"Nieder mit PK": Wie niedrig ist Augenhöhe?

Rund um die klassische Reitkunst

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ottilie
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Beitrag von ottilie »

moirmur hat geschrieben:mit Gott diskutiert man nicht
:lol: :lol: :lol:
Vielen Dank für den sehr interessanten Beitrag!
Es grüsst ottilie
~~~~~~~~~
Wo die Kraft anfängt, hört das Gefühl auf (Moshe Feldenkrais)
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Nilspferd
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Beitrag von Nilspferd »

Morimur: das fand ich jetzt sehr interessant :D Und nachvollziehbar :wink:

@Lilith: und? Nichts anderes macht man wenn man nach den Richtlinien arbeitet. Wenn ich mit einem Pferd das Schulterherein erarbeiten will, dann kann es zum Schwungverlust kommen, dann kommt verstärkt mein inneres Bein um den Schwung zu erhalten -> in dem Moment nicht fein weil aktiv treibender Schenkel. Mache ich das 3 x, kann ich zu "fein" übergehen und das Pferd über Gewicht und anliegendem Bein ins SH schicken. Aber um da hinzukommen muss ich halt über die "Grobform" zur "Feinform" kommen.
So, und ich weiß, dass jetzt sicher duzende Belehrungen kommen, dass das Pferd nicht reif genug für's SH war wenn das Bein mehr kommen muss 8)

Und das mit dem Schenkel annehmen/nicht annehmen ist wieder etwas ganz anderes :roll: Lektionen fängst du ja nicht von hinten an, kein Pferd legt eine Diagonale mit Serienwechsel hin und du musst ihm beibringen, dass es die einzeln springt. In deinem Fall ging es um einen speziellen Fall, der die Basics betrifft (und der so unnormal auch nicht ist, das hat sogar mein Haflingerwallach gemacht).
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.
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Catja&Olliver
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Beitrag von Catja&Olliver »

Cubano hat geschrieben:@Catja: Was hat das auf den Punkt reiten denn mit Geld zu tun? Was mich angeht, will ich ja nicht PK auf einem Turnier sehen, sondern lediglich, dass er z.B. mal einen GP reitet; auf einem nach der SdL ausgebildeten Pferd. Schlicht und ergreifend deshalb, damit er seine Ausbildungsmethode als tatsächliche Alternative zum herrschenden – und von ihm harsch kritisierten - System beweist.
Ah! So hatte ich das nicht verstanden. Ich bezog mich auch mehr auf Steffen, der anscheinend alles am Erfolg im Sport misst. Und um im grossen Sport erfolgreich aufzutreten gehoert schon viel Geld und ueberhaupt ein grosser Aufwandt. Da haette ich auch Zweifel, ob sich das lohnt...

Uebrigens hatte gerade Karl, glaub ich, einmal vorgeschlagen, dass bei Dressurprfuefungen die Aufgabe erst kurz vor dem Start bekannt gegeben werden sollte, wie der Parcour beim Springen, um tatsaechlich die Durchlaessigkeit der Pferde zu ueberpruefen und nicht wie gut sie auf die einzelne Pruefung gedrillt sind (Pudeldressur).
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Steffen
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Beitrag von Steffen »

Nilspferd hat geschrieben:... Und DAS meint Steffen. glaub ich :wink:
... meine ich jetzt auf deine gesammelten Beiträge. Manchmal habe ich schon den Eindruck, ich spreche eine andere Sprache... Seltsam, drücke ich mich wirklich so schlecht aus, oder mangelt es am Willen, meine Beiträge zu verstehn?


Im übrigen 100%ige Zustimmung, natürlich gibt es massenweise sehr schlechte Dessurreiter, aber eben auch massenweise sehr gute. Die Frage ist doch, ob ein System Karl eine Verbesserung beitragen kann und da scheint mir die Antwort mittlerweile belegt: NEIN, im Gegenteil, seine Ausbildungsmethode ist nicht mal in der Lage wenigstens einige wenige sehr gut ausgebildete Pferde zu präsentieren.
Zuletzt geändert von Steffen am Mi, 31. Mär 2010 16:33, insgesamt 1-mal geändert.
