Der innere Schweinehund des Pferdes

Rund um die klassische Reitkunst

Moderatoren: Julia, ninischi, Janina

Julia
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Beitrag von Julia »

Jen hat geschrieben:hihi, ja das kommt mir bekannt vor. Bei Leila kam ich mri vor wie ihren "Personal Trainer", so eine Animationstussi, die versucht ihren pummeligen Hintern in Bewegung zu setzen :lol: echt, manchmal lief ich fast mehr als sie beim Longieren! Geschwitzt und gekeucht hab ich auf jeden Fall mehr 8) Aber wenn dann mal der Gang drinnen war, ist sie wirklich gut gelaufen. Gegen Schluss war sie wirklich sehr fein zu reiten, sehr gut auf die Hilfen reagiert und war aufmerksam. Aber es bedurfte doch einiger "wake-up calls" ;)
Ohhh, *kicher* genauso ist es bei uns auch, wenn ich mit mal mehr, mal weniger liebevoller 8) Beharrlichkeit dran bleibe, wird Madame irgendwann weich wie Butter und macht klasse mit.... was ich versucht habe , bevor sie ausfiel war, diese Zeit laaaaangsam zu steigern in dem ich das Ende immer ein gaaanz wenig nach hinten verschoben habe.War am Anfang ja schon frustig immer dann aufhören zu müssen wenn es endlich schön wurde :roll: :wink:

Aber dieser Schweinehund wohnt auch in mir, von daher.... :lol:
Liebe Grüße, Julia
esge
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Beitrag von esge »

Rinchen, wenn es WIRKLICH ans Arbeiten geht, sprich an Hinterhand einsetzen und richtig die gesamte Energie zur Verfügung stellen, sind ALLE Pferde Energiesparmodelle. Sogar mein Worcaholic. Der erledigt Dinge dann eher schnell - das bedeutet aber nicht, dass er dir den vollen Einsatz gibt, sondern er rast lieber über die echte Anstrengung hinweg.
Wenn es so richtig ans Eingemachte geht, suchen sie ALLE die Hintertür.

Wer kann es ihnen denn verdenken?
Loslassen hilft
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Cat_85
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Beitrag von Cat_85 »

esge hat geschrieben: Ich halte es eher für das Normale, dass Pferde ökonomisch eingestellt sind als dass sie immer Hurra schreien wenn es um Arbeit geht.
Ökonomisch ja. So wie esge es beschreibt. Wenns richtig anstrengend wird. Aber von der Koppel holen ist nicht wirklich anstrengend. Und da Pferde als soziale Tiere, die Anschluß zum Überleben brauchen, immer betsrebt sind sich bei jemandem einzuschleimen, der einen Nutzen bringt, sollten sie sich eher freuen wenn man kommt.
Meine Stute ist immer motiviert. Sicher, Hankenbiegung muss man sehr deutlich erfragen, das ist ja anstrengen. Sie versucht auch immer alles schnell zu absolvieren. Aber sie ist gern mit mir zusammen. Wenn ich sie hole, sind alle anderen egal. Bei mir fühlt sie sich sicher, sie kriegt Futter und Streicheleinheiten... Alles positive Sachen. Warum sollte sie nicht mitkommen wollen?
skywalker

Beitrag von skywalker »

Billy ist auch ein Energiespar-Modell. Das ist nicht nur bei der Arbeit, sondern auch auf der Weide zu sehen.

Anfangs reagierte er ja wirklich auf JEDE Bitte hin mit Grant, Unsicherheit und Abwehr. Mittlerweile ist es etwas besser, er ist eher bereit, für mich einfach mal was neues auszuprobieren. Das ging am Anfang ja irgendwie überhaupt nicht. Aber es ist bei ihm sehr deutlich zu sehen, wann ihn eine Übung anstrengt, er sie noch nicht versteht oder sonstwie keine Lust dazu hat. Dann macht er völlig zu, hört gar nicht mehr zu, wird grantig und flüchtet sich in Abwehr.
Ich finds bei ihm extrem schwer, bei ihm entlang der Schwelle zwischen Unter- und Überforderung zu gehen. Geistig muss man ihn extrem beschäftigen, um ihn bei Laune zu halten. Manchmal gehen mir echt die Ideen aus. Wenn ich nicht innerhalb einer Einheit (die auch sehr kurz seinkann) ständig die Übungen abwechsle, bleibt er einfach irgendwann stehen und befindet, dass dieses Übung-Drillen unter seinem Niveau ist.

