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Verfasst: Do, 26. Okt 2006 12:33
von Richie 13
Hallo Ihr Lieben,

hab mal wieder Zeit.

Also ich hab in der Anfangszeit, als ich mein Pferd gekauft habe, auch Angst vor allem und jedem gehabt.

Hatte auch seine Gründe, da ich nach einem Jahr von ihm runtergeflogen bin und im Krankenhaus gelandet bin.
Danach hat es ewig gedauert, bis ich meinen inneren Schweinehund überwunden habe.
Auf der einen Seite kann ich die Reiter verstehen, die aus solchen Gründen Angst haben - wenn sie ihren Schweinehund aber nicht überwinden können, dann sollten sie eher das reiten aufgeben.

Auf der anderen Seite find ich sowas total übertrieben. Im früheren Stall ist auch so eine Reiterin.
Der Haflinger ist allerdings absolut brav. Wenn wir dann in der Halle geritten sind, haben die Fenster zum Reiterstüble zubleiben müssen, das Hallentor auch und oben auf der Tribüne hat auch keiner stehen dürfen.
Die hat immer voll abgedreht und sie hat ihre Verspanntheit so auf diesen Hafi übertragen, daß der schon erschrocken ist, wenn einer gehustet hat.

Ich bin auch der Meinung, daß man seinem Pferd soviel wie möglich zeigen sollte und keinem Hindernis, das noch so schrecklich aussieht ausweichen sollte.

LG
Sandy

Verfasst: Fr, 27. Okt 2006 10:12
von yeti
ich hätte da ein rezept gegen solche reiter: funktioniert aber nur bei gegenseitiger sympathie und wenn man selber ein geduldiger mensch mit dem "helfer-gen" ist :wink: :

in dem stall wo ich meine ponies bis letztes jahr stehen hatte, gabs zwei pferde die zu einer kuriosen familie gehörten: vater, mutter, 2 töchter, die eine 15, die andere 18.
oft kam die ganze familie zu den pferden und es war einfach nur nervig, deren umgang mit anzusehen: die pferde wurden von vorn bis hinten betüddelt und in watte gepackt - v.a. beim reiten.
die pferde fürchteten sich natürlich vor allem und jedem und anstatt dann mit guten beispiel voran zu gehen, hatte man viiiel verständnis mit den pferden. so nach dem motto "du armes pferd, du hast ja angst! der können wir dich natürlich nicht aussetzen! armes pferd, ist ja schon gut, wir gehen woanders lang/drehen um und reiten heim! etc..."
zum glück waren die viecher strohdoof und weigerten sich halt "nur" über einen punkt hinaus weg vom hof zu gehen. aber sie hätten auch noch ganz andere sachen mit den leuten machen können...

jedenfalls hab ich die dann mal mit ins gelände genommen und nachdem wir eine halbe stunde vom stall entfernt waren, begann es hinter mir zu jubeln "mensch, soweit sind wir ja noch niiiie gekommen!!!" - die waren schon 3 jahre länger in dem stall als ich! hinterher waren sie ganz begeistert und fragten ob ich sie mal wieder mitnehmen würde.
das hab ich dann auch ein paar mal gemacht und dabei gelegenheit gehabt, den umgang mit dem pferd zu studieren.
"gruselige" stellen wurden am liebsten umgangen und wenn das pferd auf leichten schenkeldruck nicht weiterwollte, dann wurde abgestiegen und geführt - aber muss man unbedingt absteigen und führen wenn das pferd auf dem hinweg über eine brücke geht und auf dem rückweg die selbe brücke nicht betreten mag?

die große tochter zeigte dann interesse öfter mit mir auszureiten und so hab ich mir zum ziel gesetzt, sie und ihr pferd geländesicher zu machen. ich hab ihr das auch gesagt 8)
so hab ich ihr dann einfach wenn nötig tips gegeben, immer schön sachte, damit sie sich nicht überfordert fühlte und auf sie eingeredet, wenn sie mal wieder der meinung war, absteigen zu müssen.
und was soll ich sagen? das mädel machte sich! eines tages wollte das tierchen mal wieder nicht vom stall weg, sie blieb ganz energisch dran und saß selbst einen bocksprung des erbosten pferdes aus - und trieb es gleich darauf weiter (statt ängstlich abzusteigen). "gefährliche" stellen nahmen wir gezielt in angriff und sie lernte mit ruhe daran vorbeizureiten, auch wenn das pferd mal scheut - statt schon vorher einen großen bogen zu reiten und mit zittriger stimme auf das pferd einzureden...

so ein bissel selbstsicherheit hat sie also gelernt und ist jetzt nicht mehr ganz so schissig wie früher. so gehts also auch. voraussetzung war/ist natürlich, dass sie selber auch lernen wollte. habs ihr ja wie gesagt, mitgeteilt, dass sie jetzt mein "projekt" ist und ich ihr helfen wollte. und das fand sie gut. ansonsten hätt ichs nicht gemacht.