Viele Grüße
Steffen, Gavilan & Duende
Motte
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Beitrag von Motte »

Catja&Olliver hat geschrieben:
Uebrigens hatte gerade Karl, glaub ich, einmal vorgeschlagen, dass bei Dressurprfuefungen die Aufgabe erst kurz vor dem Start bekannt gegeben werden sollte, wie der Parcour beim Springen, um tatsaechlich die Durchlaessigkeit der Pferde zu ueberpruefen und nicht wie gut sie auf die einzelne Pruefung gedrillt sind (Pudeldressur).
???? Auf die Prüfung gedrillt? DAS ist nun wirklich gen Ahnungslosigkeit...

Vor gefühlten 150 Jahren, als ich mein Reitabzeichen machte, bekam ich in der Dressur Abzüge. Ich war die 3. Reiterin des Schulpferdes an dem Tag.
Nun rate mal, wofür ich Abzüge sogar schon in so einer pisseligen Aufgabe wie ne RA-Prüfung bekommen habe?
Na?

Ich hab einige Turnierreiter in meinem Umfeld. Und keiner (!!!) bimst ständig die ganze Aufgabe durch, weil das Pferd dann nämlich genauso die Aufgabe lernt und man (die Richter) genau das nicht sehen wollen....


Morimur -

das war ein interessanter Beitrag. Ähnliches habe ich schonmal von einem lizensierten PK-Menschen gehört.
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Steffen
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morimur

Beitrag von Steffen »

morimur: aus welchem Loch bist denn denn aufgetaucht???

Das war der erste wirklich verständliche und nachvollziehbare Beitrag zum Thema PK. So verstanden erklärt sich vieles und es erscheint mir auch völlig einleuchtend. Allerdings wundert es mich nicht, dass er Leute wie Dich offensichtlich nicht halten und präsentieren kann.

VIELEN DANK für diesen excellenten Beitrag!
Viele Grüße
Steffen, Gavilan & Duende
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Steffen
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Beitrag von Steffen »

Catja&Olliver hat geschrieben:Ich bezog mich auch mehr auf Steffen, der anscheinend alles am Erfolg im Sport misst.
Du hast mich wirklich überhaupt nicht verstanden :cry:
Viele Grüße
Steffen, Gavilan & Duende
Lilith79
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Beitrag von Lilith79 »

Nilspferd hat geschrieben:
@Lilith: und? Nichts anderes macht man wenn man nach den Richtlinien arbeitet.
Ich hab ja auch nie irgendwo behauptet, dass man nach den Richtlinien nicht so reitet/reiten kann :idea:
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Medusa888
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Beitrag von Medusa888 »

@Moirmur

Vielen Dank für diesen hochinteressanten Beitrag!
Damit kann man endlich mal etwas anfangen!
Talent bedeutet Energie und Ausdauer. Weiter nichts. (Heinrich Schliemann, Entdecker Trojas)
horsman
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Beitrag von horsman »

morimur
interessanter Beitrag, der sich überwiegend mit dem deckt, was ich auch über die PK -Geschichte denke. Besonders die Aussage mit dem "Schwung" ist wichtig. Denn hier liegt ein ganz entscheidender Punkt. Das was du noch unter "Schwung" verstehst deckt sich mE exakt mit dem franz. Begriff der Impulsion und ist auch, so denke ich, die alte klassiche dt. Idee von Schwung. Und das was PK denkt, was die dt. Lehre unter Schwung versteht ist aber leider genau das, was ich in den meisten Reithallen von dt. Reitlehrern auch so sehe, was sie unter Schwung verstehen, nämlich eher schwungvolles Vorwärts mit möglichst ausgeprägter Rückenschwingung (mE geschicktes Zuchtproduktmarketing) . Deswegen ist es für PK wohl auch so schwer nachvollziehbar, das es zwar eine richtige Def. von Schwung in der dt. Lehre gibt, aber der überwiegende Teil der dt. Lehrer das nicht mehr so versteht und die Richter das auch nicht mehr so werten.

Das PK mit einer Grundspannung der Waden das Pferd nun ständig aktiv treiben würde seh ich aber nicht so. Beine locker hängen lassen reicht und mehr macht mE Herr Karl auch nicht. Genau dann hängen sie leicht fühlend am Pferd und schmiegen sich weich und ruhig an. Das bremst nicht - vielleicht ist das die treibende Wirkung? Jedenfalls beruht diese dann nicht auf einer Aktion des Reiters.

