Mentaltraining - Ängste beim Reiten und im Umgang mit Pferde

Allgemeines rund ums Pferd

Moderatoren: Julia, dshengis

Max1404
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Beitrag von Max1404 »

@Tanja: an Vine hätte ich bei Amor auch spontan gedacht.
Was mir geholfen hat, meine Angstattacken nach meinem schweren Sturz in den Griff zu bekommen (die kamen aus dem Nichts und waren völlig unbegründet) war einfach, dass dann ich zum Schritt durchpariert habe und Seitengänge oder Kringel geritten habe - so lange, bis ich mich wieder so gut gefühlt habe, dass ich wieder antraben konnte.
Zusätzlich habe ich Rock Rose genommen :wink:
Viele Grüße
Sabine
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xelape

Beitrag von xelape »

Hallo Tanja ... erst mal Kopf hoch... nicht verzagen, Ihr werdet das gemeinsam bestimmt hinkriegen.
Der frecher Kerl hat es einfach raus... und sich ein feines Spiel draus gemacht.

Ich kann Deine Sorge gut nachvollziehen - denn ich hatte mit dem Schwarzen das ähnliche Problem. Sobald er arbeiten sollte, oder auch im Gelände mal länger gehen sollte, oder an Ecken vorbei auf die er keine Lust hatte, fing er an sich zu widersetzen.
Bocken, steigen, Haken schlagen, durchstarten... volles Programm.

Ich bin an eine sehr gute RL geraten, die mittlerweile auch meine gute Freundin geworden ist.
Ihre recht schnelle Analyse war, der nimmt Dich nicht wirklich ernst, und weiß genau wie er durch kommt.
Erster Schritt war - absolute Konsequenz.
Im Umgang:
*Beim Putzen hatte er stehen zu bleiben. Hat er einen Schritt gemacht ohne Aufforderung, wurde das korrigiert und er zurückgeschoben.
*Hat er beim ersten mal, Hufe geben, rumgehen usw. nicht gleich reagiert, wurde ich sehr deutlich.
*Beim Führen, immer extrem drauf achten, dass er nicht nur mal einen ticken vor mir geht, nicht glotzt sondern voll auf mich achtet - und zwar immer.
(das klingt übertrieben.. vor allem weil "eigentlich" im Umgang und Boden superbrav war.. und ich nicht offensichtliche Schwierigkeiten hatte.. aber das war eben genau seine Masche - ich mach ja schon was Du willst, aber eben so wie er grade dachte... )

Heute bleibt er unangebunden stehen - und es gibt fürs Stehenbleiben ein Leckerli...

Beim Reiten:
*Schritt reiten - da haben wir lange daran gearbeitet, dass er reagiert, wenn ich zB mit dem inneren Bein vibriere.. also das Ohr ein wenig zurück.. das wurde gelobt.
*Durch Ecken reiten, er hat es immer geschafft, ordentlich anzufangen und mich dann wieder zu ignorieren, zwei große Schritte grade durchzugehen. (auch wenn ich richtig geritten bin)
*Traben, darauf achten, dass er wirklich mein Tempo und exakt meine Linie geht.. er ist schon getrabt.. aber immer sein Tempo - seine Linie.. klar konnte ich das einigermaßen vorgeben, aber eben nicht exakt so wie ich es wollte.
*Wir sind lange, gedachte Hufschlagfiguren geritten, so dass er gar nicht wußte wo es hingehen kann.
*Kopfschlagen, sobald man die Zügel ein wenig angenommen hat ging die Rübe hoch.., also haben wir bis zum St. Nimmerleinstag geübt.. aufnehmen, aus der Hand kauen lassen, wieder aufnehmen.. usw.
*Fing er wieder mal zu spinnen, gerne linke Hand im Galopp, hat sie mir zugesichert, dass ich ihn dann auch mal so nach innen stellen soll, dass seine Nase an meinem Fuß ist.. WICHTIG - wenn er aufhört, sofort auch aufhören, und weiterreiten als wäre nichts gewesen.
Dabei immer ruhig aber sehr bestimmt bleiben.. nicht brutal oder so.

