Ja Kallisto,
was Du dazu schreibst bedingt jedoch eines bereits geklärten Respektverhaltens. Ein Jungpferd, welches das erst noch lernen muss, wird das nicht wissen. Es geht vielmehr davon aus, dass Du mindestens genauso schnell reagieren kannst wie es selbst. Pferde können das auch ohne Probleme. Wenn einer vorspringt, springen die anderen fast synchron mit.
Es sind Fluchttiere und darauf geeicht, dass wenn einer eine Gefahrenquelle ausgemacht hat, dies den anderen durch seine Aktion signalisiert, sie folgen also seinem Aufruf und prüfen erst dann, ob es tatsächlich nötig ist zu flüchten. Sobald einer meint, dass die Gefahr vorbei ist, werden sich die anderen ihm anschließen und auch wieder zur Ruhe kommen. So sichern sie ihr Überleben.
Will ich mich also vor mein Pferd stellen und mich im Panikfall einfach nur groß machen (Arme ausbreiten) damit es stopt, muss es mich längst als den Ranghöheren anerkannt haben. Anderfalls wird es mich gnadenlos über den Haufen rennen und das nicht mit Absicht, denn es weiß nicht, dass ich nicht so schnell reagieren kann. Unsere Reaktionszeit beträgt mindestens eine Sekunde, die der Pferde nur ein Bruchteil davon.
Beim Vorgehen an schwierigen Stellen wird dir dein Pferd auch genau in deiner Spur folgen, selbst wenn es dich als Führer nicht anerkannt hat. Pferde können sich schnell anschließen, denn sie sehen ja, dass dir auf diesem Weg nichts passiert, also ist es einfach für sie auch genau dort langzugehen. Das schützt dich aber nicht, wenn sie dann einen Satz nach vorne machen. Auf dieser kurzen Distanz können sie kaum noch ausweichen und gehen davon aus, dass Du dich gleichfalls in Bewegung setzt.
Pferde haben auch kein Problem damit dicht aufzulaufen. Wer kennt das nicht, dass der Hintermann dem Vordermann am liebsten in den Po krauchen würde. Hier wird auch auf ein Abwehrsignal gewartet. Du müsstest insofern schon mal deine Ohren anlegen können oder mit einem Bein kurz nach hinten kicken oder eben die Arme hochreißen.
Mir ist es aber auch schon mal passiert, dass das Pferd hinter mir daraufhin gestiegen ist. Und Kabolz habe ich auch schon oft genug geschossen, weil ich in der Fluchtbahn stand.
Hinter dem Pferd ist mir da schon weniger passiert, als direkt vor ihm, weil ich da seine Abwehrsignale erkennen konnte. Aber auch dort war ich nicht immer schnell genug wieder weg und habe auch mal einen Tritt abbekommen.
Also solange keine Vertrauensbasis besteht, werde ich mich nur von der Seite annähern und das jeweilige Pferd auch nur von dort führen, bis das nötige Vertrauen hergestellt ist. Dann gehe ich auch vor und hinter dem Pferd.
Und ins Gelände sollte man sowieso nur gehen, wenn das Führen kein Problem mehr darstellt, ganz egal aus welcher Position auch immer, denn dort sind andere Aufgaben zu bewältigen und da kann man nicht mehr über Grundlagen diskutieren. Hier muss das Führungsverhältnis klar und Vertrauensverhältnis gegeben sein, sonst gefärdet man nicht nur sich selbst sondern auch seine Umwelt.
Also wieder zurück in die Halle oder auf den Reitplatz und diese Dinge dort ausdiskutieren. Da kann man dann auch das Seil mal weglassen und schauen wo man denn tatsächlich steht.
LG
Manfred
PS:
Auf dieser Seite sind zwei Videos zum freien Führen von vorne und hinten verlinkt.
http://www.pferde-motivation.de/