Bei der Rolle des Sitzes würde ich auch sagen, dass der gute Sitz zwar sehr sehr wichtig ist (um Störungen für das Pferd aus zu schalten - sozusagen ein Hygienefaktor), aber auch hiervon keine großen oder arbeitsintensiven Aktivitäten ausgehen, sondern, einmal installiert, der Sitz aktiv nur noch für minimale Gewichtsverlagerungen gebraucht wird und zur ruhigen "Lagerung" der Arme und damit Ankopplung der Hände an den Reiterrücken. Allenfalls bei jungen oder wenig ausgebildeten Pferden können die Gewichtsverlagerungen mal für einen kurzen Moment deutlich werden.
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orest
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Beitrag von orest »

Hallo,

der Aussage, dass PKs Konzepte nur etwas für sehr fortgeschrittene Reiter sind, möchte ich aus meiner Erfahrung heraus widersprechen.

Meine RL unterrichtet wie bereits berichtet überwiegend durchschnittliche Freizeitreiter. Darunter sind Leute, die seit ihrer Kindheit reiten wie auch Anfänger, Späteinsteiger oder Kinder.

Natürlich kommt für einen Anfänger erst mal die Basis dran, nämlich ein balancierter Sitz auf dem Pferd. Nachdem die Grundlagen sitzen, kommen auch Einsteiger die grundlegenden Konzepte von PK erläutert. Auf dem jeweiligen Niveau funktioniert das hervorragend, die Leute können erstaunlich schnell ihr Pferd in einer vernüftigen Weise reiten, nämlich entspannt in Dehnungs bzw. Arbeitshaltung.

Ich sehe es immer wieder funktionieren, es handelt sich nämlich schlicht um guten Unterricht nach einem in meinen Augen in sich schlüssigen Konzept.

Gruß Tina
horsman
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Beitrag von horsman »

ja, das wollt ich auch grad noch anfügen:

Bestimmte Dinge aus PK Schule sind vielleicht wirklich eher Stoff für das Doktoratenseminar, wie zB die Halsaufrichtungen und Kieferflexionen. Bei einigen anderen Dingen jedoch denke ich, muss man nicht erst Abitur machen um dann im Doktorantenseminar zu erfahren, was man seit der Grundschule falsch gemacht hat. Das könnte man auch gleich in der Grundschule richtig lernen.

Reiten lernen spielt sich nunmal in verschiedenen Phasen ab.
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morimur
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Beitrag von morimur »

Steffen: Ich bin eher ein stiller Mitleser, da ich zum Schreiben häufig nicht genug Zeit habe. Leider ist es auf den meisten Foren so, daß über die Inhalte von PK derart hanebüchener Unsinn geschrieben wird, daß es mir absolut müßig erscheint, darauf zu anworten. Dabei fände ich es durchaus interessant, über diese Inhalte konstruktiv zu diskutieren, um dadurch zu lernen.
PK und ich: ich bin für ihn zu kritisch, hinterfrage zu viel und gebe mich nicht mit Standardantworten zufrieden. Darüberhinaus bin ich ein Anhänger der klassischen deutschen Reitlehre und war und bin nicht bereit, sie um seinetwillen aufzugeben. Zumal er keine guten Argumente hatte, sondern seine Argumentation nur zeigte, daß er sie nicht verstanden hat. Ich habe versucht und versuche immer noch, seine Inhalte mit denen der klassischen Reitlehre zu verbinden, finde das paßt extrem gut und verzeichne gute Erfolge damit. Ein reiner Anhänger seiner Lehre wäre ich nie geworden, damit kann Gott nicht umgehen. Trotzdem habe ich extrem viel bei ihm gelernt, wofür ich ihm sehr dankbar bin. Denn er hat mir viele Aspekte gezeigt, die zur klassischen Reitlehre passen, auch wenn er das wahrscheinlich nicht gewollt hatte.

Jetzt versuche ich mal, auf die einzelnen genannten Aspekte einzugehen, ich hoffe, ich vergesse nix:
orest, horsmän:
Doch ich bleibe dabei, es ist Doktorandenstoff. ABER: natürlich kann ein guter Lehrer, der die Sachen verstanden hat, dies an unerfahrene Schüler weitergeben, daß tue ich ja auch mit Erfolg. Aber der Lehrer muß es verstanden haben und die Geschichte so aufbereiten, daß der Schüler das versteht, das heißt, die ganze komplexe Geschichte in kleinere Einheiten unterteilen und dem Schüler das vermitteln, was ihm in dem Moment weiterhilft und dabei natürlich kontrollieren und korrigierend eingreifen, so daß der Schüler fühlen und verstehen kann, worauf es ankommt. Ein normaler Schüler wäre mit einem PK überfordert, aber ein guter von PK geschulter Lehrer kann diese Sachen wunderbar an seine Schüler weitergeben. Nancy Heiber ist dafür ein exzellentes Beispiel, sie macht einfach abartig guten Unterricht und die positiven Veränderungen in den Pferden sind beeindruckend.
