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Blindheit...?

Verfasst: Do, 24. Apr 2008 03:08
von Steedrider
Mir ist da in letzter Zeit eine gewisse Tendenz aufgefallen und wollte mal fragen, ob das nur mir so geht oder Andere das ähnlich sehen.

Immer öfter bekomme ich zu hören, dass wenn zum Beispiel ein Pferd ein nicht so exaktes Exterieur hat und nicht einen wahnsinns Hals schiebt "Das ist doch keine Dressur! Das ist doch nur spazieren reiten."
Auf die Bemerkung hin, dass benannte Pferde eben kein übermäßig tolles Exterieur haben, wir dran arbeiten aber eben keine Idealbedingungen haben, hieß es, das seien ja nur Ausreden.

Mag sein, dass mein Reiten und meine Auffassung davon einfach ein bisschen beschränkt sind... aber kann es sein, dass heutzutage Reiter und Pferd erst dann als gut gelten, wenn so ziemlich alles durch die Luft fliegt und vor Anspannung fast zerplatzt?

Nur mal so ne Überlegung. :kopfkratz:

Verfasst: Do, 24. Apr 2008 06:24
von Junito
Ich verstehe jetzt die Fragestellung nicht so ganz. Aber ich gehe mal davon aus, dass es hier um die alte Frage geht, was man unter Dressur versteht: Gezielte Pferdegymnastik oder möglichst exaltierter Ausdruckstanz.

Mit ersterem kann man jedes gesunde, reitbare Pferd fördern, egal wie verkorkst sein Exterieur ist. Man braucht dann viel Wissen und Gefühl, damit das Pferd etwas davon hat.

Bei letzterem ist ein möglichst perfektes Exterieur sinnvoll, da die extremen Bewegungen, die hier gewünscht sind, auch äußerst belastend sind. Wenn hier Hebel und Winkel nicht stimmen, fördert das leider einen entsprechend frühen Verschleiß oder kann einfach nicht ausgeführt werden.

Verfasst: Do, 24. Apr 2008 07:52
von Alix_ludivine
@Steed

Kommt Deine gedankliche Anregung dazu aus dem Paralleluniversum? :wink:

Ich habe auch schon ein paarmal die Finger auf der Tastatur gehabt, aber ich denke egal, was man schreibt - es wird nicht verstanden werden..

Die Bilder der aktuellen Sportdressur und damit die rechteckigen Warmblüter sind einfach zu sehr in den Köpfen eingebrannt.. Deswegen wird man auch nicht wirklich da durch kommen, wenn man mit dem Exterieur kommt....

Und Sportdressur ist eben der "Ausdruckstanz" und die Dressur ansich ist eben herzlich unspektakulär und langwierig...

Wer es nicht verstehen will, wird es nicht verstehen :wink:

LG Alix

Verfasst: Do, 24. Apr 2008 08:06
von lalala
Im Hinblick auf das Exterieur gibt es eben einige Points, die ein gutes Dressurpferd ausmachen. Eine gut gewinkelte HH erleichtert einiges, ebenso ein ein gut angesetzter Hals usw. Trotzdem muss das Pferd noch geritten werden, ebenso wie man aus Pferden mit weniger guten Voraussetzungen noch einiges rausholen kann.
Auf die Bemerkung hin, dass benannte Pferde eben kein übermäßig tolles Exterieur haben, wir dran arbeiten aber eben keine Idealbedingungen haben, hieß es, das seien ja nur Ausreden.
Das kann ja niemand von uns wirklich beurteilen. Falls es um die Stute geht, die du beim RA geritten bist - da hätte man einiges mehr rausholen können, auch wenn die Qualität des Pferdes in einer Reiter-E sicherlich nicht in die Note eingehen wird.

Verfasst: Do, 24. Apr 2008 09:49
von Steedrider
Nein, ich meine, wenn man zB ein überbautes, von Natur aus extrem vorhandlastiges Pony mit tief angesetztem Hals überhaupt erstmal in Richtung Dehnung bekommt und die HH wenigstens ein bisschen drunter kommt, gibt es bestimmt irgendeinen Schlaumeier, der sagt "Der latscht aber voll auf der Vorhand, den musst du mehr aufnehmen!"
Dass das vom Ausbildungsstand und vom Exterieur Probleme machen könnte, sieht kein Mensch.

