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Verfasst: Mo, 23. Aug 2010 19:49
von Cubano
Moins,
tja dummerweise – und jenseits aller Nebenkriegsschauplätze, die hier gerade in rührendem Bemühen eröffnet werden – hat Rapunzel völlig recht: Das Ding ist eine Piaffe per Definition. Und man erkennt eine Schwebephase. Ich finde es offen gestanden da auch ziemlich unerheblich, ob das Pferd in anderthalb Minuten mal aus dem Takt kommt oder ob die Ausbildungsmethoden fragwürdig sind (was nebenbei bemerkt unstrittig ist). Hier geht es weder um Takt noch um Augenschmaus, sondern darum, ob eine Pi eine Schwebephase hat. Ist Pi, hat Schwebephase - so simpel ist das manchmal…

Verfasst: Mo, 23. Aug 2010 20:07
von LordFado
moreno, was am ersten Link ist denn nach Definition KEINE Piaffe und was fehlt genau?
Verfasst: Mo, 23. Aug 2010 21:04
von padruga
Bin ganz leise, trau mich kaum, will die Diskussion auch nicht unnötig nochmal aufrühren: Aber: Habe jetzt Unmengen von Piaffen in youtube durchgesehn und x mal gestoppt. Da IST definitiv bei einigen Piaffen doch eine Schwebephase zu sehen. Nur kurz, aber da. Schwierig die Stelle im Video anzuzeigen, da halt nur kurzen Bruchteil von Sekunden. Aber schaut mal selber. So eindeutig finde ich die ganze Sache also nun doch nicht!
Verfasst: Mo, 23. Aug 2010 21:27
von Rapunzel
Moreno: Keine Sorge, so schnell weine ich nicht, vor allem, wenn ich auch noch Recht habe

Nochmal: Wenn das keine Piaffe ist, was dann?
Und nochmalnochmal: Ganz gewiss sind die "Ausbildungs"methoden dieser Leute nicht schön und auch nicht nachahmenswert. Es handelt sich dabei um eine südamerikanische Tradition, die sich "Tanzpferde" nennt, dabei müssen die auf einem winzigen Viereck oder einem kleinen Holzboden eben etwas möglichst Spektakuläres Piaffeähnliches zeigen. Natürlich ist das bestenfalls andressiert und schlimmstenfalls brutal eingeprügelt. Trotzdem kommt bei manchen eine Piaffe heraus, die weitaus besser aussieht als das, was 90 % der sorgfältig ausgebildeten Pferde so zeigt. Bei vielen leider gruseliges duracellhäschenmäßiges Angstgezappel. (Hier zum Beisopiel: erste Hälfte ganz gruselig, danach kommen die Besseren:
http://www.youtube.com/watch?v=zFm3o-cZ ... re=related).
Das kann man finden, wie man will. Hier ging es aber eben explizit um die Schwebephase und nicht darum, wie das Pferd trainiert wurde.
Übrigens piaffiert der kleine Schimmel "Quiela" auf den PK-Videos sehr ähnlich, ebenfalls extrem dynamisch und schwungvoll nach "oben", da kann man doch sicher mit Zeitlupe mal gucken?
Verfasst: Mo, 23. Aug 2010 21:50
von horsman
ich will meine Meinung dazu noch mal kund tun:
dass eine Schwebephase (hier: alle 4 Beine in der Luft) in Trabbewegungen existieren kann und vor allem in Verstärkungen ev. sogar mit bloßen Auge sichtbar ist, wird nicht bezweifelt. Jedoch ist die Schwebephase kein Qualitätsmerkmal weder von guter versammelter Trabbewegung, noch von Piaffe und auch nicht von Passage. Weil man außerdem die Schwebephase mit bloßen Auge nicht erkennt (außer in dynamischen Verstärkungen oder bei sehr dyn. Naturtalenten) ist es nichts, wonach man als Reiter oder Ausbilder suchen müßte.
Ich denke, dass was man landläufig mit der angestrebten "Schwebephase" wirklich meint, ist vielmehr ein vermehrtes einfedern in die Gelenke und kurzzeitig verlängertes aushalten der Last, bei anschließend losgelassenem abfedern der Masse mit vermehrter Tendenz noch oben und weniger Tendenz nach vorne, wobei der Pferderücken diese Bewegungen geschmeidig mit macht - sprich Kandenz.
Kadenz ist übrigens auch das, was den Tanzpferdepiaffen völlig fehlt. Neben der Ruhe natürlich.
Verfasst: Mo, 23. Aug 2010 21:52
von Rapunzel
Hier noch ne Piaffe mit Schwebephase und in Zeitlupe.
http://www.youtube.com/watch?v=CJdiVcr2 ... re=related
(übrigens auch ein Azteca, einfach tolle Pferde)
Verfasst: Mo, 23. Aug 2010 22:00
von horsman
oh,oh.
