Sheitana hat geschrieben:Da wird im Maul gerissen, gezerrt und gezogen, die Sporen reingehauen und mit der Gerte verdroschen bei Pferden, die sich nie nicht gegen den Menschen richten würden und eigentlich nur darauf bedacht sind nichts falsch zu machen.
Das ist ja das Problem: Der Blickwinkel...
Wenn du diese Leute mit diesen Worten konfrontierst: "du hast grad im Maul gerissen, am Zügel gezerrt, die Sporen reingehauen und mit der Gerte verdroschen!" - Auf diese Anschuldigung werden die Betreffenden sicher entrüstet all das von sich weisen und sagen: ich hab eine Parade gegeben, die Hinterhand mit dem Sporn aktiviert und mit der Gerte unterstützt, da keine Reaktion kam." Und daran glauben sie sicher auch!
Ich glaube einfach nicht, dass ein Freizeitreiter dir darauf antworten wird (außer er ist mit Sarkasmus ausgestattet
: "Genau, ich reiß immer im Maul wenn er so rennt, damit er sich's merkt, der Gaul, ich hau auch gern die Sporen rein, weil ich hab mein Bein nicht unter Kontrolle, und stimmt, ich verdresche mein Pferd immer so mit der Gerte!"
Dieses "Lästern" bzw. Kritik kann ja in beide Richtungen gehen.
Die einen kritisieren: "Die geht viel zu lasch mit dem PFerd um, lässt ihm alles durchgehen, aktiviert die Hinterhand nicht, lässt ihn dauernd am langen Zügel auf der Vorhand latschen, ein Gertenklaps wär jetzt angebracht, ..."
Die andern kritisieren in die andere Richtung: "Die reißt im Maul, hat die Zügel viel zu kurz, haut die Sporen rein, verdrischt das Pferd mit der Gerte!"
Ich glaube, man kann überhaupt nie kritisieren, ohne den Charakter des betreffenden Pferdes zu kennen, oder den des Reiters, seine Methoden und Ziele ... das finde ich furchtbar schwer objektiv zu beurteilen!
Ehrlich gesagt, wenn ich vor einem Jahr jemanden gesehen hätte, der mit seinem Pferd so umgeht wie ich mit meinem hätte ich mir auch gedacht: Na servus, ist die grob! Aber Tatsache ist, dass es bei uns immer noch Tage gibt, wo der Herr Billy sich taub stellt und mich testet und - verbal und körpersprachlich - angeschrien werden muss. Wenn er sich auf STimmkommando, feine Handzeichen, grobe Handzeichen und schließlich die letzte Warnung noch immer wie ein Bulldozer auf mich zubewegt, obwohl er mein "bleib mir vom Leib" längst verstehen muss, dann kommt auch die Gerte zum Einsatz - andere Pferde in unserer Herde würden schon bei der ersten Warnung vor Schreck an der Decke kleben!
Und ein Außenstehender, der das an einem schlechten Tag beobachtet und nicht weiß, dass es auch gute Tage gibt, wo der erste Fingerzeig sehr wohl genügt, der denkt sich eben: No servus, pflegt die einen groben Umgang...
Ich habe sehr große Probleme, mich bei Billy durchzusetzen, wenn mir andere Leute zusehen. Komme mir sofort wie der große Pferdequäler vor. Letztens war eine Miteinstellerin mit am Viereck (ich hab Bodenarbeit gemacht). Es ging gar nix. Ich traute mich unter ihren Blicken nämlich nicht, nach Bitte, freundlicher Aufforderung und Befehl das ganze auch wirklich durchzusetzen - eben weil ich mich so beobachtet fühlte. Bis sie mich dann fragte: Was machst du denn da eigentlich? War offenbar nicht ersichtlich, einfach weil ich mich nicht traute, vor mir und ihr zuzugeben, dass hier feine Signale momentan nicht genügen, sondern der Herr Billy wieder mal einen klaren Ansager braucht.
P.S. zu dem verletzten Pferd im Parcour äußer ich mich absichtlich nicht, ich glaub darüber braucht man nicht diskutieren... natürlich gibts auch solche, aber ich glaube dennoch, dass das wenige sind.