Mit einem Zügel rückwärts??

Rund um die klassische Reitkunst

Moderatoren: Julia, ninischi, Janina

Benutzeravatar
*Claudius*
User
Beiträge: 225
Registriert: Do, 28. Feb 2008 12:44
Wohnort: Kirchheim u. Teck

Mit einem Zügel rückwärts??

Beitrag von *Claudius* »

Hey,

ich bin ja eher Neuling, was klassisches Reiten angeht und bin grad dabei, das Buch "Feines Reiten" von Jean-Claude Racinet zu lesen.
Er schreibt vom separeten Einsatz der Hilfen und schlägt vor, um eine feine Hand zu entwickeln mit nur einem Zügel rückwärtszurichten oder zu springen.
Könnt ihr mir sagen, wie das gehen soll? Ohne Zügel rückwärtsrichten kann ich mir ja noch vorstellen, aber mit einem Zügel???

Liebe Grüße von der ratlosen Andi :?
Auch das unerfahrenste Pferd kann dem besten Reiter noch etwas lehren.
-----------------------------------
Das mir mein Pferd das Liebste sei,
sagst du oh Mensch, sei Sünde.
Das Pferd blieb mir im Sturme treu,
der Mensch nicht mal im Winde.
horsman
User
Beiträge: 2879
Registriert: Mo, 25. Sep 2006 12:04
Wohnort: NRW

Beitrag von horsman »

an welcher Stelle im Buch ist das?

Ich kenne das Reiten mir einem Zügel (bei JCR) nur zu Übungszwecken, um überhaupt mal ein Gefühl dafür zu kriegen, nicht ständig beide Zügelseiten gegeneinander wirken zu lassen und was passiert, wenn mal eine Seite gar nicht anfasst.. Dafür macht es auch Sinn, ansonsten denke ich, sollte man schon dauerhaft mit beiden Zügeln in den Händen reiten.
Benutzeravatar
*Claudius*
User
Beiträge: 225
Registriert: Do, 28. Feb 2008 12:44
Wohnort: Kirchheim u. Teck

Beitrag von *Claudius* »

horsmän hat geschrieben:an welcher Stelle im Buch ist das?
relativ weit am Anfang. Unter 1.Theorie II der separate Einsatz der Hilfen. Bei mir ist's auf Seite 39 :D
horsmän hat geschrieben:...ansonsten denke ich, sollte man schon dauerhaft mit beiden Zügeln in den Händen reiten.
ich hatte das im Buch auch eher so verstanden, dass man nicht mit beiden Zügeln gleichzeitig eine Hilfe geben sollte und nur zum üben/erfühlen, soll man eben mal rückwärts mit einem Zügel
Auch das unerfahrenste Pferd kann dem besten Reiter noch etwas lehren.
-----------------------------------
Das mir mein Pferd das Liebste sei,
sagst du oh Mensch, sei Sünde.
Das Pferd blieb mir im Sturme treu,
der Mensch nicht mal im Winde.
Benutzeravatar
Alix_ludivine
User
Beiträge: 2140
Registriert: Mo, 25. Sep 2006 07:06
Wohnort: Annaberg im schönen Erzgebirge
Kontaktdaten:

Beitrag von Alix_ludivine »

@Claudius
Ist die Textstelle sehr groß? Kannst Du Dir vielleicht die Arbeit machen und die als Zitat hier mit reinstellen?

LG Alix
"Erst gehen lernen, dann dressieren" (Udo Bürger)
Benutzeravatar
*Claudius*
User
Beiträge: 225
Registriert: Do, 28. Feb 2008 12:44
Wohnort: Kirchheim u. Teck

Beitrag von *Claudius* »

Alix_ludivine hat geschrieben:Ist die Textstelle sehr groß? Kannst Du Dir vielleicht die Arbeit machen und die als Zitat hier mit reinstellen?
Die Textstelle nicht, aber ich bin mir nicht sicher, ob es dadurch klarer wird. Er schreibt:
Um eine feine Hand zu entwickeln, d.h. um zu lernen, gleichzeitig wirkungsvoll und sanft zu sein, möchte ich hier zwei Übungen vorschlagen:

1. Rückwärtsrichten mit nur einem Zügel (wobei der andere vollkommen hingegeben wird).
2. Ein vertikales Hindernis von etwa 1,00m bis 1,10m mit nur einem Zügel springen (und dazu sollte man den anderen Zügel total abnehmen, um absolut nicht in die Versuchung zu kommen, ihn einzusetzen).

