Hilfszügel bei bestimmten Pferden durchaus berechtigt?

Themen zur Ausrüstung von Pferd und Reiter

Moderator: ninischi

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Filzi
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Hilfszügel bei bestimmten Pferden durchaus berechtigt?

Beitrag von Filzi »

Wie der Titel schon sagt, soll es hier nicht um eine Grundsatzdiskussion gehen sondern um das Thema ob Hilfszügel beim Reiten bei gewissen Pferden durchaus ihre Berechtigung haben?

Was meint ihr? Welche Hilfszügel verwendet ihr und warum?

Bzw, sollten Anfänger mit Hilfszügel reiten?
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Fleur18
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Beitrag von Fleur18 »

Morgen :)

Zu der Frage konkret:
Ich denke, dass es evtl wirklich Pferde gibt, bei denen Hilfszügel (Vorraussetzung wie immer: richtig angewendet) helfen können. Aber wie es schon heißt (HILFS-Zügel) sollte er helfen und keine Dauerlösung darstellen. Habe aber allerdings zu wenig Erfahrung damit.

Ich habe seit meinen 13 Jahren, die ich reite, noch nie Hilfszügel verwendet. Hört sich vllt dumm an, aber ich weiß nicht mal wie man sie ans Pferd schnallt. Hab ich nie gelernt und nie gebraucht.

Ein blutiger Anfänger gehört für mich an die Longe. Das ist einfach super um bisschen in die Bewegung vom Pferd zu kommen und Balance zu lernen.

Ansonsten finde ich, dass auch Anfänger keine Hilfszügel brauchen. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass bei einem Anfänger, der von Anfang an mit Hilfszügeln reitet eine gewisse Abhängigkeit entsteht. Kann mich aber auch täuschen. :D
liebe Grüße aus Bayern :)
Julia

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padruga
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Beitrag von padruga »

Anfänger keinesfalls mit Hilfszügel, ist meine persönliche Meinung. (Auch keine Ausbinder, die für den Longenunterricht ja gern noch her genommen werden.) Verbaut nur jegliches Gefühl zum Pferd, unterbindet direkte Rückmeldung vom Pferd, erzieht Anfänger nicht zum Hinhören und Mitfühlen.

Ansonsten... bei manchen Pferden... wohlüberlegt mit sehr viel Eigenkritik, Reflexion, Feingefühl... kann ich es mir kurzfristig schon vorstellen, wenngleich es meistens auch andere Wege "nach Rom" (ohne Hilfszügel) gibt.
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Rosana
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Beitrag von Rosana »

Bin auch gegen Ausbinder bei Anfängern (und generell):

Lieber den Unterricht so gestalten, dass das Pferd auch so keinen Schaden nimmt: Gebisslose Zäumung oder erstmal gar keine Zügel in die Hand geben, den (Nicht-)Können angepasstes Programm, so dass das Pferd entspannt gehen kann, dann nimmt es auch nicht so schnell Schaden, selbst wenn es nicht in Ideal-Haltung läuft.

(Ich habe während eines Praktikums selbst viel Anfänger-Unterricht gegeben, die Pferde wurden dort mit Sidepull geritten und die Stunden wurden so gestaltet, dass keiner überfordert wurde - weder Pferde noch Reiter. Dort waren viele Schulpferde Mitte/Ende 20jährig und gesund und einen Ausbinder hat von denen nie einer gesehen).
lalala

Beitrag von lalala »

@ Filzi: das wurde doch nun schon so oft diskutiert und grundsätzlich ist es auch völlig egalb ob es sich dabei ums reiten oder longieren handelt.....z.B. hier: http://www.klassikreiten.de/viewtopic.p ... lfsz%FCgel

Richtig angewendet sind Hilfszügel kein Folterwerkzeug, sondern eine Hilfe für den Reiter und/oder das Pferd. Deshalb bin ich ganz klar pro Hilfszügel :)
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Filzi
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Beitrag von Filzi »

Danke lalala *gähn*

Ich habe die Threads auch alle durch stöbert. Ich wollte aber keine Grundsatzdiskussion SONDERN genau auf Problempferde einhaken, WIE gegen den Zügel, über dem Zügel, alles was das Lehrbuch hergibt.

