Arret am äußeren Zügel für den Galopp

Rund um die klassische Reitkunst

Moderatoren: Julia, ninischi, Janina

Benutzeravatar
Francois
User
Beiträge: 157
Registriert: Do, 12. Okt 2006 12:41
Wohnort: Fulda

Beitrag von Francois »

In seinem Buch „Dressage méthodique du cheval de selle“ schreibt Kerbrech:

Quand on a affaire à un animal qui n'est nullement familiarisé avec cette allure, il n'y a pas lieu de chercher, tout d'abord, à le rassembler. On doit le pousser sur la main comme si l'on voulait prendre le trot. Alors les poignets se portent à gauche pour le départ à droite par exemple, la rêne gauche étant tenue p lus courte que la droite, et les deux jambes se ferment avec une force à peu près égale, la gauche plus en arrière. Le galop produit, dès qu'on a une apparence de légèreté, récompenser.
Après une dizaine de foulées, passer au pas.
Recommencer plusieurs fois à chaque main.

So man es mit einem Tier zu tun hat, welches mit dieser Gangart überhaupt nicht vertraut ist, hat es keinen Sinn, ganz zu Beginn zu versammeln. Man muss es auf die Hand treiben, als ob man antraben wolle. Dann verlagern sich die Fäuste beispielsweise nach links, um rechts anzugaloppieren, der linke Zügel etwas kürzer gefasst als der rechte, und beide Beine schließen sich fast mit völlig gleicher Kraft, das linke etwas weiter zurück. Ist der Galopp zustande gekommen, und man hat eine Andeutung von Leichtigkeit an der Hand, loben. Nach zehn Sprüngen etwa in den Schritt gehen.. Mehrmals wiederholen auf jeder Hand.
Man sieht dass Kerbrech ein Pferd zu Beginn in Kombination mit Schenkel und Zügel angaloppiert. Weiter später beschreibt er noch weitere Wege und zeigt dass nicht ein Patentrezept besteht. Unter anderem beschreibt er später auch das Angaloppieren nur mit der Hand ohne Schenkel (Départ au Galop par la main, sans Jambes.) Den Weg dorthin beschreibt er so, dass klar wird, dass dieses Pferd erst auf diese Hilfe konditioniert werden muss. Ferner weist er daraufhin, dass man sehr viel Finesse bei dieser Arbeit mit der Hand haben muss:
Il faut mettre beaucoup de finesse dans ces actions de main.

Es ist also keinesfalls eine leichte Übung für Pferd und Reiter, diese Hilfengebung birgt einige Gefahren.

In einem weiteren Kapitel beschreibt er wiederum das Angaloppieren ohne Hand, nur mit Bein.
Um das Gleichgewicht des Pferdes zu vollenden, ist es gut, nicht nur die Ausübung des Herauslassens im Galopp durch die Hand allein auszuführen, sondern umgekehrt zu suchen, den Start in diese Gangart zu erhalten, indem man sich nichts bedient als den Beinen.
Oliveira schreibt zu den verschiedenen Arten anzugaloppieren:
„…Eines wie das andere ist gut. Wichtig ist es, dem Pferd eine zum Angaloppieren geeignete Gymnastik zu verleihen durch abgestimmte Hilfen.“
Baucher bringt es hier auf den Punkt:
… Um rechts anzuspringen bedarf das Pferd zweierlei: Der Stellung und der Bewegung.“
Einem Pferd wird man nicht den Galopp schmackhaft machen können, wenn man es nicht vor der Aufforderung zum Einspringen in den Galopp (sei es mit Hand oder/und Bein) in die richtige Stellung gebracht hat.

Wenn ein Pferd auf eine isolierte Hilfe angaloppiert, dann weil es vorher in die Verfassung gebracht wurde, diese Hilfe zu verstehen. Alleine ein inneres Bild von der gewünschten Gangart kann sich unbewusst auf das Pferd übertragen und so die benötigte Stellung herstellen. Kurt Albrecht wendete gerne seinen „Ruckerl“ am äußeren Zügel an, allerdings niemals ohne das Pferd entsprechend vorbereitet zu wissen, also niemals isoliert. Hierzu ist beim Reiter entsprechendes Feingefühl nötig, was er vor allem durch den Lehrmeister Pferd versuchte zu vermitteln. Für einige stellt die Forderung nach diesem Reitgefühl jedoch eine unüberwindbare Klippe dar, weshalb ich eine isolierte Zügelhilfe nur versierten Reitern empfehle.

