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Verfasst: Di, 26. Mär 2013 09:19
von Motte
Ich hab auch mal - als wir noch unseren Reitbetrieb hatten - eine junge Frau als Reitschülerin nicht angenommen.
Die war ungefähr 1,55 klein, hatte aber gut 120 kg auf den Hüften. Und wollte partout ein Pony reiten, weil sie ja nicht so groß ist.
Ich hab die dann nach Hause geschickt mit der Begründung: für ihre Körpermasse haben wir kein Pferd - geschweige denn ein Pony.
Fand die zwar auch blöd, aber ehrlich: da sind mir meine Tiere wichtiger als die persönlichen Befindlichkeiten eines fremden Menschen.

Verfasst: Di, 26. Mär 2013 10:28
von Jen
ja, aber sagt ihr immer was, wenn ihr wildfremde Menschen seht, die ihr subjektiv zu dick für ihr Pferd findet? Ich find das ganz schwierig. Das krasseste Beispiel war für mich an einem Dualkurs mit M. Geitner. Ich war nur als Zuschauerin/Theorieteilnehmerin da. Es hatte eine sehr, wirklich sehr dicke(!) Frau mit ihrem Tinker mitgemacht. dieser Tinker war aber alles andere als ein Gewichtsträger. Erst dachte ich, es sei ein junges Tier. Er war etwas knochig, stark überbaut, hatte einen äusserst kurzen, aber stark geschwungenen (Senk-)rücken. Ich hatte mich noch gewundert, wie man da überhaupt einen Sattel draufkriegt. Und mich gefreut, dass sie Bodenarbeit macht. Tja, bis am Nachmittag. Da ist sie samt Westernsattel(!) auf dem Tier gesessen. Und sorry, aber das Tier hat echt kaum die Füsse aus dem Sand gekriegt. Eigentlich fand ich es ziemlich schlimm. Aber wäre es mir da als nobody, als aussenstehende zugestanden, etwas zu sagen? Ich geb's zu, ich war zu feige. Und ich glaube auch nicht, dass irgend jemand anderes der ca. 30 Teilnehmer etwas gesagt hatte. Was macht man da? mischt man sich ein? müsste der Kursleiter da etwas sagen? Der hatte ja auch keinen Einfluss drauf, wer an den Kurs kommt (war ja auch nicht der organisator).

Verfasst: Di, 26. Mär 2013 10:49
von Motte
Jen -

so als Außenstehender würde ich da auch nix sagen.
Vom Kursleiter erwarte ich in dem Fall dann aber definitiv einen Kommentar.
Genauso wie ich von dem einen Kommentar erwarten würde, wenn das Equipment nicht passt oder falsch verschnallt ist.

Verfasst: Di, 26. Mär 2013 11:03
von grisu
Also "feige" ist ganz sicher das falsche Wort. Es wäre sicherlich Sache des Kursleiters, einzugreifen und nicht die eines Zuschauers. Nur - wie macht der das so, dass der Betroffene nicht einfach traurig oder auch sauer ist, aber nichts ändert? Ich weiß es auch nicht ...

Man merkt ja bei jeder Diskussion über das Thema, dass niemand gerne darüber sprechen möchte.
Es kommen von den Betroffenen immer dieselben nicht wirklich das Problem treffenden Argumente, warum alles nicht so schlimm sei ("Besser ein Dicker, der gut sitzt, als ein Dünner, der dotzt." etc.)
Dann wird es emotional und es kommen die Seitenhiebe über die "Magersüchtigen". Dann versichern sich alle gegenseitig, dass ja Tierärzte RL, Kursleiter nichts sagen, daher müsse ja alles ok sein.

Jeder, der etwas sagt, ist ein Unmensch, der Übergewichtige diskriminiert.

Verfasst: Di, 26. Mär 2013 11:09
von Motte
Hmm.
Ich seh das ziemlich sachlich.
Wenn ich so dicke Oberschenkel habe, dass ich nicht einen Fuß vor den anderen setzen kann, werde ich im Leben nie auf die 'Idee kommen, Schwebebalken als 'Sportart zu betreiben.
Da sagt kein Mensch was gegen, wenn man das so darstellt.