Verbunden eben mit persönlichen Erfahrungen. Verschnallung, etc. Eventuell auch Eigenkonstruktionen, das habe ich aber nicht dazu geschrieben, stimmt.

Was sagen die Moderatoren? Kann man das abtrennen und den Thread lassen ODER in den anderen einfliessen lassen?
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Medusa888
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Beitrag von Medusa888 »

Da sich Dein Thema eher auf "Hilfszügel beim Reiten" beschränkt, denke ich, kann es so stehen bleiben.
Talent bedeutet Energie und Ausdauer. Weiter nichts. (Heinrich Schliemann, Entdecker Trojas)
RioNegro
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Beitrag von RioNegro »

Prinzipiell bin ich der Meinung, dass Pferde nur in sehr seltenen Fällen Hilfszügel benötigen. Ein wirklich (!) guter Reiter wird in der Regel auch in der Korrektur verrittener Pferde keine Hilfszügel brauchen.

Andererseits: wieviele richtig gute Reiter gibts denn?
Und bevor dann aus Verzweiflung und Unvermögen angefangen wird, aktiv mit der Hand im Maul rum zu zerren oder das Pferd einfach in völlig falscher Haltung weiter laufen gelassen wird --- bevorzuge ich definitiv den überlegten und gezielten Einsatz von Hilfszügeln.

Jede Arbeitseinheit weiterhin in falscher Haltung würde die "falschen" oder ungünstigen Muskeln weiter trainieren und die eigentlich gewünschten weiterhin vernachlässigen und schwächen. Wäre also absolut kontraproduktiv.

Und gerade das Umschulen eines falsch gerittenen Pferdes ist ja meist eine echte Herausforderung... Noch weit schwieriger als die Ausbildung eines unverdorbenen Jungpferdes.

Klar, man kann ganz viel auch über Arbeit vom Boden aus machen.
Man sollte auch auf keinen Fall ein Pferd, das länger in falscher Haltung geritten wurde, von heute auf morgen umstellen wollen.
Weil die Muskeln, Sehnen und Bänder einfach auch Zeit brauchen, sich für die neue, korrekte Haltung umzutrainieren.

Aber prinzipiell bin ich absolut für den durchdachten Einsatz von Hilfsmitteln in manchen Konstellationen....
Lala
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Beitrag von Lala »

RioNegro hat geschrieben: Andererseits: wieviele richtig gute Reiter gibts denn?
Und bevor dann aus Verzweiflung und Unvermögen angefangen wird, aktiv mit der Hand im Maul rum zu zerren oder das Pferd einfach in völlig falscher Haltung weiter laufen gelassen wird --- bevorzuge ich definitiv den überlegten und gezielten Einsatz von Hilfszügeln.

Aber prinzipiell bin ich absolut für den durchdachten Einsatz von Hilfsmitteln in manchen Konstellationen....
Prinzipiell kann ich mir schon vorstellen, dass es Situationen gibt, wo der Einsatz kurzfristig hilfreich ist.

Verzweiflung und Unvermögen eines nicht richtig guten Reiters sind für mich aber keine gute Begründung. Da würde guter RU oder Beritt wohl mehr helfen. Ganz abgesehend davon, dass die Korrektur von verrittenen Pferden wohl echt in die Hand von richtig guten Reitern gehören sollte (ok entspricht nicht immer der Realität, verstehe ich schon).

Ich finde dazu die Aussage von Klaus Balkenhol zu den Schlaufzügeln sehr treffend (wohl auch für andere Hilfszügel wahr): Nur wer mit ihnen vernünftig umgehen kann, sollte sie benutzen. Und wer dazu in der Lage ist, der braucht sie nicht.
RioNegro
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Beitrag von RioNegro »

Theoretisch stimm ich dir da voll und ganz zu. Bin aber mehr als überzeugt davon, dass es in der Realität (leider allzu oft) einfach komplett anders aussieht.