Verfasst: Fr, 27. Okt 2006 13:37
von Manfred
Hallo Yeti,

grundsätzlich stimme ich deinem Projekt zu. Wenn der Mensch die Führung übernimmt, dann muss er sich manchmal eben auch durchsetzen.

Das setzt jedoch vorraus, dass er sich auch sicher sein muss, dass er einen möglichen Zweikampf mit dem Pferd gewinnt. Dies jedoch richtig einzuschätzen ist verdammt schwiering, vorallem wenn auch Angst mit im Spiel ist.

Insofern finde ich es nicht falsch, den sicheren Weg zu nehmen und abzusteigen. Aber eben nicht der Sache ausweichen. Denn sonst lernt das Pferd nur, dass es tatsächlich eine Gefahr bedeut und wird immer wieder sich weigern den Hof zu verlassen etc.

Genau dieses Problem hatte ich mit Undine und sie war vom Sattel aus nur mit gewaltigen Druck weiterzubewegen. Aber zu Fuß einen Spaziergang machen ging schon sehr viel besser.

Inzwischen lässt sie sich von mir auch ohne Sattel und Zaumzeug im Gelände reiten aber immer noch nicht von ihrer Besitzerin oder der anderen Reitbeteiligung.

Es ist also wichtig Vertrauen aufzubauen, damit man sich auf einander verlassen kann und dies erreiche ich nicht mit Gewalt, sondern mit Überzeugung.

LG
Manfred

Verfasst: Di, 07. Nov 2006 17:27
von Ravina
Tja, Ihr Lieben,
Eure gut gemeinten, aufmunternden Hinweise im Ohr, doch den inneren Schweinehung zu bekämpfen, nicht zu früh aufzugeben usw. habe ich letzte Woche meinem - an sich lieben - Schimmelchen einmal zuviel mehr abverlangt, als sie unbedingt wollte.......
Äußerst gehfreudiges Pferd, nicht ganz ausbalancierte ängstliche Reiterin - zu kleine Halle = Pferde erstaunt, aber gesund, Reiterin eine Woche im Krankenhaus mit leicht angeknackstem Hüftknochen.

Eines weiß ich jetzt ganz sicher - egal, wieviel Jungvolk lacht - lieber auf das eigene Vorsichts-Gen hören.

Nochmal davongekommen - auch mit blauem Auge
Anneli

Verfasst: Di, 07. Nov 2006 18:14
von DynaMitreiterin
Wie jetzt - Du hast Dir die Hüfte angeknackst? Kreisch!

Verfasst: Di, 07. Nov 2006 19:43
von pepe
Krankenhaus? Entsetzt!!
Oberste Maxime beim Umgang mit dem Pferd: Safety first!!

Verfasst: Di, 07. Nov 2006 22:19
von Manfred
Ravina hat geschrieben:Eines weiß ich jetzt ganz sicher - egal, wieviel Jungvolk lacht - lieber auf das eigene Vorsichts-Gen hören.
Ja, das eigene Bauchgefühl ist wohl immer noch das Beste.

Gute Besserung
Manfred

Verfasst: Mi, 08. Nov 2006 07:42
von Stephanie
Hallo,

m.E. sollte man das Ganze trennen:

wenn ich selber reite,bin ich meist so konzentriert, dass ich schon nen Rüffel bekommen habe, ich würde nicht grüssen... Ich hab es einfach nicht mitbekommen - und quatschen am Reitbahnrand find ich respektlos meinem Pferd gegenüber, denn ich verlange volle Konzentration. Mein eigenes Ross ist allerdings so cool, dass er am liebsten geritten wird, wenn der Mopp tobt, am besten noch auf fremdem Platz oder vor Zuschauern - dann lohnt die Konzentration wahrscheinlich endlich mal. Wenn ich dann nicht zu nervös bin (ich hab allerdings geübt, mich zu sammeln, mir meine Lektionen vorzusagen), reiten wir einfach unsere Runden und ich zwing mich, außer übers Pferd wegzugucken, auf nix zu achten...

Habe ich selber einen unkonzentrierten Tag und merk, dass ich kribbelig werde, weil mich dies oder jenes stört, hör ich auf oder geh raus ins Gelände.
Regelmäßige Störungen von ein und derselben Person oder Personengruppe würde ich ansprechen und mir ggf. verbieten...

Und Jen, Deinen Nachbarn würd ich mal mit was positivem überraschen, oder frag ihn doch mal, ob er Dir mal bei was helfen kann, wenn er so gerne werkelt. Er schreit ja geradezu nach Aufmerksamkeit.

