Wendung auf der Vorhand in der Bewegung

Rund um die klassische Reitkunst

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saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Alkasar hat geschrieben:école de légerté?
jep
Thomas Ritter
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Beitrag von Thomas Ritter »

Die Vorhandwendung in der Bewegung ist gymnastisch wertvoller als die Vorhandwendung auf der Stelle, weil das Pferd sich einerseits nicht so leicht rueckwaerts entziehen kann und andererseits nicht so leicht auf die Vorhand faellt.
Bei der Vorhandwendung in der Bewegung kommt es auf die folgenden Dinge an:
- Die Wirbelsaeule des Pferdes soll parallel zum Radius der Wendung bleiben.
- Dazu muss der Reiter die aeussere Schulter gut einrahmen und am Ausfallen hindern.
- Der innere Hinterfuss soll vor dem aeusseren uebertreten.
- Das Gewicht soll auf den aeusseren Hinterfuss verlegt werden, damit der innere Hinterfuss besser uebertreten kann.
- Die Uebung sollte im Schritt ausgefuehrt werden, um Verletzungen der Beine zu verhindern.

Da die Hinterhand den groesseren Weg zurueckzulegen hat, werden die Hueften besonders geschmeidig gemacht. Die Uebung lockert auch die Bauchmuskulatur und das Genick (v.a. wenn man das Pferd in der Ganasche oder im Hals seitlich biegt).

Thomas Ritter
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Alkasar
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Beitrag von Alkasar »

danke für die erläuterungen! :D
„Wer nur zu seiner Freude reitet, aus Freude am Leben, aus Freude an Flur und Wald, aus Freude am Pferd, der ist ein König und ein Weiser.“ (aus: Vollendete Reitkunst, Udo Bürger, 1959)
Julia
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Beitrag von Julia »

Ich habe diese Übung kennengelernt als Übertreten auf dem Zirkel, mein früherer RL hat sie mich öfter reiten lassen und ich fand sie immer sehr effektiv.
Liebe Grüße, Julia
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susiesonja
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Beitrag von susiesonja »

Mein jetziger RL lässt sie mich regelmäßig zu Anfang einer jeden Einheit reiten und habe dabei jedes Mal wieder ein Aha-Erlebnis, weil mein Pferd um ein vielfaches ausbalancierter wird und sich unwahrscheinlich gut löst. Er wird sehr beweglich dadurch. :D
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Cathy1603
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Beitrag von Cathy1603 »

Bei meinen Trainingseinheiten, reiten wir im Speziellen SH am Zirkel. Dadurch mein Pferd immer wieder auf die Rechte schulter fällt, muss ich auf der linken Hand vermehrt kleinere Zirkel reiten, damit er sich nicht auf die äußere rechte SChulter stützt, sondern vermehrt auf die linke kommt. Auf der rechten hand, reiten wir größere Zirkel, da wir hier die Balance mehr auf die linke SChulter bekommen. Wie auch dann im Schulterheirein auf der Geraden, achte ich mehr darauf die Seite zu fördern (in seinem fall die linke SChulter) und nicht zu viel auf der linken Hand SH zu reiten, weil wir ja dann wieder die rechte Schulter unterstützen würden. Kompiziert, aber wenn man es mal verstanden hat dann geht das sehr gut :wink:
"Der Pferdemensch mit der ganzen Vollkommenheit seiner Kunst bringt sein Leben damit zu, diese Unvollkommenheit zu korrigieren" - (D'Auvergne)

Liebe Grüße
Cathy und Julbrich
Thomas Ritter
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Beitrag von Thomas Ritter »

Schulterherein auf dem Zirkel und dem inneren Schenkel weichen lassen auf dem Zirkel sind ebenfalls aeusserst nuetzliche Uebungen, aber sie unterscheiden sich von der Vorhandwendung in der Bewegung durch den geringeren Grad der Abstellung. In der Vorhandwendung in der Bewegung bildet die Wirbelsaeule des Pferdes einen 90 Grad Winkel mit der Kreislinie. Bei den anderen Uebungen ist es erheblich weniger.

