernsthaft zum nächsten Nord-Seminar als Zuschauer hin zu fahren, um mir auch dazu ein besseres Bild zu machen. (Trotz der blöden Übersetzung...).
Ob das nun ReitKUNST war oder nicht, maße ich mir nicht an zu bewerten. Muss und will ich auch gar nicht. Die Kunst an der Kunst liegt doch darin, dass es im Auge des Betrachters liegt, ob Kunst Kunst ist

Ich habe mir eine interessante Ausbildungs-Präsentation angeschaut, was jeder einzelne darin sieht, muss er selber wissen *g*
Lg Samba