Zur Diskussion gestellte Ritte die gefallen

Rund um die klassische Reitkunst

Moderatoren: Julia, ninischi, Janina

C.Dingens
User
Beiträge: 284
Registriert: Mi, 15. Jan 2014 15:38
Wohnort: Auf dem Ponyhof

Beitrag von C.Dingens »

Horsmän, das sehe ich etwas differenzierter.
Ich wette: wenn der gute Mann keine Reitstiefel trüge und ich neben her gehen dürfte und es mir möglich wäre dabei seine beiden Waden an zu fassen :lol: (was für ein Gedanke….raus aus meinem Kopf) dann könnte ich fühlen, wie seine Wade impulsartig, im richtigen Moment, das richtige (nämlich das gerade im Vorschwung begriffene) Hinterbein anspricht. Kaum sichtbar aber deutlich fühlbar. Vor allem für das Pferd.
Mehr ist richtiges treiben nicht. Jedenfalls dann nicht, wenn ich ein durchlässiges Pferd reite und in der Lage bin diesen Schwung ohne selber zu verkrampfen so zu sitzen, wie der Reiter in dem Video.

Würde der Reiter diese Impulse nicht so gleichmäßig geben, dann wäre das Bild ein anderes. Auch darauf gehe ich jede Wette ein. So eine Dynamik und Schwungentfaltung zeigt ein Pferd nicht aus Gefälligkeit. Das ist harte Arbeit für beide Parteien. Aber es ist auch eine Augenweide, wenn man genau das nicht mehr Wahrnehmen kann.
P.S Ich finde wichtig das man sich gewahr macht, das diese Harmonie das Ergebnis ist. Der Weg dahin kann nicht immer so Harmonisch verlaufen. Ich glaube das ist ein gerne genommener Irrglaube. Das ist genau so wahrscheinlich wie eine Primaballerina die nie blutige Füsse hatte.
Zuletzt geändert von C.Dingens am Do, 16. Jan 2014 14:10, insgesamt 1-mal geändert.
horsman
User
Beiträge: 2879
Registriert: Mo, 25. Sep 2006 12:04
Wohnort: NRW

Beitrag von horsman »

C.Dingsbums
das widerspricht meiner Vorstellung von der Funktion des passiv hängenden Beines in keiner Weise, weil nämlich das passiv hängende Bein, wo alle Muskeln abgespannt sind, genau die von Dir beschriebenen kleinen "Impulse" von selbst erzeugt, indem es durch den von der Pferdebewegung ausgehenden Bewegungsrhythmus das Pferd, nennen wir es mal , "selbstständig treibend begleitet".

Es würde aber mE anfangen stören, wenn der Reiter nun bewusst, also aktiv anfängt diese feinen Impulse geben zu wollen. Denn wie immer: sofern der reiter aktiv eingreift muss auch eine Reaktion des Pferdes erfolgen. Bekommt der Reiter die Reaktion, muss er die Aktion sofort einstellen und wieder passiv bleiben.

Ich denke deshalb, den Reitern ist mehr geholfen, wenn ihnen lehrt, das Bein abgespannt am Pferdeleib hängen zu lassen, als wenn man ihnen lehrt, gleichmässig treiben zu müssen.
Zuletzt geändert von horsman am Do, 16. Jan 2014 14:15, insgesamt 1-mal geändert.
First a relaxed mind, then a relaxed horse.
Rapunzel
User
Beiträge: 2337
Registriert: Mo, 09. Okt 2006 14:22

Beitrag von Rapunzel »

Also, dass da alle Muskeln abgespannt sind, halte ich für ein ganz grobes Gerücht, das Bein von dem Mann ist zwar ganz sicher nicht verkampft, aber es "arbeitet" sichtbar, bewegt sich, gibt feine Hilfen. Alles andere wäre auch reichlich seltsam - um solche Bewegungen so schön zu sitzen, braucht man eine gute Körperspannung und die hört ja nicht plötzlich an den Hüften auf?!
le_bai
User
Beiträge: 649
Registriert: Do, 16. Dez 2010 09:21
Wohnort: euregio

Beitrag von le_bai »

also ich sehe da intensive, aber gute spornierung ... die aktiv ausgeführt wird und nicht nur vom rumpf "abgeholt" wird ...
horsman
User
Beiträge: 2879
Registriert: Mo, 25. Sep 2006 12:04
Wohnort: NRW

Beitrag von horsman »

Rapunzel hat geschrieben:Also, dass da alle Muskeln abgespannt sind, halte ich für ein ganz grobes Gerücht, das Bein von dem Mann ist zwar ganz sicher nicht verkampft, aber es "arbeitet" sichtbar, bewegt sich, gibt feine Hilfen. Alles andere wäre auch reichlich seltsam - um solche Bewegungen so schön zu sitzen, braucht man eine gute Körperspannung und die hört ja nicht plötzlich an den Hüften auf?!
Doch genau da hört sie auf, was ja vielen Reitern zunächst mal so schwer fällt, sich ca. über dem Bauchnabel kontrolliert zu spannen unter dem Bauchnabel aber völlig abzuspannen (und nur bei Bedarf einen bewusst gesteuerten Eingriff mit den Beinen vorzunehmen).

