Gleich lange Zügel in Biegung?

Rund um die klassische Reitkunst

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Cat_85
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Gleich lange Zügel in Biegung?

Beitrag von Cat_85 »

Hallo ihr Lieben!

Da ich grad nicht bei meinem Pony bin beschäfige ich mich grad mal wieder theoretisch mit der Reiterei. Dabei bin ich auf eine Frage gestoßen, wo ich gern eure Mienung/Erfahrung hören würde.

Ich hab schon oft gelesen und gehört, dass die Zügel gleich lang sein sollen. Immer scheinbar, denn was anderes wurde nicht gesagt. Das kam mir immer komisch vor, weil ich es praktisch nicht hinbekommen habe in der Biegung. Letztens habe ich gelesen, ich weiß leider nicht mehr wo, dass das gar nicht geht, da der Halsmuskel des Pferdes an der Außenseite sich ja streckt und somit länger wird. Demnach muss auch der Zügel länger werden. Somit sind die Zügel nicht mehr gleich lang. Das finde ich logisch.
Vor allem beim Seitenwechsel mus man dann aufpassen, die Zügel erst gleichlang stellen, dann umstellen. Ist nicht einfach, ganz klar.

Wie macht ihr das? Sind eure Zügel immer gleich lang? Hab ich da irgendwo einen Knoten im Hirn? Oder ändert ihr die Länge auch nach Bedarf?

Das es natürlich nur um kleine Unterschiede geht ist klar denke ich.
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Samba
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Beitrag von Samba »

Gute Frage!

Also ich kennes verschiedene Varianten:
a) Inneren Zügel aktiv verkürzen
b) Äußeren Zügel aktiv rauslassen
c) Zügel gleich lang, aber durch Drehung der eigenen Schulter in die Biegung geht die äußere Hand mit vor und damit ist die Dehnung der Außenseite möglich. Durch das nachhintenwandern der innen Schulter geht auch die innere Hand zurück, um bei verkürzter Innenseite des Halses nicht die Anlehnung zu verlieren. So gesehen muss man eigentlich mit den Zügeln aktiv nix machen, wenn man nur richtig in der Biegung sitzt (davon ausgehend, dass keine Korrekturen in der Biegung notwendig sind).

Alle Varianten funktionieren bei uns, aber mit unterschiedlich "schönen" Ergebnissen.
a) ist am einfachsten, bringt das Pferd aber auf die innere Schulter (in die Kurve schmeißen)
b) führt spätestens nach ein zwei Biegungswechseln dazu, dass man viel zu lange Zügel hat... *hüstel*
c) ist am schwierigsten, weil das zurücknehmen der Hand durch die innere Schulter kein aktives Ziehen sein darf. Habe ich heute abend gerade aktuell geübt... gab eine schön gedehnte Außenlinie, innen habe ich quasi nix gemacht als auf konstante Anlehnung geachtet.

Das ist meine unbedarfte Erfahrung... mal sehen, was die Experten sagen... :wink:

LG Samba
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Junito
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Beitrag von Junito »

Hm, ich habe eigentlich Sambas Variante C gemacht. Schultern in die Biegung gedreht, Zügel aktiv weder verkürzt noch verlängert. Es hat auch immer funktioniert und schöne Ergebnisse gebracht.

Ich denke, dass man schon sehr flink sein muss, bei jeder Wendung derart das Zügelmaß zu verstellen.
Pferde sind wie guter Sekt - es braucht Zeit und Erfahrung, damit sie perlen können.
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lancia
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Beitrag von lancia »

Also ich mache es auch nach Variante C.

Ich gebe in Wendungen außen nach ohne den Zügel zu verlängern und halte innen Kontakt. Da ich dazu neige, mich zu überdrehen und die äußere Schulter zu weit vor zu bringen, konzentriere ich mich nur darauf, was meine Hände machen und nicht darauf, dass meine äußere Schulter vor muss.

Läuft mir mein Pferd arg über die Schulter weg, greife ich noch mit der inneren Hand am Zügel vor und hebe den Zügel impulsweise aus meiner Schulter nach vorne oben. Ich habe allerdings auch bei einem Western RL unterricht und reite mit Side-Pull, da kommen seitwärts Anzüge halt sehr gut an.
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summer
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Beitrag von summer »

ich mache es auch eher nach variante c - bei bedarf öffne ich dann noch die innere bzw. äußere hand (je nach situation) - wobei ich dann aber nicht den zügel länger lasse, sondern einfach nur nachgebe (war das halbwegs verständlich erklärt? :? )
Sei deines Pferdes Gang unter dir wie die Bahn eines Sterns.
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Carmen
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Beitrag von Carmen »

Ich habe Variante B gelernt und die klappt super.
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lalala

Beitrag von lalala »