Wenn mein Pferd unkonzentriert ist - und gerade wenn es ein junges und/oder neues Pferd ist - wird bei mir nicht geritten. Ehrlich, das ist mir zu gefährlich. Das Pferd wird am Boden so lange gearbeitet, bis es mich anguckt, auf mich achtet, mir gehorcht... sprich mich als Führungspersönlichkeit annimmt, dass ich es auch gefahrlos reiten kann. Ganz ehrlich, wenn das Pferd schon von unten nicht zu mir guckt, was ich tu, warum sollte es sich dann für mich auf seinem Rücken interessieren???

Ich hab in meinem Unterricht ängstliche Pferde, die bekommen das gleiche Programm: Keine gute Dressur ohne ein gehorchendes Pferd. Der Reiter ist für mich der Chef, auch in einer Partnerschaft mit dem Pferd!
Und wenn der Mensch von sich aus nicht Chef sein kann oder will, muss er es eben lernen. Und nur wenn der Mensch ein sicherer Chef ist, wird das Pferd sich anschließen WOLLEN!
Leider gibt es auch genug brave Pferde, die zwar sowas wie erzogen sind, aber trotzdem ihre Menschen nicht angucken...
Und es gibt genug Pferde, die schlecht erzogen sind (oder gar nicht) und gut geritten, wenn der Mensch im Sattel weiß, was er tut, mag das wohl funktionieren, allerdings glaube ich nicht, dass es eine Partnerschaft ist, sondern ein "du tust was ich dir sage", halt eben nur von aus dem Sattel...

Wenn der Mensch Angst hat, ist es ja diffiziler... Erstmal muss der Mensch zugeben, dass er Angst hat - und wer tut das beim Reiten gern. TABUTHEMA???
Nun, wenn man denn soweit ist, auch als Reitlehrerin die Frage zu stellen: Kann es sein, dass Dir das und das Angst macht???, bekommt man die unterschiedlichsten Antworten, daraus muss man sich sein Bild machen und die Arbeit aufbauen.
Konkrete Situationen sind natürlich am Leichtesten... z.B. vorher runtergefallen...
Verkrampfte Menschen lenk ich immer ab, unterhalte mich über angenehme Themen - ja, im Unterricht - lass sie lachen und mach nebenbei meine Sachen. Am Ende wird reflektiert.
Vertrauen aufbauen und mal nachhorchen, was so grundsätzlich verängstigt, konkrete Lektionenabfolgen reiten lassen, kurz und überschaubar. Immer mit dem Satz: "Du bist hier und reitest nur Deine Aufgabe, es gibt für Dich kein Rundherum".
Schwer, weiss ich, aber Menschen, die permanent unkonzentriert sind - egal, aus welchem Grund - müssen lernen, sich ausschließlich auf das Momentane zu konzentrieren. Und dafür muss man die Kondition steigern...

Ein ungehorsames Pferd, wie es weiter oben so nett beschrieben wurde, muss man lehren, dass gehorchen nix schlimmes ist. Man wundert sich ja manchmal, dass die in der Herd rangniedrigsten Tiere unter ihren Besitzern plötzlich zu Bestien werden... Ich kann die Pferde verstehen: Endlich mal selber herrschen! Wenn der Mensch dumm genug ist.

Es gibt ja nun genug zur Bodenarbeit, zum Gehorsam etc.. Und es gibt auch genug Möglichkeiten zu lernen, sich zu konzentrieren. Aber leider gibt es beim Reiten auch genug Tabus und enormen Gruppenzwang.

Verfasst: Do, 02. Apr 2009 10:46
von xelape
Bei Stephanie unterschreib...
Bei mir ist es auch eine Frage der Konzentration - wenn ich voll konzentriert auf das Perd bin - dann passt er auf ist bei mir hört zu, und die Sachen drumdrum interessieren nicht.
Wenn ich aber irgendwie wackelig aufsteige und mich nicht ordentlich konzentriere macht Herr Pferd deutlich, dass er sich dann auf die Sachen drundrum konzentriert anstatt auf mich.

Zurück zum Thema, von wegen ängstlicher Leute.. solche sehr ängstlichen Leute haben wir am Stall kaum. Ein zwei, aber da kann ich es verstehen, weil Pferde einfach krass losbocken, wenn sie's zerreißt.
Da kann ich die Sorge und Angst verstehen, denn mein Pferd hat das auch schon gemacht, und da hat man einfach Angst.
Nicht jeder konfrontiert sich da im Anschluß nach so einem Erlebnis mit ähnlichen Situationen - ich muss mich da auch zwingen.
Also ist manchmal ein bisschen Verständnis auch angebracht...

Verfasst: Mi, 08. Apr 2009 19:41
von Gänseblümchen
Bin ich nicht und könnte ich auch gar nicht sein, wär mir viel zu langweilig :D
Auch wenn ich anfangs so wahr und mein Pferd hat´s ausgenutzt und mich regelrecht in die Angst getrieben. Solane bis ich Panik hatte auch nur allein mit meinem Pferd zu sein.
Tja, mittlerweile bin ich das krasse Gegenteil^^