Ich habe jetzt zum dritten Mal bei einem neuen Reitlehrer Unterricht bekommen und da er völlig anders unterrichtet als jeder andere vorher, bin ich nun manchmal etwas verunsichert.
Folgende Ausgangssituation. Mein Oldenburger-Blüter ist früher Distanzen gelaufen, wurde dann wegen einer heftigen PA im Alter von 7 Jahren auf einem Auge blind bzw. das eine Auge musste entfernt werden, das andere wurde erfolgreich operiert. Dann fiel das Pferd im Anschluß sichtlich in sich zusammen, bekam eine starke Bronchitis und er war nur noch ein Schatten des vorherigen Pferdes. An Distanzen war nicht mehr zu denken. Ein Jahr haben wir alles daran gesetzt, ihn wieder gesund zu bekommen, er wurde fast gar nicht geritten. In der Zeit habe ich mir mein zweites Pferd gekauft, um den es aber jetzt nicht geht. Beruflich hatte sich dann auch was geändert, ich war wieder Vollzeit-Einkäufer - also zeitlich ziemlich eingeschränkt, und habe nebenbei noch studiert. In der Zeit hat meine Reitbeteiligung den Oldenburger viel alleine geritten. Da er aber ein ziemlicher Büffel sein kann, ist sie irgendwann mit ihm im Zaun gelandet (er hatte auf der blinden Seite nicht aufgepasst). Sie bekam Angst und hielt vorne nur noch fest und mit Treiben hatte sie es wohl auch nicht so. Irgendwann lief er dann lahm - ohne Befund. In der Klinik sagte man mir dann, ich solle ihn mal wieder selber reiten, dann würde er auch nicht mehr lahm gehen...

Nun ja, ich habe ihn dann soweit bekommen, daß er nicht mehr lahmt, aber irgendwie bekam ich ihn nicht von der Vorhand runter. Er ging zu tief, mit falschem Knick, latschte ziemlich, ließ sich nicht vorwärts schicken und egal bei wem ich Unterricht bekommen hatte, es zeigte sich nicht viel Änderung. Irgendwann hat er sich dann im Galopp mit mir überschlagen, weil er nur noch stolperte. Für gewöhnlich erhielt ich den Spruch: "Halt vorne mehr fest, treib hinten". Ergebnis war ein noch schlimmer aufgerolltes Pferd.
Nun habe ich einen neuen Reitlehrer, ihm habe ich die Problematik erklärt und er arbeitet jetzt sooo anders, daß ich kaum noch hinterher komme. Die Nase darf erst mal sein, wo sie möchte. Gerne auch weit vor der Senkrechten, das Genick muss hoch! Das erreicht er nun mit Tempounterschieden - aber mit richtig krassen! Ich schicke ihn massiv nach vorne, verkürze wieder deutlich das Tempo (für 1 bis 2 Trabtritte) und schicke ihn wieder nach vorne. Die Nase darf momentan NICHT nach unten (erst nach der Arbeit wieder), sobald er versucht, nach unten abzutauchen wird wieder deutlich nach vorne geschickt. Nimmt er die Nase und Genick hoch, wird gelobt! Dann Übergang Trab - Halten - Trab - Halten. Beim Halten MUSS das Genick oben bleiben - kein Gedanke an Entspannung. Beim parieren zum Schritt heißt es direkt: voran, voran, voran - auch im Schritt - kein Bummeln zulassen! Im Galopp wird es dann turbulent. Zirkel darf ich nicht reiten sondern erst mal Ganze Bahn. Zügel nahezu wegwerfen und Gas geben! An der kurzen Seite ein kleines bisschen aufnehmen und wieder Gas auf der langen Seite!
Da wird mir richtig mulmig, denn Speedy ist nicht bekannt dafür, auf seine Füße oder auf den Rand der Reitbahn zu achten - schon gar nicht auf der blinden Seite! Dennoch bin ich im Vollgas außen herum galoppiert. Interessanterweise wurde er - entgegen meiner Vermutung - nicht flacher im Galopp sondern er sprang deutlich unter und wurde vorne größer! Und er stolperte auch nicht mehr über seine Füße

Auch war an Erschrecken in der Ecke nicht zu denken, da war er wohl zu beschäftigt zu

Nur mit feiner Einwirkung hat das derzeit weniger als gar nichts zu tun! Die Nase ist hoch (das Genick zugegebenermaßen auch), er verwirft sich auch schon mal im Genick und wenn ich ihn zurücknehme, wehrt er sich gegen die Hand.
Der Reitlehrer prüft auch immer mal an der langen Seite, ob das Pferd einigermaßen gerade gerichtet ist und ordnet auch mal deutliche Stellung nach außen an und ich soll immer wieder mit der Hand fein spielen. Auf meine Frage, ob die Hand nicht weitgehend ruhig sein soll meinte er: das kommt schon noch, erst mal muss er überhaupt kauen und sich mit dem Gebiss beschäftigen.
Die Kommandos kommen so schnell hintereinander, daß ich kaum zum denken komme - Speedy auch nicht. Interessant war jedoch, daß Speedy auf einmal immer mal wieder im Genick nachgab und das Hälschen rund wurde! Waren immer nur Momentsituationen, meist versuchte er, danach wieder nach unten abzutauchen - aber er rollt sich überhaupt nicht mehr auf! Und er marschierte auch richtig tief in die Ecke hinein!
Nur irgendwie muss das alles äußerst hektisch gewirkt haben (vielleicht kam es mir auch nur so vor) und das Wehren gegen die Hand gefiel mir auch nicht, aber ich brauchte mich auf einmal nicht mehr auf den Sitz zu konzentrieren. Ich saß einfach! und er nahm mich mit!
Aussage des Reitlehrers: er muss erst mal lernen, auf eigenen Beinen zu laufen. Die Nase interessiert mich jetzt überhaupt noch nicht. Das kommt von alleine. Und er muss sein Gleichgewicht finden. Wenn er sein Gleichgewicht gefunden hat, wieder Muskeln am Hintern bekommt und er sich nicht mehr auf die Hand legt, können wir weiter sehen.
Was haltet Ihr von diesem Unterricht?