Viele Grüße

Francois :wink:
C'est dans la légèreté que repose l'équitation savante.
Carmen
User
Beiträge: 877
Registriert: Mi, 03. Okt 2007 19:04
Wohnort: OHV
Kontaktdaten:

Beitrag von Carmen »

Etwas offtopic @ Carmen: Antraben per Zügel hab ich grade bei Racinet gelesen, das Zulegen auf Nachgeben im Genick, quasi ne konditionierte Hilfe. Mich stört an der Idee, dass man bei dieser Philosophie niemals ohne Zügel reiten können wird?!
Ich bin auch nicht so ganz davon überzeugt. Wie gesagt - ich habe es auch nicht hinbekommen. Im Endeffekt traben meine Pferde an, wenn ich einatme, was ich immer noch als eine feinere Hilfe erachte, als eine winzige Einwirkung am Zügel. Deshalb habe ich diese Zügelgeschichte auch wieder aus meinem Programm gestrichen.

Aber so wirklich ohne Zügel reitet man doch (klassisch jedenfalls) nie?! Im Idealfall hängen sie durch, aber auch da kann ich doch noch Hilfen geben? Keine Ahnung.

Ansonsten: Natürlich denke ich an Galopp, wenn ich angaloppieren will. Damit verändert man auch den Sitz. Aber das ist dennoch immer noch etwas anderes als bewusste Einwirkungen.

Ob man innen oder außen sitzt zum Angaloppieren, darüber streiten sich die Gemüter. Die FN und die "deutschen" Klassiker sitzen innen, die Franzosen eher außen. Ich finde außen logischer.
"Es gibt schon viel zu viele Pferde, die Gefangene sind. Wenn wir unser Pferd lieben, müssen wir [...] ihm so viel wie möglich von seiner Freiheit zurückgeben." Sylvia Loch
Benutzeravatar
Josatianma
Admin
Beiträge: 12317
Registriert: Di, 19. Sep 2006 20:50
Wohnort: Reichshof

Beitrag von Josatianma »

Mich stört an der Idee, dass man bei dieser Philosophie niemals ohne Zügel reiten können wird?!
Kann man das denn, wenn man für das angaloppieren ein Arret am Zügel braucht?
Liebe Grüße, Sabine

Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren

"Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt" Mahatma Gandhi
Benutzeravatar
Barbara I
User
Beiträge: 243
Registriert: Mi, 16. Jan 2008 19:53
Wohnort: Koblenz

Beitrag von Barbara I »

Josatianma hat geschrieben:
Mich stört an der Idee, dass man bei dieser Philosophie niemals ohne Zügel reiten können wird?!
Kann man das denn, wenn man für das angaloppieren ein Arret am Zügel braucht?
:D Meine persönliche Meinung: nein!

Deswegen finde ich ja diese Diskussion so interessant, vielen Dank an dieser Stelle für die Beiträge.

(Daher ist meine derzeitige Überlegung: ich galoppiere an, indem ich mein inneres Bild für Galopp einschalte, in welches ich vorher die Idee mit eingebaut habe, ganz leicht in die Traversale zu gehen. Die Traversale steigere ich schließlich auch mit Arrets am äußeren Zügel.
In der Traversale kann ich aber auch die Hilfen aussetzen, was bleibt ist die Körperhaltung aus dem inneren Bild. -> vielleicht kann ich ja dann irgendwann mal Angaloppieren nur mit der Körperhaltung?!
Benutzeravatar
Cat_85
User
Beiträge: 402
Registriert: Sa, 22. Mär 2008 22:29
Wohnort: Magdeburg

Beitrag von Cat_85 »

Carmen hat geschrieben: Ob man innen oder außen sitzt zum Angaloppieren, darüber streiten sich die Gemüter. Die FN und die "deutschen" Klassiker sitzen innen, die Franzosen eher außen. Ich finde außen logischer.
Ich finde außen auch logischer. Allerdings hat man mir ja letztens erklärt, dass wenn man das äußere Bein aus der Hüfte nach hinten legt, das Gewicht automatisch nach innen kommt. Für die Seitengänge logisch. Aber wenn ich im Galopp eher außen sitzen will, heitß das ja, dass man das Bein nicht so nach hinten legen kann. Oder?
Benutzeravatar
Everl
User
Beiträge: 306
Registriert: Sa, 01. Dez 2007 19:01
Wohnort: im Münchener Norden

Beitrag von Everl »

greta j. hat geschrieben:
Everl hat geschrieben:
Anchy hat geschrieben:Hier ein kleiner Auszug aus Faverot de Kerbrecht,Neuübersetzung von Dr.Kristen,S.189

"Das Pferd geht in Schritt leicht links gebogen und in geringer Schrägstellung in Bezug auf die Fortbewegungsrichtung (Einwirkungen mit gleichseitgen Hilfgengebungen). Mit überwiegenden Einsatz des linken Zügels und des linken Schenkels in den Galopp sprengen.

