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Pferd schwer kontrollierbar wenn andere Pferde da sind
Verfasst: Mo, 24. Sep 2007 21:42
von Wolke
Heute ist mir was passiert, was schon an unserem Turnier ähnlich abgelaufen ist, und woran ich wohl arbeiten sollte. (Die lange Version hier:
http://www.klassikreiten.de/viewtopic.php?t=1885 ) Mein Pflegepferd wird wahnsinnig aufgeregt, sobald andere Pferde in die Nähe kommen, zeigt Imponiergehabe und man muss zu Fuss extrem aufpassen, dass man nicht auch noch überrannt wird.
Was sicherlich mitspielt, ist die Tatsache, dass das Pferd alleine steht, es ist das einzige Pferd auf dem Hof, was ich aber nunmal nicht ändern kann. Das mag soches Verhalten zwar entschulden, aber es ändert nichts daran, dass ich es um meiner und anderer Sicherheit Willen nicht durchgehen lassen kann.
Bin ich auf dem Reitplatz und die Pferde des Nachbars stehen auf der Weide daneben, wird imponiert, so lange die anderen Pferde hingucken (die sind da aber nicht sonderlich interessiert, das geht höchstens eine halbe Minute). Danach ist Ruhe.
Heute habe ich mich nun gefragt, was denn überhaupt eine gute Reaktion meinerseits ist, wenn sie zu "theatern" anfängt. Ich habe den Eindruck bekommen, dass es leicht zu einer Gratwanderung werden kann, zwischen das Pferd noch verrückter machen und es zur Räson bringen, wenn ich mit Rucken am Führstrick (oder an was auch immer ich das Pferd in dem Moment führe) und lautem, bestimmten Kommando "Schritt" und Pferd mit Gerte auf Abstand halten, reagiere. Wäre es vielleicht eher angebracht, Ruhe in die Situation zu bringen, indem ich das Pferd zu beruhigen versuche?

Denn für meine Kommandos ist sie in dem Moment ziemlich unempfänglich ...
Verfasst: Di, 25. Sep 2007 00:57
von Melli
Also...Punkt eins, ich persönlich würde nicht mit einem Pferd arbeiten, das tierschutzwidrig gehalten wird, und Einzelhaltung gehört für mich dazu. Neben dem Hof, wo mein Pferd steht, lebt auch ein Pferd alleine, und es ist ein Jammer, ich finde das sollte verboten werden.
Ansonsten, an einer (mangelhaften) Vertrauensbasis zwischen Pferd und Mensch arbeitet man zu 95% nicht in der "Extremsituation" selbst, sondern im Alltag, in ruhiger, konzentrierter Atmosphäre. Bodenarbeit, z.B. Natural Horsemanship, kann da sehr hilfreich sein. Ein wesentlicher Punkt ist es dabei, die Anforderungen nur allmählich zu steigern und somit die (Toleranz-)Grenze (an der das Verhalten "kippt") zunehmend zu verschieben.
Wenn das Pferd den Menschen als sicheren Pol anerkennt, dann sind auch schwierige Situationen zu meistern. Dann reicht bei einem Anflug von Unsicherheit meist, ein paar Aufgaben zu stellen, die zu Hause sicher klappen, um die Konzentration des Pferdes zu sich zu holen.
Aber viele Horsemen und -women gehen davon aus, dass NH nur angewendet werden kann bei Pferden, deren Grundbedürfnisse erfüllt sind. Ein Pferd, das -bei Einzelhaltung zu Recht- z.B. verzweifelt Kontakt zu Artgenossen sucht, kann man "brechen" (verzeih den harten Ausdruck, aber darauf läuft es hinaus), aber wohl kaum zu einem wirklich zufriedenen Partner machen. Eine "Korrektur", die mit Druck oder gar Strafe arbeitet, fände ich unfair.
Der Mensch kann dem Pferd keine Artgenossen ersetzen.
Verfasst: Di, 25. Sep 2007 07:59
von Lesley
Ich gebe Melli recht...
Warum steht das Pferd denn alleine? Gibt es keine Möglichkeit, dass es Gesellschaft bekommt?
Mein Pony ist ein ziemlicher Kleber und vergisst in solchen Situationen auch gerne mal ihre ansonsten gute Erziehung. Ich versuche dann, sie zu beschäftigen, so dass sie auf mich achten muss und abgelenkt ist.
Verfasst: Di, 25. Sep 2007 08:06
von lalala
*zugeb* ich würde mir den Stress nicht geben - auf Dauer wäre mir das zu gefährlich und der PB scheint ja nicht einlenken und mitarbeiten zu wollen.
Verfasst: Di, 25. Sep 2007 13:21
von pepe
Auch wenn wir uns drüber einig sind das die Haltungsbedingungen nicht gut sind, an dem Problem ändert das nichts.
Ruhe und Führungsfähigkeit, tue nichts was deine Souveränität in Frage stellt, aber bring dich um Gottes Willen nicht in Gefahr! Beruhigen wenn das Pferd aufgebracht ist kann leicht missverstanden werden, so als ob du das Pferd für seinen Adrenalin-Spiegel lobst. Ich würde dann eher ignorieren und auf Mitarbeit bestehen. "Wenn du ein Problem hast, ist es genau das: dein Problem, nicht meins". Mit der Zeit dürfte dann auch Ruhe einkehren..
Und ändere die Haltungsbedingungen.
Verfasst: Mi, 26. Sep 2007 12:48
von Wolke
Danke, pepe, damit kann ich was anfangen.
Ich hätts ja auch gern anders, aber wie gesagt kann ichs nicht ändern, das ist Sache des Besitzers. Irgendwann diesen Winter sollte das dreijährige "Fohlen" meines Pflegepferdes von der Fohlenweide zurückkommen. Das soll dann allerdings später, wenn es eingeritten/eingefahren ist, verkauft werden.
Soweit ich weiss, ist in der Schweiz Einzelhaltung von Pferden noch nicht verboten, wird es aber nächstens sein. (Weiss jemand wann?)
Verfasst: Mo, 01. Okt 2007 21:39
von Barbara
Mein Kleiner steht im Offenstall und hat genügend Auslauf und Pferdekontakt. Aber der kann sich trotz allem furchtbar aufplustern, wenn er fremde Pferde trifft. Dieses Verhalten muss meiner Ansicht nach nicht unbedingt mit der - natürlich schlechten Haltung! - des Pferdes zu tun haben. Bei Mambo habe ich eher das Gefühl, dass er jedes neue Pferd am liebsten sofort in seine Herde integrieren würde, damit er noch mehr Untertanen hat
Ansonsten denke ich auch, dass es am besten ist, auf Mitarbeit und Konzentration zu bestehen. Die Anforderungen musst du in dem Moment wohl massiv runterschrauben, Hauptsache, es gelingt dir, das Pferd wieder auf dich zu konzentrieren. Strafe bringt meiner Ansicht nach gar nichts, denn das Pferd ist ja in einem emotionalen Zustand und übertritt nicht bewusst eine Regel.
Gruss, Barbara
Verfasst: Mo, 26. Nov 2007 15:58
von bea
Wolke hat geschrieben:Soweit ich weiss, ist in der Schweiz Einzelhaltung von Pferden noch nicht verboten, wird es aber nächstens sein. (Weiss jemand wann?)
Wenn mich nicht alles täuscht, ist es seit dem 01.01.2007 verboten.
Re: Pferd schwer kontrollierbar wenn andere Pferde da sind
Verfasst: Mo, 26. Nov 2007 16:51
von Catja&Olliver
Wolke hat geschrieben:...Bin ich auf dem Reitplatz und die Pferde des Nachbars stehen auf der Weide daneben, wird imponiert, so lange die anderen Pferde hingucken (die sind da aber nicht sonderlich interessiert, das geht höchstens eine halbe Minute). Danach ist Ruhe.
Heute habe ich mich nun gefragt, was denn überhaupt eine gute Reaktion meinerseits ist, wenn sie zu "theatern" anfängt....
Wenn du einen Hengst haettest, wuerde dir das gelegentliche "theatern" als ganz normal vorkommen.
Verfasst: Mo, 26. Nov 2007 21:16
von Wolke
Normal oder nicht, für mich ist das Verhalten inakzeptabel, da gefährlich. Punkt.
(Übrigens ist das Jungpferd jetzt angekommen und es soll auch nicht verkauft werden.