Bei den Piaff.Beispielen, die hier angeführt würden, wo tatsächlich (in Zeitlupe) erkennbar ist, dass sich für einen Moment beide Hinterbeine in der Luft befinden, stützt sich das Pferd aber auf der Vorhand ab. Eine echte Schwebephase wäre das erst, wenn alle 4 Beine sich in der Luft befinden würden, was ich nicht sehe. Eine Piaffe mit Vorhandtsütze ist übrigens keine gute Piaffe im Grunde ist es keine, allenfalls eine Phase in der Arbeit zu einer Piaffe.
Verfasst: Mo, 23. Aug 2010 22:02
von Rapunzel
Bei dem letzten Video sind sowohl Sequenzen dabei, wo du Recht hast, Horsi, und das Pferd stützt vorne, aber auch kurze "echte" Schwebephasen. Bei dem ersten Video (mit dem dunkelbraunen Azteca) stützt nix vorne, das ist ne lupenreine Schwebephase.
Verfasst: Mo, 23. Aug 2010 22:08
von Tossi
Für mich sind das in den oben verlinkten Videos keine Piaffen, die als Referenz für "Schwebephase ja oder nein" dienen können. Hier kann ich die Ausbildungsmethode nämlich nicht ausblenden - das hat das Niveau der Dressur eines Tanzbären auf der heißen Eisenplatte.
Eine Piaffe ist diese schwungvolle, trabartige Bewegung des Pferde auf der Stelle, die durch reelle Ausbildung und Gymnastizierung erreichbar ist und nicht durch Tierquälerei.
Bei den vielen Videos und Fotos von schönen Piaffen, die ich mir bisher angesehen habe, war immer mindestens eine Zehenspitze im Sand und trotzdem würde diese Piaffen jederzeit als "schulmäßig" und grandios bezeichnen z.B. hier (ich weiß, schon öfter im Forum zitiert)
http://www.youtube.com/watch?v=G0_AS_YBFks
Ein bisschen fehlt mir persönlich der Sinn für diese Streitfrage. Eine schwungvolle trabartige Bewegung ist nicht vom Vorhandensein einer Schwebephase abhängig. Kann jeder selbst ausprobieren und einfach mal schwungvoll mit leicht gebeugten Hanken (Knie und Hüfte) von einem Bein auf's andere hüpfen, geht mit und ohne Schwebephase, ist aber ohne Schwebephase nicht weniger anstrengend und schwungvoll (schöne "Hankenbeugung" vorausgesetzt).....
LG Lisa
Verfasst: Mo, 23. Aug 2010 22:10
von Tossi
Danke horsmän, Du sprichst mir aus der Seele.
LG Lisa
Verfasst: Mo, 23. Aug 2010 22:14
von Rapunzel
Tossi: Es hat doch auch nirgends jemand behauptet, dass nur eine Piaffe mit Schwebephase gut sei, ganz im Gegenteil. Es ging einfach nur um die Aussage, dass im versammelten Trab und in der Piaffe grundsätzlich keine Schwebephase vorhanden sei.
Verfasst: Mo, 23. Aug 2010 22:17
von horsman
Seh ich auch so Tossi.
Der Sinn dieser Diskussion ist allenfalls der, auf zu zeigen, dass man als Reiter nicht krampfhaft nach etwas sucht, was man nicht braucht und sich am Pferd dann versündigt, weil man glaubt, alle 4 Beine müssen unbedingt in die Luft. Desweiteren dem denkenden Reiter begreiflich zu machen, dass de Begriff der "Schwebephase" in der Reiterei vielfach unpräzise und damit falsch gebraucht wird, und zwar auch in den FN-RL.
Verfasst: Mo, 23. Aug 2010 22:21
von Tossi
@ Rapunzel
eben, und ich habe bisher bei keiner nach unseren Maßstäben reell erarbeiteten Piaffe eine Schwebephase entdecken können.
Übrigens zeigt der von Dir zitierte Apfelschimmel die (geahnte) Schwebephase ja auch nur in der Piaffe an der Hand. Bei der Zeitlupe von den passageartigen Tritten am Schluss des Videos unter dem (nicht gerade leichtgewichtigen) Reiter finde ich schon wieder keine Schwebephase...
Verfasst: Mo, 23. Aug 2010 22:25
von Rapunzel
Mir persönlich ist es völlig wurst, ganz ehrlich. Entwickelt hat sich das Thema ja aus dem Video von Marius Schneider und Horsmäns steiler These, dass die Schwebephase generell ins Reich der Legenden gehört. Das provoziert dann halt Widerspruch.
Ich finde eine Schwebephase in der Piaffe nicht erstrebenswert, aber es kann sie durchaus geben. Einen Arbeitstrab ohne Schwebephase finde ich wiederum äußerst bedenklich.
Verfasst: Mo, 23. Aug 2010 22:27
von Rapunzel
... und könnte bitte mal jemand in dem 4. PK-Video (Ausbildungserfolge nach einem Jahr) bei der Piaffe von Quiela nach ner Schwebephase gucken? Wie auch immer diese Piaffe erarbeitet wurde (sieht halt der von dem Dunkelbraunen verdächtig ähnlich ), die wird ja dann vermutlich als "gut" durchgehen ...
