jo, dann versuch ich´s noch mal.
Zunächst mal was mir gefällt:
Du fängt mit Ruhe an. Du willst auch den Schritt für deine Arbeit nutzen.
Du scheinst mit dem Konzept der "main fixe" reiten zu wollen und auch einen leichten Reitstil mit Priorität auf Gefühl anzustreben. Leicht ist aber nicht leicht
Die Bügelänge find ich übrigens gar nicht so schlecht. Zur Bestimmung der Länge s.o.
Zum Pferd:
etwas zu dick, zur Zeit wenig "vibrant" und etwas kurz in seinen Gängen.
Im Grunde aber ein schönes Pferd mit imposanter Halsung und mit Potential für feinfühliges reiten, so man es nicht desensibilisert. (Was issen das fürn Pferd??).
Die größten Baustellen:
1) dein Sitz und Oberkörper und daraus entspringend die Hand
2) deine Beine und das treiben
3) lenken des Pferd / Schulterkontrolle !
4) Präzision in den Übungen und Disziplin ggü. dir selbst und dem Pferd
5) zur Beizämung
6) Aufbau der Stunde
Zu 1) Sitz, Oberkörper, Hand:
Du kippst sehr oft leicht nach vorne anstatt satt auf dem Hintern sitzen zu bleiben. Den Hintern und die Oberschenkelmuskulatur völlig entspannen, sodass man tief in den Sattel sinkt. Darauf die Wirbelsäule aufbauen und Bauchnabel und Solar Plexus zu den Pferdeohren richten. Die Schulterblätter kommen dadurch etwas zurück ohne aber krampfhaft zurück genommen zu sein. Die Arme daraus Hängen lassen. Aus dieser Präsenz entspringt die Basis für eine gute Hand am Platz (main fixe). Die Hände etwas mehr drehen, in Richtung, dass du die Fingernägel sehen könntest. Die breite Zügelführung find ich durchaus korrekt. Die Hände könnten aber durchaus etwasdeutlicher nach seitwärts agieren wenn nötig um die Schulterführung zu realisieren. Auch die Höhe der Hände kann man etwas vaiieren (ab und zu wäre eine etwas höhere Position durchaus angezeigt), aber das ist schon schwierig um nicht die main fixe zu verlieren und insofern nicht die erste Priorität sondern "Zubehör" für später.
zu 2) Beine, treiben
die Lage deiner Beine ist zu undefiniert. Mal sind sie korrekt am Gurt, meistens aber zu weit bis viel zu weit zurück. Ich denke der Grund liegt zum einen darin, dass du mit dem Knie klemmst und dich praktisch um das Knie drehst (Oberkörper nach vorne, Beine zurück) und zum anderen, dass du Dinge mit den Beinen regeln willst, für die die Beine nicht gedacht sind. Schau zB bei 2:20-2:30. Was machen deine Beine da hinten? Die Kruppe zur Seite drücken? Das Pferd zum Abwenden bringen? Ins SH seitwärts treiben? Vergiss diese Dinge. Deine Probleme mit dem Wenden entspringen der mangenden Schulterführung, ergo sind sie mit den Händen und nicht mit den Beinen zu lösen.
Zum treiben wurde ja schon gesagt, dass du die Beine nicht rythmisch andrücken sollst, sondern nur um einen verändernden Impuls zu geben: "Pferd mehr Energie!" Das Pferd muss darauf spürbar reagieren, dann hat das Bein zu schweigen. Reagiert es nicht auf leichten Druck - Gerte! Den ev. Hüpfer nicht direkt durch ziehen mit der Hand bestrafen. Hand ohne Bein, Beine ohne Hand. Das schweigende Bein, hängt ganz entspannt vom seinen Eigengewicht im Bügel. Muskulatur völlig locker, Knie eher leicht öffnen als andrücken.
Dieser neue Beingebrauch erfordert für Dich zunächst sicherlich einige Selbstdiszplin geht aber dann schnell in Fleisch und Blut über, weil es auch sehr viel entspannender und effektiver für Dich ist.
Schau zB 0:20 bis ca. 1:00 Zunächst hängen deine Bein noch gut und locker, dann nimmst du das Pferd auf und sofort fängt du an zu klemmen, wahrscheinlich weil du rythmisch treiben gewohnt bist. Dann bei ca. 0:40 wird es wieder besser, vermutlich hast du dich selbst kontrolliert, dann bei ca. 0:56 rutscht das Bein wieder nach hinten.
zu 3) Schulterkontrolle, Wenden
Bei 1:25 reitest du ein SH im Schritt was gar nicht so schlecht ist. Dieser Arbeit solltest du aber etwas mehr Zeit und Muße widmen um die Schultern des Pferdes vermehrt und präziser zwischen deinen beiden Hände zu kontrollieren und zu balancieren. Das hier gewonnene Gefühl und das erlernte fürs Pferd dann beim Reiten auf Zirkellinien und zum Abwenden nutzen. Grundsätzlich hast du da nämlich oft zu wenig Schulterführung und willst das Pferd am Maul lenken anstatt an den Schultern (ganz extrem dann im Galopp sichtbar).
