Der Sitz in der Biegung

Rund um die klassische Reitkunst

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Susanne
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Der Sitz in der Biegung

Beitrag von Susanne »

Hallo,

aus aktuellem Anlaß: Wie sitzt Ihr in der Biegung/Seitengang? Im Drehsitz mit Schultern und Hüfte des Reiters parallel zu denen des Pferdes? Oder nehmt ihr Hüfte und Schulter gemeinsam vor? Wenn ja, innere oder äußere? Und warum habt Ihr Euch für Eure Sitzvariante entschieden? Ich hab mir den Drehsitz wenn ich mich recht erinner aus dem Müseler angelesen...
Liebe Grüße
Susanne
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"Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind."
Albert Camus
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Janina
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Beitrag von Janina »

Also ich habe es bisher immer so vermittelt bekommen, dass die äußere Schulter in der Biegung vorgeht.
Das finde ich auch nach wie vor die praktikabelste Lösung, da so nämlich gleichzeitig die Zügellänge stimmt ;) Durch die Drehung gibt man automatisch mit dem äußeren Zügel der Biegung entsprechend nach. Halt einfach praktisch...

Hüfte u. Schultern werden selbstverständlich getrennt von einander bewegt.
Nicht umsonst sagt man, dass Bauchtanz beim Reiten hilfreich sein könnte ;)
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Anchy
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Beitrag von Anchy »

Meine äüßere Schulter geht in der Biegung so weit vor, wie ich die innere
hineinnehme. Die Zügellänge wird dadurch automatisch angepaßt, was ich innen also verkürze, verlänger ich außen dabei.

LG
Anchy
Wenn Du es festhalten mußt, hast Du es schon verloren
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Jen
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Beitrag von Jen »

Ich mache, wie im anderen Thread schon beschrieben, auch die "verdrehte" Variante des Drehsitzes. Denn ich möchte möglichst ergonomisch auf dem Pferd sitzen und in der Bewegung mtigehen. Wenn man sich passiv mit der Bewegung mitnehmen lässt, dann bewegt das Pferd die Hüften so, als würde man selber gehen. Und da ich ja kein Passgänger bin, macht die Schulter die entgegengesetzte Bewegung mit. Dies natürlich nur leicht. Aber in einer Wendung zum Beispiel, muss ich mich ja in die Bewegungsrichtung drehen, um zu sehen, wo ich hinwill. Die innere Hüfte wird dabei trotzdem etwas weiter vorgeschwungen, weil das innere Hinterbein ja etwas weiter untertritt, um in der Wendung mehr Last aufzunehmen. Die äussere Hüfte bleibt dadurch automatisch etwas weiter zurück und wenn der Schenkel locker aus der Hüfte hängt, dann hat er automatisch den richtigen Ort, ich muss gar nicht die Schenkel grossartig bewegen, denn die Bewegung kommt aus der körpermitte heraus bzw. wird automatisch richtig platziert. Ich versuche es möglichst zu vermeiden meine Körperteile allzu "aktiv" hin und her zu bewegen und zu platzieren, denn dadurch mache ich mich meist etwas fest. naja, ich übe noch! :D Würde jedoch aber die innere Hüfte zurückgenommen, blockiert diese Hüfte das vorschwingen des inneren Hinterbeines und das Pferd wird nicht so gut untertreten und Last aufnehmen, wie es dies in der Wendung sollte. Genauso verhält es sich mit der äusseren Schulter. nehme ich diese zurück, drehe ich mit dem oberkörper ungenügend in die Richtung und das Pferd wendet zu langsam und zu gross. Besonders bemerkbar macht sich das dann, wenn man kleine Galoppvolten reiten möchte oder gar Pirouetten. "Vergisst" man dann die äussere Schulter, wendet das Pferd nicht. ;) Und dann muss man mit dem äusseren Schenkel drücken und schieben und dann wirds ein Krampf... :?