Linda scheint mir seither schon einiges entspannter.)
Verfasst: Di, 27. Nov 2007 00:02
von heike61
meiner meinung nach ist dies tierschutzwidrig--ich empfinde es sogar als tierquälerei!
nicht das pferd muß sein verhalten ändern, sondern der besitzter--punkt-
ich kann und will es auch nicht verstehen, warum dem besitzer die psychische gesundheit des tieres absolut egal ist...dies läßt leider auf noch weitere mißstände spekulieren!
dem pferd fehlt anscheined auch eine gute grundausbildung--und mal ehrlich,diese auch wirklich auf einem niveau gepaart mit wissen+erfahrung durchzuführen--ist wirklich nicht einfach! und wird auch nicht von jedem beherrscht!
ich würde dem besitzer ins gewissen reden, wenn er jedoch wirklich nicht bereit ist, sich auch um das "seelenheil" seines tieres zu kümmer, würde ich persönlich so eine person in keinster weise unterstützen, da ich michmitschuldig fühlen würde!
vertrauen aufbauen??--seit doch mal ehrlich--vertrauen muß man sich auch verdienen, dass pferd hat doch gar keinen grund menschen zu vertrauen!
wie alt ist das jungpferd und welches geschlecht hat es?
grüße
Verfasst: Fr, 30. Nov 2007 09:34
von Wolke
Lies doch mal richtig, Heike, und nicht nur den ersten Beitrag.

Das Pferd ist jetzt nicht mehr allein.
Verfasst: Fr, 30. Nov 2007 09:51
von Abeja
Ich denke, viel Bodenarbeit machen, Führübungen, ihr beibringen, den Kopf auf Signal zu senken (oder kann sie das schon gut?). Auf der dominanten Führposition bestehen (sie mit der Nase immer hinter dir). Selbst sehr konzentriert und bewußt sein draußen , d.h. vorausschauend zu sein, eventuell andere Pferde schon vor ihr sehen und sie rechtzeitig beschäftigen, damit sie gar nicht erst mit der Aufmerksamkeit weggeht. (Schwierig - denn die Pferde sind in ihrer Wahrnehmung meistens halt doch viel schneller als wir lahmen Menschen

)
Und dann würde ich mit einem solchen Pferd vorerst nie nur mit Stallhalfter rausgehen, nur mit Kappzaum oder Führkette, oder ähnlichem, wo du besser einwirken kannst als nur mit Halfter. (Machst du aber glaub ich, eh).
Wenn sie nun Gesellschaft hat, wird sich das natürlich sicherlich sowieso bessern; der Aufbau von Vertrauen wird aber wohl eine Weile dauern. Vertraut sie denn ihrem Besi? LG Abeja