Zu viel im Kopf zum Reiten?

Rund um die klassische Reitkunst

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bea
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Zu viel im Kopf zum Reiten?

Beitrag von bea »

Hallo zusammen

Ich fühle mich ein wenig ratlos, denn ich habe das Gefühl, im Moment so schlecht zu reiten, wie noch selten. Der Grund ist für mich klar: Ich bin im Moment durch Prüfungsvorbereitungen so in Anspruch genommen, dass ich 1. relativ wenig Zeit habe (<- reite noch etwa 2x pro Woche), ich 2. nicht mit voller Seele dabei sein kann und ich mich 3. auf so viele Kopf-Dinge konzentrieren muss, dass irgendwie alle Energie dafür gebraucht wird. Jetzt habe ich allgemein bemerkt, dass mein Körpergefühl sehr viel schlechter geworden ist, auch neben dem Pferd. Ich habe häufig Rückenschmerzen und ich schaffe es nicht, mich bewusst zu entspannen - ganz schlimm wird es dann auf dem Pferd!
Vor einigen Wochen hatte ich wieder mal Reitstunde (bin sonst eigentlich jetzt ausschliesslich im Gelände geritten) und da habe ich richtig gemerkt, welche Defizite ich habe. Das Schlimmste ist: Ich spüre meinen Körper nicht mehr! Ich kann mich nicht mehr koordinieren, merke meine eigenen Bewegungen und Verspannungen nicht, spüre die Bewegung meines Pferdes gar nicht mehr - ihr könnt euch vorstellen, wie erschrocken ich war... Ich bin völlig verspannt, aus dem Rhythmus, ein enormer Störfaktor für das Pferd - und das war nicht nur in dieser Reitstunde so, sondern ich schaffe es auch im Gelände nicht mehr zu entspannen und auch sonst nicht mehr.
Wie schon erwähnt, sehe ich das Ganze im Zusammenhang damit, dass ich momentan so unheimlich viel "festhalten" muss, dass sich das auch auf den Körper überträgt - und ich hoffe mal, dass ich meinen Körper irgendwie wieder in den Griff bekomme, wenn meine Prüfungen vorbei sind. Nur: Wie gehe ich jetzt damit um? Bringt es da überhaupt etwas, noch in den Sattel zu steigen? Was für Entspannungs- und Spürübungen gibt es? Wie kann ich gegen solche Blockaden vorgehen bzw. vorbeugen? Ich bin nun mal ein enormer Kopf-Mensch und werde auch nach meinem Abschluss einen "Denk- und Lern-Beruf" haben, da kommen solche Situationen immer wieder - und wenn ich ehrlich bin: Ich habe Angst davor...
Über Tipps und Erfahrungsberichte wäre ich wirklich sehr froh, denn ich bin mit meinem Latein ziemlich am Ende...

LG, Bea
Reiten heisst: sitzen - fühlen - denken.
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Junito
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Beitrag von Junito »

Hast PN!
Pferde sind wie guter Sekt - es braucht Zeit und Erfahrung, damit sie perlen können.
~pony~

Beitrag von ~pony~ »

Ich schließe mich der Fragestellung mal an. Mir geht es im Moment ähnlich, bedingt durch Stress im Job. Leider hab ich das Gefühl, meinem Pferd gegenüber oft unfair zu werden, weil meine Frustrationstoleranz momentan ganz niedrig ist, ich mich nicht nur körperlich nicht mehr "im Gleichgewicht" befinde. Bin richtig schockiert, weil ich mich so gar nicht kenne - und mein armes Pony geht vorsichtshalber schon auf Distanz, wenn ich in dieser Stimmung zu ihm komme (auf der geistigen Ebene - er macht komplett zu). Habt ihr Tipps, wie man damit umgehen kann?
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Ich bin seit einiger Zeit in einer ähnlichen Situation und habe daher anfangs des Jahres mit Yoga angefangen, das einerseits ja viel aus Entspannung, andererseits viel aus einem Sich-Bewußtmachen des Körpers besteht. Hierzu gehe ich 1x/Woche von der VHS aus zu einer Gruppe in der Nähe meines Wohnorts (etwas anderes wäre für mich aus Kostengründen und des Anfahrtswegs wegen auch nicht in Frage gekommen).