Und dann ist mir ein vernünftig und durchdacht eingesetzter Hilfszügel einfach lieber als die häufig anzutreffende Alternative.

Und "Verzweiflung und Unvermögen eines nicht wirklich guten Reiters" ist ja auch relativ.
Ich meinte damit ursprünglich nicht gerade einen Anfänger.
Sondern zB durchaus auch jemanden, der wirklich ganz ordentlich reiten kann. Also vernünftiger, gut ausbalancierter Sitz. Von der Hand unabhängig. Etc...
Der aber eben bei diesem Pferd an seine Grenzen stößt.
Warum dann nicht einen Hilfszügel vorübergehend zur Hilfe nehmen???
Um diese Schwierigkeiten einfach für beide Seiten, also Reiter und Pferd, etwas zu erleichtern?
Was steht dagegen?

Ich mein, mal ganz ehrlich, wieviele echte "Reitmeister" gibts denn tatsächlich? Denen du dann auch mal das verrittene Pferd in die Hand drücken kannst und sagst: hier, mach mal.

Und da ist mir jemand, der zu seinen Grenzen steht und sagt, ok, in diesem Fall helf ich mir und dem Pferd vorübergehend mit Hilfszügeln, lieber, als jemand der vor lauter "ach ich bin ja so ein toller Reiter und mit Hilfszügeln denkt jeder, ich kanns nicht" anfängt "dran rum zu basteln"...

Schließlich gehört zum "durchdachten und gezielten" Einsatz von Hilfsmitteln auch ein gewisses Können und Wissen. Und das setze ich schon voraus.
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Filzi
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Beitrag von Filzi »

Die Frage die ich mir ebenfalls stelle ist folgende, ich habe in früheren Zeiten nur Hilfszügel verwendet, unter Aufsicht.

Gebracht haben sie rein gar nichts. Das Pferd welches ich ab und zu reite trägt immer einen Thiedemann Zügel und ist praktisch tot im Maul.
Ich persönlich habe vor Hilfszügel einen Höllenrespekt. Weiteres ist mir die Wirkung oft unklar.

Nehmen wir das Beispiel eines Dreieckszügel her. Das Pferd hat permanent doppelte Hilfengebung, denn auch mit Hilfszügel gibt man seine Hilfen. Ich weiss nicht wie es erklären soll, aber mir erscheint das eher als Verwirrung für das Pferd. Da kommt plötzlich gezupfe von oben, dann im Falle eines Dreieckszügel von unten und seitlich. Also 3 verschiedene Paraden. :?

Mir würde da ein Chambon noch mehr zusagen, dieser ist aber zum Reiten angeblich nicht geeignet.
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Lala
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Beitrag von Lala »

RioNegro hat geschrieben: Der aber eben bei diesem Pferd an seine Grenzen stößt.
Warum dann nicht einen Hilfszügel vorübergehend zur Hilfe nehmen???
Um diese Schwierigkeiten einfach für beide Seiten, also Reiter und Pferd, etwas zu erleichtern?
Was steht dagegen?
Ich kann deine Überlegungen sehr gut verstehen. Bloss kann ich mir eben nicht vorstellen, wie ein Hilfszügel wirklich helfen kann. Für mich ist die Gefahr halt einfach zu gross, dass er zu einer blosen Krücke verkommt. Muss aber ehrlich gestehen, dass ich mich bisher auch noch nicht gross mit dem Einsatz beschäftigt habe, da für mich das Nachgeben halt (fast) die wichtigste Zügelhilfe ist, und ich noch keinen Hilfszügel im Einsatz gesehen habe, der wirklich im richtigen Moment nachgeben würde.
Dafür habe ich in meinem Umfeld schon genügend Pferde gesehen, die durch Hilfszügel nur zugeschnürt wurden, das hat sie mir so unsympathisch gemacht, dass ich einen Einsatz kaum in Betracht ziehe.

