V/a in "Physio und Massage bei Pferden"

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knowi
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V/a in "Physio und Massage bei Pferden"

Beitrag von knowi »

Hallo zusammen!

Ich habe vor kurzem ein bisschen in "Physiotherapie und Massage bei Pferden" von Jean-Marie Denoix und Jean-Pierre Pailloux quergelesen und habe unter "physiotherapeutische Analyse der Arbeit bei vorwärts-abwärts bei gesenktem Hals" folgendes gelesen (S.185):
"Die Überlastung der Vorhand in dieser Haltung steigert die Arbeit der Muskelgurte, die die Aufhängung des Rumpfes zwischen den beiden Vordergliedmaßen gewährleisten (siehe Eperon [....]) Auf diese Weise trägt die Entwicklung der Mm. pectorales und serrati zu einer verbesserten Unterstützung bei und sorgt für eine stärkere Entlastung der Vorhand, sobald der Hals wieder in seine natürliche Haltung zurückgelassen wird."
Wenn ich ehrlich bin macht mir die Formulierung ein bisschen Mühe mir vorzustellen wie das genau gemeint ist. Kann mir das jemand von Euch erklären?

Heißt das einfach, dass durch die Arbeit im v/a langfristig die Muskulatur gekräftigt wird, die nötig ist, damit das Pferd später auch in Aufrichtung gehen kann / den Wiederrist anheben kann (und spielt hier nicht auch das Nackenband noch eine maßgebliche Rolle?)? Oder was ist mit der anschließenden Entlastung der VH gemeint?
Und es geht schon um eine langfristige Sicht, oder? Also die stärkere Entlastung kommt mit dem Muskelaufbau und nicht per se nachdem man im v/a gearbeitet hat, oder?

Liebe Grüße!
Knowi
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Was ist denn mit der "natürlichen Halshaltung" gemeint?
Es grüsst ottilie
~~~~~~~~~
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knowi
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Beitrag von knowi »

Das hab ich mich im Nachhinein auch gefragt... ich habe mir allerdings nur ein paar Auszüge abgeschrieben, habe das Buch nämlich selber nicht. In den Abschnitten, die ich kopiert habe wird's nicht präzisiert, hab gerade nochmal nachgeguckt, aber zwischendrinfehlt ein Teil. Ich weiß allerdings nicht mehr ob da darauf eingegangen wurde :kopfkratz:
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Kita
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Beitrag von Kita »

Beim gut gemachten v/a mit aktiver Hinterhand und zwar relativ tiefem Hals aber nicht hängendem, sondern arbeitender Halsmuskulatur und natürlich auch Rückenmuskulatur und hochkommendem Rücken trainiert man gut die Muskelgruppen, die später notwendig sind um die Kraft zu haben in gesunder Versammlung zu gehen und auch den WR anzuheben, wie Du geschrieben hast.
Wobei ich der Ansicht bin, dass hierfür die Art der Bewegung maßgeblich ist und nicht die vermehrte Belastung der Vorhand, da zum einen ein auf der Vorhand latschendes Pferd nicht aktiv v/a geht und somit die Muskelgruppen auch nicht wie oben beschrieben trainiert werden können und zum anderen es Messungen gab, die gezeigt haben, das die tatsächliche Verschiebung des Gewichts auf die Hinterhand in der Versammlung marginal ist ...der Nutzen ergibt sich eher aus biomechanischen Vorteilen dieser Haltung.

Zum o.g. Zitat: Die Mm. pectoralis, also die Brustmuskeln haben als Hauptaufgabe eine Tragefunktion. Der Rumpf des Pferdes ist nur muskulär und nicht über ein Schlüsselbein wie beim Menschen mit der Vordergliedmaße verbunden. Die Mm. serrati (im Halsbereich und im Bereich hinter der Schulter->Rippen) sind eher mit der Bewegung der gesamten Gliedmaße via Schulterbewegung beschäftigt. Die können im aktiven v/a auf jeden Fall schön arbeiten ohne Daueranspannung und werden auch wechselseitig gut gedehnt.
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Gawan
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Beitrag von Gawan »

Kita hat geschrieben: ... und zum anderen es Messungen gab, die gezeigt haben, das die tatsächliche Verschiebung des Gewichts auf die Hinterhand in der Versammlung marginal ist
Hier würde mich eine Quellenangabe interessieren. Wer hat die Messungen gemacht und mit welchen Pferden? Wie "marginal" ist nach solchen Messungen die Verschiebung des Gewichts in einer Levade?
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Traumdauterin
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Beitrag von Traumdauterin »

Gawan hat geschrieben:
Kita hat geschrieben: ... und zum anderen es Messungen gab, die gezeigt haben, das die tatsächliche Verschiebung des Gewichts auf die Hinterhand in der Versammlung marginal ist
Hier würde mich eine Quellenangabe interessieren. Wer hat die Messungen gemacht und mit welchen Pferden? Wie "marginal" ist nach solchen Messungen die Verschiebung des Gewichts in einer Levade?
ich kenne die messungen auch, kann dir aber nicht mehr genau sagen, woher.
es ging dabei allerdings um das "normale" reiten, nicht um levaden, hohe schule o.ä. - was man sich ja sicherlich denken kann....und welcher otto-normal-reiter gelangt schon mit seinem pferd bis zu einer levade.
Frage mich nach der Poesie in der Bewegung, Schönheit, Intelligenz und Kraft und ich zeige Dir ein Pferd.
Kita
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Beitrag von Kita »

War in den USA mit Gewichtssensoren...die forschen da viel mehr als bei uns...habs noch irgendwo abgeheftet...aber nur spaßeshalber stundenlang raussuchen...

Levade zählt für mich nicht zur Fortbewegung in der Versammlung sondern ist ein relativ statischer Moment und da ist natürlich das Gewicht auf der Hinterhand ...wie sollte es auch anders sein...tut hier aber nichts zum Thema.
Es kommt faktisch nicht zu so einer großen Gewichtsverschiebung wie es optisch scheint in der Versammlung.
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Gawan
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Beitrag von Gawan »

Möglicherweise handelt es sich um die Studien von Hilary Clayton. Nach diesen zeigen Sportdressurpferde kaum eine Verlagerung des Gewichts auf die Hinterhand. Dagegen zeigten Tests mit einem Pferd, das von Paul Belasik geritten wurde, sehr wohl Verlagerungen des Gewichts. Nun sehen Piaffen bei Dressurprüfungen auch meist anders aus als klassische Piaffen. Daher spielt es meiner Ansicht nach eine wichtige Rolle, mit welchen Pferden man solche Tests durchführt.

Warum ich die Levade erwähnte: gestern wurde im "Noriker-Fred" ein Haflinger erwähnt, der beim Versuch, ihn anzupiaffieren, eine Levade zeigte. Eine ähnliche Geschichte hörte ich auch schon von einem anderen Pferd. Beide Pferde nahmen die Aufforderung, sich zu versammeln, offensichtlich so ernst, dass sie in der Levade landeten. Ich mag ja naiv sein, aber eine gute Piaffe enthält für mich sozusagen das Versprechen einer Levade, daher überzeugen mich die meisten "Sportpiaffen" nicht.

Tanja Xezal
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