Seither habe ich vor allem auch auf dem Pferd ein wesentlich besseres Körperbewußtsein, was sich aber erst nach und nach eingestellt hat. Ich bin ja auch jetzt noch absoluter Yoga-Anfänger.

Was mir aber seither auffällt: ich kann mich vor allem, wenn ich abends im Bett liege, viel besser entspannen, gehe meinen Körper gedanklich kurz durch, merke dann schon ziemlich schnell, wo ich irgendwo was "festhalte" und kann dann gezielt locker lassen. Das mache ich hin und wieder auch in der Mittagspause im Büro im Sitzen - auch machbar.

Zum Reiten: seitdem ich mir durch das Yoga etwas mehr meiner selbst bewußt werde, kann ich mich auch besser auf's Pferd abstimmen und zwar insoweit, daß ich mich vorher frage: bringt das nun heute was? Bin ich bereit, mich auf's Pferd einzulassen, zu arbeiten? Oder bin ich selbst so mit mir beschäftigt, daß ich lieber nichts mache oder mich nur eine Runde durchs Gelände spazierentragen lassen? Oder nehme ich Amor einfach nur am Strick mit und gehe eine Runde spazieren mit ihm?

Ziemlich oft habe ich dabei auch schon festgestellt, daß ich, wenn ich bewußt oder aus Zeitgründen eine "Reit-Pause" von 1-2 Wochen einlege, wieder wesentlich besser im Sattel sitze als vorher.

Wenn es die Haltung Deines Pferdes zuläßt und das Pferd somit nicht unbedingt dringend auf Bewegung angewiesen ist, würde ich mich daher schon bevor Du zum Stall fährst - vielleicht im Auto - fragen, wie Du heute drauf bist und ob Du unbedingt reiten mußt oder einfach nur mal "Hallo" sagst und wieder gehst.

Evtl. magst Du denken, daß Du damit die Ausbildung vernachlässigst oder sich der Ausbildungsstand dadurch nicht konstant halten läßt. Aber es bringt ja auch nichts, wenn Du verspannt mit Gedanken weit weg auf dem Hoppa sitzt - das wird es wesentlich weniger bis überhaupt nicht verstehen.

Manchmal braucht man vielleicht auch einfach mal eine Pause für sich vom Partner Pferd - um danach wieder besser durchstarten zu können. So ging's mir auch schon hin und wieder.
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
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Sunknúni
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Beitrag von Sunknúni »

Klar ist, dass sich sowas sehr wohl aufs Reiten überträgt und es dann meist sinnvoller ist, nichts aufs Pferd zu steigen. Manchmal geht es noch, dass man einen Bummelritt durchs Gelände macht oder entspanntere spielerische Bodenarbeit. Wenn es nur ein paar Tage sind, kann man das Pferd auch mal Pferd seinl assen.
Aber in deinem Fall dauert es ja länger, Bea. Das Pferd ist ja ohnehin deine RB, soweit ich weiß. Hast du mal mit der Besi darüber gesprochen? Ich weiß ja nicht, warum die Besi eine RB braucht (Geld, Zeit) und wie viel ihr an dir leigt. Eine spontane Idee von mir wäre nämlich, dass du 1-2 mal die Woche aufs Pferd gehst, aber dich jemand longiert oder führt und du auf dem Pferd Körper- und Entspannungsübungen machst, ähnlich wie beim therapeutischen Reiten. Das täte dir vermutlich gut und du verlierst nicht ganz den Bezug zu den Pferden. Und gar nicht mehr Reiten zu gehen, wäre ja auch blöd - man braucht schließlich auch Ablenkung! Und ansonsten kannst du ja auch einfach mal das Pferd putzen (plus massieren?), einen langen Spaziergang machen, dich zum Pferd auf die Weide setzen und lesen...
orest
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Beitrag von orest »

Hallo,

ich habe ebenfalls einen 'Denksport'- Beruf (Wissenschaft) und ebenfalls schon harte Prüfungszeiten hinter mir.

Ich mache es so, dass ich beim Pferd bewusst alle diese Dinge zurücklasse.