Sagt man aber:
Wenn man so dicke Oberschenkel hat, dass man beim Reiten rein körperlich die Unterschenkel gar nicht unter den Körper bekommen kann, sollte man erstmal abnehmen oder eine andere Sportart wählen, ist man gleich jemand, der diskriminiert.
Das ist ja der Witz - irgendwie wird da beim Reiten gerne was ausgeblendet.....

Verfasst: Di, 26. Mär 2013 11:30
von amara
Ich weiss nicht, bei mir am Stall sind fast alle Reiter, bis auf eine wirklich adipöse Frau (sicherlich krankheitsbedingt), sehr schlank bis normalgewichtig. Wohne ich an einem Ausnahmestall? *grübel*
Ne, nochmal nachgedacht war auch am letzten Stall sportliche Figur nicht die Regel sondern sogar der Dauerfall (allerdings kleinerer Stall mit ca. 25 Reitern).


Ich rege mich dagegen immer eher auf, dass es so in Mode gekommen ist die Pferde RAPPELFETT zu füttern. Das Schimmern der Rippen ist allerhöchstens noch ein gähnender Lehrsatz im Stallmeisterhandbuch. und das grasiert insbesondere bei den Freizeitreitern...
Ist das Pferd dann nicht übergewichtig, muss man sich dann anhören, wie dürr das Pferd doch ist. Nur weil er nicht platzt.... :wink:

Verfasst: Di, 26. Mär 2013 11:37
von Tess
Und wenn man dann überlegt wieviele Pfunde Reitergewicht man den Pferden zusätzlich draufschnallen könnte, wenn sie nicht so fett wären - bzw. man macht sich Gedanken darüber wie schwer Reiter und Ausrüstung sind und vergisst dabei völlig, wieviel überflüssiges Gewicht das Pferd den ganzen Tag mit sich rumschleppt.

Verfasst: Di, 26. Mär 2013 11:45
von Gast
grisu hat geschrieben:
Es kommen von den Betroffenen immer dieselben nicht wirklich das Problem treffenden Argumente, warum alles nicht so schlimm sei ("Besser ein Dicker, der gut sitzt, als ein Dünner, der dotzt." etc.)
Diese Aussage empfinde ich schon als diskriminierend.
Leute mit einer Körpergröße von 185cm sind ja heutzutage keine Ausnahme mehr.
Einigermaßen durchtrainiert bringen die auch ganz schnell mal 90 bis 95kg auf die Waage, ohne gleich als zu fett zu gelten. Oftmals sieht man denen das Gewicht noch nicht einmal an.

Selbst für diesen Personenkreis bleiben dann ja nur noch gewisse Kaltblutrassen übrig.
Nur vom Körpergewicht des Reiters auszugehen, ist schwachsinnig. Dann muss man auch gleich die Körpergröße reglementieren. Selbst für große Warmblüter wäre bei spätestens 175cm (Reiter!) Schluss.

Auch möchte ich mal folgenden Selbstversuch vorschlagen:
Nimm doch bitte einmal einen Rucksack auf den Rücken und lege da zwei Ziegelsteine rein. Das sind sicherlich weniger als 5kg Gewicht. Und dann joggst Du damit mal eine Runde um den Block.

Dann nimmst Du die Ziegelsteine heraus und packst denselben Rucksack voll, aber so, dass er gut am Körper anliegt. Da werden selbst 30 oder gar mehr kg kaum ein größeres Problem darstellen.

Im Gegensatz zu den zwei Ziegelsteinen.

