Da hast Du Dir aber eine elegante junge Dame zugelegt!
Vorneweg: Ich bin nun wirklich nicht der große Islandpferdekenner. Daher würde ich Dir, wenn ich das hier darf, für weitergehende Fragen zu einen Besuch bei "uns" im Biomechanikforum raten. Da findest Du viele und vor allem weiter fortgeschrittene Isileute, die sich um eine "klassische" Ausbildung für ihr Gangpferd bemühen, vorne halten und hinten Druck machen ablehnen und sich an der Ausbildungsskala orientieren. Du findest dort Leute, die nach Karl, Branderup, klassisch Deutsch, FN, oder sonstwie ausbilden, aber auch viele aus dem Lager der Sitzschuljunkies (das ist nett gemeint

) oder dem Centered Riding
Ich finde Deine Idee, die Grundausbildung nachzuholen bzw. zu vertiefen sehr gut. Mir ging es ähnlich, wie Dir. Ich bin andere Pferde getöltet und auch welche, die sich wesentlich schwerer damit taten, als meiner. Nur meinen konnte ich nicht tölten. Meiner hat sich lange Zeit immer festgemacht, wenn ich einen Versuch in die Richtung unternommen habe und so bin ich zwei Jahre überhaupt nicht getöltet, außer wenn er mal ein paar Schritte von sich aus lief, dann habe ich das genossen, aber mehr habe ich nicht gemacht. Ungefähr alle halbe Jahre habe ich lediglich mal nachgefragt, ob er denn vielleicht nicht doch mal tölten wollte und habe es jedesmal wieder abgebrochen. Bei meinem war es ein beinahe reines Kopfproblem und dazu kam, dass ich mit meinem Sitz nicht richtig in der Lage war die richtige Spannung und oder Entspannung zu geben. Mit steigender Ausbildung
von uns beiden! bot er mir irgendwann letztes Jahr immer mal wieder ein paar Schrittchen an. Diese habe ich jedesmal mit echter Freude, die vom Herzen kam entgegengenommen und gelobt. Ich selber habe wenig bis nichts getan, ausser mich in die Bewegungen einzufühlen und zu erspüren, wie ich ihn am wenigsten störe. So konnte ich ihn dann nach undn nach immer mehr unterstützen und nun üben wir bei jedem Ausritt und verlängern nach und nach die Strecke. Zur Zeit ist es meine Hauptaufgabe, ihm klarzumachen, dass er noch nicht so schnell tölten kann, wie er gerne möchte
Aus meiner Erfahrung ist, bei guter Veranlagung zum Tölt, das schwierigste der Anfang. Man muß sie so weit ausbilden, dass ihnen wirklich klar ist, dass reiten und damit alle Hilfen, die man gibt, eine Form der Kommunikation ist. Auch wenn man sich noch so viel Mühe gibt, am Anfang muss man bei den allermeisten Pferden oft wesentlich mehr machen, als man wirklich will und da ist es ein enormer Vorteil, wenn sie begreifen, dass man sie nicht einfach stressen will oder sie verspannen will, damit sie tölten. So kann man zwar viele Pferde tölten, es ist aber nicht gerade das, was ich unter reiten verstehe und es ist meiner Meinung nach auch nicht korrekt oder gar pferdeschonend. Es ist also eine Gratwanderung. Man muss mit Spannungen, die vom Reiter ausgehen spielen und man muss auch immer wieder mal Paraden geben. Das kann man nur dann ordentlich bzw. fair machen, wenn das Pferd soweit ist, diese ohne zu verspannen annehmen und umsetzten kann. Ich habe unsere ersten Schritt zum Tölt übrigens gebisslos absolviert. Das war eine große Hilfe für uns, wei lich vorne auch mal "was machen" konnte, ohne ihm dabei mit dem Gebiss gleich unverhältnismäßig harte bzw. lange Paraden geben zu müssen. Stichwort hier ist das viel geliebte auseinanderbrechen. Will sagen, ich konnte ihm eine Art von "Stütze" bieten, die er hin und wieder gebraucht hat, um nicht sofort wieder auseinander zu fallen. Ich meine damit wirklich eine kurze Stütze und nicht 20Kg in der Hand, die ich dann meterweise ziehe

Ein weiteres "Problem" ist die Gangart, die man zu Beginn wählt, um zu tölten. Toll wäre es logischerweise, wenn das aus dem Schritt klappt. Aus dem Schritt heraus ist es aber sehr, sehr anstrengend zu tölten. Entweder man wählt ein langsames Tempo, dann kostet es die Pferde eine wahnsinns Kraft. Aus dem Schritt in den Schnellspurt ist eigentlich kaum ausführbar, wenn man es ohne grobe Einwirkung machen will.
Meiner bot mir die ersten zwei Jahre meist dann Tölt, wenn meine Parade aus dem Galopp in den Trab zu lange gehalten wurde. Das ging eigentlich dennoch recht gut, hatte aber den Nachteil, dass man daraus in einem doch recht hohem Tempo Tölt ankommt. Auch das muss man dann also wieder abwägen, was für einen am besten paßt.
Ich glaube, aus diesen ganzen Dingen wird schon recht klar, dass das Gangpferdereiten irgendwie immer ein wenig individuell ist. Da spielt alles mit rein und die Spannungen von Pferd und Reiter abzugleichen ist eine der größten Schwierigkeiten. Aus meiner bisherigne Erfahrung kommt noch dazu, dass der Tölt irgendwie auch eine Gangart ist, die Stimmungsabhängig ist. Man braucht, mal ab von der Veranlagung, ein Pferd mit ordentlichem Vorwärtsdrang. Je extrovertierter und gutgelaunter das Pferd ist, desto besser klappt es mit diesem Gang.
Verspannt das Pferd aus welchem Grund auch immer, wird es krampfig und oder passig. Nun rechnet man noch dazu, dass es "die" Tölthilfe einfach nicht gibt und man sich das von Pferd zu Pferd erarbeiten muss, dann wird einem einiges klarer. Multipliziert man dazu die Fähigkeit, die Beine in allen möglichen und unmöglichen Takten zu würfeln, dann ist das Ergebnis hin und wieder schlicht erschreckend
Beobachte Lysing mal, wann sie welchen Taktfehler bringt. Das kann ein Schlüssel dazu sein, wie Du sie "besser" reiten kannst
Zur Doppellonge: Ich nutze schlicht ALLES, was mein Pferd zur Mitarbeit und zum lernen motiviert. Meiner mag die Longe nicht und findet interessanterweise aber die DoLo akzeptabel, obwohl ich damit ein echter Analphabet bin

Ich habe mir gerade letzte Woche eine DoLo zugelegt.
Sorry übrigens, dass dieser Fred sich hier nun so weit weg von der ursprünglichen Frage entwickelt hat. Es tut mir leid, aber irgendwie ist das immer so, wenn es um Fragen des Gangwerkes geht: man kann es selten einfach mal so beantworten und kommt fast immer automatisch vom hundersten ins tausendste
