Philippe Karl gegen Gerd Heuschmann – Link zum Artikel

Rund um die klassische Reitkunst

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le_bai
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Beitrag von le_bai »

https://www.youtube.com/watch?v=Reolh-GpMM0

bezüglich Thema "Werkzeug" und "Dehnung" ... jedoch sehr französisch...

@lalala
der Widerspruch liegt nicht in der Ausführung, sondern im Hintergrund.

Das Pferd soll trotz hingegebenen Zügel in Selbsthaltung laufen (überstreichen) ...

Das Pferd soll dem Zügel (länger werdendes Zügelmaß) in Dehnung folgen...
Irgendwie passt das halt nicht wirklich :lol:
esge
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Beitrag von esge »

marquisa hat geschrieben:Ja,da muss ich S&P sowie esge beipflichten:

.

Ich stelle aber immer wieder fest,dass man ab einem gewissen Ausbildungsstadium diesen Fehler nicht mehr kaschieren kann,da durch permanentes Treiben kein Pferd die genügende Reaktionsschnelligkeit für Lektionsfolgen ab M Niveau erlangen kann.
Stimmt in jedem fall. Allerdings kann man das, seufz, im Grunde auf jeden Ausbildungsfehler, vor allem alle Basisfehler, übertragen. Darum heißt es ja auch bei allen Schwierigkeiten, die "weiter oben" auftreten: Back to the basics
Loslassen hilft
esge
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Beitrag von esge »

Na ja, man kann dem Pferd gewisse Hinweise im Sitz geben, ob es jetzt der Hand folgen soll oder sich selbst tragen soll. Allerdings passt es für mich nicht ins Ausbildungssystem der FN, das in A abzufragen, wo doch eigentlich noch das Hauptaugenmerk im Folgen der Hand liegen sollte.
Loslassen hilft
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susiesonja
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Beitrag von susiesonja »

Ravina, da sehe ich jetzt aber nicht unbedingt einen Widerspruch.
Behalte ich das Pferd am Sitz, dann bleibt es im Überstreichen in seiner Form. Lasse ich es am Sitz etwas los, ist der Weg frei für das "Zügel-aus-der-Hand-kauen-lassen". Außerdem gebe ich selbst beim Überstreichen die Hände nach vorne oben vor und beim "Zügel-aus-der-Hand-kauen-lassen" gebe ich die Hände eher nach vorne unten vor.
Das sind meine Unterschiede und darum für mich kein Widerspruch.
Solange ein Pferd lebt, bleibt es seinem Charakter treu. (unbekannt)
lalala

Beitrag von lalala »

Das ist zu einfach gedacht. Die Hilfen beider Lektionen sind doch sehr unterschiedlich.

edit: susiesonja war schneller, dem schliesse ich mich an
Kiruna Karmina
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Beitrag von Kiruna Karmina »

Lalala, könntest Du DEINE Art von Hilfengebung bitte etwas detailierter beschreiben?
lalala

Beitrag von lalala »

Susiesonja hat es doch schon schön beschrieben.
Motte
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Beitrag von Motte »

Also - ich finde auch diese Diskussion ist unheimlich lehrreich und informativ!
Ganz toll!
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*Krisi*
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Beitrag von *Krisi* »

Also ich möchte mich sehr bei allen Teilnehmern und ganz besonders bei saltandpepper bedanken. DANKE für diese erhellenden Einblicke.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

le_bai hat geschrieben:https://www.youtube.com/watch?v=Reolh-GpMM0

bezüglich Thema "Werkzeug" und "Dehnung" ... jedoch sehr französisch...

@lalala
der Widerspruch liegt nicht in der Ausführung, sondern im Hintergrund.

Das Pferd soll trotz hingegebenen Zügel in Selbsthaltung laufen (überstreichen) ...