Ich reite nach Variante C...B finde ich fürs Pferd total störend, weil kaum jemand in der Lage sein dürfte so schnell und so fein nachzufassen.
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Jen
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Beitrag von Jen »

ich reite bewusst so, dass in der Biegung der innere Zügel leichter wird als der äussere, das Pferd soll ja an den äusseren Zügel herantreten, der äussere Zügel führt, der innere wird leicht, wenn das Pferd die korrekte Stellung und Biegung eingenommen hat, trotz Schulterdrehung, die sich nicht gross auf die Hände auswirken soll, ich fahre ja nicht mit dem Fahrrad ;). Grund für leichterwerden des inneren Zügels: in der Biegung soll das innere Hinterbein mehr vorschwingen und Last aufnehmen und wird durch den inneren Zügel nicht gestört. Gerade auch Lektionen wie Schulterherein haben ja u.a. den Sinn, dass das Pferd an den inneren Hilfen leichter wird, sonst ist das SH fehlerhaft.

Gleichmässiger Kontakt an den Zügeln soll das Pferd gerade-geradegerichtet haben, also erst viel später, wenn das Pferd schon weiter ausgebildet ist und nicht mehr gebogen-geradegerichtet geritten wird.
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smilla
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Beitrag von smilla »

Für Pferde, die noch keine/wenig Idee von der Biegung haben, gefällt mir der Ansatz von Desmond O'Brien: den äußeren Zügel etwas durchrutschen lassen, aber trotzdem weiter Kontakt halten, also nicht Zügel wegschmeißen. Ist ein gutes Korrektur/Hilfsmittel.
Carmen
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Beitrag von Carmen »

@smilla
Das ist Variante B. :wink:
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smilla
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Beitrag von smilla »

Öh, ja. Ich wusste nicht, dass ich das angeben muss. Ich benutze das auch nicht ausschließlich (habe ich ja so auch erst auf dem Kurs kennengelernt).
Carmen
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Beitrag von Carmen »

Musst du ja auch nicht. Ich mache es auch nicht ausschließlich. Im Moment sind wir an dem Punkt, es so ähnlich zu machen, wie Jen es beschreibt. Aber zuvor haben wir eben nach dieser DOB-Variante gearbeitet. Die Pferde lernen so unglaublich schnell, sich von selbst zu stellen.
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Jen
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Beitrag von Jen »

smilla hat geschrieben:Für Pferde, die noch keine/wenig Idee von der Biegung haben, gefällt mir der Ansatz von Desmond O'Brien: den äußeren Zügel etwas durchrutschen lassen, aber trotzdem weiter Kontakt halten, also nicht Zügel wegschmeißen. Ist ein gutes Korrektur/Hilfsmittel.
yep, das ist eine sehr gute variante, gerade bei Pferden die sich fest machen, wenn man am inneren Zügel "abspielen" will.

Ich mache auch gerne diese "vorwärts-paraden" keine ahnung wie korrekt benennen. dabei öffne ich kurz die Finger oder gehe sogar ganz leicht mit der hand vor und dann wieder an den ausgangsort zurück. Anstatt dass ich die Hand schliesse und annehme und wieder nachgebe. ich mach es genau umgekehrt. Das löst pferde sehr schön und v.a. wenn sie gelernt haben der nachgebenden Hand zu folgen, kann man so sehr schön die oberlinie wölben. ist im prinzip ähnliches Prinzip wie in der biegung oben beschrieben. :)
Liebe Grüesslis, Jen
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mellison
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Beitrag von mellison »

Hallo ich hoffe ich darf mich hier auch mit einklinken. Ich denke auch das Variante c die optimalere ist, wobei Variante b eben für gesagte junge Pferde und bzw. neu lernende auch sehr gut ist.

Nun habe ich im Moment bei meiner Stute das Problem das keine Variante so richtig funktioniert. Immer wenn ich die Hand wechseln möchte kommt sie mit dem Kopf hoch und nimmt den Kopf nach außen und "schmeißt" sich eher um die Kurve. Dann bracht es erst wieder einen Moment eh ich sie habe. Prinzipiell kann sich sich aber gut biegen, wenn ich auf kleine Wendungen gehe kann sie es auch, halt nur bei Handwechseln bin ich im Moment am Verzweifeln.

Habt ihr eine Idee?
LG mellison

Reiten ist ganz einfach denn du brauchst fast nichts machen. Reiten ist aber auch ganz schwer denn du darfst auch fast nichts machen.
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ninischi
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Beitrag von ninischi »

Angestrebt wird doch im Prinzip überall Variante C, oder?
Aber in der Regel gibt es Ausnahmen und diese bestätigen die Regel: Ich helfe einem Mädchen aus dem Stall mit ihrem Tinker. Der hat nun schon gelernt, dass er bei der Bahnarbeit nicht gefressen wird und kann zuhören. An der Longe kann er sich auch schon sehr schön biegen. Aber unter dem Reiter fällt es ihm sehr schwer. Der längere äußere Zügel hilft ihm, zu verstehen, was er überhaupt soll.
"Reiten ist die Suche nach Schönheit, Geradlinigkeit und Wahrheit."
Nuno Oliveira
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