Achtung Autovergleich: Das Auto lenkst du auch an der Vorderachse (=Schultern des Pferdes) und nicht an der Stosstange (=Maul des Pferdes). Carree im Schritt wäre dafür auch mal eine gute Übung. Die exakte Schulterführung durch den äußeren Zügel nutzt man dann auch fürs geraderichte. Diese Arbeit würde das Pferd dann auch hinten mehr schließen und runden und Impulsion erzeugen. Präzises SH ist das a und o dazu.
4) Präzision der Übungen und Disziplin
Du machst viele Übungen: SH, Schenkelweichen von der Mittelinie, Volten, Travers Übergänge usw. Alles gute Sachen. Aber alles ist zu unpräzise, zu unklar und nicht genügend durch inzestieren verbessert und ggf. wiederholt, als das es für das Pferd einen sichtbaren Lernerfolg bringt. Nimm dir mehr Zeit für eine Übung, wiederhole die zwei, drei mal, inzestiere um sie zu verbessernund höre damit an einer guten, verbesserten Stelle auf und lobe das Pferd deutlicher. Dann erst die nächste Übung oder sogar noch eine Wiederholung des selben. So lernt das Pferd eher. Nicht alles durcheinander. Eins nach dem anderen. Die einachen Dinge gut machen wollen - nicht viele komplizierte Dinge mittelmässig machen. Dabei mehr das Führen der Schultern durch die Hände beachten, als das Pferd mit den Beinen seitwärts bewegen zu wollen. Bei allen Übungen, wo du Biegung sucht, MUSS der innere Schenkel am Gurt bleiben, nicht zurück! Selber mehr Präzision in deinen Hilfen suchen. Selbst disziplinieren, das Pferd disziplinieren.
Schau zB bei 5:36. Du kommst schon ohne Schulterkontrolle durch die Ecke wendest mit fliehende Schulter auch die Mittelinie um dann noch zusätzlich über die linke Schulter ein Schenkelweichen zu beginnen. Hierdurch lehrst du dem Pferd eher das Gegenteil von dem was du möchtest. Besser wäre mit gut geradem Pferd ohne Innenzügel durch die Ecke (Bein vorne am Gurt), Abwenden auf die Mittelline mit gesicherter Reaktion am äußeren Zügel, dann zunächst bis ca. X geradeaus und dann erst Schenkelweichen zurück zum Huschlag durch seitwärts öffnen des linken Zügels und treiben des rechten Beins am Gurt. Dabei auch die Schultern nicht verlieren, das rechte Hinterbein soll da vermehrt arbeiten! Alles diese kleinen Dinge machen einen riesen Unterschied!
Zum Zügel lang lassen:
Im Grunde gut, da es dem Pferd signalisiert: "gut gemacht, dafür eine kurze Pause" Durchaus nutzen, beim jungen Pferd auch häufiger. ABER!: Das Pferd muss wissen wofür, d.h. zuvor muss eine Übung mit Verbesserung (wenn auch nur kleine so doch merklich) geleistet sein. Dazu vom Pferd merh fordern. Desweiteren darf das Pferd dir dabei nicht die Hand nehmen wie zB ansatzweise schon bei 4:30. In dem Fall Hand hinstellen und Pferd nochmals ablösen und dann erst weiter strecken lassen, ansonsten gewöhnt sich das Pferd an, sich die Hand zu nehmen.
zu 5) Zur Beizäumung:
Grundsätzlich: Beizäumung entsteht zum einen durch Nachgiebigkeit in Genick und Maul und zum anderen durch Anheben des WR und Abkippen der Hüften, also auch hinten. Dein Pferd ist aber durchaus schon in der Lage dir Beizäumung zu schenken, wie man nach dem ersten Aufnehmen bei 0:50 schon ganz gut sehen kann. Das sieht nicht schlecht aus, auch das Maul reagiert hier schon zeitweise korrekt und nachgiebig. Das kann man durchaus an nehmen und muss man natürlich weiter verbessern. Zum einen sind deine Hände manchmal zu unstet, zum zweiten kommt hier das Problem des Treibens und des mangenden Impulses zum tragen und zum dritten müßest du mehr Übungen machen, wie zB dies SH, die das Pferd zu mehr Engagement mit der HH fordern, den WR heben und vor allem um die Schultern besser vor der Kruppe placieren zu können um Balance zu erhalten.