Das andere sind die von mir oben schon beschriebenen Bewegungen, die ein abgespanntes Bein von alleine mit macht, ausgelöst durch die rhytmische Pferdeschwingung.
First a relaxed mind, then a relaxed horse.
Motte
User
Beiträge: 1481
Registriert: Do, 12. Jul 2007 15:26
Wohnort: Schnuckenland

Beitrag von Motte »

Ein vollkommen abgespanntes Bein kann ich aber nicht haben, wenn ich den Absatz als tiefsten Punkt anstrebe.
Und das ist auch gut so, denn nur dadurch ist die Wade angespannt und kann treiben und einwirken.
Alles andere würde ziemlich grobmotorisch aussehen....
Rapunzel
User
Beiträge: 2337
Registriert: Mo, 09. Okt 2006 14:22

Beitrag von Rapunzel »

Was du da beschreibst, Horsi, nennt man Querschnittlähmung und nicht reiten. Was soll denn das für einen Vorteil haben, die Beine nicht zu benutzen?
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Motte hat geschrieben:Ein vollkommen abgespanntes Bein kann ich aber nicht haben, wenn ich den Absatz als tiefsten Punkt anstrebe.
Und das ist auch gut so, denn nur dadurch ist die Wade angespannt und kann treiben und einwirken.
Alles andere würde ziemlich grobmotorisch aussehen....
Wenn der Steigbügel kürzer als das Bein ist, kommt bei losgelassenen Gelenken und Muskeln der Absatz automatisch tiefer, als die durch den Bügel hochgestütze Ballen-Zehen-Partie.....
Allerdings sehe ich auch ein Problem im "völligen Abspannen", denn dann kann ich in den Rhythmus, mit dem mein Pferd mein Bein bewegt, keine Akzente mehr setzen.
Vielmehr sollte das Bein "losgelassen" sein. Ich lasse es weitestmöglich sinken, stabilisiere aber Bewegungsausschläge und vor allem halte ich damit Kontakt. Ist der Kontakt zum Pferd mein Hauptaugenmerk, arbeitet die dafür erforderliche Muskulatur automatisiert.
horsman
User
Beiträge: 2879
Registriert: Mo, 25. Sep 2006 12:04
Wohnort: NRW

Beitrag von horsman »

nach meiner Erfahrung stabilisiert sich abgespannte Bein völlig von alleine und zwar besser als alle Versuche es aktiv stabilisieren zu wollen. Der Grund ist sehr simple: die Schwerkraft

@Rapunzel
ich schreib nicht, dass das Bein niemal einwirken soll. Bitte noch mal genau nachlesen!

@Motte
sofern die Bügellänge passt, kommt beim abgespannt hängenden Bein der Absatz von allein die gewünschte tiefe Position. Grund auch hier: die Schwerkraft.

@s+p
Akzente setzen ja, aber nur bei Bedarf (also nicht gleichmässig =ständig=andauernd) und das aus einem abgespannt hängeden Bein heraus, ansonsten werden sie vom Pfgerd antizipiert und wegen der schnellen Reaktioszeit quasi abgewehrt und verpuffen in der Wirkung (genau die mal von Dit so schön benannten reflexartig wirkenden Beinhilfen - im Gegensatz zu den angelernten)
Zuletzt geändert von horsman am Do, 16. Jan 2014 14:52, insgesamt 2-mal geändert.
First a relaxed mind, then a relaxed horse.
Motte
User
Beiträge: 1481
Registriert: Do, 12. Jul 2007 15:26
Wohnort: Schnuckenland

Beitrag von Motte »

saltandpepper hat geschrieben:
Motte hat geschrieben:Ein vollkommen abgespanntes Bein kann ich aber nicht haben, wenn ich den Absatz als tiefsten Punkt anstrebe.
Und das ist auch gut so, denn nur dadurch ist die Wade angespannt und kann treiben und einwirken.
Alles andere würde ziemlich grobmotorisch aussehen....
Wenn der Steigbügel kürzer als das Bein ist,...
Ja, das sollte so sein ;-)
saltandpepper hat geschrieben: ... kommt bei losgelassenen Gelenken und Muskeln der Absatz automatisch tiefer, als die durch den Bügel hochgestütze Ballen-Zehen-Partie.....
Jepp. Klaro. Aber auch dadurch habe ich die Wade angespannt und nicht etwa völlig spannungslos.
;-)

saltandpepper hat geschrieben: Allerdings sehe ich auch ein Problem im "völligen Abspannen", denn dann kann ich in den Rhythmus, mit dem mein Pferd mein Bein bewegt, keine Akzente mehr setzen.
Vielmehr sollte das Bein "losgelassen" sein. Ich lasse es weitestmöglich sinken, stabilisiere aber Bewegungsausschläge und vor allem halte ich damit Kontakt. Ist der Kontakt zum Pferd mein Hauptaugenmerk, arbeitet die dafür erforderliche Muskulatur automatisiert.
Ebend ;-)
horsman
User
Beiträge: 2879
Registriert: Mo, 25. Sep 2006 12:04
Wohnort: NRW

