Hallo Jen,
vielen Dank für Deine Antwort!
Jen hat geschrieben: Deshalb gestehe ich, halte ich persönlich nicht viel von dieser ständigen hohen Hand, bei jeder unerwünschten Kopfhaltungsänderung des Pferdes, weil es nur das symptom, nicht aber die Ursache bekämpft. Nämlich der mangelnde Energiefluss aus der HH, die Kraft der HH, welche irgendwo im Rücken stecken bleibt oder seitlich ausweicht, statt durch den Körper hindurch nach vorne zu gehen.
Daher rührt auch so ein bisschen meine Motivation zu diesem Thread um zu sehen wie es anders gelöst werden kann / gelöst wird und wie das dann im Endergebnis aussieht
Deshalb ist mir auch so immens wichtig, dass mein Pferd lernt unter dem Sattel oder alternativ an der Doppellonge Zügel aus der Hand kauen und auch in der Tiefe immer noch den gleichen Kontakt zur Hand behalten, wie in der Arbeitshaltung. Das ist schwierig! Und wenn das Pferd mal den Kontakt verliert, dann verliert es das immer aufgrund eines kurzmachens, eines festmachens. Auf dieses festmachen reagiere ich mit einem vorwärtsimpuls am Bein bzw. Peitsche. Der muss so weich und sanft sein, dass das Pferd nicht überreagiert und davoneilt, sondern eher die Idee hat, die etwas schleppende HH wieder flinker zu machen.
Ich habe meine Arbeit in der letzten Zeit sehr auf diesen Punkt hin überprüft und gemerkt, dass der Vorwärtsimplus tatsächlich teilweise nicht so durchkam wie er hätte sollen, denn um so das Festmachen zu lösen, muss die Reaktion schon auf sehr sanfte Signale hin kommen, oder? Das habe ich etwas aufgefrischt, bzw. verfeinert und das Ergebnis fühlt sich gut an.
Trotzdem: Hälst Du es unter keinen Umständen für sinnvoll dem Pferd analog zu vermitteln, gerade wenn es ein Pferd ist, welches sich systematisch hinter dem Zügel verkriecht (bezieht sich nicht auf meinen) dass es auf ein Signal hin das Genick wieder öffnet und/oder v.a. lernt durch ein Action-Reaction den Kontakt ganz aktiv herzustellen?
Die Frage kommt mir vor allem, weil ich irgendwann mal gelesen habe, dass l'Hotte (ich glaube er war's, ich bin nicht mehr zu 100% sicher) bei Pferden die permanent hinter dem Zügel waren mit Stöcken statt der Zügel ritt um den Kopf tatsächlich nach vorne
schieben zu können um daraus überaupt erst wieder zu einem Vorwärts zu kommen
Ich fand das sehr spannend, weil es glaube ich wirklich diese Reihenfolge und damit genau der umgekehrte Zusammenhang wie üblich war: Nase vor --> Vorwärts und nicht wie sonst Vorwärts --> Nase vor.
Und tatsächlich frage ich mich schon ob es nicht Situationen gibt in denen der Impuls aus der HH nicht bis vorne fließen kann, weil Kopf und Hals blockiert sind.
Ich weiß, wie verschrien das aktive Einfordern der DH
auch durch die Hände ist (denn Fleiß und Implusion gehören für mich da schon auch dazu), aber ist es denn so falsch auch diese Möglichkeit in petto zu haben? Ein Pferd was schrittweise (und ja schon über Konditionierung, das geb ich zu) gelernt hat sich dieses Gebiss einfach zu "schnappen", bleibt vor der Senkrechten weil es gelernt/verstanden hat, dass es den Kontakt selbst und aktiv gestalten kann (idealerweise auch durch einen mobilen UK, wodurch der Kontakt noch leichter und sanfter wird).
Mir ist schon klar, dass das sehr mechanisch wirkt, aber kann das nicht trotzdem eine Bereicherung sein? Für mich ist das schon ein Bausteinchen im ganzen System - zusätzlich nicht ausschließlich. Aber es ist ein zusätzlicher Lernschritt, der auf das Verstehen abzielt.
Zu meiner Arbeit kann ich vielleicht noch sagen, dass es für mich auch nicht das Korrekturmittel per se ist. Wie gesagt bin ich ganz dankbar dafür, dass ich durch Deine Antwort nochmal den Vorwärtsimpuls überprüft habe, das hat sehr viel gebracht. Dennoch habe ich das Gefühl, dass es beides braucht... ich wäre gespannt was Du zu dem Fall von l'Hotte sagst, denn ich habe manchmal schon das Gefühl, dass es Momente gibt in denen es sich lohnt auch mal mit der Korrektur weiter vorne anzusetzen um schließlich wieder von hinten nach vorne arbeiten zu können.
Liebe Grüße!
Knowi
Edit: Ein Satz hat völlig sinnlos geendet, jetzt ist's besser

Jedes Werden in der Natur, im Menschen, in der Liebe muss abwarten, geduldig sein, bis seine Zeit zum Blühen kommt.
Dietrich Bonhoeffer