Im Gelände:
*Gleiches Spiel wie auf dem Platz.. Aufmerksamkeit fordern...
*Konsequent sein, ruhig bleiben
*Wenn er bockt, ihm auch mal deutlich die Beine in den Bauch.. damit er weiß das wird nicht toleriert.

Mit der Zeit wurde ich schneller, konsequenter und er hat gemerkt, dass er mit vielem nicht mehr durchkommt.

Mitterweile ist er ein TRAUMPFERD zum Ausreiten... total verläßlich, geht überallhin, überall vorbei, jeder im Stall will mit uns raus, um Ihre Pferde ans Ausreiten zu gewöhnen, und um ängstlichen Reitern Sicherheit zu geben.
Das tolle an diesen dominanten Pferden ist ja, dass sie sehr mutig sind, und wenig schreckhaft - nur muss man eben immer dranbleiben.

Dressur fällt uns schwer, weil er a) einfach sehr vergurkt war b) ich nicht so gut reite - aber auch da haben wir im Vergleich zu 3 Jahren sehr große Fortschritte gemacht.

Bei meinem ersten Reitkurs mit ihm, (auch bei DOB) - war er in der ersten Einheit sehr spannig, hat nur gewiehert, sich schlecht konzentriert -und ich hatte einfach die Hosen voll.
Wir haben es hinbekommen und viel gelernt, wobei ich definitv zu hause schon besser geritten bin.

Warum ich das alles schreibe? Ich kann so gut nachvollziehen wie Du Dich fühlst, denn ich hatte massive Angst vor diesem Pferd, bin oft runtergefallen und wußte, er hat mir den Schneid abgekauft.
ABER, obwohl nicht so gut reite, sind wir durch diese kleinen Schritte ein gutes Team geworden und ich kann ihm jetzt vertrauen und er mir.

Ich bin vor ihm diverse Pferde geritten, die nicht einfach waren, frech waren, gebockt haben usw - aber keiner hat so an meiner Seele und meiner Sicherheit gekratzt.
Ganz wird das mulmige Gefühl nicht verschwinden, wenn ich merke er hat einen komischen Tag - dann schafft er es heute noch, dass ich kaum durchkomme - aber dann mache eher kurz Gehorsams Dressur im Schritt und gehe dann ne Runde ausreiten.

Also - ihr schafft das ganz bestimmt auch.. wenn ich dran denke wie Du einfach so mal kurz den Springparcours im Marbach durchgeritten bist, dann klappt das mit Deinem Buben ganz sicher....
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emproada
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Beitrag von emproada »

Liegt es "nur" an der fremden Halle oder am Kurs an sich? In fremden Hallen reiten muss ja auch geübt werden und wenn Du Dir vornimmst das z. B. einmal die Woche zu machen, dann würdet ihr da ja auch Routine bekommen.
Viele Grüße Tina
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Was mir noch einfällt - fühlst Du Dich auf fremden Pferden auch so unsicher? Bzw. wäre es möglich, für Dich wieder mehr Sicherheit auf anderen Pferden zu erlangen?

Ggfs. mal ein Falltraining buchen, damit die Angst vorm Sturz auch auf diese Weise begegnet werden kann?
Er hat sich selbst eine Grenze gesetzt, bis zu welcher er bereit ist, mitzugehen. Will man darüber hinaus, buckelt es
Womöglich würde es auch helfen, diese Grenzen erstmal zu akzeptieren und nur auf "seinem" Level was zu machen? Und dann peu á peu, fast unbemerkt, die Anforderungen minimalst auszuweiten?
Keine Ahnung, ob sowas funzt, Hafis haben ja ihren sehr eigenen Kopf 8)