Beitrag von horsman »

nein Motte: nicht "ich" habe die Wade angespannt, sondern sie spannt (falsch; richtig: dehnt) sich von alleine durch das federn des Absatzes, der allein durch die Schwerkraft des hängendes Bein erzeugt wird.

Das ist ein grosser Unterschied für eine Reiter in der praktischen Umsetzung.
Zuletzt geändert von horsman am Do, 16. Jan 2014 14:50, insgesamt 1-mal geändert.
First a relaxed mind, then a relaxed horse.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Ähäm- nein, die Wade ist gar nicht gespannt, sie ist gedehnt. Wenn, dann sind die vorderen Unterschenkelmuskeln gespannt. und die hinteren Oberschenkelmuskeln.... Muskeln spannen sich, in dem sie sich verkürzen. Die Wade wird aber gelängt....
Zuletzt geändert von saltandpepper am Do, 16. Jan 2014 14:46, insgesamt 1-mal geändert.
Motte
User
Beiträge: 1481
Registriert: Do, 12. Jul 2007 15:26
Wohnort: Schnuckenland

Beitrag von Motte »

horsmän hat geschrieben:nein Motte: nicht "ich" habe die Wade angespannt, sondern sie spannt sich von alleine durch das federn des Absatzes, der allein durch die Schwerkraft des hängendes Bein erzeugt wird.

Das ist ein grosser Unterschied für eine Reiter in der praktischen Umsetzung.
Also, wenn das schlicht in der Schwerkraft begründet wäre, frage ich mich, warum Anfänger sich genau mit dem Punkt in der Regel erst mal so schwer tun? :wink:

Natürlich spanne ich die Wade nicht aktiv an (habe ich das irgendwo geschrieben??) - sie spannt sich an. Ändert aber nix an der Tatsache, dass sie in dem Moment eben gespannt ist und nicht lose und "völlig abgespannt".
Das wäre sie dann, wenn man eher mit "Zehenspitzen tief" sitzen würde.

edit: Ja, s&p - richtig! Falsche Formulierung meinerseits. Die Dehnung führt aber dazu, dass die Wade "unter Spannung" kommt und nicht lose vor sich hin schlabbert.
horsman
User
Beiträge: 2879
Registriert: Mo, 25. Sep 2006 12:04
Wohnort: NRW

Beitrag von horsman »

Anfänger tun sich deshalb schwer, weil durch die natürl. menschl. Reflexe (fallen verhindern wollen) sich die Muskeln anspannen (insbes. die Aduktoren) und damit das lockere hängen blockiert wird und as Bein dann hart, wackelig und unruhig


@s+p
korrekt dein Einwand. die Wandenmusk. dehnt sich durch das herunterfedern. das meinte ich auch.
First a relaxed mind, then a relaxed horse.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Motte hat geschrieben:


Natürlich spanne ich die Wade nicht aktiv an (habe ich das irgendwo geschrieben??) - sie spannt sich an. Ändert aber nix an der Tatsache, dass sie in dem Moment eben gespannt ist und nicht lose und "völlig abgespannt".
Das wäre sie dann, wenn man eher mit "Zehenspitzen tief" sitzen würde.
Leider wieder falsch, Motte :wink: - die Wade ist gespannt, wenn die Zehe unten ist.

Und sie ist "völlig entspannt", wenn die Zehe oben ist. Sie ist sogar so entspannt, daß man die Gewebespannung fühlt, weil der Muskel die Abwehrspannung aufgibt.

Das ist der selbe Trugschluß, wie der mit dem hirschenden Pferd, das angeblich seinen Unterhalsmuskel anspannt- es ist der Oberhalsmuskel, der nicht loslässt, der den Hals nach oben bewegt.
Und es ist die Schienbeinmuskulatur oder eben das Gewicht, nebst kürzerem Steigbügel, das den Absatz "tief" kommen lässt.

Die Wadenmuskulatur kommt unter Zug - sie wird passiv durch das Gewicht des Beines gedehnt oder aber durch die Spannung der vorderen Unterschenkelmuskulatur.
Zuletzt geändert von saltandpepper am Do, 16. Jan 2014 14:58, insgesamt 2-mal geändert.
Antworten