Arret am äußeren Zügel für den Galopp

Rund um die klassische Reitkunst

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Barbara I
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Arret am äußeren Zügel für den Galopp

Beitrag von Barbara I »

Am Wochenende war ich auf einem Reitkurs mit Horst Becker. Aus seinem Buch & Video kannte ich schon die Erklärungen zum Arret am äußeren Zügel zum Angaloppieren.

Was soll ich sagen - vor dem Kurs hätte ich nicht daran geglaubt, aber es hat funktioniert und mein Pferd springt prompt, sauber, aufwärts ein (wenn ich es schaffe die Hilfe richtig zu geben :roll: )

Meine Frage: woher kommt diese Hilfe (Herr Becker bezieht sich auf die alten Meister), warum findet man sie nicht in den gängigen Reitlehren (oder hab ich sie übersehen??), und wendet ihr diese Hilfe an? Warum/warum nicht?

(Kleine Zusammenfassung für diejenigen die diese Idee noch nicht kennen: als einzige Hilfe zum Angaloppieren soll ein Arret, ein kleiner Ruck, am äußeren Zügel reichen. Dadurch soll das Pferd aufwärts in den Galopp einspringen statt zu beschleunigen und nach vorne wegzulaufen. Vorher muss das Pferd vorbereitet sein, der Galopp muss "schon zu sehen" sein und mit dem Arret blockiert man die äußere Schulter, so dass das innere Bein schneller vorspringen muss.)
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Ielke
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Beitrag von Ielke »

Hm, woher es genau kommt weiß ich nicht, allerdings ist das bei meiner RL auch eine übliche Galopphilfe "Jetzt noch ein Arret und dann springt er an...".

Auf der HP von Horst Becker ist zu lesen, dass er u.a. von Kurt Albrecht, einem ehemaligen Direktor der Spanischen Hofreitschule geprägt wurde, das könnte "die Quelle" sein, da auch meine RL regelmäßig bei Albrecht an Lehrgängen teilgenommen hat.
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Anchy
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Beitrag von Anchy »

Horst Becker ein Baucherist ? :wink:

Im Faverot de Kerbrecht wurde diese Hilfengebung beschrieben, mit Einwirkung des äußeren Schenkels.

Auch erinnere ich mich an eine Beschreibung von Nuno Oliveira.

Liebe Grüße
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Unbek. Ecuyer
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Anchy
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Beitrag von Anchy »

Hier ein kleiner Auszug aus Faverot de Kerbrecht,Neuübersetzung von Dr.Kristen,S.189

"Das Pferd geht in Schritt leicht links gebogen und in geringer Schrägstellung in Bezug auf die Fortbewegungsrichtung (Einwirkungen mit gleichseitgen Hilfgengebungen). Mit überwiegenden Einsatz des linken Zügels und des linken Schenkels in den Galopp sprengen.

Sobald sich das Pferd im Galopp befindet, es mit Anlegen des linken Zügels an den Hals geradeaus richten und es mit lateralen linken Hilfengebungen zur Legerete bringen. Dann in den Schritt zurückkommen."

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Everl
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Beitrag von Everl »

Anchy hat geschrieben:Hier ein kleiner Auszug aus Faverot de Kerbrecht,Neuübersetzung von Dr.Kristen,S.189

"Das Pferd geht in Schritt leicht links gebogen und in geringer Schrägstellung in Bezug auf die Fortbewegungsrichtung (Einwirkungen mit gleichseitgen Hilfgengebungen). Mit überwiegenden Einsatz des linken Zügels und des linken Schenkels in den Galopp sprengen.

Sobald sich das Pferd im Galopp befindet, es mit Anlegen des linken Zügels an den Hals geradeaus richten und es mit lateralen linken Hilfengebungen zur Legerete bringen. Dann in den Schritt zurückkommen."
:?: mal ganz blöde gefragt:
hier kommt ja nur der linke (=innere) Zügel bzw. Schenkel vor.
kann das so richtig sein?
:oops:
Carmen
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Beitrag von Carmen »

mal ganz blöde gefragt:
hier kommt ja nur der linke (=innere) Zügel bzw. Schenkel vor.
kann das so richtig sein?
Ich kenne zwar die Hilfe an sich (noch) nicht, aber mit dem inneren Zügel kann man das Pferd auf die äußere Schulter bringen und damit die innere entlasten.
Vielleicht deshalb???
"Es gibt schon viel zu viele Pferde, die Gefangene sind. Wenn wir unser Pferd lieben, müssen wir [...] ihm so viel wie möglich von seiner Freiheit zurückgeben." Sylvia Loch
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greta j.
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Beitrag von greta j. »

Everl hat geschrieben:
Anchy hat geschrieben:Hier ein kleiner Auszug aus Faverot de Kerbrecht,Neuübersetzung von Dr.Kristen,S.189

"Das Pferd geht in Schritt leicht links gebogen und in geringer Schrägstellung in Bezug auf die Fortbewegungsrichtung (Einwirkungen mit gleichseitgen Hilfgengebungen). Mit überwiegenden Einsatz des linken Zügels und des linken Schenkels in den Galopp sprengen.

