
Reitunterricht, verwirrt - verunsichert
Moderatoren: Julia, ninischi, Janina
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So, gestern hatte ich eine weitere Unterrichtseinheit. Dummerweise war ich nicht allein mit dem RL in der Halle sondern es kamen noch 3 Mädels mit ihren Isländern dazu, was zu allgemeiner Verwirrung führte
Die Mädels hatten nicht damit gerechnet, daß Speedy mittlerweile so viel Vorwärtsdrang hat. 2 der 3 haben irgendwann die Halle verlassen, weil ihnen das zu turbulent zuging - aber ich hatte sie vorgewarnt...
Also, nachdem ich ja in den letzten 2 Wochen seit der letzten Reitstunde wacker am Vorwärts gearbeitet hatte, brauchte ich mich darum nicht mehr wirklich zu kümmern. Er ist jetzt sehr elektrisch am Bein und reagiert prompt. Diesmal wurde mehr daran gearbeitet, daß er die Anlehnung akzeptiert und sich nicht so stark dagegen wehrt. Immer frisch im Tempo vorwärts sollte ich ihn jetzt mehr im Maul beschäftigen, mit ganz ganz ganz kleinen Handbewegungen. Nun war Speedy erst irritiert, daß er auf einmal 2 Dinge auf einmal soll, nämlich auf meine Hand achten und vorne rund bleiben und andererseits auf mein Bein achten und sofort antreten, wenn ich ihn vorwärts schicken wollte. Wieder hieß es: vorwärts, zurückholen zum langsameren Tempo, wieder vorwärts und zurückholen. Diesmal sollte ich ihn aber erst ins Vorwärts entlassen, wenn er rund blieb (also nicht aufgerollt sondern mit der Nase leicht vor der Senkrechten!). War er rund, durfte er sich wieder strecken. Auf der rechten Hand ging es ganz gut und er schien sich zu freuen, wenn es hieß: und Gas!! Links verwarf er sich anfangs ziemlich (da war meine rechte Hand zu stark), aber auch das löste sich irgendwann. Erstaunlicherweise ging es fast nur ganze Bahn! Dennis sagt, da erkennt er viel besser, ob ein Pferd schief läuft, als wenn wir ihn nur zirkeln lassen. Als er dann auf den Zirkel "durfte" kam er sofort zu tief - das hat mich erst wieder verunsichert. Als Dennis mir dann erklärte, daß Speedy in der Wendung von sich aus langsamer wird, war mir klar, warum die Nase so weit unten war! Also kurz Wendung und wieder Tendenz nach vorne! Prompt war das Genick wieder oben! Der Wechsel aus zurück und vor hat uns ziemlich lange beschäftigt, irgendwann wurde es Speedy wohl zu viel und er ist ziemlich explodiert. Dann musste erst mal wieder Ruhe ins Pferd...
Galopptour war erstaunlich gut. Dieses Mal sollte ich nicht nur flott vorwärts sondern immer mal versuchen, 1 Galoppsprung etwas zu verkürzen, aber wirklich nur ansatzweise, und dann direkt wieder nach vorne entlassen. Fiel mir anfangs schwer, wurde aber im 6. Versuch deutlich besser und Speedy schien auf meine Hilfen zu warten und nicht vor meinen Hilfen davon zu eilen. Erstaunlich war wirklich, wie er regelrecht zufrieden wird, wenn ich ihn nach dem kurzen zurückholen wieder nach vorne weg lasse! Sofort wird der Galopp noch runder und auch deutlich ruhiger! Auch in der Verstärkung!! Und der Lob meines Reitlehrers war mir gewiss
Nach der Galopptour durften wir erst mal im Schritt durchschnaufen, dann hieß es wieder: Zügel vorsichtig wieder aufnehmen und noch mal antraben. Erstaunlicherweise war nun das Verwerfen komplett weg
und auch auf dem Zirkel blieb er mit dem Genick da, wo er hinsollte, also auch kein abtauchen nach unten oder verkriechen.