horsmän: jetzt wird es spannend :lol:
hinsichtlich Schwung und Impulsion bin ich nämlich gänzlich anderer Meinung: Impulsion beschreibt für mich die Reaktivität der Pferdes auf eine Anfrage des Reiters: geringe Intensität der Hilfe- hohe Reaktivität des Pferdes = hohe Impulsion, hohe Intensität der Hilfe- geringe Reaktion des Pferdes= geringe Impulsion ( alles ist in Bewegung, nur das Pferd nicht)
Schwung hingegen entsteht, wenn die Bewegung der aktiven und in ihren Gelenken frei beweglichen Hinterhand über den Rücken zu einer frei schwingenden Wirbelsäule führen und diese durch die ganze Wirbelsäule schwingende Bewegung bis nach vorne durch Genick zum Maul geht und dort letztlich in der Hand des Reiters ihren Endpunkt findet. Dies funktioniert nur, wenn tatsächlich die Wirbelsäule in ihrer Beweglichkeit nirgendwo eingeschränkt wird, sprich keinerlei Blockaden etwas durch das Abknicken im 2/3 Halswirbel die Schwingungen dort abbrechen lassen (weshalb ja auch das leichte HdS mit einem "nur" falschen Knick, von LDR und Rollkur garnicht zu reden, absolut tödlich für reellen Schwung ist). Weiterhin Voraussetzung hierfür ist, daß die komplette Muskulatur der Ober- und Unterlinie im Rhythmus an- und abspannen kann, was widerum nicht der Fall ist, wenn das Pferd HdS geht, weil dann eine Dauerspannung auf dem Arm-Kopfmuskel ist, die, da Muskulatur immer antagonistisch aufgebaut ist, zwangsläufig dazu führt, daß die Oberhalsmuskultar und damit die Oberlinien in einer Dauerverspannung ist.
Und an dieser Stelle könnte man jetzt mit den berühmt-berüchtigten "hohen Händen" kommen. Tatsächlich gibt es hier verschiedene Techniken, die richtig durchgeführt, dazu führen, daß das Pferd seine verkrampfte Halsmuskulatur dehnt und entspannt, was in Folge dazu führt, daß die Dehnung und Entspannung sich auf die gesamte Rückenmuskulatur fortpflanzt. Was für die Schwungentwicklung ja nicht wirklich schlecht ist.
Die Problematik an diesen verschiedenen Techniken ist, daß sie, wenn man auf einem Kurs das erste Mal in Berührung damit kommt, es einfach scheußlich aussieht, sich dementsprechend auch beschissen anfühlt und meistens das Pferd, dadurch, daß der Reiter diese komplexe Geschichte koodinativ nicht hinbekommt, erst mal ohne Rücken dahinhirscht.
Hat man diese erste schlimme Phase überwunden, dann merkt man auf einmal, wie das Pferd den Rücken öffnet und sich das Bewegungsmuster positiv verändert. Da dieser Ahaeffekt in der Regel erst zu Hause stattfindet ( wobei ich das Glück hatte, das unter Kontrolle in einer letzten Kursstunde zu fühlen) entsteht auf den Kursen häufig der bekannte, beschissene Eindruck.
Zum Sitz: auch da bin dann doch anderer Meinung als Du :P
Man kann über einen Sitz ein Pferd komplett formen, man kann seine Schwingungskadenz total beeinflussen, man kann es runden oder dehnen, über die Bewegungsrichtungen deiner eigenen Körperbewegungen kannst du das Pferd vorwärts-rückwärts-seitwärst schieben. So wie Du oben draufsitzt, läuft das Pferd unter dir.
