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Verfasst: Sa, 01. Mär 2008 10:08
von Carmen
Ich hatte gerade erst wieder ein Aha-Erlebnis und festgestellt, dass sich meine Pferd fast nur über den Sitz reiten lassen. Wenn ich es doch nur schaffen würde, einen anständigen Drehsitz hinzubekommen. Wenns nämlich klappt, hab ich das schönste Schulterherein, das man sich vorstellen kann. Wenn nicht, ist es nur naja eine Andeutung von SH.
Der Sitz ist also sehr wichtig. Aber Schönheit finde ich nebensächl. An der kann man arbeiten, wenn die Funktionalität stimmt.
Verfasst: Sa, 01. Mär 2008 12:15
von smilla
Ja, so ähnliche Erfahrungen wie Carmen mache ich auch.
Wenn ich z.B. SH reite und meine äußere Schulter nicht genügend mit in die Wendung nehme, bricht Remmi über die äußere Schulter aus. Mache ich es korrekt, ist das SH korrekt. Die Zügelführung ergibt sich hier aus dem Sitz (Drehsitz).
Soll ich im Außengalopp angaloppieren, muss ich das über den Sitz deutlich machen, sonst wirds nix.
Besonders eindrücklich war für mich das Rückwärtsrichten: Falle ich mit dem Oberkörper nach vorne, kommt der Kopf hoch, der Rücken ist nicht aufgewölbt. Sitze ich weiter im Schwerpunkt, tritt Remmi auch schön rückwärts.
Also ein funktionaler Sitz, der aber (hoffentlich) immer schöner wird.
Verfasst: So, 02. Mär 2008 22:10
von ginger242
meine Reitlehrerin sagt immer:
"Was bringt dir in Schönheit sterben, wenn das Pferd nicht versteht, was du von ihm willst??!!"
Manchal muss man den toll aussehenden Sitz einfach aufgeben um mit den Hilfen durchzukommen.
Plädiere also ganz klar für funktionalen Sitz

Verfasst: So, 02. Mär 2008 23:17
von Wolke
Beim ideal gebauten und von jeglichen körperlichen Gebrechen verschonten Reiter auf dem grössenmässig passenden Pferd wird wohl der schöne Sitz nach Lehrbuch mit dem funktionalsten Sitz als Ausgangslage identisch sein. Aber da wir alle mehr oder weniger vom Ideal abweichen und mehr oder weniger zu uns passende Pferde reiten, ist eine gewisse Abweichung vom optischen Ideal zu Gunsten der Funktionalität einfach notwendig.
Als Orientierung ist für mich der schöne Sitz wichtig. Wobei es völlig unterschiedliche Sitzarten gibt, die allesamt schön oder weniger schön aussehen können. Mir gefallen Reiter, bei denen ich eine Art selbstverständliches Gleichgewicht zu erkennen glaube. Im Übrigen schliesse ich mich den Punkten von Susanne an.
Verfasst: Mo, 03. Mär 2008 09:56
von Josatianma
Ein Anfänger, der noch in sich zusammengesunken sitzt, könnte ein Pferd im Damensattel wahrscheinlich gar nicht "bedienen".
Aber gerade das Reiten im Damensattel bringt einen dazu nicht mehr so zusammengesunken zu sitzen.

Natürlich sitzt du zentriert und bist dir des Einsatzes deiner Sitzknochen weit mehr bewußt als im Herrensattel, gerade deshalb ist für mich das Reiten im Damensattel eine wichtige Unterstützung.
Verfasst: Mo, 03. Mär 2008 16:29
von Celine
Ich hab mir in letzter Zeit angewöhnt, immer wieder beim Reiten meinen eigenen Körper innerlich "abzuscannen" (lass ich die Beine locker? Was machen meine Hände? etc.). Früher hab ich eher mein Pferd abgescannt (Hat er den Kopf runter? Ist er fleißig?)
Seit ich mehr auf mich achte, fallen mir Fehlerkorrekturen leichter, denn sie sind oft genug ein Resultat aus meinen Sitzfehlern.
Fazit:
Ein bewusster Sitz ist wichtig, irgendwann wird er vielleicht in Fleisch und Blut übergehen. Gleichzeitig muss man aber die körperlichen Gegebenheiten von Pferd und Reiter berücksichtigen.