Thomas Ritter
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Rosana
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Beitrag von Rosana »

Hallo Herr Ritter,
das ist ja toll dass Sie sich hier persönlich äußern (Sie sind doch DER Thomas Ritter?)!
Allerdings bin ich verwirrt durch den Wohnort "Wedemark"... Leben Sie nicht in Oregon?
Thomas Ritter
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Beitrag von Thomas Ritter »

Wir sind im Sommer aus den USA zurueck nach Deutschland gezogen.

Thomas Ritter
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Rosana
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Beitrag von Rosana »

Oh schön für uns hier in Deutschland :D !

Ich habe Ihnen gerade eine PM geschrieben...
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marquisa
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Beitrag von marquisa »

Cathy1603 hat geschrieben:Bei meinen Trainingseinheiten, reiten wir im Speziellen SH am Zirkel. Dadurch mein Pferd immer wieder auf die Rechte schulter fällt, muss ich auf der linken Hand vermehrt kleinere Zirkel reiten, damit er sich nicht auf die äußere rechte SChulter stützt, sondern vermehrt auf die linke kommt. Auf der rechten hand, reiten wir größere Zirkel, da wir hier die Balance mehr auf die linke SChulter bekommen. Wie auch dann im Schulterheirein auf der Geraden, achte ich mehr darauf die Seite zu fördern (in seinem fall die linke SChulter) und nicht zu viel auf der linken Hand SH zu reiten, weil wir ja dann wieder die rechte Schulter unterstützen würden. Kompiziert, aber wenn man es mal verstanden hat dann geht das sehr gut :wink:
Cathy,

ich glaube,hier läuft irgendetwas verquer:

du schreibst,dass dein Pferd vermehrt auf die rechte Schulter fällt.

Du solltest dann Übungen vornehmen,welches eben diese Schulter entlastet:
-beim SH links soll die rechte Schulter freier! werden (inneres Hinterbein wird zum vermehrten Untertreten,sprich Lastaufnahme animiert,äußeres Vorderbein wird freier)

-Du schreibst,du sollst linke Hand kleinere Zirkel reiten,damit dein Pferd die linke Schulter mehr belastet?Wenn dein Pferd in einer kleiner werdenden Wendung (oder Volte) auf die innere Schluter fällt,ist das definitiv nicht richtig,mag es am am Ausbildungsstand des Pferdes gemessen zu klein gewählten Radius liegen,oder an falscher Hilfengebung,das sei mal dahingestellt.

-im Travers verhält es sich andersherum;hier wird das äußere Hinterbein angeregt und die innere Schulter freier (so ist es jedenfalls gedacht ;-))

Wenn du das Vorhandschwenk übst,verschafft es dir die Möglichkeit,Gewicht von der einen auf die andere Schulter zu bringen und zwar bei jedem Tritt.

Die Grundvorraussetzung hat Dr.Ritter ja bereits erklärt.

Wenn dein Pferd die rechte Schulter vermehrt belastet,steht es nicht gut an den rechten begrenzenden Hilfen.
Ich würde dir raten,das Vorhandschwenk mal besonders am Anfang auf der rechten Hand auszuprobieren,weil es dir die Gelegenheit gibt,bei jedem Tritt gezielt das Gewicht von der rechten auf die linke Schulter zu bringen ,dabei deine äußeren begrenzenden Hilfen unter Kontrolle zu bringen,das heißt,am äußeren Zügel das Tempo abzufangen und mit dem äußeren Schenkel die HH vorm Ausfallen zu bewahren.Dabei immer gut eine Vorwärtstendenz behalten,damit das Pferd die VH nicht rückwärts kreuzt.

Danach übst du das auf der linken Hand,wobei dies am Anfang etwas schwieriger sein dürfte,weil das Pferd versuchen wird,über die rechte Schulter auszubrechen.Aber so lernst du,kontrolliert abzufangen und außen zu begrenzen.

Man muss bedenken,dass das Vorhandschwenk die Hüfte mobil macht,aber keine versammelnde Lektion darstellt,im Gegensatz zum SH.Es bringt das Pferd also nicht auf die HH,sondern wirkt eher lösend.

Ich habe in einem anderen Forum einen etwas forschen Kommentar zu deinem Foto:"SH auf dem Zirkel" abgegeben,wofür ich mich entschuldigen möchte.Das war nicht böse gemeint.
Ich habe nur den Eindruck,dass gewisse Grundprinzipien noch nicht ganz verstanden wurden und würde mich freuen,etwas konstruktives zur Erläuterung beitragen zu können.