Und dann hat Dennis die Tempounterschiede "verstärkt", es sollte aus dem "Mitteltrab" nicht mehr in den "Arbeitstrab" zurück geholt werden, sondern das Tempo sollte noch unter dem Arbeitstrab sein! Das ging im Leichttraben dann nicht mehr, also aussitzen, Takt beibehalten aber alles irgendwie laaangsamer! Als erstes ist mir Speedy dann in den Schritt gefallen - da war mit zu rechnen. Also mehr Bein, weniger Hand, aber wie bekomme ich ihn dann zurück??? Die Koordination bei mir passte erst mal überhaupt nicht. Wenn ich unten Druck machte, hielt ich vorne fest, ließ ich vorne los, vergaß ich, Druck zu machen... und irgendwann ging es auf einmal von alleine! Vorne leichte Verbindung, minimal "Zuppeln" mit den Zügeln, Bein vorsichtig dran und aus dem Sitz heraus zurücknehmen. Und für den Bruchteil einer Sekunde merkte ich, daß das Pferd sich verkürzte und vorne noch mehr aufrichtete!! Und schon kam Kommando: jetzt vorlassen!!! Und Speedy schwebte im Mitteltrab davon, leicht an der Hand und irgendwie hatte ich ganz viel Pferd vor mir. Und nach der Erfahrung hieß es nur Loben, loben, loben!!! Und Feierabend!!
Ich war wieder einmal mit der Schnelligkeit der Anweisungen leicht überfordert und am Ende der Stunde dampften mein Pferd und ich wie ein Dampfkochtopf, aber die kurzen Momente, in denen er mit seiner ganzen Kraft und Aufmerksamkeit bei mir war und mir das Gefühl gab: wir schweben - das war genial! Und prima ist auch, daß er jetzt immer wieder mal nach meiner Hand sucht und nicht mehr permanent gegen die Hand kämpft. Ich glaube, wir sind auf dem richtigen Weg!
Lektionen reiten wir übrigens derzeit gar nicht. Dennis sagt: wenn er soweit ist, sag ich Dir das schon, vorher brauchst Du darüber nicht nachzudenken. Und dann gehen die Lektionen eh von alleine.
Seltsam ist, daß ich heute keinen Muskelkater habe.....

Die Mädels hatten nicht damit gerechnet, daß Speedy mittlerweile so viel Vorwärtsdrang hat. 2 der 3 haben irgendwann die Halle verlassen, weil ihnen das zu turbulent zuging - aber ich hatte sie vorgewarnt...
Also, nachdem ich ja in den letzten 2 Wochen seit der letzten Reitstunde wacker am Vorwärts gearbeitet hatte, brauchte ich mich darum nicht mehr wirklich zu kümmern. Er ist jetzt sehr elektrisch am Bein und reagiert prompt. Diesmal wurde mehr daran gearbeitet, daß er die Anlehnung akzeptiert und sich nicht so stark dagegen wehrt. Immer frisch im Tempo vorwärts sollte ich ihn jetzt mehr im Maul beschäftigen, mit ganz ganz ganz kleinen Handbewegungen. Nun war Speedy erst irritiert, daß er auf einmal 2 Dinge auf einmal soll, nämlich auf meine Hand achten und vorne rund bleiben und andererseits auf mein Bein achten und sofort antreten, wenn ich ihn vorwärts schicken wollte. Wieder hieß es: vorwärts, zurückholen zum langsameren Tempo, wieder vorwärts und zurückholen. Diesmal sollte ich ihn aber erst ins Vorwärts entlassen, wenn er rund blieb (also nicht aufgerollt sondern mit der Nase leicht vor der Senkrechten!). War er rund, durfte er sich wieder strecken. Auf der rechten Hand ging es ganz gut und er schien sich zu freuen, wenn es hieß: und Gas!! Links verwarf er sich anfangs ziemlich (da war meine rechte Hand zu stark), aber auch das löste sich irgendwann. Erstaunlicherweise ging es fast nur ganze Bahn! Dennis sagt, da erkennt er viel besser, ob ein Pferd schief läuft, als wenn wir ihn nur zirkeln lassen. Als er dann auf den Zirkel "durfte" kam er sofort zu tief - das hat mich erst wieder verunsichert. Als Dennis mir dann erklärte, daß Speedy in der Wendung von sich aus langsamer wird, war mir klar, warum die Nase so weit unten war! Also kurz Wendung und wieder Tendenz nach vorne! Prompt war das Genick wieder oben! Der Wechsel aus zurück und vor hat uns ziemlich lange beschäftigt, irgendwann wurde es Speedy wohl zu viel und er ist ziemlich explodiert. Dann musste erst mal wieder Ruhe ins Pferd...