Das Pferd soll dem Zügel (länger werdendes Zügelmaß) in Dehnung folgen...
Irgendwie passt das halt nicht wirklich :lol:
Das was Herr Racinet in dem Clip zeigt, ist nicht und hat nichts zu tun mit der Technik, die ich meine, le bai. Es ist ein Beispiel für Baucherismus der 2. Manier nahezu in Reinkultur. Ich persönlich möchte so ein Bild nicht haben, um wieder beim Kreieren zu sein, dennoch sind einige Aspekte der Technik für mich durchaus interessant . Aber wie gesagt, ich meine etwas anderes.

Zum Überstreichen und aus der Hand kauen lassen der Zügel :

Nein, das ist überhaupt kein Widerspruch. Die deutsche Lehre ist sehr Sitz- und Bein-betont und es ist überhaupt kein Problem die Hilfen so zu gestalten, daß das Pferd verstehen kann, was man möchte.

Auch im französischen System gibt es unterschiedliche Formen, das Heben der Hand einzusetzen- einmal senkend und einmal hebend. Der Charakter der Einwirkung bestimmt die Wirkung.

Das aus der Hand kauen lassen überprüft Anlehnung bzw. latente Dehnungsbereitschaft.
Beim Überstreichen auf A-Niveau im Galopp, möchte der Richter sehen, ob das Pferd auf den Kopf geritten ist, also auf dem Zügel ist , oder ob die Anlehnung nach vorne gewonnen ist.

Die "Selbsthaltung" ist im Grunde erst viel später ein echtes Thema, aber diese Überprüfung dient dazu die Basis hierfür zu betrachten.
Zuletzt geändert von saltandpepper am Do, 12. Sep 2013 14:25, insgesamt 1-mal geändert.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Phanja hat geschrieben:@s&p
Kannst du genauer beschreiben, wie die Technik zur Dehnung funktioniert? Ich dachte gerade, dass in der AR ja bereits in der Basis daran gearbeitet wird, das Pferd über die Stellung und das Lösen über den inneren Zügel die Dehnungsbereitschaft zu verbessern. Auch beim Thema Parade betont Bent immer wieder, dass das Nachgeben und das Dehnen an die Hand unerlässlich ist. Sprich - ich bringe dem Pferd bei, die Parade anzunehmen und darauffolgend eine Dehnung an die Hand zu zeigen. Gebe ich eine Parade und bekomme keine Dehnung an die Hand, war die Parade im falschen Moment das falsche Mittel und es hätte vielleicht eher der Sitz, der innere Zügel (Stellung), oder, oder oder sein können. Heißt zusammengefasst: Man erwartet in der AR vom Reiter, dass er erkennt, wenn die Dehnungsbereitschaft an die Hand fehlt UND das richtige Werzeug zur Korrektur kennt und im richtigen Moment anwendet.
Bei dir klingt es jetzt, als gäbe es in der Legerete EIN Werzeug, dass quasi IMMER die Dehnung wiederherstellen kann. Ist das so? Und wenn ja - kannst du es näher beschreiben? :D
Es ist schwierig, die Technik aus dem System herausgerissen, zu betrachten, Phanja. Das Prinzip beruht auf dem physikalischen Grundsatz "Kraft erzeugt Gegenkraft".
Es wird ein Zug in eine bestimmte Richtung gesetzt, bis das Pferd einen GEGENZUG in die Gegenrichtung setzt. Diesem wird dann sachte nachgegeben bzw. dieser gezielt geleitet/ kanalisiert.

Es macht aber nun für mich keinen großen Sinn, hier im Detail ein Vorgehen zu erklären, für dessen Erlernen es viel Übung und Anleitung braucht, denn das Timing , der ( Vorwärts-) Impuls und das richtige Nachgeben ist eine nicht ganz so simple Sache.
Aber du hast es richtig verstanden, es gibt ein Werkzeug um Dehnung zuverlässig jederzeit herzustellen, ja .
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Celine
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Beitrag von Celine »