Eine Stelle kann man hier beispielhaft sehr schön analysieren und zwar zwischen 4:47 und 5:15. Da nimmst du das Pferd im Schritt auf und so ab etwa 4:50 kommt es auch recht schön in die Hand, obwohl die Zügel mE ein Stückchen kürzer könnten (aber ohne ziehen - main fixe und Pferd daran ablösen lassen). Also ab 4:50 bis ca, 4:53 ist es gut, fängt dann aber zunehmend an über die li. Schulter zu fliehen, du inzenstierst nicht, lässt stattdessen die Hände nach vorne gehen, das Pferd guckt (kann vorkommen) , du inzenstiert wieder nicht und wenn das Pferd dann bei 5:12 ganz aus der Hand ist (also im schlechten Moment) trabst du an um danach auch noch auf einer recht un definierten Linie mit zuviel Innenzügel weiter fliehen zu lassen. Du willst offenbar abwenden. Ok. Hier wäre ein wenig mehr "Baucher-Denke" sehr hilfreich: Das bedeutet:
Die gute Balance im Schritt herstellen (wie bei 4:50) diese dann halten (zB erst mal gerade an der Wand in Balance und in der Hand) und im besten Moment den Trab zufügen, nicht im schlechtestens. "Balance gebiert Bewegung." Der Trab wird dann gleich viel geschlossener und in besserer Balance sein und so ein Übergang hat einen Wert.
zu 6) Übungen besser strukurieren
Hatte ich ja schon angesprochen. Mehr Struktur sodass es für das Pferd nachvollziehbarer wird. Das kann man im Grunde gut dreiteilen. Zunächst Schrittarbeit. Hier präziser und nach Verbesserungen suchen im SH, Konter- SH, Schritt-halten usw. und dabei die Beizäumung durch Suche nach Geradheit, Impuls und Balance verbessern. In Ruhe zusammenfinden, die Basis legen. Sitz, Hand und Bein einstellen.
Dann Trabarbeit mit gutem Tempo und Rythmus, saubere Linien, mehr Schulterführung, kürzerer Zügel, Pferd besser vorm Bein halten, Nicht vors Pferd kippen, main fixe behalten.
Schau zB 6:02 bis 6:55. Auf der Wechsellinie hast du das Pferd zunächst noch schön bei Dir. Da fängst du aber schon an mit den Beinen zu kleben. In der Ecke rutschen die Beine wieder nach hinten und du kippst vors Pferd und das Pferd kommt hinten deinen Schenkel und fängt auch an über den äußeren Zügel aus der Balance zu laufen. Dann nach Umschnitt hast du die Anlehnung verloren, die Zügel sind zu lang geworden, das Pferd flieht vermehrt und ist lang und auseinander, die Beine sind viel zu weit zurück. Mit diesem langen Pferd legst du dann auch bei 6:50 noch zu. Besser wäre hier gewesen das Pferd erneut zu schließen, vors Bein zu kriegen, ev. erst im Schritt schließen und erneuten guten Übegang zum Trab, aber auch Im Trab durch ein leichtes Konter-Sh wieder zu runden und mit dem runden geschlossenen Pferd eine Vorwärtsreaktion auf den Schenkel zu suchen (sprich kurz zuzulegen). Usw. Usw. Viele kleine Dinge machen den Unterschied.
Im Galopp wird die mangende Schulterkontrolle am äusseren und das zuviel wenden am inneren Zügel dann verstärkt sichtbar. Im Grunde ist es aber das selbe Problem wie schon in der Schrittarbeit. Nur eben durch das höhere Tempo verstärkt. Basisarbeit verbessern und diese Erkenntnisse mit in den Trab und Galopp nehmen. Äussere Hand mehr stehen lassen, inneren Zügel nur nach seitwärts ohne den Kopf stellen zu wollen und das Pferd herein zu ziehen.
Nu ist es länger geworden als gedacht

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Zusammenfassend die wichtigsten Punkte noch mal:
- Beine hängen lassen und impulsartig treiben lernen
- Oberkörperpräsenz bestimmt die gute Hand
- Präziser in den Übungen und Linien
- Inzestieren, wiederholen, Verbessern, dann erst loben aber dann deutlicher loben
- Mehr Schulterkontrolle und wenden mit äußeren Zügel (dadurch wird das Pferd auch vermehrt rund und in der Hand bleiben
Viel Spass euch beiden
First a relaxed mind, then a relaxed horse.