Es kann als allgemeine Regel gelten, dass man es sich zur Gewohnheit machen soll, stehts nur mit jeweils einem Zügel einzuwirken. Das gilt unabhängig davon, welche Übung man unternimmt...
Auch das unerfahrenste Pferd kann dem besten Reiter noch etwas lehren.
-----------------------------------
Das mir mein Pferd das Liebste sei,
sagst du oh Mensch, sei Sünde.
Das Pferd blieb mir im Sturme treu,
der Mensch nicht mal im Winde.
lalala

Beitrag von lalala »

Es kann als allgemeine Regel gelten, dass man es sich zur Gewohnheit machen soll, stehts nur mit jeweils einem Zügel einzuwirken. Das gilt unabhängig davon, welche Übung man unternimmt...
Wie sagt mein RL immer so schön: ein Zügel tut gut, zwei Zügel tun weh ! :D
Benutzeravatar
Josatianma
Admin
Beiträge: 12317
Registriert: Di, 19. Sep 2006 20:50
Wohnort: Reichshof

Beitrag von Josatianma »

Ich stelle es mal eben ein:

Um eine feine Hand zu entwickeln, d.h. um zu lernen gleichzeitig wirkungsvoll und sanft zu sein, möchte ich hier zwei Übungen vorschlagen:

1. Rückwärtsrichten mit nur einem Zügel (wobei der andere vollkommen hingegeben wird).
2. Ein vertikales Hindernis von etwa 1,00 m bis 1,10 m mit nur einem Zügel springen (und dazu soll man den anderen Zügel total abnehmen, um absolut nicht in die Versuchung zu kommen, ihn einzusetzen).

Es kann als allgemeine Regel gelten, dass man es sich zur Gewohnheit machen soll, stets nur mit jeweils einem Zügel einzuwirken. Das gilt davon, welche Übung man unternimmt. ...


S. 39, Jean-Claude Racinet, Feines Reiten
Liebe Grüße, Sabine

Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren

"Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt" Mahatma Gandhi
Benutzeravatar
Alix_ludivine
User
Beiträge: 2140
Registriert: Mo, 25. Sep 2006 07:06
Wohnort: Annaberg im schönen Erzgebirge
Kontaktdaten:

Beitrag von Alix_ludivine »

Joa... Wer das kann...
Ich denke, es geht eigentlich darum, sich nicht unbewußt an einen Zügel zu klammern... Ähnlich wie mit den anderen Hilfen - nur das Einsetzen, was man braucht und will, alles andere hat Pause.
D.h. wenn Du nur einen Zügel in der Hand hast und den anderen völlig frei und Du hälst Dich an dem einen Zügel fest oder wirkst unbewußt ein, dann hast Du die Reaktion sofort am Pferd, weil der andere Zügel nix korrigieren kann.
Wie genau Racinet das Rückwärtsrichten reiten läßt, weiß ich jetzt nicht, aber mit der Hand an nur einem Zügel vermeidet man zumindest das Rückwärtsrichten durch Rückwärtsziehen..
Ähnlich beim Springen...