In diesem Sinne,lG
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Cathy1603
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Beitrag von Cathy1603 »

Mhhmmm... ich glaub schon, dass wir das richtig machen. Wenn du in das Buch "Irrwege der modernen Dressur" hineinschaust, auf Seite 15 "natürliche Schiefe" hier wird ein rechts holes Pferd erklärt und wie man es gerade richtet. Ich habe ein links holes Pferd wo man ein wenig umdenken muss. Nur kurz zur Erklärung: Reite bei einer lizensierten Ausbilderin der Ecole de legerete und habe nicht nur mein Wissen aus einem Buch!

Ich versuche noch einmal kurz zu erklären wie mein Friese sich beim reiten verhält und was ich spüre:

- er fällt auf die rechte schulter, läuft somit über die rechte schulter weg
- lässt sich sehr schwer nach rechts biegen
- Bei wendungen auf den Zirkel auf der linken hand, lässt er sich schwer abwenden und bei den Zirkel auf der rechten hand fällt er nach innen
- Er tut sich beim rechts galopp schwer, weil er nicht von der rechten schulter kommt und somit auf der linken hand besser galoppiert, weil hier er auf die rechte schulter fallen kann und die linke platz hat sich zu Bewegen
- beim SH auf der linken Hand läuft er über die Schulter weg, weil er w.o. geschrieben links hol ist und beimSH auf der rechten Hand fällt er nach innen (Abgesehen von meinen Hilfen, ich weiss welche Hilfen dagegen wirken)


Wenn dein Pferd die rechte Schulter vermehrt belastet,steht es nicht gut an den rechten begrenzenden Hilfen.

Da gebe ich dir recht und ich arbeite daran!

Ich würde dir raten,das Vorhandschwenk mal besonders am Anfang auf der rechten Hand auszuprobieren,weil es dir die Gelegenheit gibt,bei jedem Tritt gezielt das Gewicht von der rechten auf die linke Schulter zu bringen ,

Ja ber ist es nicht so, je kleiner man den Kreis im SH reitet, die Innere Schulter belastet wird? Somit wäre es so wie du es oben geschreiebn hast, kontraproduktiv für mein Pferd. (wir reiten nicht wirklich VHW, meist SH)

dabei deine äußeren begrenzenden Hilfen unter Kontrolle zu bringen,das heißt,am äußeren Zügel das Tempo abzufangen und mit dem äußeren Schenkel die HH vorm Ausfallen zu bewahren.Dabei immer gut eine Vorwärtstendenz behalten,damit das Pferd die VH nicht rückwärts kreuzt.

Prinzipiell richtig, nur muss ich nicht die linke Schulter besser kontrollieren sonder in meinem Fall die rechte, da er hier meist darüber hinweg läuft, also hier vermehrt die SChulter abzufangen, und das wäre auf der linken Hand im Sh auf der geraden der Fall.

Möchte nicht noch jemand von der Ecole de legerete Fraktion etwas dazu schreiben? Ob ich das so richtig verstanden habe? :cry:
"Der Pferdemensch mit der ganzen Vollkommenheit seiner Kunst bringt sein Leben damit zu, diese Unvollkommenheit zu korrigieren" - (D'Auvergne)

Liebe Grüße
Cathy und Julbrich
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Beitrag von Julia »

Da ich das Übertreten auf dem Zirkel zum Teil mit sehr starker Abstellung reite und ja auch das Demo-Video geschaut habe bin ich mir schon sehr sicher dass ich eine Wendung auf der Vorhand in der Bewegung geritten bin, wir haben es einfach anders genannt. Ich habe diese Bezeichnung auch hier und jetzt das erste Mal gehört, aber die Lektion brauchte ja auch vorher schon einen Namen ;)

Ich finde sie sehr effektiv und setzte sie gerne bei den verschiedensten Pferden ein und habe eigentlich immer eine positive Veränderung erlebt.
Liebe Grüße, Julia
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marquisa
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Beitrag von marquisa »

Cathy,

ich glaube schon,dass du dir sehr viele Gadanken bzgl. der Problematik deines Pferdes machst,ich glaube nur,man könnte den Knackpunkt anders erarbeiten.