Besonders geholfen hat mir dabei autogenes Training und Aufwärmgymnastik vor dem Reiten.
Es gibt Bücher und Kurse zum Thema. Es ist gar nicht so schwierig, dies zu lernen.
Schon 10 min Aufwärmarbeit vor dem Reiten mit bewusster Entspannung verhindert, dass man steif wie ein Brett auf dem Pferd sitzt.
Und nebenbei verhindert es Rückenschmerzen und Verspannungen durch Schreibtischarbeit.

Wenn man es schafft, diese Bereiche zu trennen kann man zu einer tollen Synthese kommen. Nämlich aus jedem Bereich Kraft für den anderen Schöpfen.
In einem verspannten und unfitten Körper kann auch der Geist keine Höchstleistungen vollbringen. Niemand kann 16 h am Tag lernen (z.B.).

Zeiteinsatz für bewusste Entspannung lohnt sich ungemein, der körperliche Ausgleich macht die Kopfarbeit wesentlich leichter und effektiver - ohne sich kaputt zu machen.
Meine Erfahrung ist, dass es sich auch in den stressigsten Zeiten wirklich lohnt, weiterhin einen Ausgleich zu suchen. Mir sind schon oft zündende Ideen gekommen, nachdem ich vom Pferd wieder zurück an die Arbeit gegangen bin. Es ist meiner Meinung nach falsch (und ineffektiv) panisch den ganzen Tag zu lernen oder ähnliches. Es bringt mehr, mit voller Konzentration einige Stunden zu arbeiten, sich dann bewusst abzuschalten, zu 'meditieren', dann z.B. reiten zu gehen und wieder an die Arbeit zu gehen.
So schafft man oft mehr, als wenn man die 3 Stunden 'Freizeit' auch noch am Schreibtisch gesessen hätte.

Welche Art der 'Meditation' man wählt, ist eine Frage des Geschmacks und der Gelegenheit. Es gibt ja zahllose Möglichkeiten....

Gruß Tina
Zuletzt geändert von orest am So, 10. Aug 2008 13:21, insgesamt 1-mal geändert.
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Colloid
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Beitrag von Colloid »

Gute Aufwärmgymnastik gibt es wohl bei Eckhart Meiners, gegen die Verspannungen (grade, wenn man nicht mehr loslassen kann) hilft Magnesium, Ich nehme immer nach Bedarf so ein 300mg Tütchen, seit dem sind meine Verspannungen deutlich besser.
Ich kriege aber eigentlich eher Rückenschmerzen, wenn ich zu wenig reite (weniger Rückenmuskulatur, stärkere Fehlhaltungen).
Bei mir ist Reiten außerdem immer ein wenig Urlaub, wo ich mich wirklich nur auf das Pferd konzentriere, das hat mir geholfen abschalten zu lernen, füher bin ich oft mit den Problemen (arbeite in der Forschung, Probleme lösen ist mein Job ;) ) von der Arbeit nach Hause gekommen, um sie dort noch 5mal durch zu wälzen. :roll:
Prüfungszeiten sind natürlich eine extreme Belastung, aber du solltest dir trotzdem bewusst Auszeiten nehmen, wo du dir wirklich 1h, 2h Stunden völlig "frei" nimmst und versuchst dich wirklich gar nicht mit der Prüfung zu beschäftigen. Dabei kann autogenes Training, oder auch Joga hilfreich sein.
Das Pferd lehnt sich an den Reiter an. Wenn die Abstimmung zwischen Pferd und Reiter ideal ist, wird das Mittel der Anlehnung, der Zügel, fast entbehrlich.
Richard Hinrichs
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bea
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Beitrag von bea »