Verfasst: Mo, 03. Mär 2008 18:23
von snjokorn
Also für mich muss der Sitz in erster Linie funktional sein und zum Pferd und Reiter passen, wobei bestimmte Elemente des Sitzes für mich absolut wichtig sind:
-> eine gewisse Lockerheit um den Pferdebewegungen zu folgen
-> keine langen Arme, also eine Winkelung im Ellenbogenbereich, damit meine Hilfen der Hand in meinen Rücken, Hintern und somit gut zum Pferd gelangen
-> eine weiche, flexible Hand
-> ein stabiler Sitz, der das Pferd im Gleichgewicht unterstützt und nicht behindert
-> keine klemmigen Beine oder Verspannungen im Reiterkörper
Sind diese Punkte erfüllt, dann ist der Sitz für mich im Großen und Ganzen funktional, da ich das Pferd nicht behindere, sondern unterstütze. Gerade am Anfang der Ausbildung eines Pferdes ist bei mir der Sitz meistens viel mehr funktional, als für die meisten wohl ästhetisch. Mit steigender Ausbildung des Pferdes, kann sich allerdings mein Sitz auch immer mehr verbessern, da ich zum Beispiel nicht mit sehr weiten Händen mehr reiten muss, um den Pferd begreiflich zu machen, dass man sich stellen und biegen kann.
Ansonsten ist Ästhetik auch relativ- viele Menschen haben vielleicht einen Bilderbuchsitz und ich finde sie trotzdem unästhetisch, weil sie das Pferd am vorwärts hindern oder es aus dem Gleichgewicht bringen oder oder oder.
Verfasst: Di, 04. Mär 2008 08:11
von esge
Der Sitz des Reiters hat mehrere Funktionen zu erfüllen:
1. Der Reiter muss sich damit auf dem Pferd halten können
2. er sollte sein Pferd nicht in dessen Bewegungen stören
3. er muss dem PFerd vermitteln können, was er von ihm will
Punkt 1 ist banal aber hmpf, durchaus nicht unwichtig, grins.
Punkt 2 ist hingegen schon ein riesiges Beschäftigungsfeld. Es ist erstaunlich, wieviele langjährige Reiter ihr Pferd sogar im SChritt schon massiv stören. Dabei, Schritt reiten kann doch jeder, oder???? Puh, nein! Viele Leute haben keine Ahnung,wie sie im SChritt funktional richtig und somit ohne zu stören sitzen sollten. Reiter, die Trabverstärkungen und Traversalen reiten!
Punkt 2 sollte einigermaßen erledigt sein, ehe man sich Punkt 3 zuwendet. Denn hier stören wir als Reiter das PFerd nun ganz gezielt - und hoffentlich nur für Bruchteile von Sekunden. Denn jede Hilfe ist eine Störung des Pferdes -s chließlich wollen wir die Bewegung, die das Pferd gerade ausführt "stören", nämlich ändern, unterbrechen oder modifizieren. Das wird das Pferd aber nur willig, das bedeutet ohne Verspannung, annehmen, wenn wir zuvor seinen Rhythmus mitgemacht, nicht gestört haben (Punkt 2)Feine Hilfengebung ist nur möglich, wenn das PFerd zweifelsfrei unterscheiden kann, ob die Alte da oben grad nur wieder krampft, weil sie sonst runterfällt oder ob das Zucken mit der Pobacke was zu bedeuten hat.
Leute wie Oliveira dürften nur willentlich mit ihren Pobacken gezuckt haben. das unterscheidet ihn von Leuten wie uns.
Und wer sein Pferd weit ausbilden will, muss eine ganze Menge von Muskelzuckungen und Körperbewegungen willentlich und koordiniert aus seinem ansonsten losgelassenen Sitz heraus aufs PFerd übertragen können. Da sollte man sich früh genug überlegen, was man für was benutzt. Je unkorrekter der Sitz ist, desto mehr Beschränkungen erlegt man sich auf. Und kommt vielleicht dann an eine Grenze, wenn es um wirklcih subtile Zusammenhänge geht.
also, macht euch alle nichts vor: Wenn ein Dysli scheinbar wie ein Schluck Wasser in der Kurve aufm Gaul hängt, dann weil er sich das leisten kann. Wer weniger Potenzial zu verschleudern hat, muss korrekter sitzen.
