Mein Großer (ausgewachsen jetzt ca. 1,83 m) hatte extreme Wachstumsschübe. Er war hinten überbaut, manchmal elendig lang im Rücken und völlig unrittig und abwechselnd rechts/links fest oder "eierig". Besonders schlimm war es im Alter zwischen 6 und 7.
Meistens hat er sich wegen der Balanceprobleme auf die Hand gelegt und musste jeden Tritt von mir förmlich vorwärts getragen werden (diese Probleme waren schlagartig weg, wenn er den Schub abgeschlossen hatte). Im Galopp hatte er die meisten Probleme, so dass ich erst, seitdem er ausgewachsen ist, wirklich ernsthaft am Galopp arbeiten kann.
Ich vermute, dass er durchaus auch Wachstumsschmerzen hatte, weil seine Schübe sehr heftig ausgefallen sind.
Er war zu dieser Zeit regelmäßig in Behandlung bei einer Osteopatin, die ihn - wenn er keine Blockaden hatte - auch akupunktiert hat.
Ich habe ihn (im Alter von 6-7), wenn er mir zu unrittig wurde, einfach einige Wochen auf die Koppel gestellt (zum Entsetzen meines Reitlehrers) und bin damit auf lange Sicht wirklich sehr gut gefahren. Wenn ich ihn während der Schübe geritten habe, dann habe ich nur leichte Arbeit gemacht, keine Versammlung, nur die Seitengänge, die er angeboten hat.
Allerdings war es sehr frustrierend, denn oft ist er etwa 3-4 Wochen lang gewachsen, danach habe ich mindestens 2-3 Wochen langsam wieder aufgebaut, dann konnte man wieder etwa 3 Wochen arbeiten, bis der nächste Schub kam.
Er hat seinen letzten Schub in dem Frühjahr gemacht, in dem er 8 (!) Jahre alt geworden ist.
Während der Wachstumsphasen war er darüber hinaus psychisch sehr labil, ängstlich, unsicher und äußerst schreckhaft und explosiv. Er hat oft sehr heftig bei Kleinigkeiten gescheut, die ihn in den "Nicht-Wachstums-Phasen" nicht aus der Ruhe gebracht haben. Ich musste darauf achten, ihn sehr abwechslungsreich zu arbeiten; wenn etwas nicht geklappt hat, keine unmittelbare Wiederholung, sondern lieber erst etwas anderes machen und es später noch einmal versuchen. Alles andere hat er als zu viel Druck empfunden und ist explodiert. Er ist darüber hinaus sehr ehrgeizig und ein kleiner Perfektionist, der es psychisch nicht gut verkraftet hat, dass er manche einfachsten Anforderungen in bestimmten Phasen nicht erfüllen konnte.
Er ist heute 10 und lässt sich mittlerweile völlig normal und ruhig arbeiten. Übrigens musste ich mir so manch blöden Spruch von selbsternannten Fachleuten anhören - da habe ich mittlerweile ein ziemlich dickes Fell