Ich hatte gerade vor zwei Wochen eine Reitstunde mit einem jungen Highland-pony, das gerade erst angeritten wurde. Die Besitzerin sagte mir, dass sie mti dem Abwenden Mühe habe. ich erklärte ihr dann, wie sie in die Wendung schauen soll und mit den inneren Bein die Energie, den Impuls nach unten fliessen lassen. Das Pony ist problemlos abgewendet, sogar das erste Mal im Trab Handwechsel gemacht, als hätte er das schon immer gemacht. Für mich ist das ein weiteres Indiz dafür, dass dieser Sitz der natürliche sitz ist, der am wenigsten stört und am besten in der Bewegung mitgeht.
Liebe Grüesslis, Jen
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Julia
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Beitrag von Julia »

Aus gegebenem Anlass :wink: habe ich heute als ich Molly ritt, mal ganz genau darauf geachtet und auch ein wenig experimentiert..
Ich denke bisher bin ich immer mit Schulter und Hüfte gleich vorgegangen bzw. zurück. Also um nach links zu wenden rechte Schulter und Hüfte vor, linke Sch. und H. zurück. Dann habe ich den "Drehsitz" probiert und hatte zuerst immer das Gefühl, dass ich durch das leichte vorschieben der inneren Hüfte die Schulter des Pferdes blockiere :?: Habe dann viel durch den Zirkel gewechselt und immer abwechselnd ( arme Molly :wink: ) beide Varianten genutzt und bei dem Drehsitz noch gemerkt, das ich es schwierig finde, beim vorschieben der inneren Hüfte das Gewicht trotzdem leicht nach innen zu verlagern....
Trotz allem hatte ich aber den Eindruck das es Molly leichter fällt sich ordentlich zu biegen, wenn ich den Drehsitz anwende... *immernoch grübel*
Liebe Grüße, Julia
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Celine
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Beitrag von Celine »

Immer wieder der Drehsitz :D Scheint wirklich ein Dauerthema zu sein (zu recht, nicht dass es jetzt sarkastisch rüberkommt).
Ich verdrehe im Drehsitz die Hüfte und die Schultern zueinander. Finde ich logisch. Wenn man ein Pferd malt, das in einer Volte gebogen ist (mal die Frage außen vor gelassen, wie weit Biegung überhaupt möglich ist :P ) und seine Hüft- und Schulterstellung mit einem Strich markiert, sieht man ja, dass innere Schulter und innere Hüften sich auch nähern.
Ich denke, es kommt darauf an, was das Pferd gelernt hat. Da sieht man doch mal wieder, dass es mehrere Möglichkeiten gibt, die funktionieren.
cremello
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Beitrag von cremello »

Jaaaaaaaa, ein ganz spannendes Thema :jump1:

Interessant ist auch, einfach mal zu versuchen, welche Position der eigene Körper zB in der Traversale einnimmt. Ich beobachte immer wieder an mir, dass automatisch doch immer die Schulter in Bewegungsrichtung einen Deut vor kommt, damit auch meine Hüfte den Weg aufmacht und nicht blockiert. Bei Jens Fotos sieht man das schön - genauso mach ich es auch.

Und ich muss sagen, es funktioniert besser, schwungvoller, "runder", wenn nicht durch unseren "eingelernten, eingerosteten Schulsitz" durch die menschliche Hüfte das innere Hinterbein blockiert wird.
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Sunknúni
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Beitrag von Sunknúni »

Juhu, Sitzthemen!

Momentan versuche ich eigentlich eher wenig zu machen und nicht so sehr aktiv einwirken, außer es ist nötig. Deshalb gehe ich mit den Hüften nur mit und gebe ggf. innen eine leichte Gewichtshilfe (v.a. in der Volte). Dadurch kommt die innere Hüfte automatisch etwas vor, ohne dass ich sie aktiv nach vorne platziere. Durch die Oberkörperdrehung kommt die äußere Schulter nach vorne. Demnach sitze ich durchaus im Drehsitz, ohne dass ich mich jedoch aktiv verdrehe, denn dann verspanne ich mich...

