Wo fängt Rollkur an?

Rund um die klassische Reitkunst

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no0815girl
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Beitrag von no0815girl »

*Krisi* hat geschrieben:Ich wollte ... hatte aber leider keine Chance.
Man könne dieses Pferd nur so und nicht anders reiten - es sei sehr speziell - das übliche halt. :roll:

Ich konnte sie leider nicht überzeugen, da mir auch stichhaltige Beweise für die Schädlichkeit der Rollkur fehlen.
Ja das mit den Beweisen kenne ich. Wieso etwas ändern, die haben ja nichts, sind ja alle gesund :roll: Ja, jetzt noch...
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Cathy1603
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Beitrag von Cathy1603 »

no0815girl hat geschrieben:
*Krisi* hat geschrieben:Ich wollte ... hatte aber leider keine Chance.
Man könne dieses Pferd nur so und nicht anders reiten - es sei sehr speziell - das übliche halt. :roll:

Ich konnte sie leider nicht überzeugen, da mir auch stichhaltige Beweise für die Schädlichkeit der Rollkur fehlen.
Ja das mit den Beweisen kenne ich. Wieso etwas ändern, die haben ja nichts, sind ja alle gesund :roll: Ja, jetzt noch...
Kenn ich auch sehr gut, bei mir im Stall reiten sehr viele ihre Pferde in einer sehr bedenklichen Kopf hals haltung. Nur verstehe ich es nicht, wenn sie sehen, wie locker und aktiv meiner Tritt (wenn ich reite) und sehen, das es auch mit leichten Hilfen geht, dass sie nicht versuchen von ihrem vorne halten hinten treiben (kopf der Pferdes fast an der brust) wegzukommen und ein anderes Reitgefühl anstreben!

Puh....wenn ich nur dran denke wird mir übel :x
"Der Pferdemensch mit der ganzen Vollkommenheit seiner Kunst bringt sein Leben damit zu, diese Unvollkommenheit zu korrigieren" - (D'Auvergne)

Liebe Grüße
Cathy und Julbrich
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Ich möchte einmal einen neuen Anstoß für die müde Diskussion geben :) :

Ich bin der Meinung, dass unterschiedliches Exterieur (langer Hals, kurzer dicker Hals, kräftige Ganaschen, hoher oder tiefer Halsansatz, Rest vom Körper ...) und Bewegungsmechanik auch eine Rolle dabei spielen kann, wie schnell ein Pferd hinter die Senkrechte kippt.

Ich rede hier nicht von der aktiv durch die Hand herbeigeführten Rollkur, sondern von einem - klassisch nicht korrekten, aber dennoch oft nicht vermeidbaren - Abkippen hinter die Senkrechte ohne Extreme.

Ich meine, dass die einen Halsformen eher dazu neigen, über den Zügel zu geraten (z. B. kurze Hälse), während die anderen Halsformen (z. B. lange Hälse, wie man sie oft bei modernen Warmblütern sieht) eher dazu neigen, hinter die Senkrechte zu kippen. Die Technik beim Reiten unterschiedlicher Exterieure muss differenziert betrachtet werden, finde ich.

Wie seht Ihr das?
Viele Grüße
Sabine
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horsman
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Beitrag von horsman »

damit hast du sicher Recht. Verschieden gebaute Hälse und Genicke/Ganaschen und auch Rücken und Hinterbeine beeinflussen die tatsache, dass ein Pferd hdS kommen kann.

Das ungewollte, aber dennoch nicht immer sofort vermeid- und abstellbare Abkippen hinter die Senkrechte ist aber ja nun auch nicht das, was man mit "Rollkur" bezeichnet und bezweckt, denn dies Rollkurreiten wird ja als Methode bewußt herbeigeführt, wofür auch immer...

Die Kunst von Reiten sollte es aber sein, das Genick zum öffnen zu bekommen und dennoch die Einwirkungsmöglichkeiten über die Hand nicht zu verlieren, denn nur so ist Durchlässigkeit über das Genick bis zur Hinterhand und zurück (sprich klass. Dressur) überhaupt möglich. Es bleibt äußerst fraglich, ob hierzu bewußtes Rollkurreiten förderlich ist.
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Ich hab mal einige Beiträge von hier kopiert:
Belfigor hat geschrieben:Ich meine, solange es Herrn Totilas gesundheitlich (körperlich wie psychisch) gut geht, besteht m.E. auch kein Grund sich zu sorgen... ob dies so ist, sei mal dahingestellt, ich wage das nicht zu beantworten... Was ich halt nicht mag ist, wenn man das Totilas-Gereit auf die selbe Ebene mit irgendwelchen (modernen oder alten) Klassischen Ausbildern auf eine Stufe stellt, denn dort (den erwähnten wie PK, AB oder BB und da gäbe es noch einige zeitgenössische Kollegen) habe ich wahrlich noch nie erlebt, dass ein Pferd mit Rollkur, LDR, Hyperflektion oder ähnlichen Kopfhaltungen "ausgebildet" wird...
Max1404 hat geschrieben:@Belfigor, wir sehen die Sache eigentlich gar nicht so sehr verschieden.

Ich bin wahrlich kein Freund von Rollkur. Ich bin aber auch kein Freund der völlig auseinandergefallenen und durch den Sand schlurfenden Pferde, deren Videos man bei zahlreichen Schülern von zumindest einem "Neuen Klassiker" sieht. Manch einer sieht es vielleicht als harmonisch und "leicht" an. Für mich haben diese Pferde den Zauber, der in elastischen, federnden Bewegungen wohnt, verloren.
Lordfado hat geschrieben:Na ja - propagieren und "bewerben" tut das ja auch heute keiner - das kam nur eben irgendwann raus und man schämt sich nicht dafür. Niederschreiben und so ganz hochoffiziell empfehlen tut das ja niemand, oder?
Belfigor hat geschrieben:LordFado, da hast du Recht: "niederschreiben und empfehlen" tut "das" (LDR, Rollkur...) tatsächlich keiner. Frage mich halt, warum, wenn es doch so gut und richtig ist... DAS kommt vielleicht dann in der Zukunft.

Ansonsten: ICH habe halt bei keinem klassischen Ausbilder, den ich kennengelernt habe, dessen Reiten ich beobachtet habe, LDR etc. gesehen...

Max, unsere Anschauungen sind sich wirklich ähnlich, denke ich. Ich glaube nämlich zu beobachten, dass es viel zu viele "moderne" Klassiker gibt, die ich weiß nicht was und wie ausbilden, aber deren Resultate mir auch nicht gefallen. Ein Wort alleine sagt halt noch gar nichts aus, werten kann man immer nur das Ergebnis.
Bino hat geschrieben:Da muss ich leider sagen, dass LDR-Reiten durchaus propagiert und beworben wird! Vielleicht noch nicht schriftlich, aber auf diversen Veranstaltungen/Clinics, z.B. von AvG oder dem Dänen Helgestrand (da gibt es übrigens eine interessante Reportage bei epona.tv zu).
Und das finde ich echt gruselig!
Belfigor hat geschrieben:Oh Gott, ich hab's geahnt und früher und später wird das dann auch in Büchern propagiert...
sab hat geschrieben:Grunsven hat die Rollkur vor 2005 ziemlich offensiv propagiert. Ich erinnere mich an Artikel im St. Georg, in denen Grunsven zeigte, wie sie sich das mit der Rollkur vorstellte und auch ihre Ideologie dazu erklärte. Ihr spät erblondeter Ehemann gibt dazu auch Interviews; auf der Webiste von Teresa Sandin fand man immer eins von ihm. - Grunsen Offenehit hat sich erst gewandelt als der St. Georg im Jahre 2005 (dankenswerterweise !) seine Offensive gegen die Rollkur startete. Dann gab es viele kritische Artikel dazu, Heuschman & Co kamen auch ins Bild. Da wurden dann die Rollkur-Befürworter sehr viel vorsichtiger in der Propagierung ihrer Methoden. Getan wird es sicherlich immer noch, und nicht nur von den üblichen Verdächtigen.
Cubano hat geschrieben:Soweit ich weiß, hält Janssen auch heute keineswegs mit seiner Methode hinter dem Berg, sondern bietet sogar Kurse unter dem Thema "LDR" an.

Max1404 hat geschrieben:Jawoll, so isses. Da wird aus einer Korrekturmethode eine neue Reitlehre gemacht ... schöne neue Welt der "Happy Athlets"
Cubano hat geschrieben:Das Üble ist, dass in vielen Fällen, in denen munter gerollkurt wird, nicht das Pferd, sondern der Reiter dringend einer Korrektur bedarf – einer der Gründe, warum diese Methode so erfolgreich ist, ist nämlich die schlichte Tatsache, dass so viele Reiter heute nicht mehr sitzen könnten. Und wenn ich per Sitz nicht reiten kann, was nehme ich da? Genau – die Hand.
Auf youtube gibt es ein Video, das AvG bei einer Clinics zeigt. Ich muss mal schauen, ob ich das noch finde. Ich habe wirklich selten jemanden gesehen, der derartig sch... auf dem Pferd sitzt, wie die Dame mit den zehn Goldmedaillen.
Es grüsst ottilie
~~~~~~~~~
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Medusa888
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Beitrag von Medusa888 »

Es gibt ganz viele "Anleitungen" zum LDR im Netz.

Hier zum Beispiel zwei Videos von Jenny Veenstra, die in der Friesenszene sehr bekannt und durchaus auch erfolgreich unterwegs ist.

http://vimeo.com/9649877

http://vimeo.com/9648739

Mit dem hier vorgestellten Pferd Wolter W. war sie bis St. Georg erfolgreich unterwegs, bis er dann eine Weile von der Bildfläche verschwand. Seit einem Jahr trainiert sie ihn wieder. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Leider kann ich nicht mehr an Hintergrund dazu beisteuern, als dass sie aus dem Dunstkreis um Sjef Janssen kommt. Vielleicht liest Charona mit und weiß noch mehr darüber.
Talent bedeutet Energie und Ausdauer. Weiter nichts. (Heinrich Schliemann, Entdecker Trojas)
maurits

Beitrag von maurits »

gemäss dem NL-Forum war Wolter verletzungsbedingt ausgefallen. Genaueres weiss ich aber nicht mehr.

lg
mau
sab
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Beitrag von sab »

Kann mir mal einer erklären, wie die Damen und Herren in der Prüfung die Köpfe ihrer Pferde in eine halbwegs akzeptable Position bekommen ? - Denn auf den Abreiteplätzen sieht man sie durchweg in schönster brustbeisser-Manier laufen. Oder sind die Pferde froh, wenn sie den überdehnten Hals mal höher tragen können ?

Bei Neindorff nannte man übrigens diese Art von Dressurreiten "mechanisiertes Reiten ". Und genau so sieht es auch aus !


LG

Sabine
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Beitrag von horsman »

naja, sie holen die Köpfe halt hoch mit der Hand.
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Beitrag von gimlinchen »

ich hab mal einen reiningmenschen gefragt, warum die pferde die köpfe sooo tief haben müssen, die antwort könnte auch auf andere bereiche passen:
in der prüfung mit bit (und anzügen...) darf man ja nichts machen, das merken die und nehmen die köpfe dann eh höher. wenn man sie extrem tief reitet, dann wirds eben in der prüfung nicht allzuhoch.

*seufz*
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Medusa888
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Beitrag von Medusa888 »

Ich kenne auch den Spruch: "Hoch kommen sie von alleine".
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maurits

Beitrag von maurits »

maurits hat geschrieben:gemäss dem NL-Forum war Wolter verletzungsbedingt ausgefallen. Genaueres weiss ich aber nicht mehr.

lg
mau
habe es nachgelesen, er hatte eine IRAP/Orthokintherapie.
Weswegen, weiss ich nicht, ich weiss nur dass es eine moderne Form der Arthrosebehandlung ist.

Von daher sollte man nicht unbedingt Rückschlüsse auf die Trainingsmethoden ziehen.
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Medusa888 hat geschrieben:Hier zum Beispiel zwei Videos von Jenny Veenstra, die in der Friesenszene sehr bekannt und durchaus auch erfolgreich unterwegs ist.

http://vimeo.com/9649877

http://vimeo.com/9648739
In den Videos sieht man sehr schön am Sitz der Reiterin, wie gut der Rücken bei dieser Trainingsmethode aufgeht: nämlich gar nicht. :evil:

Jean-Luc Cornille hat auf seiner Homepage einige Artikel zum Thema Rollkur:
http://www.scienceofmotion.com/Rollkur.pdf
http://www.scienceofmotion.com/document ... exion.html
Viele Grüße
Sabine
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amara
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Beitrag von amara »

Mein Trainer meinte, das Hochholen des Pferdekopfs ist genauso mechanisiert wie der Rest. Die WISSEN, dass sie da hoch müssen. Sowas lässt sich einfach antrainieren (z.B.) über eine leicht tiefere oder höhere Handhaltung.

Ich finds immer wieder erstaunlich, wie gut sich diese Spitzenpferde trotz Rollkur bewegen. Wenn ich das mit meinem Esel mache, radiere ich seine eh schon nicht überragenden Gänge völlig aus... wenn der vorne schnellen soll (was er - im Rahmen seiner Möglichkeiten - durchaus kann), dann MUSS ich ihn zwingend aufwärts reiten und er darf sich nicht im geringsten aufs Gebiss legen, wenn eines der beiden Sachen nicht beachtet wird, dann bricht der einem direkt weg und stampft wieder "wie das letzte Ackerpferd" durch die Halle... :roll:
Naja, hat vielleicht den Vorteil, dass man mit so einem Pferd gesegnet gar nicht auf die wahnwitzige Idee kommen kann, das Pferd LDR zu reiten.... :shock:
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