Sobald sich das Pferd im Galopp befindet, es mit Anlegen des linken Zügels an den Hals geradeaus richten und es mit lateralen linken Hilfengebungen zur Legerete bringen. Dann in den Schritt zurückkommen."
:?: mal ganz blöde gefragt:
hier kommt ja nur der linke (=innere) Zügel bzw. Schenkel vor.
kann das so richtig sein?
:oops:
Damit ist der Rechtsgalopp gemeint, d.h. linker Zügel bzw. linker Schenkel sind außen.

Der drauffolgende Satz zu Anchy's Zitat erklärt das:
"Mit Einsatz der gleichseitigen rechten Hilfen dieselbe Arbeit im Linksgalopp ausführen."
"Reiten Sie Ihr Pferd glücklich." - Nuño Oliveira
Yve9979

Beitrag von Yve9979 »

Wie müsst ihr mit eurem Sitz die Hilfe geben?
Ich kenne die Galopphilfe so: innere Hüfte vor und außen (leichtes) Arret zum Angaloppieren.
Castano
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Beitrag von Castano »

Ich oute mich mal gerade...

ABER die sogenannte Aufmerksamkeitsparade vor dem Galopp kenne ich sogar noch aus meiner Reitschulzeit...

Also eine leichte Hilfe am äusseren Zügel vor, bzw. zum angaloppiern hab ich schon immer gelernt... :-)

ich wusste nicht, dass man dies Arret nennt...

Und ich kenne es so...

aussen eben leicht antippen, äusseres Bein leicht zurück und schwups... das Pferdchen galoppiert...

Oder hab ich das jetzt falsch verstanden...?
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Barbara I
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Beitrag von Barbara I »

@ Castano, nein es ist keine Parade vor dem Angaloppieren, sondern ein Ruck (Ein Arret ist ein Ruck) um das Einspringen auszulösen.

@ Yve, ja das ist eigentlich wichtig, zum Sitz wurde gar nichts gesagt, also hab ich mal so gemacht wie ich meinte und mein "inneres Bild für Galopp" geladen :wink:


Ich kenne auch jede Menge Kombinationen von Galopphilfen. Bin bisher auch so angaloppiert wie es in den Richtlinien steht. Was mich daran noch etwas stört, ist, dass in dem Moment, in dem ich die Hilfe gebe, mein Pferd sich erst (für einen kurzen Moment) "sammeln/sortieren" muss und dann der Galopp nach vorne losgeht.
Bein Angaloppieren per Arret habe ich mehr das Gefühl, dass das Einspringen unmittelbarer, leichter und mehr nach oben geht.
Castano
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Beitrag von Castano »

Hmm... Also ich kenne es so, eben die Hänge ruhig hinzustellen, und ich gebe gar keine Hilfen über den Zügel, sondern alles über Bein und Gewicht... wenn ich jetzt also aussen eine Parade gebe, dann ist das doch ein Ruck...?

versteh jetzt nicht wo der Unterschied ist...??
LordFado

Beitrag von LordFado »

Barbara: eine Parade wäre es sicher nicht, wenn dann eine halbe. ich glaube, das Castellano (edit: Castano...) genau das meint - das kurze Einwirken mit der Hand, von den Klassikern "Arrét" genannt, wird genau so von vielen "herkömmlichen" FN-Reitschulen gelehrt.
Castano
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Beitrag von Castano »

@ lord Fado

GENAU.... :D

versteh auch nicht, wir man das anders machen will... :roll: war für mich schon immer sehr logisch so... :D
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Für mich besteht zwischen einer herkömmlichen halben Parade laut FN und einem Arret. Eine halbe Parade besteht für mich aus dem Schließen der Hand bzw. einem leichen Eindrehen der Hand, eine relativ weiche Bewegung. Außerdem wird eine halbe Parade immer von weitern Einwirkungen Sitz/Beine begleitet. Ein Arret ist, wie schon geschrieben ein kleiner Ruck., also eine etwas heftigere Bewegung. Der Arret steht hier, wenn ich das richtig von Barbara I interpretiere als einzige Galopphilfe.
Liebe Grüße, Sabine

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LordFado

Beitrag von LordFado »

Josa: der Unterschied zwischen halber Parade und Arret war mir klar - drum hab ich ja nochmal darauf hingewiesen, dass sie vermutlich "Parade" nicht so meint, wie sie definiert ist.

Das Arret als "einzige" Galopphilfe zu bezeichnen ist auch auch etwas schwierig - meinst du das wirklich so?

Überspitzt formuliert: von einem Ruck im Maul galloppiert doch kein Pferd der Welt an. Dazu gehören IMMER mehr oder weniger deutliche, vorbereitende und begleitende (Gewichts- und Schenkel- ) Hilfen. Ergo: eine halbe Parade eben. Wie energisch dabei die Handeinwirkung ist, ist vermutlich mal wieder Definitionssache - was dem einen schon zu grob ist, ist dem anderen wieder zu lasch.
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