Hallo

Vielen Dank für eure lieben Antworten und Vorschläge - und nicht zuletzt tut es auch gut, zu sehen, dass es anderen auch so geht.
Meinen reiterlichen Ehrgeiz habe ich seit Längerem absolut runtergeschraubt, und ich reite eben eigentlich auch ausschliesslich im Gelände, v.a. Schritt am langen Zügel. Kopf leeren klappt dabei ganz gut, körperlich entspannen leider nicht. Insofern nützt auch Longieren wohl nicht gerade viel, fürchte ich.
Allgemein tun mir das Reiten und die Pferde schon gut, gerade in den jetzigen "Ausnahmesituation". Ich habe natürlich den Vorteil, dass ich "nur" RBs habe, und die nicht zwingend bewegen muss - v.a., da sie sich ohnehin auch in Gruppe selber bewegen. Daher macht es auch nichts, dass ich momentan nicht so oft im Stall bin, was für die Besis auch kein Problem ist.
Meine RL hat auch Verständnis dafür, dass es in der letzten Stunde so gar nicht geklappt hat. Sie kennt mich sehr gut und weiss, wie kopflastig ich bin und dass momentan halt alles auf das Lernen konzentriert ist. Die Pferde selber reagieren auch eigentlich gar nicht gross auf meine Verspannungen, solange ich im Schritt am langen Zügel durch den Wald bummle. Ich bin ansonsten auch genauso ausgeglichen wie sonst und nicht ungeduldiger oder aggressiver - sondern nur verspannter, was mich aber halt schon sehr beschäftigt.
Meditationsübungen und bewusstes Entspannen mache ich auch - funktioniert aber leider gar nicht. Ich war bisher immer jemand, der innerhalb weniger Minuten voll runterfahren und völlig entspannen konnte - jetzt geht das gar nicht mehr. Innerlich kann ich immer noch völlig loslassen (ich fühle mich jetzt auch nicht dauernd gestresst durch die Prüfungen), aber der Körper macht da einfach nicht mit.
Hm, vielleicht muss ich wirklich einfach mal alles so hinnehmen bis Mitte Oktober und dann nach den Prüfungen weiterschauen, ob sich alles wieder normalisiert...

Danke schon mal! Weitere Berichte, Tipps, Erfahrungen immer gerne!
LG, Bea
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Julia
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Beitrag von Julia »

Hallo Bea !
Hast Du evtl. einen guten Hausarzt der Dir Massagen verschreiben würde? So um mal ganz gezielt wohin zu gehen um sich verwöhnen zu lassen? Und danach dann zu den Hoppas?
Liebe Grüße, Julia
Santana
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Beitrag von Santana »

also ich finde es ja schonmal super, wenn man merkt, dass man so verkrampft ist und eigentlich ein einziger "Störfaktor" fürs Pferd.

Was spricht eigentlich gegen eine gewisse kreative Reitpause? Einfach erstmal die andren Dinge mit voller Aufmerksamkeit abarbeiten und erst wieder ernsthaft ans Pferd, wenn man den Kopf auch wieder freier hat?

Es soll doch in erster Linie ein Hobbie sein und Spaß machen
:wink:
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Jewel
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Beitrag von Jewel »

Hallo Bea,

bei mir sieht es im Privaten ähnlich aus. Zwar nicht bedingt durch Prüfungen, aber durch andere Dinge die mich ziemlich mitnehmen.

Ich sehe da mein Pferd als Entspannungsquelle. Ich fahre hin um von den Problemen und Gedanken abzuschalten. An schlechten Tagen vermeide ich "richtiges" Training und hocke mich ein bißchen so auf mein Hoppa und bummel mit ihm durch die Gegend und freue mich über meinen treuen Gefährten oder spiele ein bißchen mit ihm. An guten Tagen gucke ich, daß ich hier und da ein bißchen gutes Training hinbekomme.

Ansonsten sind meine Ansprüche für die Ausbildung meines Pferdes momentan auf dem Null-Punkt. Ich freue mich über mein Pferd und "richtiges" Training kommt früh genug wieder, wenn ich wieder den Kopf dafür habe und alles andere erledigt ist.

Klar ein gewisser "Stress-Faktor" bleibt auch im Alltag. Aber wenn der sich erstmal eingespielt hat, merkt man vermutlich ganz schnell, wann man mit dem Tier richtig arbeiten kann und wann man besser nur ein bißchen Freizeit mit ihm verbringt.
Liebe Grüße Nadine

Im Falle eines Falles, ist richtig fallen alles.
blondschopf
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Beitrag von blondschopf »

Hallo Bea!

Ich finde die Idee mit dem Longieren auch nicht so schlecht. Wenn ich merke dass mir die Körperwahrnehmug fehlt, lasse ich mich ganz gerne mal longieren. Aber ohne Sattel, nur mit Voltigurt und einer dünnen Schabracke.