Aber lieber losgelassen und ein bisschen krumm als wunderschön und bocksteif - da wird jedes Pferd zustimmen.
Seufz.
Verfasst: So, 09. Mär 2008 11:37
von summer
esge hat geschrieben:Der Sitz des Reiters hat mehrere Funktionen zu erfüllen:
1. Der Reiter muss sich damit auf dem Pferd halten können
2. er sollte sein Pferd nicht in dessen Bewegungen stören
3. er muss dem PFerd vermitteln können, was er von ihm will
Aber lieber losgelassen und ein bisschen krumm als wunderschön und bocksteif - da wird jedes Pferd zustimmen.
ich sehe das auch so - ich stecke gerade so zwischen punkt 2 und 3 fest. ich habe lange versucht den idealen dressursitz zu reiten - und mich dabei oft sehr verkrampft - va hab ich sehr mit meiner linken zehenspitze gekämpft (ja ich bin leider recht kleinlich), die doch immer etwas ausgedreht war - nachdem ich begriffen habe, dass ich mein li bein wegen einer leichten hüftfehlstellung einfach nicht so gut eindrehen kann und ich diesen "fehler" angenommen habe (genau wie mein leichtes hohlkreuz), gingen viele verkrampfungen weg und plötzlich liegen die beine wo sie hingehören, die hände und arme sind dort wo sie hingehören, der rumpf hat die richtige spannung - das ist irgendwie hand in hand gegangen - losgelassen sitzen und dabei auch noch halbwegs "hübsch" aussehen.
eine reiterin bei uns (tanzt auch balett) sitzt so kerzengerade am pferd, als hätte sie einen stock verschluckt - ihr sitz ist ziemlich so wie im lehrbuch - aber geschmeidig oder losgelassen siehts nicht aus.
Verfasst: So, 09. Mär 2008 14:35
von susiesonja
summer hat geschrieben:
eine reiterin bei uns (tanzt auch balett) sitzt so kerzengerade am pferd, als hätte sie einen stock verschluckt - ihr sitz ist ziemlich so wie im lehrbuch - aber geschmeidig oder losgelassen siehts nicht aus.
Das erinnert mich daran, das ich einmal gehört habe, das Reiten und ausgerechnet Balett nicht zusammen passen. Eben wegen der hohen Körperspannung. Andere Arten zu Tanzen sollen da wesentlich förderlicher in Bezug auf das Reiten sein.
Vor kurzem habe ich an einer Sitzschulung teilgenommen. Einige meiner Baustellen wurden gut erkannt und bearbeitet. Aber der Kurs hat auch ein bißchen für Verwirrung gesorgt. So hat die Referentin aus diversen Gründen zum Beispiel meine Bügel gekürzt. Ich habe dann eine Woche lang versucht mit dem kürzeren Bügel zu reiten. Das Ergebnis war so olala. Als meine RL wieder da war, fiel ihr der kürzere Bügel auf, aber sie ließ mich reiten. Irgendwann bat sie mich die Bügel wieder länger zu machen, weil sie das Gefühl hatte mein Pferd versteht mich nicht. Ha! Genau das war es die ganze Woche schon. Mein Pferd verstand mich nicht.
Das hat mir wieder einmal gezeigt das man nicht einfach in eine Schablone gepresst werden kann, weil der losgelassene Sitz individuell verschieden sein kann.
Verfasst: So, 09. Mär 2008 16:13
von Janina
Ich schließe mich den meisten hier an.
Für mich heißt "Sitz" auch nicht unbedingt, dass er nach außen hin perfekt aussieht, sondern definiert sich dadurch, wie er auf das Pferd wirkt.
@Ballett: Also ich habe auch über 12 Jahre Ballett getanzt und bin absolut der Meinung, dass es dem Reiten zuträglich ist.
Was man beim Ballett lernt (oder lernen sollte), ist in erster Linie Körperbeherrschung (genaue Dosierung von Spannung u. Entspannung einzelner Körperteile, Gleichgewichtstraining, etc.).