RL vor Ort zur "Augenkontrolle von außen" gibts nicht, oder? Mitunter sehen fremde Augen in gewohnter Umgebung mehr Details.
Es grüsst ottilie
~~~~~~~~~
Wo die Kraft anfängt, hört das Gefühl auf (Moshe Feldenkrais)
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emproada
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Beitrag von emproada »

Noch mal was zur Routine: Paco hat ganze 4 Kurse gebraucht, um sich auswärts einigermaßen normal zu benehmen. Davor muss ich ganz ehrlich sagen, hätte ich auch lieber longiert anstatt ich draufzusetzen. Er hat zwar keinen solchen Blödsinn wie buckeln gemacht, war aber dermaßen abgelenkt das ich ihn nur über 30 min traben so etwas ähnliches wie ruhig gebracht habe und nicht nur Beifahrer war. Da hilft leider wirklich nur üben und sich immer wieder der Situation stellen.

@ottilie: Hafis sind da anders. 8) Flack hatte mit 5 herausgefunden das man durch buckeln seine Ruhe bekommt und hat alle abgesetzt. Das Spiel hat 1 Jahr gedauert, bis es mal jemand geschafft hat oben zu bleiben, danach war bis auf gelegentliche Ausrutscher wieder Ruhe.
Viele Grüße Tina
sab
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Beitrag von sab »

Hi,


ich würde mich auf gar keinen Fall auf ein Pferd setzen, vor dem ich Angst habe. Ich habe im Sommer 2009 einen schweren Sturz gehabt, ich bin haarscharf am Rollstuhl vorbeigekommen. Das Risiko beim Reiten ist hoch, da beisst die Maus keinen Faden ab. Und wenn man erstmal Angst hat, ist es einfach schlecht !

Kannst Du das Pferd in beritt geben , falls Du es behalten willst ? Meinst Du, dass würde etwas ändern können am Verhalten des Pferdes ?

LG

Sabine
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Jen
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Beitrag von Jen »

Ach je *tröst*

Ich würde dir empfehlen, einen guten Bodenarbeitstrainer suchen und mal etwas "Beziehungsarbeit" machen. Denn das Problem denke ich ist ein grundsätzliches: er nimmt dich nicht ganz ernst und du lässt dich von ihm schnell entmutigen. Dies vom Sattel aus lösen ist für viele zu viel verlangt. Da es kein grundsätzlich reiterliches Problem ist (wie er dir beim ablongieren am Kurs offenbar gezeigt hat) denke ich, dass du hier gute Chancen hast, dies vom Boden aus anzupacken. Ein guter bodenarbeitstrainer zeigt dir Techniken, wie du ohne auf offene Konfrontation gehen zu müssen, deine Position stärkst und ihn auf seinen Platz verweisen kannst. Es gibt ja mittlerweile viele verschiedene Methoden. Welche du wählst kommt weniger darauf an, wichtiger ist, dass du dich mit dem Trainer wohlfühlst. Vielleicht kann dir dieser Trainer dann anschliessend auch - auf der Bodenarbeit aufbauend - regelmässig Reitunterricht geben? Ich denke, eine zeitlang eine intensivere Begleitung ist da sinnvoll.

Ach ja, und was bei solchen Pferden, die gern losschiessen oder buckeln oder sich sonstwie daneben benehmen ;) auch gut hilft, sind die Baucher'schen Abkauübungen (Stichwort PK). Diese müssen natürlich seriös instruiert und in ruhigen Situationen aufgebaut werden, dann kannst du sie in schwierigen Situationen abrufen. Durch diese Übungen verhinderst du, dass sich ein pferd den Hilfen entziehen kann, du kannst steigen und buckeln effektiv verhindern. Es ist eine machtvolle Hilfe, die dir auch das nötige Selbstvertrauen und Kontrollgefühl geben kann. Aber bitte nicht einfach im Selbstversuch, sondern von den entsprechenden Reitlehrern instruiert, schrittweise aufbauen.

Ihr kriegt das schon wieder hin! Kopf hoch! :D
Liebe Grüesslis, Jen
***
Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Ihr seid so lieb! :love:

Also, der Reihe nach:

An fremder Umgebung oder fremden Hallen kann es nicht liegen. Wir waren auch früher schon so viel auf Wanderritten in fremder Umgebung und auf O-Ritten und zu wöchentlichem Reitunterricht und Kursen unterwegs, daß das kein Thema sein dürfte.

Auf fremden Pferden hab ich das Problem nicht. Deshalb hab ich ja gerade den Springlehrgang in Marbach im letzten Dezember gemacht: wissentlich und gerade deswegen, daß ich dort auf einem wesentlich größerem Pferd viel galoppieren und zur Krönung auch noch Springen muß und mich selbst überprüfen bzw. mir selbst zeigen wollte, ob ich da Probleme habe. Das war nicht der Fall. Klar mußte ich vor den Sprüngen als schlucken, aber der viele Galopp auf der Riesenschaukel war kein Thema. Auch, nachdem ich mal einen Abgang wg. Verweigerns vor einem Hindernis gemacht hab.

Am Boden achte ich grundsätzlich sehr darauf, daß es klappt. Kann aber sein, daß ich das in den letzten Monaten auch habe schleifen lassen. Muß ich mich mal selbst die nächsten Tage überprüfen. Grundsätzlich muß er am Boden aber schon immer das machen, wie ich es sage. Geht er beim Putzen einen Schritt zur Seite, muß er diesen und noch einen wieder zurück. Unangebunden hinstehen ist für ihn auch kein Thema. Am Boden sind die Probleme auch wesentlich geringer und es klappt. Nur: wird der Abstand größer, z. B. beim Longieren, buckelt es auch gerne und schlägt nach mir aus.

Heute Abend habe ich ihn z. B. auf unserer Reitwiese longiert. Zunächst mal scheint er endlich nachhaltig, auch zu Beginn der Weidesaison, verinnerlicht zu haben, daß diese Wiese "Arbeit" bedeutet und dort nicht gefressen wird. Jedenfalls hat er das heute kaum versucht. Er hat auch gut mitgemacht. Nur: wenn ich ihn eben aufgefordert habe, mal flotter zu traben und nicht nur zu schleichen, schüttelte er gleich motzig den Kopf. 3x hat er dann auch gebuckelt und in meine Richtung ausgeschlagen. Ich habe aber gedacht: interessiert mich nicht, weitermachen, be cool. Und sobald er hiernach etwas sehr gut gemacht hat, z. B. das Tempo dann doch anzog, habe ich gleich gelobt. So haben wir doch eine ganz gute Einheit hingekriegt. Er hat während der ganzen Einheit auch überaus deutlich geschleckt bzw. gekaut - das ist neu und kannte ich noch nicht von ihm. Denke mal, das ist grundsätzlich ein gutes Zeichen.

Die Abkauübungen nach Baucher kenne und verwende ich schon seit über einem Jahr. Diese in Streßsituationen anzuwenden, mmhh. Das müßte ich mal mit Ludwig besprechen. Ludwig Massmann (Centered Riding Instructor, reitet auch bei DOB) kommt ja hin und wieder zu uns für Einheiten in Handarbeit. Da haben wir die Abkauübungen auch schon öfters besprochen. Muß ich ihn mal fragen. Hab gerade heute bei ihm angerufen und hoffe, daß er am Wochenende noch Zeit hat.

Ihn möchte ich diesen Sommer über auch gerne mehr in Richtung Reiten einbeziehen, wobei wir ja aber nur unsere Reitwiese haben. Aber sie müßte für Sitzschulung, etc. schon reichen.

Beritt glaube ich weniger, daß das was hilft, denn sitzt jemand fremdes auf ihm, z. B. DOB, ist das kein Thema. Da versucht Amor zwar auch zunächst, mal auf Schleichmodus zu schalten, merkt aber schnell, daß er muß und macht dann auch mit. Komischerweise liebt er DOB zwischenzeitlich über alles. Während des Kurses drängelt er immer zu ihm hin. Und der lobt ihn dann auch noch überschwänglich, wenn Amor zu ihm hingerast kommt. :roll: :lol:

Beritt würde insoweit denke ich auch nichts bringen, weil es ja um mein Kopfkino geht. Solange ich diese Bilder im Kopf habe, wird auch der beste Beritt nix bringen. Und ich habe ja nicht Angst vor dem Pferd an sich, sondern vor der Kraft, die in diesem, meinem Pferd schlummert, die manchmal einfach übermächtig ist und mich fassungslos macht. Also so ähnlich, wie wenn ein Tsunami auf einen zurollt. Bildlich gesprochen.

Heute habe ich im www einen Tipp aus dem Buch "Angstfrei reiten" im FN-Verlag gelesen. Man solle sich mal sein Traumpferd vorstellen, also zunächst mal Größe, dann Farbe, etc. Ähm, ich weiß ja nicht, aber mir fiel spontan ein Shetty ein... :oops: :kopfkratz: Das war das erste Bild, was ich im Kopf hatte, als ich den Satz las.

Jedenfalls hilft es mir wirklich sehr, wie viel Feedback ich hier bekomme. Auch nochmals ausdrücklich Danke an alle, die mir auch per PN nochmals zugesprochen haben!!!
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Mal ein kurzes Update:

Anfang April lies ich Amor ja mal von einer THP durchchecken. Obwohl ich von diesen kinesiologischen Tests ja nicht viel halte, habe ich - so irgendwie als Strohhalm - mitgemacht, weshalb Amor dann auch Globulis bekam. Samstags.

Sonntags dann: normaler Ausritt wie immer, alles in Ruhe, kein Streß. Galoppstrecke. Nach zwei Sprüngen: Amor geht durch. Kopflos. Ich hänge wie ein Fähnchen drauf, bekomme ihn mit Hängen und Würgen irgendwann zum Stehen. Zum Glück ging es geradeaus bergauf. Da ich das von meinem Pferd überhaupt nicht kenne (er ist weder ein Galopper, noch nie mit mir durchgegangen, noch sonstwie schreckhaft), hielt ich es für eine gute Idee, ihn nochmals anzugalöppeln, wollte nach zwei Sprüngen durchparieren und loben. Nix war's: nach dem ersten Sprung: wieder kopfloses Lospreschen. Leider ging's dann bergab und um Kurven rum, wobei auch noch Walker unterwegs waren.

Es war Hölle, ich war fix und alle, weil das nicht "mein" Pferd war. :cry:

Seither war der Wurm drin. Mächtig. Amor erschrickt, trabt im Gelände von alleine an, will rennen, etc. Ich war absolut geschockt und konnte mir das nur mit den Globulis erklären. Die THP war dann auch noch ein paarmal da, hat auch noch etwas anderes gegeben. Zusätzlich haben wir Amor ostheopatisch durchchecken lassen und auch ein großes Blutbild gemacht: alles bestens.

So konnte und wollte ich jedenfalls vorerst keine Kurse reiten. Mir saß noch der DOB-Kurs vom März im Nacken, wo ich mich so schrecklich gefühlt hatte, jetzt das Durchgehen. Also habe ich erst mal den Ritter-Kurs im Mai abgesagt. Ich mußte an meiner Einstellung und an der Beziehung zu Amor arbeiten. Irgendwie kam es mir so vor, wie wenn die Globulis eine Art "Reset"-Knopf in unserer Beziehung gedrückt hätten. *soifzt*

Seither habe ich unser Programm komplett umgestellt: wir gehen ausschließlich locker in's Gelände oder machen Bodenarbeit oder Handarbeit, ab und zu longiere ich. Trab und vor allem Galopp traute ich mich anfangs gar nicht, zumal ich ja ausschließlich allein im Gelände unterwegs war. Irgendwann nahm ich den Trab dann wieder dazu. Nun, nach zwei Monaten, bin ich vor kurzem auch das erste Mal wieder im Gelände aus gerader Strecke galöppelt. Trotzdem ist sie da, die Angst. Zum Glück klappt es von Ausritt zu Ausritt besser, Amor wird wieder ruhiger.