Galopptour war erstaunlich gut. Dieses Mal sollte ich nicht nur flott vorwärts sondern immer mal versuchen, 1 Galoppsprung etwas zu verkürzen, aber wirklich nur ansatzweise, und dann direkt wieder nach vorne entlassen. Fiel mir anfangs schwer, wurde aber im 6. Versuch deutlich besser und Speedy schien auf meine Hilfen zu warten und nicht vor meinen Hilfen davon zu eilen. Erstaunlich war wirklich, wie er regelrecht zufrieden wird, wenn ich ihn nach dem kurzen zurückholen wieder nach vorne weg lasse! Sofort wird der Galopp noch runder und auch deutlich ruhiger! Auch in der Verstärkung!! Und der Lob meines Reitlehrers war mir gewiss


Nach der Galopptour durften wir erst mal im Schritt durchschnaufen, dann hieß es wieder: Zügel vorsichtig wieder aufnehmen und noch mal antraben. Erstaunlicherweise war nun das Verwerfen komplett weg

und auch auf dem Zirkel blieb er mit dem Genick da, wo er hinsollte, also auch kein abtauchen nach unten oder verkriechen.
Und dann hat Dennis die Tempounterschiede "verstärkt", es sollte aus dem "Mitteltrab" nicht mehr in den "Arbeitstrab" zurück geholt werden, sondern das Tempo sollte noch unter dem Arbeitstrab sein! Das ging im Leichttraben dann nicht mehr, also aussitzen, Takt beibehalten aber alles irgendwie laaangsamer! Als erstes ist mir Speedy dann in den Schritt gefallen - da war mit zu rechnen. Also mehr Bein, weniger Hand, aber wie bekomme ich ihn dann zurück??? Die Koordination bei mir passte erst mal überhaupt nicht. Wenn ich unten Druck machte, hielt ich vorne fest, ließ ich vorne los, vergaß ich, Druck zu machen... und irgendwann ging es auf einmal von alleine! Vorne leichte Verbindung, minimal "Zuppeln" mit den Zügeln, Bein vorsichtig dran und aus dem Sitz heraus zurücknehmen. Und für den Bruchteil einer Sekunde merkte ich, daß das Pferd sich verkürzte und vorne noch mehr aufrichtete!! Und schon kam Kommando: jetzt vorlassen!!! Und Speedy schwebte im Mitteltrab davon, leicht an der Hand und irgendwie hatte ich ganz viel Pferd vor mir. Und nach der Erfahrung hieß es nur Loben, loben, loben!!! Und Feierabend!!
Ich war wieder einmal mit der Schnelligkeit der Anweisungen leicht überfordert und am Ende der Stunde dampften mein Pferd und ich wie ein Dampfkochtopf, aber die kurzen Momente, in denen er mit seiner ganzen Kraft und Aufmerksamkeit bei mir war und mir das Gefühl gab: wir schweben - das war genial! Und prima ist auch, daß er jetzt immer wieder mal nach meiner Hand sucht und nicht mehr permanent gegen die Hand kämpft. Ich glaube, wir sind auf dem richtigen Weg!
Lektionen reiten wir übrigens derzeit gar nicht. Dennis sagt: wenn er soweit ist, sag ich Dir das schon, vorher brauchst Du darüber nicht nachzudenken. Und dann gehen die Lektionen eh von alleine.
Seltsam ist, daß ich heute keinen Muskelkater habe.....
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Nicht wirklich. In den letzten 2 Wochen hat es mit dem Unterricht nicht geklappt, weil ich beruflich stark eingespannt bin zum Jahreswechsel hin. Aber vor 2 Wochen hatte ich einmal Unterricht bei Dennis - diesmal allerdings mit meinem Anglo-Araber. Das lief leider nicht so gut. Der Schimmel kommt mit dem "Vorwärts" nicht wirklich zurecht und wurde hochexplosiv. Dummerweise auch noch einige Tage später. Er kam gar nicht wieder runter. Beim Unterreicht selbst lief er sehr spektakulär, aber mir war das zu viel des Guten. Bei Speedy geht das Konzept gut auf! Er ist deutlich rittiger geworden, hat viel mehr Schwung und guten Vorwärtsdrang - ist aber regulierbar.