Verfasst: Di, 26. Mär 2013 11:56
von saltandpepper
Ich muß sagen, ich finde so eine pauschalisierte Aussage wie "10% des Körpergewichtes" ziemlich blöd. Ich kenne viele, wirklich schwere Kaltblüter, die absolut keine Gewichtsträger sind und etliche Ponys, die völlig problemlos weit mehr als 20% ihres Körpergewichts tragen.
Da spielen so viele Faktoren mit rein : Das Gebäude des Pferdes / des Reiters ( also Längenverhältnisse und Hebel), der Tonus des Pferdes, dessen Gesundheitszustand, die Grundbalance und Beweglichkeit des Reiters und und und.
Ein kleiner, dicker, beweglicher gut ausbalancierter Reiter mit gutem Körpergefühl und guter Koordination stört bei gleichem Gewicht z.B. nicht mal bruchteilartig, wie ein langgliedriger, steifer, fester Reiter mit langem- weit über das pferd hinausragenden Oberkörper und unzureichender Balance.
Man muß es wirklich im Einzelfall betrachten.

Verfasst: Di, 26. Mär 2013 12:06
von grisu
@ "Gast"

Es geht mir nicht darum, dass es nicht stimmt, dass ein schwerer Reiter, der gut sitzt, immer noch besser ist als ein dünner Reiter, der ganz furchtbar sitzt.
Es geht darum, dass dieses Argument das Problem "zu schwer" nicht trifft.
Denn es geht nicht darum etwas zu finden, das schlimmer ist - das findet man immer ;)

Abgesehen davon habe ich weiter vorne geschrieben, dass ich der Meinung bin, dass 10 Prozent illusorisch sind, das Gewicht des Reiters aber zwanzig Prozent auf keinen Fall überschreiten sollte. 15 Prozent wären natürlich ideal.

Das wären bei einem Warmblut mit 550 Kilo und einem möglichst stabilen Fundament idealerweise um die 83 Kilo. Ein paar mehr sind sicher kein Problem, aber wenn's dann an die Hunderter Marke geht, sehe ich schon eins.

Und sicherlich kann man das nicht pauschal am Pferdegewicht festmachen, daher hat die Studie, die gawan zitiert hat, ja auch Röhrbein und Fundament dazugenommen und kam dann auf die maximal zwanzig Prozent.

Verfasst: Di, 26. Mär 2013 12:24
von horsman
Die Höhe des Reitergewicht auf dem jeweiligen Pferd spielt sicherlich eine Rolle bei der Gesunderhaltung des Tieres in seinem Pferdeleben.

ME spielt jedoch das "wie-geritten-sein" eine wesentlich entscheidendere Rolle, weil zum einem das Eigengewicht des Pferdes in der Bewegung und zum anderen der Körpergebrauch des Pferdes hier wesenlich höheren Einfluss auf den Verschleiss haben. Kilometerlange Trabverstärkungen mit einem Reiter um 55kg sind zB sicherlich bedenklicher für ein Pferd, als geschmeidige Schrittarbeit mit einem 80kg Reiter.

Für die Diskussion sind das sicherlich zwei paar Schuhe, vom Ergebnis aber läuft es auf das selbe hinaus: nämlich das Pferd duch das Reiten möglichst wenig zu schaden, bestenfalls sogar gesünder zu machen.

Verfasst: Di, 26. Mär 2013 12:57
von gimlinchen
natürlich geht es um beides, masse des reiters und die art, wie er sitzen kann.
auch beim besten sitz bleibt aber die belastung durch das gewicht auf den bewegungsapparat. ich komme aus dem rennsport und zucke immer innerlich dezent ein bisschen, wenn ich reiter über 70kg sehe - wie man es halt gewohnt ist.
ich wiege derzeit k napp unter 70 und reite (schulpony!) erst wieder, wenn ich ein paar kg abgenommen hab - im sommer. am ende muss es jeder selbst wissen - sehr dicke reiter finde ich einfach sehr gewönungsbedürftig. komischerweise sind sie oft beratungsresistent, ich halte mich da raus.. ich denke, auch diese menschen haben einen spiegel udn eien waage und wissen, was sie da tun.

Verfasst: Di, 26. Mär 2013 13:01
von Sascha
Nein, es sind eben nicht zwei paar Schuhe, denn wenn man pauschale Angaben macht, dann muss man eben auch damit umgehen, dass man das eben pauschal nicht betrachten kann, sondern nur individuell. Es gibt dicke Pferde, es gibt schlecht sitzende Reiter, es gibt schlecht gebaute Pferde, es gibt Pferde mit Gesundheitsmängeln, es gibt verschiedene Arten des Reitens ...