Also die Leute haben irgendwie dieses perfekt gewinkelte und abgerundete WB im Kopf und wenn mal etwas anders läuft, dann ist es gleich schlecht.

Die Frage war, ob die Beobachtung auch Andere gemacht haben.

Verfasst: Do, 24. Apr 2008 09:55
von cremello
und das verunsichert dich jetzt? vergiss die komentare doch.

Verfasst: Do, 24. Apr 2008 10:02
von lalala
Steedrider hat geschrieben: Dass das vom Ausbildungsstand und vom Exterieur Probleme machen könnte, sieht kein Mensch.
Vielleicht sagt man es einfach nicht und denkt sich seinen Teil dazu ?

Und warum muss man sich denn von jeder Aussage angegriffen fühlen ? Wenns Pferd eben noch latscht ists eben so und dann sollte man daran arbeiten und es nicht immer gleich als Angriff verstehen.

Exterieur

Verfasst: Do, 24. Apr 2008 10:36
von Bernie
Es ist nun mal Fakt, dass exterieurbedingt benachteiligte Pferde viel schwerer auszubilden sind. Und die Erfolge sind nicht so leicht sichtbar wie bei einem prädestinierten Pferd (da sich die Form in den Lektionen, so korrekt sie auch geritten werden, von der "Idealform" unterscheiden).

Damit muss man aber entweder leben oder sich ein besser gebautes Pferd kaufen, mit dem vieles def. leichter fällt. Ich würde das nie verurteilen, aber wenn man sich für das schlechter gebaute Pferd mit seinen "Mängeln" entscheidet (das ist jetzt neutral gemeint, es kann ja durchaus mit charakterlichen Stärken gewisse Mängel ausgleichen), dann darf man nicht jede Aussage als Angriff werten.

lg

Bernie

Verfasst: Do, 24. Apr 2008 10:40
von Ines
Die Frage war, ob die Beobachtung auch Andere gemacht haben.
Ich denke, jeder von uns hat diese Erfahrung schon gemacht. Es gibt immer Leute, die es anders machen würden oder einfach ihren Senf zu allem dazugeben müssen. Die Frage ist, wie man damit umgeht. Wenn man sich seiner Sache sicher ist, ist es ja ziemlich einfach: Weitermachen und nicht drum kümmern! Und wenn man unsicher ist, sollte man jemanden fragen, der kompetent ist und zu dem man Vertrauen hat.
- Ich habe mir schon überlegt, ob ich nicht beim Reiten ein T-Shirt anziehe, auf dem steht : "Wenn man nichts zu sagen hat: Einfach mal die Klappe halten!"
:wink:
LG von Ines

Verfasst: Do, 24. Apr 2008 10:41
von Susanne
Naja, jeder Mensch hat Tage an denen er besser oder schlechter mit bestimmten Dingen lebt. Man ist nicht immer gleich ausgeglichen und gleich gut drauf. Und wenn man gerade etwas dünnhäutiger ist, tja, dann zieht man sich halt gerne mal irgendwelche Schuhe an - das kenne ich von mir. Und das gilt jetzt nicht nur für den Bereich Pferd...
Insofern finde ich, darf Steedrider schon mal nachfragen, wie wir das sehen.
Ich finde den Vergleich Gymnastik und Ausdruckstanz übrigens super. Mein üblicher ist Krankengymnastik und Hochleistungsturnen. Die Schnittpunkte zwischen beiden Zielgruppen, auch wenn beide Gymnastik machen, sind nun einfach relativ gering :wink:

Verfasst: Do, 24. Apr 2008 10:42
von cremello
Ines hat geschrieben: "Wenn man nichts zu sagen hat: Einfach mal die Klappe halten!"
:lol:
das shirt möcht ich dann auch bitte

Verfasst: Do, 24. Apr 2008 10:52
von Santana
also ich kann diese Zweifel von Steeds auch nachvollziehen. :D

Ich erkläre mir das ein bischen so, dass diese Leute, die da so vehement nur ein bestimmtes Bild als das einzig Richtige vor Augen haben, eigentlich relativ unbeleckt sein müssen, was der Weg dorthin eigentlich bedeutet. Da fehlt dann sehr oft das Wissen und Können, um oftmals nur spektakuläre Schaumschlägerei von wirklicher Ausbildung und reeler Arbeit unterscheiden zu können.