Wir werden erst Anfang des nächsten Jahres wieder weitermachen. Ab Ende der Woche bin ich in Urlaub, dann haben die Zausel Pause (Paddock).
Wir werden erst Anfang des nächsten Jahres wieder weitermachen. Ab Ende der Woche bin ich in Urlaub, dann haben die Zausel Pause (Paddock).
Naja, kommt auf die Umstände an. Manchmal hat es auch Spaß.
Hier habe ich schon den Eindruck, dass es in die richtige Richtung geht.
Junito tat "Sich-Ausrennen" zwischendurch bei aller Versammlung auch sehr gut. Und grade nach der Piaffe hatte er durchaus Spaß daran, richtig Gas zu geben.
Hier habe ich schon den Eindruck, dass es in die richtige Richtung geht.
Junito tat "Sich-Ausrennen" zwischendurch bei aller Versammlung auch sehr gut. Und grade nach der Piaffe hatte er durchaus Spaß daran, richtig Gas zu geben.
Pferde sind wie guter Sekt - es braucht Zeit und Erfahrung, damit sie perlen können.
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@horseman: Das Problem beim Schimmel ist, daß er sich im Trab oft verhält. Er "trippelt" dann mit kurzen eiligen Schritten. Reite ich ihn mehr vorwärts, dann werden die Schritte deutlich länger und losgelassener. Bei ihm habe ich nur noch nicht das optimale Mittelmaß gefunden zwischen vorwärts und nicht rennen. Phasenweise läuft er schön schwungvoll und ohne getrippel und dann mache ich einmal minimal zu viel Druck und er explodiert. Und ja, es stimmt, manchmal ist er dabei auf der Flucht und daran arbeite ich jetzt, ihm den Schwung zu erhalten ohne ihn in Stress zu bringen. Was bei einem ehemaligen Durchgänger nicht so einfach ist.
Das ist sicher eine Frage des Gleichgewichtes, beim Schimmel Fortissimo. Wenn ein Pferd sich eher verhält, ist das eine Methode, sein mangelndes Gleichgewicht zu kompensieren. Wenn ich das Pferd nun Vorwärts schicke, und das geschickt tue, will sagen, dem Pferd zu Gleichgewicht in der Bewegungs verhelfe, ist alles in Ordnung. Wenn ich nun übertreibe, kommts das Pferd wieder bei hohem Tempo aus dem Gleichgewicht. Gerade etwas hitzigere Pferde aber können mit dem Zustand Ungleichgewicht bei Tempo gar nicht umgehen und bekommen damit Streß.Fortissimo hat geschrieben:@horseman: Das Problem beim Schimmel ist, daß er sich im Trab oft verhält. Er "trippelt" dann mit kurzen eiligen Schritten. Reite ich ihn mehr vorwärts, dann werden die Schritte deutlich länger und losgelassener. Bei ihm habe ich nur noch nicht das optimale Mittelmaß gefunden zwischen vorwärts und nicht rennen. Phasenweise läuft er schön schwungvoll und ohne getrippel und dann mache ich einmal minimal zu viel Druck und er explodiert. Und ja, es stimmt, manchmal ist er dabei auf der Flucht und daran arbeite ich jetzt, ihm den Schwung zu erhalten ohne ihn in Stress zu bringen. Was bei einem ehemaligen Durchgänger nicht so einfach ist.
So ist man im Zwiespalt : einerseits muß man erst mal das Vorwärts installieren, denn ohne Vorwärts und ohne ein vor dem Schenkel befindlichen Pferd, geht gar nichts, andererseits muß man aber auch der Unsicherheit des Pferdes, sein Gleichgewicht betreffend Rechnung tragen.
Es ist also eine Gradwanderung. Da ist Fingerspitzengefühl gefragt. Ganz nach dem Motto : So viel wie möglich, aber nicht zu viel.
In soweit bedarf die Schenkelschule hier einer gewissen Modifikation- nach meiner Erfahrung ist es hier sinnvoll, etwas "großzügiger" mit der promten Reaktivität zu sein und im Hinblick auf die mentale Verfassung des Pferdes mit der Elektrizität mehr ab und zu zu geben.
Gruß S&P
horsmän hat geschrieben:jo, so würd ich das auch sehen.
Bei vielen Pferden (nicht geborenen BuCha-Kandidaten) ist das Intervall zwischen korrektem vorwärts-Tempo und rennen nur sehr klein.



