amara hat geschrieben:Das war auch definitiv eine Stelle im Buch, die mir mehrfach aufgestoßen ist und die ich bis jetzt nicht verstehe. Irgendwie seh ich immer noch nicht so recht den Sinn darin. Er spricht ja sogar vom Aushängen des anderen Zügels. Also wirklich nur ein einzelner Zügel.
das Reiten mit nur einem Zügel dient der Schulung des reiterlichen Feingefühls. Jedes einseitige Zuviel ist schädlich und kann, wenn überhaupt nur noch von befähigten Reitern mit einem ausgeprägt gutem Sitz korrigiert werden. Ganz zu schweigen von den negativen Folgen für die Halswirbel bei falschem dauerhaften Knick. Es ist nicht verwunderlich, dass gerade Racinet dies einbringt. Wenn man sich mit Ihm befasst, wird sehr schnell deutlich, dass die Arbeit mit dem Zügel einen wesentlichen Schwerpunkt seiner Reitweise darstellt. Wohl wissend, dass diese Konzentration auf das händische Bearbeiten des Pferdemaul und -halses sehr viel Unheil anrichten kann, versucht er sich mit solchen Übungen wieder zu rehabilitieren. Das ist aus meiner Sicht sehr löblich und unterscheidet Ihn von anderen „französischen“ Ausbildern. Ob ihm das aber gelingt, mag jeder selber urteilen.
Es gab Zeiten, da hat man das Reiten mit zwei Zügelhänden nur belächelt. So etwas wurde, wenn überhaupt, nur den absoluten Anfängern für kurze Zeit erlaubt, dann meistens am Kappzaum verschnallt. Für den jungen Adel der damaligen Zeit ein absolutes „NoGo“. Reiten bedeutete einhändige Zügelführung, was große Anforderungen an den Sitz und Körperbeherrschung stellte und auch heute noch stellt.
Ich kenne das Reiten mit nur einem Zügel aus dem Reitunterricht bei Kurt Albrecht. Er demonstrierte so ganz gerne mal die Wichtigkeit des äußeren Zügels, indem er gebogene Linien zeitweise nur mit dem äußeren Zügel reiten lies. So manchem eingefleischten Zweihandreiter führte das gnadenlos die reiterlichen Defizite vor Augen.
Viele Grüße
Francois

C'est dans la légèreté que repose l'équitation savante.