Futter ist der größte Motivator - natürlich. Wobei es auch hier schwierig ist, die richtige Dosis zu finden. Zu kleine Schritte belohnt - dann sieht er nicht mehr ein, warum er überhaupt noch was tun soll und fordert die Leckerlis ein, ohne etwas anzubieten und wird grantig. Sind die verlangten Schritte zu groß und er versteht nicht mehr, was eigentlich gefordert ist, wird er ebenfalls grantig und richtiggehend gestresst (und dann eben auch aggressiv).
Deshalb arbeite ich nur ganz wenig mit Leckerlis.
Wenn ich sie hole, sind alle anderen egal. Bei mir fühlt sie sich sicher, sie kriegt Futter und Streicheleinheiten... Alles positive Sachen. Warum sollte sie nicht mitkommen wollen?
Naja... mein Pferd steht z.B. nicht auf Streicheleinheiten. Futter hat er auf der Weide mehr und seiner Meinung nach besseres als ich ihm geben kann. Streicheleinheiten und Sicherheit kriegt er durch seine Herde zwanzigfach mehr als durch mich... UND er weiß, dass mitkommen bedeutet, sich doch auch anstrengen zu müssen - da frage ich mich eigentlcih: warum SOLLTE er mitkommen wollen :?
Sheitana
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Beitrag von Sheitana »

Also ich kann nicht behaupten, dass mein Pferd sonderlich faul ist. Im Gegenteil: Sie WILL arbeiten und ist dann auch höchst motiviert.

Den inneren Schweinehund habe eher ich... :roll: :wink:

Wenn ich mich nicht aufraffen kann, ist mit Georgia auch nicht viel los...Dann gibt es aber auch mal nur Streicheleinheiten und Futter.

Dafür habe ich ein - meist - hochmotiviertes Pferd, dass auf Zuruf von der Weider angerannt kommt. Mal im Galopp, mal im Schritt... :wink:
LG
Sheitana
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GingerCC
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Beitrag von GingerCC »

Also wenn ich euch so lese, frage ich mich immer, mit was für einer Einstellung geht ihr zu eurem Pferd und wollt dann auch noch mit ihm arbeiten.

Krass geschrieben:
Das Pferd denkt sich, wenn mein Reiter schon nicht so richtig davon überzeugt und dazu motiviert ist, diese ...Übungen zu machen, wieso sollte ich mehr Motivation zeigen als er ausstrahlt?

Die Tiere sind eigendlich immer ein Spiegel ihres Besitzers.
Bei Hunden kann man fast 100% darauf geben, daß das Herrchen eine ziemliche Ähnlichkeit zu seinem Hund optisch und beim näheren Kennenlernen auch Charakterlich aufzeigen. :lol: :wink:

Wir schmunzeln zu Hause oft, wie ich mit meinem Buben eingendlich das genau passende Pferd für mich gefunden habe.
Er ist nämlich genauso langsam in der Anfangsphase wie ich. Ich kann auch nicht Augen öffnen und sofort aus dem Bett springen.
Ich nenne ihn gerne meinen kleinen Diesel-Motor. Er braucht eine Weile bis er warm ist, aber DANN ist er wach und maschiert und will beschäftigt werden. Da muß ich mir immer was einfallen lassen um ihn weiter so motiviert zu erhalten. Es gibt doch nichts langweiligeres als ständig die gleichen Abläufe beim reiten oder jeden Tag die selben Figuren in der Bahn.
Klar fallen ihm auch immer wieder Varianten ein, wie er sich schonen kann, aber das liegt ja an mir das zuzulassen oder nicht. Genauso geht er sehr gerne auch ins Gelände. Aber trotzdem bekomme ich definitiv an jeder Abzweigung gezeigt, wo es auf den schnellsten Weg nach Hause geht. Darüber schmunzel ich halt und er hat dann doch spaß an längeren Spaziergängen.