Sobald sich das Pferd im Galopp befindet, es mit Anlegen des linken Zügels an den Hals geradeaus richten und es mit lateralen linken Hilfengebungen zur Legerete bringen. Dann in den Schritt zurückkommen."
:?: mal ganz blöde gefragt:
hier kommt ja nur der linke (=innere) Zügel bzw. Schenkel vor.
kann das so richtig sein?
:oops:
Damit ist der Rechtsgalopp gemeint, d.h. linker Zügel bzw. linker Schenkel sind außen.

Der drauffolgende Satz zu Anchy's Zitat erklärt das:
"Mit Einsatz der gleichseitigen rechten Hilfen dieselbe Arbeit im Linksgalopp ausführen."
Tut mir leid, dass ich erst jetzt antworte, aber ich muss das nochmal hochholen.
Ich versuche mal in den ursprünglich zitierten Text das von mir verstandene einzufügen.

Die Idee ist also (siehe meine kursiven Einschübe):
  • "Das Pferd geht in Schritt leicht nach außen gebogen und in geringer Schrägstellung in Bezug auf die Fortbewegungsrichtung (Einwirkungen mit gleichseitgen Hilfengebungen). Mit überwiegenden Einsatz des äußeren Zügels und des äußeren Schenkels in den Galopp sprengen."
Hä? Könnte da tatsächlich irgendwo ein Übersetzungsfehler vorliegen?

Das erinnert mich so an das "isländische" Angaloppieren: Pferd nach außen stellen und mit Außenschenkel "in den Galopp sprengen". :roll:

Was habe ich da falsch verstanden? Ich dachte immer, das innere Reiterbein löst den Galoppsprung aus? das Pferd beginnt doch auch mit dem inneren Bein den Galoppsprung? Ich stelle mein Pferd doch zum Angaloppieren nach innen, führe es zwar weiterhin am äußeren Zügel, aber es wird doch zum Angaloppieren nicht nach außen gestellt und der Impuls kommt doch nicht von den äußeren Hilfen ?

Kann es wirklich sein, dass "die Klassiker" völlig andersrum denken? das kann ich mir nicht vorstellen... :oops:
LordFado

Beitrag von LordFado »

Everl hat geschrieben: Was habe ich da falsch verstanden? Ich dachte immer, das innere Reiterbein löst den Galoppsprung aus? das Pferd beginnt doch auch mit dem inneren Bein den Galoppsprung? Ich stelle mein Pferd doch zum Angaloppieren nach innen, führe es zwar weiterhin am äußeren Zügel, aber es wird doch zum Angaloppieren nicht nach außen gestellt und der Impuls kommt doch nicht von den äußeren Hilfen ?

Kann es wirklich sein, dass "die Klassiker" völlig andersrum denken? das kann ich mir nicht vorstellen... :oops:

also MEIN Pferd galloppiert im Linksgalopp auf der linken Hand NICHT mit dem inneren Bein zuerst :shock:

Fußfolge Linksgalopp: rechs hinten/vore+hili gleichzeitig/vorn links


inneres Bein wäre mein linkes - ergo löst nicht das linke Bein den beginnenden Hinterfuß aus, so wie du das meinst. :?:


für den Linksgalopp liegt das rechte Bein verwahrend (erhält die Rippenbiegung um den linken, am Gurt liegenden Unterschenkel), das Linke gibt den Impuls zum raumgreifenden Vortreten des hinteren, linken Beins. Äußerer (rechter) Zügel und äußeres Bein verhindern ein "über-die-Schulter-weglaufen" bzw. ein Auusweichen mit der HH.
Benutzeravatar
Everl
User
Beiträge: 306
Registriert: Sa, 01. Dez 2007 19:01
Wohnort: im Münchener Norden

Beitrag von Everl »

LordFado hat geschrieben:also MEIN Pferd galloppiert im Linksgalopp auf der linken Hand NICHT mit dem inneren Bein zuerst :shock:

Fußfolge Linksgalopp: rechs hinten/vore+hili gleichzeitig/vorn links.
Hm. da hast Du recht. Dieser Teilsatz von mir war Blödsinn.
:?