Ich versuche dann von unten beginnend jeden einzelnen Muskel zuerst stark anzuspannen und dieses anspannen auch zu fühlen, um dann ganz bewusst die Muskelspannung aufzulösen. Am besten klappt das bei mir mit geschlossenen Augen und einem Longenführer dem ich vollkommen vertraue.

Zum Schluss versuche ich wirklich jeden einzelnen Muskel zu entspannen und alles baumeln zu lassen (am besten auch die Seele)

Ich wünsche dir auf jeden Fall für die nächsten schweren Wochen ganz viel Kraft. Gib nicht auf!
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bea
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Beitrag von bea »

Herzlichen Dank für eure Antworten!
Das alles klingt wohl schlimmer, als es tatsächlich ist. Solche Ausnahmesituationen kennen ja wohl die meisten - und die Frage ist dann halt, wie man damit umgeht... Vermutlich erwarte ich einfach mal wieder zu viel von mir selber...

LG, Bea
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GingerCC
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Beitrag von GingerCC »

Also bei mir war das immer so, ich habe permanent beim reiten sondert, wo kann die nächste Schreckstelle sein, wo meine Stute sich erschrecken. Auch konnte ich in der Zeit nie so richtig mich aufs Pferd einlassen, da ich meine privaten und geschäftlichen Probleme nie ganz abgelegt habe beim reiten.

Irgendwann wurde mir klar, daß meine Stute nicht das richtige Pferd für mich war und ich habe mich von ihr getrennt. Inzwischen habe ich wohl das richtige Pferd für mich gefunden, der mir durch seine Nervenstärke und Grundgelassenheit unheimlich viel Ruhe beim reiten gebracht hat. Es wird jetzt von Jahr zu Jahr besser. Auch beim Unterricht habe ich anfänglich immer eine gewisse Zeit gebraucht, um meinen Streß und die Aussenwelt auszuschalten. Das geht aber inzwischen immer besser, weil ich einfühlsame Reitlehrer und Trainer habe, die mich zu beschäftigen wissen. Ausserdem werde ich da inzwischen so geistig gefordert, daß ich gar keine Zeit mehr habe mich auf die Wolperdinger ausserhalb der Bahn oder sonstige Probleme zu konzentrieren. Dieses abschalten und sich voll und ganz auf das Pferd und die Lektionen zu konzentrieren geht inzwischen immer schneller und ich bin total froh darüber. Aber ich musste auch lernen, daß ich Schwächen und Ängste zulassen darf und muß. Wenn ich sie bewußt erlebe und zulasse sind sie nur halb so schlimm, als wenn man sie immer verdrängt.

Ich denke du mußt für dich einen Weg finden, wie du Grundsätzlich wieder zu dir selber finden kannst und zu Ruhe kommst. Ich würde an deiner Stelle auch ruhig weiterreiten. Rede doch mit deinem RL darüber und versuche es doch mal, daß er/sie dich total beschäftigt mit viel Lektionenwechsel und vielen Figurenreiten. Vielleicht schaffst du es so mal abzuschalten. Wäre doch ein Versuch wert!

Es einfach so bis Oktober hinzunehmen wäre auf jeden Fall der falsche Weg. Auch später wirst du immer mal wieder in Streßsituationen kommen und da solltest du Wege zur innererlichen Losgelassenheit finden bzw haben.
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chica
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Beitrag von chica »

Bei mir geht es ja nun zur Zeit auch drunter und drüber. Allerdings habe ich es inzwischen geschafft, die Zeit beim Pferd zum Abschalten zu nutzen. Ich konzentriere mich dann voll und ganz auf das, was ich tun möchte und kann danach oftmals viel klarere Gedanken fassen.

Das gelingt natürlich auch nicht immer, aber es wird immer besser.

Es gibt da einen ganz simplen Spruch von Lao-Tse: "Tue, was Du tust". Soll heißen, konzentriere Dich auf das, was Du gerade machst und nichts anderes. Das gilt auch für so ganz banale Dinge wie Essen. Dinge einfach bewusst wahrnehmen. Dann gelingt es auch leichter, Ordnung zu schaffen.

Vielleicht hilft Dir das auch ein bisschen ;)
LG Ines
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"Die Kritik an anderen hat noch keinem die eigene Leistung erspart."
(Noël Pierce Coward)
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