Dieses Klischée, Balletttänzerinnen würden stocksteif gehen, stehen, sitzen u. würden absolut an ihre Grenzen kommen, müssten sie mal einen "Hüftschwung" vollführen, ist absolut "hollywoodgemacht".
Übrigens hatte ich schon beides: Von meiner "Ausgangsbügellänge" wurden sie in dem einen Kurs um ein Loch verlängert, im nächsten bei einem anderen Ausbilder (nachdem ich sie in der Zwischenzeit wieder zurückgestellt hatte) um ein Loch verkürzt. Na, wer hatte jetzt Recht?
Liebe Grüße,
Janina
wer hat
Verfasst: So, 09. Mär 2008 16:58
von glovedrider
Recht?
Verfasst: Mo, 10. Mär 2008 13:21
von esge
Die Länge der steigbügel hat im Wesentlichen mit diesen Faktoren zu tun:
Beinlänge des Reiters
Rippenwölbung des Pferdes
Schnitt des Sattelblattes und Dicke der Pauschen
Will heißen: Ein Reiter mit langen Beinen auf einem schmalen Pferd (oben schmal, Leib von vorne im Aufschnitt oval), kann/sollte eher länger Bügel haben. Wobei auch hier ein zu langer bügel das Becken blockiert.
Ein Reiter mit eher kurzen Beinen auf einem rundrippigen Pferd (Leib von vorn im Aufschnitt wie ein O) braucht im Verhältniss eher kurze Bügel (und einen Sattel mit vorgeschnittenen und oder flachen Pauschen!!!)
Insofern ist es bei dir inte4ressant Janina, was für einen Sattel du hast und wie du gebaut bist. Hat dein Sattel dicke Pauschen auf sehr geraden Pauschen, lässt dich der kürzere Bügel mit den Pauschen kollidieren. Vielleicht wäre der kurze Bügel wirklich besser für dich (weiß ich natürlich nicht von hier aus), wenn der Sattel es dich denn machen ließe und dir dann nicht aufgrund von blockigen Pauschen das Bein in eine unmögliche Lage zwängt.
Kurzbeinige Reiter mit runderen Pferden sind häufig mit VS-Sätteln besser beraten als mit Dressursätteln. Letztere sind für langbeinige Reiter auf oval-förmigen Pferden gemacht und berücksichtigen weniger ideale Dressurfiguren bei Reiter(inne)n nicht.
Es gilt also etliche Faktoren zu berücksichtigen, ehe die ideale Bügellänge gefunden werden kann. Ideal heißt immer, dem Becken die größtmögliche Schwingungsamplitude zu erlauben.
LG
Sandra
Verfasst: Mo, 10. Mär 2008 13:51
von Santana
Verfasst: Mo, 10. Mär 2008 14:01
von Janina
Das war mehr eine rhetorische Frage (siehe Smilie)...
Ich bin nämlich der Meinung, dass ICH mit meiner Bügellänge "Recht" hatte u. habe.
Die längere Version ist ungünstig, da tatsächlich rundes Pferd + nicht super lange Beine

, die kürzere, weil ich mich dann aus dem Sattel drücke u. nicht zum Sitzen komme (mal abgesehen davon, dass mir bei letzterer nach kurzer Zeit das rechte Fußgelenk schmerzt).
Daher bin ich nach wie vor bei meiner üblichen Länge nach dem Motto "Never change a working system".
Ich wollte damit nur verdeutlichen, wie subjektiv ein guter Sitz sein kann.
Der eine korrigiert dich ein bisschen in diese Richtung, der nächste wieder in die genau entgegengesetzte.
Ich glaube, ein Sitz kann auch "kaputt korrigiert" werden

.
Nehmen wir doch z. B. mal die Beinposition: Wenn ich entspannt sitze, dann fallen meine Beine ganz automatisch in eine bestimmte Position. Selbst wenn die "linienmäßig" nicht dem Lehrbuch entspricht, nutzt es doch überhaupt nichts daran rumzudoktorn, denn jeder Versuch eine andere Haltung einzunehmen, würde Muskelkraft erfordern u. wäre auf Dauer nicht ohne Verspannung haltbar. (es kann natürl. sein, dass der Sattel dann dem Reiter nicht optimal passt, aber das ist wieder ein anderes Thema).
Liebe Grüße,
Janina