Also geht es hier doch eher darum wirklich sehen zu wollen, was unsere Tiere uns aufzeigen. Ob man es annimmt oder nicht, .........
LordFado

Beitrag von LordFado »

GingerCC hat geschrieben: Die Tiere sind eigendlich immer ein Spiegel ihres Besitzers.
Bei Hunden kann man fast 100% darauf geben, daß das Herrchen eine ziemliche Ähnlichkeit zu seinem Hund optisch und beim näheren Kennenlernen auch Charakterlich aufzeigen. :
ich bin überzeugt, dass es genau wie beim Menschen auch bei Tieren einfach unterschiedliche Charaktere gibt - phlegmatische genau wie aufgedrehte hyperaktive.

Allerdings glaube ich auch, dass sich Tierhalter eben oft Tiere aussuchen, die zu ihnen passen - ergo wird nicht jeder Hampelmann automatisch ruhig und faul, wenn er ein ruhiges Herrchen/Frauchen findet und andersrum.
Oft "suchen" sich z.B. ängstliche Menschen ängstliche Tiere - weil sie sie eben so gut verstehen bzw. sich verstanden fühlen - genau wie Draufgänger eben mit Draufgängern gut harmonieren (Beispiel Military).


Klar arrangiert man sich und passt sich an (und zwar beide! seiten!) im Laufe der Jahre, lernt sich kennen und weiß besser miteinander umzugehen. Das tägliche Training in die eine oder andere Richtung beeinflusst natürlich auch - aber eine Grundtendenz bleibt doch immer.

Insofern zweifle ich die "Spiegel"-Theorie mal an und würde eher in "gleich und gleich gesellt sich gern"-Richtung gehen - daraus ergibt sich dann eben "wie der Herr, so's Gscherr".

(dass ein Pferd unsicher reagiert, wenn sein Herdenführer dies tut ist unbestritten, hat aber mit Charakterzügen nichts zu tun)
Sheitana
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Beitrag von Sheitana »

GingerCC hat geschrieben:Also wenn ich euch so lese, frage ich mich immer, mit was für einer Einstellung geht ihr zu eurem Pferd und wollt dann auch noch mit ihm arbeiten.
Früher hätte ich versucht trotzdem zu arbeiten, auch wenn ich schlecht drauf war. Mit mäßigem Erfolg... :roll:

Heute versuche ich gar nicht erst mit meinem Pferd zu arbeiten, wenn ich müde oder lustlos bin... :wink:

Oder wir machen unverfängliche Dinge, durchs Gelände dümpeln z.B.

Ich arbeite nur dann mit meinem Pferd, wenn ich selber auch die entsprechende Einstellung habe.

zu dem Spiegel: Ich denke schon, dass die Tiere uns einen Spiegel vorhalten.

Letzte Woche ging es mir schlecht, mein Stute war dann auch schlecht drauf. Mein Youngster ist dann allerdings doch eher das Gegenteil. Er ist dann eher so drauf, dass er sagt "Hey, was kostet die Welt, sei nicht so deprimiert, komm wir machen was"

Am WE war ich eher schläfrig und ein Couchpotato. Mein sonst sehr agiler Hund war ebenfalls zu nichts zu motivieren und lag lieber faul mit mir auf der Couch... :wink:
LG
Sheitana
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LordFado

Beitrag von LordFado »

meinst du nicht, Dinge wie "schläfrig sein" hängen viel eher vom Wetter/... ab als davon, was der Besitzer grade so tut?
Sheitana
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Beitrag von Sheitana »

LordFado hat geschrieben:meinst du nicht, Dinge wie "schläfrig sein" hängen viel eher vom Wetter/... ab als davon, was der Besitzer grade so tut?
Hmm, nein, mein Hund ist sonst - wetterunabhängig - sehr agil... :wink: Und im Normalfall verkriecht sie sich nicht mit mir auf die Couch, sowie ich im Normalfall auch nicht ein WE auf der Couch verbringe.

Es war am WE weder heiß, noch schwül noch sonst irgendwas in die Richtung..
LG
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Beitrag von GingerCC »

Ich habe es vielleicht ein bischen krass und provokativ geschrieben, aber ich glaube schon das daran was ist.

Unsere lieben Tiere wissen sehr genau uns einzuschätzen. Manchmal vielleicht besser als wir uns persönlich eingestehen.