Ein extremes Beispiel in dieser Hinsicht habe ich vor vielen Jahren in Portugal erlebt: dort setzte mich der Ausbilder auf ein Englisch Vollblut, damit ich etwas passgieren übte. Er verbot mir, die Zügel aufzunehmen, sie mußten 50 cm durchhängen und hatten keinerlei Kontakt zum Maul. Einzig allein über die Position des Beckens und der daraus kommenden Bewegung meiner Wirbelsäule ließ sich das Pferd vollständig schließen und passagierte dann. Verlor ich die Position und die Spannung, dann fiel das Pferd in Trab.
horsman
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Beitrag von horsman »

hmm, ja, sehr interessante Einblicke, die du da schreibst.

Wie sehr oft in der Reiterei kommt man an einen Punkt wo wirkliche, fast unsichtbare Feinheiten und Zusammenhänge und das Fühlen erklärt werden wollen. An dem Punkt wird es immer schwierig und vielleicht auch individuell, denn die Vorstellungen und Bilder in jedem Reiterkopf sind nicht völlig identisch.

bzgl. Schwung - Impulsion nehme ich mal mit, dass Impulsion etwas ist, was sich mehr im Kopf und im Verhalten des Pferdes abspielt, während sich Schwung nach deiner Erklärung mehr körperlich im Muskelzusammenspiel entfaltet. OK. Die zwei Dinge gehören aber recht eng zusammen, denn aus dem "Muskelschwung" entspringt ein flüssiger und geschmeidiger selbstnährender Vorwärtsimpuls, woraus wiederum das Pferd aufmerksam wird, feine Reitersignale schnell und leicht und mit Ausdruck umzusetzen. Et vice versa.

Zum Sitz: auch da geb ich Dir Recht, das Beispiel mit dem passagierenden Vollblüter ist gut erklärt. Allerdings ist dies nur möglich, da dieses Pferd in seiner Ausbidung sukzessive gelernt hat die Sprache des Sitzes, die sehr subtil ist, weil eben keine großen Gesten damit gemacht werden dürfen, nach und nach alleine zu verstehen und die anderen Hilfen, in deinem Bsp. die Zügelhilfen, nicht mehr benötigt.
Solche subtilen Hilfen können auch erst ausreichen, wenn die Balance fast "grammweise" eingestellt werden kann, weil nur dann das vermehrte ankippen des Reiterbeckens, oder das vermehrte Zurücknehmen des Schultergürtels vom Pferd auch entsprechend aufgegriffen werden kann.
Hier sind wir aber schon in einem Zustand von echter Reitkunst, wo man schon nahe am Zustand der "Gedankenübertragung" ist, natürlich nicht wirklich, aber in diesen Zuständen reicht es schon, wenn der Reiter nur daran denkt. Schön, das ist das Ziel !

Die Gefahr, in die man schnell läuft, wenn man aufgefordet wird "mehr" mit / aus dem Sitz zu reiten, ist ja, dass man Muskeln in Gesäss und Beinen anspannt, was dann aber unmittelbar dazu führt, dass das Pferd sich auch anspannt und seine Reaktivität darunter leiden wird. Ganz schlimm wirds, wenn man klemmt oder schieben will.
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Sunknúni
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Beitrag von Sunknúni »

@Morimur: Danke für deine Beiträge!


Und ansonsten: mal wieder eine PK-Diskussion, irgendwie langweilt es dann doch. Vor allem, weil ich eigentlich das Problem nicht so ganz nachvollziehen kann. Ist es nicht so, dass viele Wege nach Rom führen und man merkt, dass sich die meisten Wege eigentlich sogar in vielm ähneln. WENN man bei FN sich an die ursprünglichen Richtlinien orientiert (statt an der Turnierreiterei etc.) und mal PK PK sein lässt, sondern sich auf seine (guten) Gedanken zur Reiterei einlässt. Dann funktioniert (zumindest bei mir) das Reiten eigentlich recht gut. Aber vielleicht verstehe ich ja PK auch adners und setze es falsch um ;-) Außerdem beziehe ich seine Kritik eben auf die Turnierreiterei, die ich meist dementsprechend schlecht finde, und incht auf gute FN Reiterei (oder gute Western oder was weiß ich).


Deshalb mein Tip: lasst doch PK PK sein, die FN FN und nehmt aus allem das Gute. Wie gesagt hat mir PK durchaus geholfen, einige Dinge zu verstehen, ich mache dadurch sicher auch manches anders/konträr zu den Richtlinien, anderes unterscheidet sich dagegen im Prinzip wieder gar nicht voneinander. Und dank Morimurs Beitrag kann ich nun auch nachvollziehen, warum das meiste dann doch wieder ähnlich ist...
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