Spektakulär schlägt nunmal viel leichter in den Bann, als die leisen Töne korrekten Reitens. Aber ich glaube, das ist irgendwie menschlich.

Man muß wohl versuchen, zu unterscheiden, ob derjenige, der das moniert, wirklich Ahnung hat und zurecht darauf hinweist, oder ob das eher jemand ist, der sich lediglich von diesen Spectaculars blenden läßt.

Auf Ersteren hin würde ich persönlich wohl kritisch über iie eigne Arbeit reflektieren, letzteres muß man wohl schlicht versuchen, nicht zu sehr an sich heranzulassen :D

Verfasst: Do, 24. Apr 2008 19:25
von susiesonja
Auf der Hansepferd hat einer der Referenten gesagt:"Wenn etwas langweilig und unspektakulär aussieht, ist es wahrscheinlich richtig. Sieht es wahnsinnig aufwendig und spektakulär aus, läuft meistens was falsch!" (So in etwa)

So ganz unrecht hat er nicht.
Schwer ist es auch ein Pferd-Reiter-Paar zu beurteilen, wenn man die Vorgeschichte nicht gut kennt. Wieso reitet der Reiter das Pferd jetzt so und nicht anders? Wie sah es noch vor 3 Monaten aus? usw.
Mängel im Exterieur sieht man natürlich. Aber da bedarf es, wie Santana schon sagte, einer gewissen Erfahrung um zu wissen wie man mit Exterieurmägeln umgeht.

Verfasst: Do, 24. Apr 2008 20:11
von Steedrider
Ich finde es nur furchtbar, wenn nicht gesehen wird, dass nunmal manche Pferde aufgrund ihres Exterieurs gar nicht anders gehen KÖNNEN, das Ganze für ihre Verhältnisse aber außerordentlich gut machen, da sie ja sozusagen mit sich selbst kämpfen.
Meine Freundin hat so ein Pony. Er ist eben wirklich extrem kurz, überbaut und hat dann noch einen kurzen, schlecht angesetzten Hals. Also viele Baustellen auf einmal. Er gibt sich wirklich wahnsinnig Mühe und meine Freundin auch (sie reitet bei einer BB Ritterin) und die beiden machen ihre Sache wirklich gut. Ich könnt jedes Mal in die Luft gehen wenn dann einer mit seinem perfekt gebautem Irgendwas daher kommt und meint "Oh, der geht aber sch***e!" *GGGGR* :evil:

Nicht, weil die Reiterin meine Freundin ist, sondern weil es mir irgendwie vorkommt, als würden Reiter und Pferd für etwas degradiert, wofür sie beide nichts können.

Und ich weiß nicht... wenn ich ein Pferd sehe, dass hinten gute 5cm übersteht, kurz im Rücken und im Hals ist, dann geh ich doch nicht mit der Messlatte her und sage "In den Richtlinien steht aber, das Pferd muss mind. 2 Handbreit übertreten. Das macht er nicht. OOOH, der geht ja soo schlecht." Ich mein ... hä? Sowas SIEHT man doch, dass das bei diesem Pferd nicht funktionieren kann.
Dieses Schablonendenken regt mich auf. Und dann wird das am Besten noch darauf geschoben, dass das ein Schrottgaul ist. Oder der Reiter nicht reiten kann. Oder am aller Besten beides.

Verfasst: Do, 24. Apr 2008 20:14
von Susanne
Naja, die mit den perfekt gebauten Pferden sehen auch alle nicht aus wie Claudia Schiffer (und den Rest dazu denkst Du Dir einfach das nächste Mal :wink:). Laß die Leute reden. Und wie gesagt, jeder empfindet was anderes als schön, und über Ästetik kann man nicht diskutieren.