Vor kurzem konnte ich bei uns in der Gegend überraschend mal wieder eine Einheit bei David de Wispelaere mitreiten. Ich hatte David vorher ausgiebig von meiner Angst erzählt, und wir arbeiteten wirklich nur absolute Anfänger-Basics: atmen, ruhig im Sattel sitzen, vor allem atmen. Ein bissele traben und gut. Immer wieder atmen und mich entspannen. Anhalten durch Ausatmen, Übergänge durch den Sitz. Total unspektakulär. David war so klasse! Ich dachte zwar immer, mein Gott, was wir der als Grand Prix-Reiter denken, was wir für ein Pärchen sind. Aber er half uns. Tatsächlich platze in dieser Einheit ein kleiner Knoten und ich schöpfte wieder Hoffnung, daß wir wieder zueinander finden könnten. Davids überraschendes Fazit allerdings: Amor sei doch total ruhig? Und ich hatte immer wieder das Gefühl, auf einem Pulverfaß zu sitzen. Und vor allem auf der Hin- und Heimfahrt: keine Randale im Hänger. Amor stand toll!

Vor zwei Wochen bekam ich von Ludwig Massmann das gleiche erzählt: er hatte mich mit Amor als Vorführpferd für eine Veranstaltung der EPA (Europäische Pferdeakademie von Kiki Kaltwasser) in der Nähe eingeladen, zur Demonstration von Handarbeit. Er brauchte noch ein Pferd, das noch nicht so weit ist. :wink: Das bekamen wir in den zwei Einheiten auch sehr gut hin - also, im positiven Sinne. :wink: Nachdem der offizielle Teil für die Studenten vorbei war, nahm er sich noch Zeit für eine Reiteinheit mit uns. Auch er verfolgte vor allem das Ziel, mir viel Ruhe zu verschaffen, damit ich mich entspannen konnte und arbeitete viel mit inneren Bildern, die ich toll umsetzen konnte. Leider traute ich mich trotzdem nicht, überhaupt anzutraben. Auch Ludwig und einige zurückgebliebene Zuschauer meinten anschließend: Amor sei wirklich ruhig, gelassen, pendelnder Schweif. Und ich fühlte mich wieder, wie wenn ich auf einem Pulverfaß säße. :roll:

Komisch, nicht? Das zeigt also: alles sitzt mehr oder weniger in meinem Kopf. Da arbeite ich nun dran. Ich habe mir zunächst eine Situation vorgestellt, die ich absolut entspannend finde: ich in einer Hängematte am weißen Karibikstrand zwischen Palmen mit Blick auf ein knallblaues Meer mit einer Kokusnuß in der Hand, daraus einen Cocktail schlürfend. :lol: Immer, wenn ich nun im Sattel Angst bekomme, hole ich dieses Bild hervor. Ob das nun weitergehend klappt, wird sich noch zeigen.
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
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Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Tanja, das mit dem Durchgehen im Gelände hört sich ganz schrecklich an, aber Du arbeitest ja intensiv an den Problem, und einen Hoffnungsschimmer hast Du auch schon. :D Ich wünsche Dir alles alles Gute, das schaffst Du! Das dauert, lass Dir so viel Zeit wie Du brauchst, lass Dich von Deinem Gefühl leiten und lass Dich nicht von anderen unter Druck setzen! :D
Viele Grüße
Sabine
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Abeja
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Beitrag von Abeja »

Ich wünsch dir auch sehr, dass ihr zwei das überwindet :) !
Liebe Grüße Birgit
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Filzi
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Beitrag von Filzi »

HUCH! Erst jetzt davon gelesen, ich hoffe so sehr, dass ihr das meistert und gemeinsam einen Weg findet. Druchgehen ist ja alles andere als lustig. Mein reinster Alptraum.

Ich möchte mich diesen Thema auch anschliessen, da ich seit ca. einem Jahr sehr unter meiner Angst beim Reiten leide.

Die Angst tritt eigentlich nur in einer Gangart auf und das ist der Galopp. Dabei ist es fast egal ob es gut ausgebildetes Pferd oder meines ist, der ich sehr vertraue.

Sammy buckelt doch hin und wieder sehr gerne und hat mich in der Vergangenheit des öfteren verloren. Leider hatte ich das eine Mal nicht so viel Glück und mehrere Rippen waren angeknackst und das nette Korsett trug ich ein halbes Jahr lang. Seitdem läuft dieser Film ständig ab.