Aber Du schreibst doch, genau wie ich, dass das INNERE Reiterbein den Impuls zum Angaloppieren gibt:
LordFado hat geschrieben:für den Linksgalopp liegt das rechte Bein verwahrend (erhält die Rippenbiegung um den linken, am Gurt liegenden Unterschenkel), das Linke gibt den Impuls zum raumgreifenden Vortreten des hinteren, linken Beins. Äußerer (rechter) Zügel und äußeres Bein verhindern ein "über-die-Schulter-weglaufen" bzw. ein Auusweichen mit der HH
Carmen
User
Beiträge: 877
Registriert: Mi, 03. Okt 2007 19:04
Wohnort: OHV
Kontaktdaten:

Beitrag von Carmen »

Aber Du schreibst doch, genau wie ich, dass das INNERE Reiterbein den Impuls zum Angaloppieren gibt
Wenn du das äußere Bein nehmen würdest - wird ja z.T. gemacht - hättest du üble Probleme mit dem Unterschied zum Travers / Renvers. Kommt aber wohl auch aufs Pferd an.

Bezieht sich denn die Galopphife bei Faverot auf ein Pferd, das erst lernt oder ein fertig ausgebildetes?
Bei einem lernenden wäre mir ja verständlich, wieso in Außenstellung angaloppiert wird.

:?:

Edit: Gedankenblitz 8) Wenn das Pferd nach außen (rechts) gebogen ist und links (Handgalopp) angaloppieren soll, dann ist doch aufgrund der Biegung des Pferdes links außen und rechts innen. Und bingo - passt es wieder - das linke Bein ist das äußere und bewirkt den Linksgalopp. Dann ist aber auch der linke Zügel der äußere...

:?: Verwirrt bin...
"Es gibt schon viel zu viele Pferde, die Gefangene sind. Wenn wir unser Pferd lieben, müssen wir [...] ihm so viel wie möglich von seiner Freiheit zurückgeben." Sylvia Loch
Benutzeravatar
Everl
User
Beiträge: 306
Registriert: Sa, 01. Dez 2007 19:01
Wohnort: im Münchener Norden

Beitrag von Everl »

Carmen hat geschrieben:
Aber Du schreibst doch, genau wie ich, dass das INNERE Reiterbein den Impuls zum Angaloppieren gibt
Wenn du das äußere Bein nehmen würdest - wird ja z.T. gemacht - hättest du üble Probleme mit dem Unterschied zum Travers / Renvers.

genau
Carmen hat geschrieben:Edit: Gedankenblitz 8) Wenn das Pferd nach außen (rechts) gebogen ist und links (Handgalopp) angaloppieren soll, dann ist doch aufgrund der Biegung des Pferdes links außen und rechts innen. Und bingo - passt es wieder - das linke Bein ist das äußere und bewirkt den Linksgalopp. Dann ist aber auch der linke Zügel der äußere...
:?: Verwirrt bin...
ähm... das stimmt zwar, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass es hier um Außengalopp geht. Oder doch? Ich dachte wir sprechen von Handgalopp? :?: Jetzt auch endgültig verwirrt bin... gehe nochmal gucken.

...nein nein, es muss schon von Handgalopp die Rede sein, denn sonst wäre ja der "überwiegende Einsatz" aus Kerbrecht's Zitat der innere Zügel und nicht der äußere - und schließlich heißt dieser Thread "Arret am äußeren Zügel...":
Auszug aus Faverot de Kerbrecht,Neuübersetzung von Dr.Kristen,S.189

"Das Pferd geht in Schritt leicht links gebogen und in geringer Schrägstellung in Bezug auf die Fortbewegungsrichtung (Einwirkungen mit gleichseitgen Hilfengebungen). Mit überwiegenden Einsatz des linken Zügels und des linken Schenkels in den Galopp sprengen.

Sobald sich das Pferd im Galopp befindet, es mit Anlegen des linken Zügels an den Hals geradeaus richten und es mit lateralen linken Hilfengebungen zur Legerete bringen. Dann in den Schritt zurückkommen."
Also ich komm da nicht mehr mit, bin blond und über 30. Klassische Dressur scheint doch ganz schön kompliziert zu sein :wink:
Annie
User
Beiträge: 111
Registriert: Do, 06. Mär 2008 12:43
Wohnort: Österreich

Beitrag von Annie »

eine h. Parade ist immer für einen Augenblick durchhaltend, ein Arret kann mit einen zucken der Hand beschrieben werden.
Der Arret stammt tatsächlich aus der Spanischen zu Wien und wird genauer beschrieben in Podhajsky`s Buch *die Klassische Reitkunst*.
Ich verwende den Arret beim angaloppieren allerdings als leichten aufwärts Impuls aus dem Handgelenk. und ja steht das Pferd gut unter Spannung sprich an den Hilfen, genügt das Bild und der Arret, ohne den aussen Schenkel.
Antworten