Ich selber reite bei schlechter Stimmung auch ganz bewußt gar nicht oder nur unverfängliches wie Gelände oder so. An solchen Tagen verbockt man mehr als man sich denken kann und straft vielleicht sein Tier ungerecht und hat nachher in den nächsten Zeit erst mal wieder Vertrauens-Aufbauarbeit zu leisten. Ich sage da lieber, es ist mein Hobby und ob ich früher oder etwas später dann Diese oder Jene Lektion dann kann, macht mir nichts aus. Das Allerwichtigste ist doch, daß wir Spaß beim Reiten haben!!! :D :D :D
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Beitrag von kiki »

Also ich kann da nur Ginger zustimmen.

Ich habe es aufgegeben zu den Pferden zu gehen, wenn ich unmotiviert oder gritzig war.
Wie sie sagt es ist ein Hobby, will ich mich da ärgern? Nein.

Und als Beweis für mich für diese These ist:

Mein Beiden Pferde sind vom Charakter her eher unterschiedlich, sie phlegmatisch er übermotiviert.
Und beide reagieren trotzdem gleich auf meine Stimmung.

Wobei ich sagen muß, daß es bei gritziger Laune noch ginge was mit Madame Phlegmatie zu machen, aber niemals mit dem kleinen Feuterstuhl, das färbte nämlich ab und machte mich dann wiederrum noch gritziger.
Wärend bei eigener Unlust der Herr noch motivierbar war, die Dame hingegen garnicht und man selber dann noch unlustiger wird und so weiter.

Ich denke also, daß man sowohl den Charakter des eigenen Pferdes, als auch die eigene Stimmung berücksichtigen sollte, so daß es das jeweilige nicht noch verstärkt.
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Farfalla
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Beitrag von Farfalla »

Mein Dicker ist auch so einer. Habe den Schalter zum Ausschalten des Energiesparmodus noch nicht gefunden :D . Ich denke aber, das hängt zu einem gewissen Teil auch vom Reiter ab. Das Pferd spiegelt seinen Reiter / Besitzer wider, und irgendwo steckt ja in jedem ein Schweinehund.

Bei meinem Dicken wurde es besser, als ich begonnen habe, nur noch etwa eine halbe Stunde zu reiten. Er hat gemerkt, dass es nicht viel Arbeit und demnach nicht so anstrengend ist, und hat wieder mitgearbeitet. Ich werde deswegen zwar öfters blöd angeredet, das wäre Schwachsinn, aber da höre ich einfach nicht mehr zu. :D
"Die Normalität ist eine gepflasterte Straße. Man kann gut auf ihr gehen, aber es wachsen keine Blumen mehr auf ihr."
- Vincent van Gogh
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Beitrag von Sheitana »

Ich mache auch bewusst nicht jeden Tag etwas mit Georgia. Da habe ich - ganz ehrlich - keine Lust und Zeit zu und ich habe gemerkt, dass der Trainingseffekt genauso wenn nicht sogar vermehrt da ist.

Wobei Georgia gegen etwas mehr sicherlich nichts einzuwenden hätte... :wink:
LG
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Cat_85
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Beitrag von Cat_85 »

skywalker hat geschrieben:Streicheleinheiten und Sicherheit kriegt er durch seine Herde zwanzigfach mehr als durch mich... UND er weiß, dass mitkommen bedeutet, sich doch auch anstrengen zu müssen - da frage ich mich eigentlcih: warum SOLLTE er mitkommen wollen :?
Ich hab auch schon mit recht vielen Pferden gearbeitet. Und wenn die Tiere mich nach ca. einer Woche ein bisschen kannte, sind sie nie wieder vor mir abgehauen oder wollten nicht mit raus. Ganz im Gegenteil. Wenn ich auf die Koppel gehe, dann kommen alle an. Und die Ponys haben ausreichend Futter und Sozialkontakte. Trotzdem ist für sie der Mensch, ich in dem Fall, eine Ressource die es sich zu erhalten gilt.
Ich will dich jetzt nicht angreifen, aber wenn dein Pferd sich bei dir nicht so sicher fühlt das es sich traut mir dir zu gehen, solltest du das meiner Meinung nach mal überdenken. Wie willst du so ausreiten gehen? Vielleich kannst du mit ihm ja mal Vertrauensarbeit machen, generell den Arbeitsplan mal umbauen, mehr Abwechslung, Sachen die ihm auch Spaß machen. Und ganz wichtig bei "faulen" Pferden: viel loben!
Sicher gibt es auch bei Tieren faulere und motiviertere, aber so eine krasse anti-Einstellung der Arbeit gegenüber, das muss doch einen Grund haben.
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