Im Schritt und Trab habe ich höchstens ein unsicheres Gefühl wenn sie ein etwas zickigen Tag hat, aber im Galopp verliere ich ständig die Kontrolle über meine Gefühle was dazu geführt hat, dass ich das Galoppieren verweigere.
Sowohl auf Sammy als auch auf fremden Pferden.

Den Galopp gibt es nicht mehr, wobei ich mich dieser Angst sehr wohl noch stellen mag. Aber sobald ich nur daran denke bekomme ich alle Zustände. Ohne Trainer oder Helfer geht da nichts mehr.....
"Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg." Mahatma Gandhi
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Beitrag von FNB »

Hallo Tanja! Ich drücke weiterhin die Daumen, dass ihr auf dem richtigen Weg seid!

Wir hatten letztens einen Workshop mit einem E. Meyners Trainer. Eine Teilnehmerin war mit einem Fremdpferd dabei, welches an sich recht cool und gelassen ist. Die Reiterin selber ist allerdings eher unruhig und schnell aufgeregt (vor allem z.b. in Kurssituationen). In der ersten Einheit war an ordentliches Reiten nicht zu denken, mehrmals dachten wir, das Pferd geht im Schritt schon durch. :oops: Die Reiterin wurde zusehends ängstlicher und wollte mehrmals abspringen. Der E. Meyners Trainer hat sie vom Pferd geholt, hat den Körper gelockert und kineosologische (?) Übungen mit ihr gemacht, ebenso Atemübungen. Dann ist sie wieder aufs Pferd. OHNE weitere Anleitung durch den Trainer ritt sie Schritt, Trab und Galopp, ganz entspannt und locker. Das Pferd war wie ausgewechselt. :shock:

Das hielt übrigens auch noch bis zum nächsten Tag an. Hat mich sehr beeindruckt.

LG
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

FNB: Den einzigen Kurs, den ich mir dieses Jahr noch fest vorgenommen habe ist, neben dem Springlehrgang in Marbach mit Fremdpferd (auf denen hab ich nämlich keine Probleme :roll: ), der Kurs mit Marion Seel im Oktober bei Rinchen. Marion macht ja auch diese EM-Geschichten; und gerade davon verspreche ich mir weitere Hilfe. Gut, daß Du das geschrieben hast. Das bestärkt mich nur noch mehr darin!

Filzi: Drücke Dir auch feste Daumen! Ich hab das zum Glück wirklich nur auf Amor. Ich bin extra letztes Jahr im Dezember wegen diesem Thema den einwöchigen Springlehrgang in Marbach mitgeritten. Ich hatte zwar Respekt vor den riesigen Pferden (gegen meinen kleinen Hafi :wink: ) und mußte vor den Sprüngen schon schlucken, aber es war nicht so dieses Gefühl, ich wäre nur ein Fähnchen, wäre unsicher und hätte keine Kontrolle, hab kein Vertrauen. Angst hatte ich da keine.

Vertrauen, das ist DAS Thema zwischen Amor und mir. Ging der früher mit mir ohne mit der Wimper zu zucken an gerade aufgeblasenen Heißluftballons (!) vorbei, ist ja auch am Boden und geritten mit mir GHP Note 1 geprüft, erschrickt er zwischenzeitlich schon, wenn es irgendwo im Wald raschelt. Ich hab das Vertrauen in ihn verloren wegen der dauernden Buckelei, er dann in mich, weil ich ihm mißtraute. Voll die Abwärtsspirale. :x Da steure ich gerade mit Bodenarbeit und Zirkuslektionen und sowas entgegen. Aber das dauert.

Ich denke, Hilfe von außen ist auch das A und O, denn man selbst kann in so einer Situation, wenn die Angst da ist, nicht mehr objektiv einschätzen, warum, weshalb, wieso. Siehe bei mir: Amor ist locker, und ich habe ein ganz anderes Gefühl. Da ist es gut, wenn ein Trainer mitarbeitet und Hilfestellung gibt.
lg, Tanja

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Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
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Beitrag von gimlinchen »

Oh, Marion wird Euch bestimmt weiter helfen!
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