LG Alix
"Erst gehen lernen, dann dressieren" (Udo Bürger)
Benutzeravatar
Jen
User
Beiträge: 3007
Registriert: Mo, 25. Sep 2006 08:12
Wohnort: CH
Kontaktdaten:

Beitrag von Jen »

Könnte es sich hier nicht um Trensen- und Kandarenzügel handeln? Und nicht rechts- oder links-Zügel? Also, auf die Textstelle bezogen: dass man den Kandarenzügel für das rückwärtsrichten bzw. überwinden des Hindernisses gänzlich abschnallt? Es würde für mich keinen Sinn machen den linken Zügel abzumachen und nur mit dem rechten zu springen...?
Liebe Grüesslis, Jen
***
Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
horsman
User
Beiträge: 2879
Registriert: Mo, 25. Sep 2006 12:04
Wohnort: NRW

Beitrag von horsman »

doch, doch, er meint das schon mit nur einem Trensenzügel an einer Seite.
Wie er auch schreibt, ist es eine Übung um Verständnis und Gefühl beim Reiter zu entwickeln. Ich habs mal auf einem Kurs gesehen, dass er einen Teilnehmer mir nur einem Zügel reiten lies. Erst Volten, dann Volte immer größer, bis schließlich gerade dabei heraus kam.

Rückwärts mit einem Zügel...werd ich mal probieren. Im Moment denke ich aber, dass mein Pferd den Hals dann abbiegt und nicht gerade zurück treten wird...mal sehen was passiert

Springen mir einem Zügel muss ich nicht haben. Ganz ohne Zügel in einer Reihe ja, aber mit einem Zügel anreiten, wie will man da ein ev. ausbrechen korrigieren???

Aber generell ist die Aussage, dass man die Handaktionen beider Seiten sehr wohl gut aufeinander abstimmen muss um nicht die Seiten gegeneinader wirken zu lassen, ein SEHR WICHTIGES und SCHWIERIGES Thema, da hat der Mann wohl recht.
Benutzeravatar
Barbara I
User
Beiträge: 243
Registriert: Mi, 16. Jan 2008 19:53
Wohnort: Koblenz

Beitrag von Barbara I »

Ich glaube, es geht einfach darum, sich unabhängig vom ziehenden Zügel zu machen. Ich habe das Buch gelesen und verstehe es im Kontext so.

Wie auch der Sprung über ein Hindernis mit nur einem Zügel.

Es geht meines Erachtens nicht drum, jetzt immer nur mit einem Zügel zu reiten, sondern nur mal zu schauen, ob man sein Pferd noch reiten kann, wenn man eben nicht mehr an den Zügeln ziehen darf. Wenn man einen Zügel hat, kann man damit nur freundlich begrenzen, aber eben nicht "zwingen".

Wenn man das Pferd dann mit dem einen Zügel "rumzieht", hat man vorher schon was falsch gemacht.


Ich kann mein Pferd übrigens auch ohne Zügel rückwärts reiten - kooperative Arbeitsatmosphäre vorausgesetzt :wink:
Man muss das Pferd nur gut am Sitz haben und die richtigen Körpersignale geben (und die falschen weglassen...)
sinsa
User
Beiträge: 882
Registriert: Di, 13. Nov 2007 19:32
Wohnort: berlin

Beitrag von sinsa »

@Barbara I Ich glaube ohne Zügel reiten könnte hier jeder verstehen und nachvollziehen. Aber mit einem Zügel reiten macht für mich nur bedingt einene Sinn. Da kommt es doch immer auf den Ausbildungsstand von Pferd und Reiter an. Mal ist der innere Zügel wichtiger, mal der äAußere Zügel etc. Was soll das Pferd denn sagen, wenn ich in der Ausbildung gerade dabei bin, ihn den äußeren Zügel zu erklären und dann versuche mit einem Zügel zu reiten und der Zügel dann je nach Richtung mal innerer und mal äußerer ist? :kopfkratz:

An einem Zügel rückwärts zu richten macht für mich auch irgendwie so gar keinen Sinn. Ohne Zügel aber schon. Oder übersehe ich da gerade was? :kopfkratz:
Benutzeravatar
*Claudius*
User
Beiträge: 225
Registriert: Do, 28. Feb 2008 12:44
Wohnort: Kirchheim u. Teck