Ich schlage mich selber mit dem Problem herum, dass ich zu dick bin und mich aufgrundessen auf viele Pferde, die ich früher problemlos reiten konnte, heute nicht mehr setze. Und ich gehe sehr offensiv mit dem Thema um, das heißt, ich habe aufgrund meines Gewichtes immer wieder Zweifel. Das war so, als es um das Antrainieren meines Wallachs nach langer Stehzeit ging, das war so, als es um den Beritt einer jungen Vollblutgeprägten rückenempfindlichen Warmblutstute ging, das war so, als es um die Korrektur einer Norwegerstute ging, das ist so, wenn ich von meinem Wallach auf dem Platz viel fordere oder Latschi-Ausritte mache.

Merkwürdigerweise werde ich durch die Bank immer wieder von TÄ, Reitlehrern und Pferdebesitzern beruhigt und mein Gewicht ist dreistellig - leider. Ich selbst bin diejenige, die scheinbar am meisten zweifelt.
Aber ganz ehrlich, kann es falsch und schädlich sein, wenn die Pferde trotz meines Gewichtes lockerer werden, sich Verspannungen lösen, die Hinterhand deutlich an Raumgriff und Kadenz gewinnt?

Ich trage meinem Gewicht Rechnung, dass ich keine langen Schlürfi-Ausritte mehr mache, dass ich mich auf "schwächere" Pferde eben nur noch gezielt zur Gymnastizierung draufsetze und auf andere eben auch gar nicht mehr und sorry, das Gewicht des Pferdes als Maßstab für einen guten Trageapparat zu nehmen, das ist einfach nur lächerlich.

Verfasst: Di, 26. Mär 2013 13:25
von Motte
Problematisch in meinen Augen sind nicht Reiter, die einfach im Laufe ihres Lebens das ein oder ander Kilo zugenommen haben, aber an sich reiten können.
Problematisch sind Anfänger mit deutlichem Übergewicht.

Verfasst: Di, 26. Mär 2013 13:40
von Sheitana
Ich denke, man sollte das aus 3 verschiedenen Perspektiven betrachten:

- wie gut ist der Reiter

- wieviel "totes" Gewicht schleppt er mit sich rum. Ich stelle mir schon vor, dass (entschuldigt bitte die Ausdrucksweise, ich meine es nicht diskriminierend, ich finde nur grad keinen Weg es besser auszudrücken) "schwabbelndes Fett" schlechter für das Pferd auszubalancieren ist, als ein schlanker, wenn auch schwerer Reiter

- wie sind die Knochen/die Statur des Pferdes beschaffen.

Und gerade letzten Punkt finde ich immens wichtig.
Meine Stute hat 154cm bei knapp 500kg, aber eher wenig Knochen drunter. Bei ihr ist liegt ihre persönliche Grenze bei 75kg. Höher trägt sie nur sehr unwillig, würde ich ihr aber auch nicht antun wollen. Hinzu kommt bei ihr ein eher langer Rücken.

Unsere andere Stute hingegen ist gerade mal 146cm, hat aber viel Knochen und einen eher kurzen Rücken. Sie trägt meine Schwägerin mit ihren fast 190cm und demnach gut 80kg + Westernsattel völlig problemlos und entspannt (natürlich wurde sie entsprechend vom Boden aus vorbereitet).

Ein Reiter, der schlecht sitzt ruft allerdings bei beiden Pferden sofort Unwillen hervor, egal, wie leicht er ist.

Von daher würde ich weder auf das eigentliche Gewicht des Pferdes achten, - denn wenn ich meine Pferde fett füttern können sie noch lange nicht mehr tragen - als darauf, ob das Gebäude und der Trainingszustand zu meinem Gewicht passen. Und eben darauf, dass ich selbst auch eine gewisse Sportlichkeit an den Tag lege... :wink: