Hat jemand Erfahrungen mit in Spanien angerittenen Pferden?

Rund um die klassische Reitkunst

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Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Wie, im Eingangsposting steht doch, dass er die reiterlichen Hilfen nicht versteht, nur herumzappelt usw. und sie es daher mit Geländereiten versucht hat.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Rapunzel hat geschrieben:Wie, im Eingangsposting steht doch, dass er die reiterlichen Hilfen nicht versteht, nur herumzappelt usw. und sie es daher mit Geländereiten versucht hat.
Nee,soweit ich das im Eingangsposting gelesen habe, ist mit draußen "Platz" statt Halle gemeint, und nicht Gelände. Na ja und mal ganz pragmatisch: Irgendwo muss man ja anfangen, und auch, wenn man Bodenarbeit und Co. macht, spricht in meinen Augen nix dagegen, einen 4jährigen auch schon leicht zu reiten. Aber ich gebe zu: Ich persönlich glaube nicht so wirklich an eine jährliche Eingewöhnungszeit eines Pferdes, was aus Spanien nach Deutschland kommt. Die Pferde, die vom Festland hierher kommen – immerhin drei Tage auf einer schaukelnden Fähre – brauchen durchschnittlich eine Woche, bis sie sich soweit eingewöhnt haben, dass man anfangen kann, sich mit ihnen langsam der Arbeit zu nähern und ich denke darüber hinaus, man kann auch Dinge wie Eingewöhnungszeit so überproblematisieren, dass man darin die Ursache für alles Mögliche und Unmögliche sucht – und findet…
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Nö. das find ich jetzt auch nicht sooo dramatisch, aber wenn das Pferd halt doch wirklich roh war, ist "einfach mal draufsetzen und losreiten" eben spannend und kann zu interessanten Erfahrungen führen.

Roseanne, vielleicht solltest du uns einfach nochmal chronologisch erzählen, was du nu genau mit dem Pferd gemacht hast, sonst raten wir hier nur weiter dumm rum.
Roseanne0815
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Beitrag von Roseanne0815 »

Also Rapunzel, ich wollte nicht jedes kleine Detail ganz genau beschreiben, weil man dann ja schon in der dritten Zeile aufhört zu lesen.
Aber scheint ja doch nötig.
Wobei ich ehrlich keine Lust hab, das jetzt jede meiner Bewegungen hier von jedem bewertet und kommentiert wird.
Der eine meint, ich hätte weniger putzen sollen, der nächste vermutet es sei zuviel. Etc.
Der eine liebt Spinat total, der nächste ekelt sich absolut davor. Ist Spinat jetzt lecker oder eklig???
Mir gings hier eigentlich um Erfahrungen von Leuten, die mit iberischen Import-Pferden zu tun haben oder hatten.
Wollte hier kein Fehler-Suchbild malen.
Aber Bitte:
Also alles schön der Reihe nach.
Habe ihn im April diesen Jahres gekauft. Er war NICHT roh!!
Leider. Aber ich hab ihn dennoch genommen, weil sonst alles 100%ig so stimmte wie ich das wollte.
Die Verkäuferin sagte, (hab ich aber schon mehrfach geschrieben) er sei an einen Reiter gewöhnt (Reiter, nicht Draufsitzer) habe aber noch keinerlei Ausbildung bisher gehabt. Kann also quasi noch nichts (wonach sonst Käufer ja fragen). Sie verkauft mehrere Spanier, da wollen die Käufer oft je mehr Ausbildung um so besser. Am liebsten schon Piaffe, Passage etc..
Ich habe ihn dann erstmal in seine Herde integriert, was gänzlich problemlos verlief.
Im Laufe des letzten halben Jahres habe ich ihn geputzt, ihn in die Halle geführt, bin mit ihm spazieren gegangen (im Wald), erst mit Pony meiner Tochter, später auch allein.
Ich habe mal in der Halle mit ihm spielerisch Gelassenheitsübungen gemacht, die ihn allerdings eher gelangweilt haben.
Dann hab ich ihn vorsichtig anlongiert (bitte fragt mich hier nicht auch nach Details, ich hab mit Pferden zu tun seit ich 7 bin, nun bin ich 44. Habe mehr als ein rohes Pferd selbst angeritten etc.), und ihn dann mehr und mehr ans longiert werden gewöhnt. Nicht täglich.
Das dauerte ne Weile, da er entweder noch nicht longiert war, oder eben doch, und daher nicht unvoreingenommen der Peitsche gegenüber war.
Aufheben der am Boden liegenden Peitsche hieß für ihn "Panik an".
Hab hier auch entsprechende Übungen gemacht.
Da ich im Saisonbetrieb arbeite, fand ich es nicht schlimm, auch mal ein oder mehrere Tage nichts mit ihm zu machen sondern ihn einfach auf der Weide zu lassen. Er fand das meiner Ansicht nach, allerdings weniger gut.
Er kommt sobald er mich sieht schnell angelaufen. Oh wie schön, da beschäftigt sich einer mit mir.
Bodenarbeit unterschiedlichster Couleur.
Manchmal auch einfach nur reingeholt, beim putzen Trense drauf, danach wieder runter, Schweif gewaschen und wieder rausgebracht.
Je nach Zeit, und persönlicher Einschätzung.
Schreibe das, weil ich hier den Eindruck habe, dass mich einige Leser ein wenig falsch einschätzen. Hab durchaus Erfahrungen mit jungen und rohen Pferden. Hatte aber noch nie ein Importpferd.
So, als ich die Zeit als gekommen ansah, habe ich mich das erste mal in den Sattel gesetzt. Sicherheitshalber ne Longe dran, mein Mann ging erstmal mit. Als Sicherheitsleine.
Klappte ganz gut. Hab nach knapp 10 Minuten (schätzungsweise) damit aufgehört.
Dieses wiederholte ich einige Male.
Dann ritt ich ohne Sicherheitsleine. Klappte gar nicht schlecht, aber auch noch lange nicht gut.
1. Ziel erstmal gradeaus laufen. Im Idealfall auf beiden Händen. Er hatte linke Hand mehr Probleme und reagierte dann unsicher. Zeigte spanischen Schritt. Ich dachte, ok, der ist über die Uhr, Konzentrationsende erreicht, rechts nochmal was, was klappt dann Feierabend.
Da ich alleine bin (Gestütsleitung ist englisch-Reiter ganz alter Schule, nicht meine Welt), kam ich nicht weiter, blieb quasi immer am selben Problem stehen. Und hatte den Eindruck, der langweilt sich total und wird daher frech.
Also habe ich eine andere Einstellerin gefragt, ob sie mit raus kommt.
Wir haben sicherheitshalber n Bodenarbeitsseil drangemacht (bin keine 20 mehr), und sie ritt vor. Klappte auf dem Hinweg gut, auf dem Rückweg (von Halle zu Platz) langweilte er sich schon (oder was auch immer) und er zappelte dann los, und wurde wieder frech (biss nach dem anderen Pferd und dem Reiter). Da ich mit diesem Gezappel (NUR DRAUSSEN) nichts anfangen konnte bot mir die Einstellerin an, sie wolle mal kurz tauschen um zu sehen, ob es an meiner Unsicherheit läge. Wir tauschten. Keine Veränderung. Nur, dass sie nicht so gut aufpasste, und er nicht nur nach mir schnappte sondern mich auch erreicht hat. Gezappel unter ihr genauso wie bei mir.
Über die Ursache kann ich nur genauso raten wie Ihr! Daher wollte ich Erfahrungen von Leuten, die sich damit besser auskennen als ich (keine Mitrater) und mir durch ihre Erfahrungen vielleicht weiter helfen können.

Was sehr zu meiner Freude ja auch stattgefunden hat. Danke dafür.

Daher meine Titel-Frage. Wer hat Erfahrungen mit ....
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Cubano hat geschrieben:Mädels, ich stehe gerade ein wenig auf dem Schlauch: Im Eingangsposting steht doch nur was von Bodenarbeit, Gelassenheitstraining etc. plus mal rausgehen – was meint ihr jetzt mit "zuviel gemacht"?
Naja, ich hab zusätzlich noch was von Zirzensik, Reiten und 4 Gebissen innerhalb von 6 Monaten gelesen - mit Tendenz zum 5. Gebiss. Wenn das Pferd wirklich roh war, dann kann es durchaus sein, dass es damit wirklich überfordert ist. Das ist individuell sehr verschieden - was der eine locker wegsteckt, macht den anderen total fertig. Das Pferd zeigt ja offensichtlich (zappeln, unzufrieden mit dem Gebiss), dass etwas nicht ganz stimmt, und genau das war ja der Ansatz für die Eingangsmail.
Wenn Roseanne davon ausgegangen ist, dass er angeritten war, dann wäre das Programm ganz bestimmt nicht zu viel (davon bin ich ja auch erst mal ausgegangen), aber wenn er roh war, dann könnte das doch durchaus anders aussehen.
Viele Grüße
Sabine
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Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Max1404 hat geschrieben:
Cubano hat geschrieben:Mädels, ich stehe gerade ein wenig auf dem Schlauch: Im Eingangsposting steht doch nur was von Bodenarbeit, Gelassenheitstraining etc. plus mal rausgehen – was meint ihr jetzt mit "zuviel gemacht"?
Naja, ich hab zusätzlich noch was von Zirzensik, Reiten und 4 Gebissen innerhalb von 6 Monaten gelesen - mit Tendenz zum 5. Gebiss. Wenn das Pferd wirklich roh war, dann kann es durchaus sein, dass es damit wirklich überfordert ist. Das ist individuell sehr verschieden - was der eine locker wegsteckt, macht den anderen total fertig. Das Pferd zeigt ja offensichtlich (zappeln, unzufrieden mit dem Gebiss), dass etwas nicht ganz stimmt, und genau das war ja der Ansatz für die Eingangsmail.
Wenn Roseanne davon ausgegangen ist, dass er angeritten war, dann wäre das Programm ganz bestimmt nicht zu viel (davon bin ich ja auch erst mal ausgegangen), aber wenn er roh war, dann könnte das doch durchaus anders aussehen.
@roseanne: sorry, wir haben uns überschnitten!
Und ich nehme alles mit der Überforderung zurück - nach Deinem letzten Mail ist das absolut nicht der Fall!
Viele Grüße
Sabine
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Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Danke erstmal, das war schon etwas erhellender.

Ist der Hengst oder Wallach?

Das Gezappel, Beißen im Gelände usw. kann Langeweile oder Überforderung oder beides sein. Ist halt ein junges Pferd. Ich würde zuerst in der Bahn mit ihm arbeiten und dann noch ein kurzes Ründchen rausgehen, wenn alles andere ihm so oder so zu viel ist. Hast du die Möglichkeit, ihn als Handpferd mit rauszunehmen? (Ohne Reiter). Das habe ich mit meinem Jungen damals viel gemacht. Vermutlich kennt er das ja einfach gar nicht.

Soweit finde ich das jetzt nicht irgendwie Importpferdtypisch.

Immer noch nicht kapiert (sorry) habe ich, welche reiterlichen Probleme du mit ihm in der Bahn hast. Du schreibst nur, es geht gut/geht nicht so gut, du kommst nicht weiter, bleibst bei demselben Problem stecken - aber was IST denn das Problem? Bleibt er stehen, geht nicht vorwärts, klemmt?
Roseanne0815
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Beitrag von Roseanne0815 »

Das Gezappel, Beißen im Gelände usw. kann Langeweile oder Überforderung oder beides sein.
Siehe meine Beschreibung dazu.

Und mein Reiterliches Problem hab ich schon mehrfach geschrieben. Mich verunsichert dieses Gezappel (in Richtung Angst), dessen Grund ich nicht kenne, und somit erstmal keinen Lösungsansatz habe.
Wenn man schon mal in Spanien auf einer Feria war (warste das schon mal?), dann sieht man dort so manch spanisches Pferd, das unter dem Reiter nervös rumzappelt und der findet das sehr erhebend. Die sitzen dann stolz da drauf, Marke "seht mal was ein wildes Pferd ich bändigen kann".
Für nervöses Gezappel eines Pferdes gibt es die unterschiedlichsten Gründe. Die von euch vermuteten kenn ich selbst. Aber ob es evtl. einen Zusammenhang mit seiner Vorgeschichte in Spanien gibt, kann ich nicht sagen. Daher fragte ich das hier.
Da es nämlich nach meinem Eindruck durchaus sein könnte, daß er dieses Gezappel draussen ebenso macht wie den spanischen Schritt in der Halle. Weil er glaubt sein Reiter will das so.
Und wenn dies so wäre, wüsste ich nicht, wie ich das am besten abstelle. Genau dazu wolle ich Ideen, Erfahrungen. Sonst eigentlich nichts weiter.
Bei uns im Gestüt werden täglich Pferde angeritten, noch keins hat sich derartig aufgeführt. Und es ist bereits mein drittes eigenes Pferd, das ich selbst anreite. Aber dieses Problem hatte ich noch nie. Und kenne auch keinen, der das schon mal hatte. Daher meine Annahme, es könne mit seiner spanischen Vorgeschichte zusammen hängen. Und die dortigen Gepflogenheiten kenn ich nur stellenweise.

Und ich hab auch noch kein 5. Gebiß im Auge, ich probiere ja grade erst das 4. (dies hab ich aber auch schon x-fach geschrieben). Und wer das für viel hält mag das so sehen. Wenn man ein paar Tage zurückgeht ist es immer noch n halbes Jahr, und da hatte ich nur 3 probiert. Wobei das eine nur kurz probiert wurde, weil ich annahm, das könne das ihm bekannte Gebiss sein, und er würde sofort anzeigen "joh, kenn ich, is ok so". Hat er aber nicht. Also genau genommen hab ich erst 2 durch langes ausprobieren tatsächlich als untauglich eingestuft. Und dies hab ich auch nie als Problem beschrieben oder danach gefragt.
Es ging immer nur um die evt. Auslandsherkunft seines Gezappels.[/list][/code]
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Leo
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Beitrag von Leo »

Die Frage,ob er Hengst oder Wallach ist finde ich auch ganz interessant. Habe vermehrt festgestellt, dass die meisten Pferde, die schon als Wallache her kommen in irgend einer Form "einen an der Klatsche" haben. Ob das Zufall ist oder nicht, kann ich Dir nicht sagen. Es sind meine Beobachtungen.
Wie auch immer, wir haben mit rohen bis angerittenen Pferden gearbeitet, die von einem anderen Importeur kamen. Da gab es auch Kandidaten, die hektisch und verständnislos auf die reiterlichen Hilfen reagiert haben, manche wurden schnell frech, andere waren lange eingeschüchtert.
Bei fast allen hab ich beobachtet, dass sie sobald an der Longe, erst mal in Galopp los sind und Handwechseln fliegend, sobald Mensch sich bewegt. Die Pitsch scheint deutlich treibendes Mittel zu sein.
Arbeit an der Longe scheint also erst mal flottes Vorwärts (für meine Vorstellungen manchmal zu flott) zu sein. Dafür kannten eigentlich alle Pfiff als Zeichen zum sofortigen Durchparieren. :D
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Roseanne0815 hat geschrieben:
Da es nämlich nach meinem Eindruck durchaus sein könnte, daß er dieses Gezappel draussen ebenso macht wie den spanischen Schritt in der Halle. Weil er glaubt sein Reiter will das so.
Guten Morgen,
das kann auch durchaus richtig sein. Unbestritten ist nämlich, dass ”der” Spanier dazu neigt, sein Pferd gern ein wenig wilder zu präsentieren, als es von Haus aus ist. Klingt erst mal blöd, ist aber eigentlich sogar eine ganz gute Nachricht: Denn, wenn dem so ist, bedeutet das im Umkehrschluss ja, dass er nicht aus Panik oder nackter Angst zappelt. Was ich machen würde? Ignorieren, weiterreiten. Eigentlich ist das sogar das Einzige, was man wirklich machen KANN, bis das Pferd gelernt hat, dass es sich nicht "in Pose werfen" muss.
Beim Lesen einiger Postings frage ich mich übrigens, ob diese auch so ausgefallen wären, wenn es sich hier nicht um ein Importpferd aus Spanien handeln würde. Oder ob jemand da beim Beißen nicht gleich geschlussfolgert hätte: Hmm, das Pferd ist vier, der testet halt mal, wie weit der gehen kann. Das ist im Übrigen das, was mich sofort dabei einfiel – ist ja auch ganz normal in dem Alter.
Eins sollte man bei solchen Pferden übrigens immer im Hinterkopf haben: Der Gedanke, dass dem armen Tier in Spanien beim Anreiten sonst was wiederfahren sein könnte, kann genau der falsche Ansatz sein, der dazu führt, dass man das Pferd in Watte packt und Signale, wie Grenzen testen, schlicht falsch einordnet. Generell ist es hier in Spanien schlicht so: Von einigen Vollidioten abgesehen, die es in aller Herren Länder gibt, werden hier die Pferde durchaus korrekt erzogen. Nur halt eben OHNE die Verhätschelung und Vermenschlichung, die ich aus Deutschland kenne (und die mir auch nicht wesensfremd ist :D). Hat ein solches Importpferd nun relativ schnell den "Mitleidsbonus" werden die cleveren Exemplare diesen auch zu nutzen wissen. Mit Sicherheit…
Roseanne0815
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Beitrag von Roseanne0815 »

Hallo Leo,
ja, das kann ich bestätigen. An der Longe verhält er sich so.
Er wechselte selbständig die Hand, rennt, und auf Pfiff bleibt er sofort stehen. Das war lange und exrem konzentrierte Arbeit, da etwas Ruhe reinzubringen. Damit man es longieren nennen kann, und nicht nur planloses im Kreis rum rennen.
Er kam wohl relativ frisch kastriert rüber. Mein vorheriger Hengst ist spät kastriert worden (mit 5), der hat danach deutlich an Optik verloren.
Der jetzige steht auch als Wallach im Hengsttyp. Und zeigt sich auch verhaltensmässig oft so. Aber stets regulierbar. Fremde, die ihn nicht kennen, denken alle, er wäre noch Hengst.
Diesen "an der Klatsche" hab ich damals bei einem Händler beobachtet, der mit dieser Importeurin zusammen rüber gefahren ist. Inzwischen ist er wohl verstorben. Der hat günstige Zigeuner-Pferde gekauft, und diese dann hier als Freizeitpferde verkauft. Dort habe ich früher öfter mal vorbei geschaut, als ich auf der Suche nach meinem vorherigen Pferd war. Der hatte nur "spinnerte" Spanier bei sich stehen. Pferde die steigend aus der Box kamen, im Paddock agressiv auf einen losgegangen sind u.ä.
Aber inzwischen -denke ich- ist das Angebot an Spaniern so groß, und die Interessenten auch kritischer geworden, dass dies wohl immer mehr zur Ausnahme wird.
Die Importeurin die wir meinen, ist eigentlich gar nicht schlecht im Vergleich. Klar hat die auch "Kuriositäten" dabei (hab eins gesehen). Da denkt man, den kriegt die nie verkauft. Weder Gebäude noch Charakter sind Geld wert. Aber die Farbe reisst es dann manchmal raus, und der war relativ schnell weg. Fand ich unglaublich.
Wenn Du mir (gern auch per PM falls das hier geht) mehr von Deinen Erfahrungen mit diesen Pferden erzählen würdest, würd ich mich freuen.
Danke
Roseanne0815
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Beitrag von Roseanne0815 »

Hallo Cubano,
ja, denke da hast Du mit vielem Recht.
Zum einen kommen die normalen Verhaltensweisen eines Flegelalter Pferdes zu einem irritierten Importpferd noch dazu.
Und für mich war es wichtig mal ne Erfahrung von jemandem zu hören, der -wie du wohl- in Spanien lebt, oder sich konkret damit auskennt.
Da ich das von hier aus nur schlecht einschätzen kann, inwieweit das eben so seine Art ist, die in die richtigen Formen gebracht werden muß, und inwieweit das vielleicht "anerzogen" wurde.
Da eine Sicht "direkt von der Front" zu hören war sehr hilfreich für mich.
Danke Dir.
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emproada
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Beitrag von emproada »

Ich habe meinen Lusi vor Jahren aus Portugal geholt und hatte auch so einige Probleme, vielleicht hilft Dir ja das ein oder andere. :wink:
Gebissgeklapper kenne ich auch nur zu gut, das macht meiner zum Teil heue noch und das Maul ist eh grundsätzlich unruhiger als bei anderen Pferden. Kam wahrscheinlich vom anreiten mit Kandare, bei mir wird er mit doppelt gebrochenem Gebiss geritten und ich habe das Ganze nie zu sehr zum allergrößten Thema gemacht.
Das rumzappeln war/ist auch vorhanden, hat zum Teil in steigen ausgeartet und wurd nur durch Reiten von langen Reprisen und weglassen der Schrittphase zu Beginn besser. Auch wurde er von Beginn an mind. 6mal die Woche geritten, sonst war es nur ein Gehampel. Auch ruhiges Stehen artete in Steigen aus, weshalb ich das auch für Jahre hinten angestellt habe. Wer behauptet, das müsse sofort gehen, soll sich doch bitte mal auf ein steigendes Pferd setzen.
Gelände ging die ersten beiden Jahre gar nicht, das kam erst nach langen Spaziergängen mit dazu.
Insgesamt hat meiner einige Jahre gebraucht, um gewisse Dinge als normal zu betrachten. Auch Gerte beim Reiten hat ca. 2 Jahre gedauert, vorher hat er regelrecht Panik bekommen sobald ich eine in der Hand hatte. Vielleicht einfach mehr Geduld haben als mit einem Pferd aus D und immer davon ausgehen, dass die Iberer eher oben draussen sind als z.B. das normale WB von nebenan.
Viele Grüße Tina
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Traumdauterin
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Beitrag von Traumdauterin »

Einiges kommt mir irgendwie bekannt vor...mein 4,5-jähriger PRE ist in Deutschland gezogen. Als ich ihn im März kaufte, kannte er Sattel, Trense, Reitergewicht. Habe also mit ihm auch ganz in Ruhe von vorne angefangen.

Das Gebissgeklappter und unruhige Maul hatte er von Anfang an. Klar, darf ein junges Pferd seinen Unwillen auch mal zeigen, da neu und unbekannt, aber richtig afgehört hat das noch nicht. Wenn er beschäftigt ist, ist das Maul ruhig, aber sobald er steht oder sich langweilt, knatscht er extrem darauf rum. Ich war auch sehr verunsichert, da sich das nach mehreren Monaten nicht besserte und habe auf Rat von verschiedenen Seiten das Gebiss erstmal nicht gewechselt (kein Vorwurf an dich :))

Ich werde auch jetzt noch von manchen Leuten gefragt, ob er Hengst wäre. Obwohl er vor über einem Jahr kastriert wurde, führt er sich manchmal auf wie ein Macho. Vor ein paar Wochen trabte ich mit ihm an einem am Reitplatz angebundenen Wallach vorbei und auf einmal schmiss sich meiner in Pose und passagierte quasi für wenige Tritte an dem Wallach vorüber. Einmal wollte er einem Pferd auf dem Paddock nebenan drohend den Hintern zudrehen. Generell ist er von vorbeikommenden Pferden wenig begeistert. Der guckt halt mal, wie weit er gehen kann und meine Aufgabe ist es, ihn auf mich zu konzentrieren und ihm zu sagen, dass ich der Chef bin und er solchen Kram gefälligst zu unterlassen hat.
Er ist wie ein junger Hund, wenn man ihn nicht gut beschäftigt, beschäftigt er sich halt selbst. Und die Rangfolge stellt er sehr oft infrage.

Er ist kein Importpferd, aber ich will damit sagen, dass solche Dinge nicht unbedingt davon abhängig zu machen sind, sondern eben auch eine Rasse-/Charakterfrage sein können.
Frage mich nach der Poesie in der Bewegung, Schönheit, Intelligenz und Kraft und ich zeige Dir ein Pferd.
Roseanne0815
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Beitrag von Roseanne0815 »

Ja Traumdeuterin, das kann ich bei meinem auch feststellen (bisher am Boden), wenn ich ihn nicht beschäftige, dann beschäftigt er sich selbst.
Und der kleene Sausack nutzt auch jede Unaufmerksamkeit sofort aus.
Ich werd mich in Zukunft einfach mal im Vorfeld drauf vorbereiten, sein Gezappel zu ignorieren (das fällt mir anfangs sicher nicht leicht).
Ich dachte halt, dass ihm draussen das Vorwärsgehen einfacher fällt und er besser in Ballance kommt, wenn er längere Gradeausstrecken hat.

Gut zu hören, dass dieses Gebiss-Generve bei den Iberern offensichtlich nichts ungewöhnliches ist. Meinen vorherigen hatte ich ja von klein auf an. Der war entsprechend früh spielerisch damit konfrontiert worden, und hatte daher nie irgendein Problem damit.

Hab ja, als er diese doppelt gebrochenen so wehement ablehnte, einfach mal ne Stange reingemacht, um zu sehen, ob er sich damit wohler fühlt. Da in Spanien ja viel auf Kandarre geritten wird. Aber ich hatte nicht den Eindruck, dass er sich damit sicherer fühlte, eher machte ihm das Ding noch mehr Angst.
Aber auch dieses "Bäh will das ding nicht, nimms raus" werde ich jetzt besser ignorieren können. Das Snaffle, das er im Moment drin hat, passt gut, ist leicht anatomisch geformt, ist aus rostendem Material, wie die Vaquero Kandarren, denke das ich das erstmal bis auf weiteres nehmen werde.

Die Gerte habe ich bei meinem vorherigen natürlich von Angang an dabei gehabt. Auch um ihm im Bedarfsfall helfen zu können.
Bei meinem jetzigen hab ich mich noch nicht getraut eine mit in den Sattel zu nehmen. Am Boden reagiert er zwar cool drauf, aber das tut er auf Abstreichen mit der Peitsche auch. Aber wehe er hat Abstand zu dem Ding und ich habs in der Hand.
Schön, mit meinen "Problemen" nicht allein zu sein.
Wobei es bei dem Lusitano jawohl eher noch viel schlimmer ist. Da kann ich ja eigentlich froh sein, nur so n Problemchen zu haben.

Ich habe heute ein Berittangebot bekommen. Denke jetzt drüber nach, ob er im Dezember nicht in Beritt geht. Bleibt aber auf dem Hof (will ich anders nicht). Ist allerdings ne Englisch-Reiterin die keine Ahnung von Iberern hat. Bin da echt am Überlegen. Habe so ein bisschen die Befürchtung die könnte das evtl. sogar noch verschlimmern durch Ungeduld und evtl. zuviel Härte.
Danke jedenfalls für eure Erfahrungsberichte. Gibt einem das gute Gefühl mit seinen Sorgen nicht allein zu sein. :D
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