Beitrag von *Claudius* »

sinsa hat geschrieben:

An einem Zügel rückwärts zu richten macht für mich auch irgendwie so gar keinen Sinn. Ohne Zügel aber schon.
So dachte ich es auch... so genau hab ich jetzt immer noch nicht verstanden, was er damit bezwecken will.
Ihr habt geschrieben, dass dann eben der andere, zur Not, korrigierende Zügel fehlt. Das ist mir auch klar, aber ich find, dass gerade die Übung Rückwärtsrichten mit nur einem Zügel wenig Sinn macht. Da versteh ich den Sinn nicht. Dann lieber gleich ohne Zügel...
Auch das unerfahrenste Pferd kann dem besten Reiter noch etwas lehren.
-----------------------------------
Das mir mein Pferd das Liebste sei,
sagst du oh Mensch, sei Sünde.
Das Pferd blieb mir im Sturme treu,
der Mensch nicht mal im Winde.
Benutzeravatar
amara
User
Beiträge: 2710
Registriert: Mo, 02. Apr 2007 23:44
Wohnort: Ravensburg

Beitrag von amara »

Das war auch definitiv eine Stelle im Buch, die mir mehrfach aufgestoßen ist und die ich bis jetzt nicht verstehe. Irgendwie seh ich immer noch nicht so recht den Sinn darin. Er spricht ja sogar vom Aushängen des anderen Zügels. Also wirklich nur ein einzelner Zügel.
Benutzeravatar
Francois
User
Beiträge: 157
Registriert: Do, 12. Okt 2006 12:41
Wohnort: Fulda

Beitrag von Francois »

amara hat geschrieben:Das war auch definitiv eine Stelle im Buch, die mir mehrfach aufgestoßen ist und die ich bis jetzt nicht verstehe. Irgendwie seh ich immer noch nicht so recht den Sinn darin. Er spricht ja sogar vom Aushängen des anderen Zügels. Also wirklich nur ein einzelner Zügel.
das Reiten mit nur einem Zügel dient der Schulung des reiterlichen Feingefühls. Jedes einseitige Zuviel ist schädlich und kann, wenn überhaupt nur noch von befähigten Reitern mit einem ausgeprägt gutem Sitz korrigiert werden. Ganz zu schweigen von den negativen Folgen für die Halswirbel bei falschem dauerhaften Knick. Es ist nicht verwunderlich, dass gerade Racinet dies einbringt. Wenn man sich mit Ihm befasst, wird sehr schnell deutlich, dass die Arbeit mit dem Zügel einen wesentlichen Schwerpunkt seiner Reitweise darstellt. Wohl wissend, dass diese Konzentration auf das händische Bearbeiten des Pferdemaul und -halses sehr viel Unheil anrichten kann, versucht er sich mit solchen Übungen wieder zu rehabilitieren. Das ist aus meiner Sicht sehr löblich und unterscheidet Ihn von anderen „französischen“ Ausbildern. Ob ihm das aber gelingt, mag jeder selber urteilen.

Es gab Zeiten, da hat man das Reiten mit zwei Zügelhänden nur belächelt. So etwas wurde, wenn überhaupt, nur den absoluten Anfängern für kurze Zeit erlaubt, dann meistens am Kappzaum verschnallt. Für den jungen Adel der damaligen Zeit ein absolutes „NoGo“. Reiten bedeutete einhändige Zügelführung, was große Anforderungen an den Sitz und Körperbeherrschung stellte und auch heute noch stellt.

Ich kenne das Reiten mit nur einem Zügel aus dem Reitunterricht bei Kurt Albrecht. Er demonstrierte so ganz gerne mal die Wichtigkeit des äußeren Zügels, indem er gebogene Linien zeitweise nur mit dem äußeren Zügel reiten lies. So manchem eingefleischten Zweihandreiter führte das gnadenlos die reiterlichen Defizite vor Augen.

Viele Grüße

Francois :wink:
C'est dans la légèreté que repose l'équitation savante.
Antworten