RioNegro hat geschrieben: Ich mein, mal ganz ehrlich, wieviele echte "Reitmeister" gibts denn tatsächlich? Denen du dann auch mal das verrittene Pferd in die Hand drücken kannst und sagst: hier, mach mal.
Viel zu wenige, da hast du leider recht.
Aber wie viele Reiter gibt es, die wirklich Pferdefreundlich mit Hilfszügel umgehen? Ich kenne keinen einzigen...
RioNegro hat geschrieben: Und da ist mir jemand, der zu seinen Grenzen steht und sagt, ok, in diesem Fall helf ich mir und dem Pferd vorübergehend mit Hilfszügeln, lieber, als jemand der vor lauter "ach ich bin ja so ein toller Reiter und mit Hilfszügeln denkt jeder, ich kanns nicht" anfängt "dran rum zu basteln"...
Zu seinen Grenzen zu stehen finde ich sehr wichtig! Aber statt dann zu Hilfszügel zu greifen, mache ich lieber einige Schritte in der Ausbildung zurück.

RioNegro hat geschrieben: Schließlich gehört zum "durchdachten und gezielten" Einsatz von Hilfsmitteln auch ein gewisses Können und Wissen. Und das setze ich schon voraus.
Aber dieses Wissen und Können muss ja auch zuerst erarbeitet werden. Da bin ich eben der Meinung, dass es ungleich mehr bringt, diesen Effort für andere Wege aufzubringen.
LordFado

Beitrag von LordFado »

Wer sagt, dass ein Chambon nicht zum Reiten geeignet ist und warum?
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Filzi hat geschrieben:Ich habe die Threads auch alle durch stöbert. Ich wollte aber keine Grundsatzdiskussion SONDERN genau auf Problempferde einhaken, WIE gegen den Zügel, über dem Zügel, alles was das Lehrbuch hergibt.
Mmmh, wohl auch eine Frage der Definition: Problem: Pferd oder Problem: Mensch. :wink: Und Hilfs(!)zügel. Helfen die nun dem Pferd oder dem Menschen?

Probiert habe ich folgende:
Halsverlängerer
Ausbinder mit Gummiringen
Dreiecker

Halsverlängerer und Ausbinder habe ich gleich wieder verworfen. Die Dreiecker finde ich ganz ok, weil sie sehr variabel verschnallbar sind. Hab auch noch welche, allerdings unbenutzt im Spind hängend. Letztendlich bin ich zu dem Ergebnis gekommen, daß weder Pferd, noch ich welche brauchen. Amor war recht to im Maul: da sind wir mittels Baucher'scher Abkauübungen auf einem guten Weg. Und selbst Laika, das totale Gegenteil von Amor, immer recht hibbelig, schnell die Losgelassenheit verlierend, sich aufrollend, bekomme ich mit entsprechenden Reiteinheiten auch ohne HZ auf einen besseren Weg.

Grundsätzlich stellt sich mir bei HZ immer die Frage:
Wie genau kann man abschätzen, daß DIESES Pferd nun gerade DIESEN Ausbinder in genau DIESER Verschnallung braucht? Ich persönlich kann das nicht. Von daher sehe ich HZ auch eher in Profihänden mit weitreichender Erfahrung. Und dann ist ein HZ ja doch auch immer starr. Stahlecker finde ich da ganz gut, der ja irre viel umschnallt.
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
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chica
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Beitrag von chica »

Zur kurzfristigen Korrektur, um Pferd oder Reiter zu unterstützen, spricht meiner Meinung nach nichts gegen Ausbinder. Verwende ja selbst welche. Allerdings sollte man sich stetig selbst überprüfen, damit man den Zeitpunkt nicht verpasst, an dem man sich "selbst in die Tasche lügt", sprich eigene Fehler durch Hilfszügel zu vertuschen versucht.
LG Ines
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"Die Kritik an anderen hat noch keinem die eigene Leistung erspart."
(Noël Pierce Coward)
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