Das hat auch nix mit EDL oder sonstiger Reitlehre zu tun.

Bei einem links hohlen Pferd ist die linke Seite die problematische,nicht die rechte!

So ein Pferd möchte die linke Seite nicht längen,daher fallen ja auch die Rechtswendungen so mühselig aus.

IdR resultiert das nicht aus einem Stellungsproblem rechts.

Auf der linken Hand neigen diese Pferde dazu,mit dem inneren Hinterbein nicht wirklich unterzutreten,sondern sie setzen den Fuß seitlich am Schwerpunkt vorbei und schieben ihr Gewicht über die äußere re. Schulter hinweg nach außen,wobei sei meistens auch nicht gut an den inneren Zügel herantreten.
Das Problem muss also an der linken Pferdeseite angegangen werden,wenn du es hier schaffst,diese reell zu dehnen,dass das Hinterbein wirklich Richtung Schwerpunkt fußt und das Pferd diese Seite längt und an den linken Zügel herantritt,

...dann hast du automatisch dein Problem rechte Hand gelöst!

Da in deinem Fall der Knackpunkt wirklich an der Basis liegt,empfiehlt sich hier das reiten von mobilisierenden Übungen wie zum Beispiel das Vorhandschwenk,was die Pferde geschmeidig macht.

Das SH wirkt eher versammelnd und ich habe die Erfahrung gemacht,dass Pferde,die eh schon ein Problem mit der Längung einer Seite haben,dazu neigen, sich bei dieser Übung noch mehr zu verhalten.

Spielen wir doch mal durch:

Beim SH rechts müsstest du deinen Angaben zufolge zuviel auf der inneren Hand haben,da das Pferd nicht an den linken Hilfen steht.Dadurch werden sowohl rechtes Hinterbein,als auch die Schulter blockiert.

Beim SH links neigst du dazu,den äußeren Zügel zu stark anzunehmen, da das Pferd hinter dem linken Zügel bleibt.Abgesehen davon,dass man das Pferd damit quasi ausbremst hast du irgendwann zwei verkürzte Halsseiten.Takt,Losgelassenheit,Schwung,vorwärts,alles futsch.

Also,das Längen der Oberlinie ist hier erst mal angesagt,erst danach sollten versammelnde Lektionen folgen.Erst mal muss das Pferd an die Hand heran,an beide Zügel gleichmäßig,gedehnter Hals.Hast du den sicher vor dir,dann kannst du anfangen,die Hinterkiste einzusammeln.

Alle Übungen im übertreten helfen dir,dein Pferd an den jeweils äußeren Zügel zu bringen.

Du schreibst,du reitest SH (also untertreten,nicht übertreten)auf einem kleineren Kreisbogen,aber wie soll das aussehen,wenn das Pferd nicht an beide Hände gleichmäßig herantritt?

Wird hier nicht das Pferd im sprichwörtlichen Sinne von hinten aufgezäumt?
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Cathy1603
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Beitrag von Cathy1603 »

Mein Pferd dehnt sich schon sehr gut und ich kann die Dehnungshaltung in jedem beliebigen Moment,so lange ich möchte abfragen, dass war ein hartes Stück arbeit und hat auch sehr sehr lange gedauert.

Ich weiß sehr genau, dass ich an der längsbiegung nach rechts arbeiten muss (welches wir schon sehr erfolgreich abhacken können), damit sich der linke Halsmuskel dehnen kann. Das hilft mir dann auch besser, den linken Äußerenzügel annehmen zu können. Wie gesagt es funktioniert schon sehr gut. Aber seine natürliche Schiefe kommt immer wieder mal durch, manchmal etwas deutlicher, manchmal wirkt es wie wenn sich diese umgelagert hätte auf die andere SChulter :-)

Pferde sind schon etwas ganz besonderes :wink: und nicht einfach zu durchschauen :lol:
"Der Pferdemensch mit der ganzen Vollkommenheit seiner Kunst bringt sein Leben damit zu, diese Unvollkommenheit zu korrigieren" - (D'Auvergne)

Liebe Grüße
Cathy und Julbrich
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