@stef Das klingt jetzt komisch, aber ich glaube, Du machst Dir zuviele Gedanken
Bis auf den Widerrist, habe ich ein vergleichbares Pferd.
Einen Tonnenrücken mit extremer Schulter, Schwung und offizielle maximale Sattellage wäre immerhin 44 cm - was schlecht zu meinem Hinterteil passt. Meiner sieht beinahe ständig anders im Rücken aus. Mal läßt er sich komplett hängen und den nächsten Tag fragt man sich, wo der Schwung eigentlich geblieben ist. Mal ist er eher kurz, mal eher lang usw.
Bei der Sattelsuche für soetwas muss man sich drei Gedanken vor Augen halten:
1. Der Sattel muss
in Bewegung mit Reiter ausgesucht und angepaßt werden. In der Bewegung sieht der Rücken nämlich bei meinem völlig anders aus

Der ist ja nicht wahnsinnig und so hat er mit Reiter plötzlich und unerwartet auch ne Bauchlinie, wo vorher beim putzen nur ein Hängebauch zu sehen war

Das Standbild des Pferdes sagt einem also nichts oder wenigstens nicht viel, wenn es um den passenden Sattel geht.
2. Auf meinem lagen bei 44cm längere Sättel. Hier ist es wichtig zu schauen, wie die Sättel aus der Rückenlinie rausschwingen. Interessant ist also weniger die Länge des gesamten Sattels oder der Polster oder welche Länge auch immer angegeben ist. Interessanter ist die Länge des Baumes bzw. auf welcher Länge er tatsächlich voll trägt und wo dieses Gewicht dann auf dem Rücken ankommt (also ob es zu weit vorne oder hinten landet oder genau da, wo es sein sollte).
3. Machen wir uns nichts vor und bleiben wir realistisch: Ein Sattel ist so gut wie immer maximal der bestmögliche Kompromiss. Nur selten kommen die Länge der Sattelage, die Lage des 13. Brustwirbels und der Reiterhintern tatsächlich zusammen.
Meiner könnte einen 14 bis max. 15 Zoll Sattel tragen. Die Konsequenz daraus wäre es, mein Pferd zu verkaufen. Allerdings konnte ich mich mit dem Gedanken nicht wirklich anfreunden
Ich hatte übrigens zuletzt einen Prestige, der sich bilderbuchmäßig an den Rücken meines Pferdes gesaugt hat. Das sah alleine optisch schon so gut aus, dass man es nicht besser vorstelle könnte. Kissenlänge: 48 cm, also 4cm mehr als erlaubt, aber gut aus dem Rücken rausschwingend, der Schwerpunkt einigermaßen da, wo er sein soll, eine schicke Wirbelsäulenfreiheit und in der Schulter ziemlich viel Platz. Pferd ging damit recht nett, nur ich hatte damit so meine Problemchen, weil mich die Pauschen störten und immer wieder nach hinten setzten.
Nun habe ich einen Deuber Sattel, den ich eigentlich nur aus reiner Neugier mal testen wollte. Ich sitze wesentlich besser, weil da keine Pauschen dran sind, aber der Sattel ist laut Angaben 52 lang
Die Wirbelsäulenfreiheit ist so eingestellt, dass sie etwas kleiner als beim Prestige ist. Schon rein optisch lag der Prestige wesentlich bessser - aber: Das Pferd läuft mit diesem Sattel erstmals genauso frei, wie mit meinem Torsion

Das Ergebnis hatte ich bisher noch mit keinem Sattel erreichen können.
Ich habe lange gegrübelt, woran das nun liegen könnte und hier mein bisheriges Ergebnis: Das Kopfeisen läuft nicht gerade runter sondern nach hinten, die Gesamtlänge des Sattels ist länger als die Kissen. Ich sitze ganz woanders, was klar wird, wenn man mal vom hinteren Ende des Sattels nachrechnet, an welchem Punkt mein Hintern maximal Druck geben kann: 52cm Gesamtlänge des Sattels - 5cm Lederüberstand über den Kissen, die ja kürzer als der gesamte Sattel sind und hinten gut rausschwingen -3cm hintere Galerie = 44cm! Rechnet man nun dazu, dass die Rechnung vorne ähnlich aussieht, dann käme man auf gerade mal 36cm auf denen mein Gewicht Druck machen kann, auch wenn die Polster länger sind. Wenn man also diese 36cm so auf den Pferderücken bekommt, dass der Baum den ankommenden Druck überwiegend dort verteilt, wo das Pferd auch tragen kann, dann hat man gewonnen, obwohl 44cm Sattellage mit Gewicht und Ausmaß einer Zwölfe zusammentreffen

Die WS-Freiheit muss vorne nicht ganz so groß sein, da die Schulterfreiheit über das nach hinten weisende Kopfeisen erreicht wird und nicht über ein weites öffnen des WS-Kanals im vorderen Bereich des Sattels. Für dieses Pferd ist das perfekt, was ich daran merkte, als sich nun zum ersten mal beim leichttraben weder der Sattel noch meine Beine ruckten noch rührten. Außerdem verliere ich mit diesem Sattel kaum noch mal den Takt in den Biegungen. Der Sattel wird schlicht von der Schulter nicht mehr bewegt sondern behält ruhig seine Lage, weil er komplett dahinter trägt, während bei allen anderen Sätteln bisher die Schulter immer noch unter dem Polster durch musste. Das solllte im Normalfall kein Problem sein, weil das ja wirklich nur Polster ist unter der die Schulterspitze durchläuft. Ist der Schwerpunkt des Sattes aber für das Pferd zu weit vorne, dann ist da etwas mehr Druck und der kann dann schon "Ärger" machen. Bei in der Schulter empfindlichen Pferden ist das also u.U. schon zuviel.
Mein Fazit: Lass Dir die Sättel kommen, auch wenn sie laut ersten Angaben nicht optimal sind. Lege sie auf und teste solange, bis Dein Pferd Dir sagt, dass der Sattel paßt und Dein Sattler das OK gibt.