@Jen: Du schreibst nun zum zweiten Mal von einem Impuls nach unten beim inneren Bein. Was meinst du damit?
Ich bin mir nämlich immer noch unsicher, ob ich nur mit dem äußeren Bein Impulse geben soll, oder auch mit dem inneren Bein. Hatte dazu auch eine Diskussion mit einem Besuch (reitet Western und wirkt in Wendungen nur mit dem inneren Bein ein plus Sitz).
cremello
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Beitrag von cremello »

Was genau meinst du mit Impuls? Bitte umschreib das mal :wink:
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Jen
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Beitrag von Jen »

hm, gar nicht so einfach zu beschreiben. Es ist am ehesten mit einem leichten Bügeltritt zu umschreiben. man hat das Gefühl, man macht das Bein von der Schulter her, die ganze Seite lang, als ob warme Schokolade (od. so ;) ) im Körper runterfliessen würde bis in den Fuss hinein. Der Sitzknochen macht ja eine runde Bewegung wie ein flaches "u" nach vorne, wenn das Hinterbein nach vorne schwingt, sinkt der sitzknochen etwas runter und wenn das Hinterbein auffusst und stützt im umgekehrten bogen "n" wieder zurück. dieses nach unten sinken lassen wird einfach etwas akzentuiert. Gleichzeitig macht ja auch der Bauch eine Pendelbewegung links-rechts. das heisst, wenn das innere Hinterbein nach vorne schwingt, schwingt der Bauch nach aussen, um dem Bein platz zu machen. und wieder nach innen, wenn das innere Hinterbein auffusst, um dem äusseren Hinterbein Platz zu machen. diese seitliche schwingung kann ich auch etwas akzentuieren, zb. nach aussen, wenn ich ein SH machen möchte, ohne dass ich mein Gewicht nach innen oder aussen verlagern muss, ich bleibe mittig sitzen, störe das Pferd möglichst nicht in der Balance udn schwinge einfach in Bewegungsrichtung mit.
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cremello
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Beitrag von cremello »

jaaaaaa, jen, genauso stell ich mir das auch vor *freu* aber ich kanns nicht so gut in worte fassen. aber ich bin mir nicht sicher, ob Sunknúni das gleiche meint.

bin gespannt.
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Sunknúni
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Beitrag von Sunknúni »

Das mit dem Impuls muss ich mal ausprobieren!
Bisher hatte ich meist das Problem, dass ich zwar den Bügel zum Teil ausgetreten habe, dies aber dann oft dazu geführt hat, dass ich mich in der Hüfte wieder blockiere. Muss das also mal gaaanz sachte probieren. Also ganz einfach gesagt: noch weniger machen ;-) was leider superschwer ist...
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Jen
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Beitrag von Jen »

Genau, nicht machen! Nur fliessen lassen :) Du darfst eben nicht den Bügel austreten wollen, das drückt die Ferse runter, den Unterschenkel nach vorne, das Knie nach hinten. Ungünstig.
Liebe Grüesslis, Jen
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Beitrag von cremello »

Heut war´s für nix... Neuer Sattel, neues Gebiss probiert und Kreuzschmerzen. Das führt zu nicht viel :? Dafür waren die Trab-Halt-Paraden super schön auf ausatmen und entspannen da - also doch was Gutes :jump1:

Aber ich hab mal auf den Drehsitz geachtet. Gerade beim Angaloppieren ist Monty sehr sensibel. Er springt mir aber garantiert links richtig an, wenn ich die äußere Schulter hinten lass und damit die linke Hüfte nach vorn aufmach.

Auch die Traversale funktioniert so besser und fließender. Auf gebogenen Linien hab ich nur drauf geachtet, wie er mich hinsetzt. Und da war eindeutig die innere Hüfte immer einen Tick weiter vorn.
Carmen
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Beitrag von Carmen »

Ich wusste gar nicht, dass es mehrere Varianten des Drehsitzes gibt. :oops:

Ich habe gelernt, in der Wendung die äußere Schulter gemeinsam mit der Hüfte etwas vorzunehmen. Das klappt wunderbar und bisher hat jedes Pferd sehr sensibel darauf reagiert. Äußere Schulter zurück wäre für mich eventuell im Schulterherein logisch. Muss mal drüber nachdenken. Hab nämlich einen Knoten im Kopf.
"Es gibt schon viel zu viele Pferde, die Gefangene sind. Wenn wir unser Pferd lieben, müssen wir [...] ihm so viel wie möglich von seiner Freiheit zurückgeben." Sylvia Loch
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