esge hat geschrieben: Richtig, Zügel aus der Hand kauen lassen ist KEIN aktives Mittel. Es setzt voraus, dass das Pferd dies, so ich es anbiete, tut. Tut es das nicht, habe ich keine andere Wahl als erneut in die Vorbereitung zu gehen.
Ich hab neulich ein Video gesehen von Helen Langehanenberg, wie sie bei Ingrid Klimke Unterricht hat. Ingrid sagt: Der Hengst dehnt sich sofort in die Hand, wenn Helen die Zügel aufnimmt, aufgrund ihrer guten Reiterei (sinngemäß). Das versteh ich so: Die Dehnung wird durch das Zügelaufnehmen ausgelöst, nicht nur durch das Nachgeben, und wenn das Pferd richtig vorbereitet ist, klappt das zuverlässig.
Wenn es dann nicht klappt, ist es dann nicht wirklich besser, zurück zu gehen und die Voraussetzungen dafür zu schaffen, statt ein Mittel zum "Manipulieren" in die Hand zu nehmen?
Und das ist jetzt nicht provokativ gemeint sondern eine ganz sachliche Frage, denn ich kenn mich mit der Karl-Reitweise nicht genau aus.
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Beitrag von le_bai »

s&p. ich bin auch schwer davon ausgegangen, dass das nicht deiner beschriebenen Vorgehensweise entspricht ;)

bezüglich Bein und Sitz - ist das Spektrum dafür wirklich so gegeben?
Wenn ich auf verschd. Niveaus die angestrebte Sitzform betrachte, scheint es bei der deutschen Reitlehre ein sehr strenges Korsett zu geben?

Ich bin bezüglich der beiden angesprochenen Punkte vielleicht gar nicht mal grundsätzlich skeptisch - bemerke aber vor allem beim Überstreichen und Zügel aus der Hand kauen lassen die Einstellung des Reiters nur als "Lektion" und nicht als Zweck.

Bedeutet es also, dass überstreichen in unteren Klassen "nur" die Qualität der Anlehnung sicherstellen soll (kein 5. Bein) und erst in den höheren Klassen die Qualität der Selbsthaltung/Einwirkung Sitz?
Das würde dann übertragen auf "Zügel aus der Hand kauen lassen" bedeuten, dass das rumgezuppel mancher Reiter in höheren Klassen aufzeigt, dass es nicht reell ist ...
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marquisa
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Beitrag von marquisa »

Wir haben die Elemente der Legerete nicht erlernt.

S&P: Du kennst beide Schulen und sagst,dass die Elemente durchaus miteinander oder nebeneinander angewendet werden können.

Instrumente zur Hand zu haben,die gewisse Reaktionen des Pferdes zuverlässig und zu jeder Zeit abrufen können,klingt sehr verlockend und könnte unsere Reiterei durchaus bereichern,wenn nicht vereinfachen.

Warum werden diese dann in "unserer" Schule nicht angewendet?
Du schriebst,dass die Bilder,die man im Kopf hat durchaus identischer Natur sein können,sprich:Nicht zwangsläufig anders aussehen müssen.

Kennst du jemanden,der ebenfalls Turnier reitet und nach Legerete ausbildet?
Leider gibt es im Netz nicht allzuviele Videos und wenn,kann ich nicht beurteilen,ob das nun im Sinne der Legerete in gezeigter Manier erstrebenswert ist oder nicht.
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Auch auf die Gefahr hin, dass sich hier zwei Diskussionsstränge entwickeln. Für mich ist Überstreichen und Zügel aus der Hand kauen lassen in einer Aufgabe kein Widerspruch.

Beim Überstreichen habe ich mein Pferd am Sitz und es geht in korrekter Selbsthaltung. Beim ZdHkl gebe ich die Körperspannung ein leicht auf, und animiere mein Pferd durch das Vorgeben der Hände den Zügel rauszukauen. Für mich zwei völlig unterschiedlich gerittene Lektionen.

*offtopic* Danke für diese Diskussion. Sie zeigt, dass das, was wir uns in dem Forum gewünscht haben, doch funktioniert!
Liebe Grüße, Sabine

Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren

"Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt" Mahatma Gandhi
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