muss mir hier mal eben meinen Frust von der Seele schreiben und brauche eure moralische Unterstützung. Reite seit etwa 6 Monaten einmal wöchentlich bei einer Trainerin, die zu uns in den Stall kommt. Anfangs gefiel mir ihr Unterricht sehr sehr gut, sie legt sehr viel Wert auf VA und dass die Zügel weder zu lang noch zu kurz sind. Da ich aus dem Westernbereich komme, war ihr mein Zügelmaß immer zu lang. Sie begründet es so, dass der längere Zügel schlackert oder unsanft wirkt, wenn man dann eine Wendung o.ä. reiten will. Hört sich soweit logisch an und fühlte sich auch anfangs gut an. Zwar kurz aber nicht schlecht.
Dann habe ich mich schon im April für das Seminar "Feines Reiten" mit Sian Griffith im August angemeldet. Aber noch bevor ich Anfang August dort teilnahm, hatte ich zu Hause immer mehr das Gefühl dass das kürzere Zügelmaß immer mehr in Ziehen ausartete. Immer häufiger hörte ich das Kommando "Zügel kürzer" und "Zügel nachfassen". Es fühlte sich aber immer unrichtiger an. Mehr nach Anziehung als nach Anlehnung. Meine Trainerin meint halt, dass Abai recht wirkungsvoll bei den verschiedenen Westerntrainern gelernt hat, die Nase etwas mehr einwärts zu nehmen als der Zügel lang ist, so dass er leicht hinter dem Zügel geht und dann Ruhe hat. Daher soll ich nachtreiben und die Zügel auf keinen Fall länger lassen. Meist lasse ich Zügel nach, wenn ich merke, dass Abai maulig wird. Er verliert dann die Leichtigkeit am Zügel, die er zu Beginn der Reitstunde noch hatte. Und genau dieses Nachgeben ist halt wohl falsch.
Dann war ich bei Sian auf dem Seminar und es war einfach toll. Hier habe ich einen winzigen Ausschnitt eingestellt:
http://de.youtube.com/watch?v=PbrIwwzOn-c
Ja, ich gucke immer ins Pferd, ja, er könnte hinten noch energischer abfußen, ja, er könnte sich mehr versammeln. Aber ich finde, er strahlt genau diese Lockerheit und Leichtigkeit aus, die ich bei allen vier Reitstunden mit Sian empfunden habe und die ich zu Hause im Unterricht vermisse. Ich kann mich nicht erinnern, dass Sian mir irgendwann mal das Kommando "Zügel nachfassen" gegeben hat. Wir haben Abai einfach immer stärker gebogen, stärker untertreten lassen, so dass ich das Gefühl hatte, dass er sich von sich aus, immer stärker vorne verkürzt (aufrichtet). Dann habe ich ohne Anweisung die Zügel nachgegriffen, weil sie sich einfach zu lang anfühlten. Aber nie hatte ich das Gefühl viel mehr als das Eigengewicht der Zügel zu tragen. Und bei verlängern des Zügels hatte Abai immer eine VA-Richtung.
Ich habe für mich mitgenommen, dass die Versammlung über viel Biegung und viel Übergänge nach und nach kommt. Nicht aber über immer mehr Zügelzug.
Nun hatte ich seit Sian zwei Reitstunden zu Hause und nun fühlt es sich noch furchtbarer an als vorher. Heute habe ich dann die Trainerin angesprochen, dass Abai im Verlauf der Stunde immer zäher am Maul wird, sich nicht mehr VA sondern nur noch nach vorne rauszieht. Ihre Abhilfe war, dass ich auf dem Zirkel mit dem äußeren Schenkel an den inneren Zügel treiben sollte, dann mit dem inneren Schenkel an den äußeren Zügel. Das funktionierte zwar leidlich (dauerte ewig und fühlte sich nach Ziehen an), aber die Trainerin meinte halt, Abai würde jetzt langsam mehr Schub aus der Hinterhand entwickeln. Nur würde er diesen Schub jetzt quasi vornüberkippen lassen. Da müsste ich ihm jetzt erklären, dass ich ihn vorne nicht trage, sondern er den Schub in Tragkraft verwandeln soll. Dazu müsste er sich vorne am Gebiss abstoßen können, da müsste also schon eine Hand sein.
Versteht mich nicht falsch, ich will ja nicht von Anfang an ohne Hand reiten, das ist ja erst das Ziel, aber ich zweifele die Richtigkeit des Weges an. Sundance gab ich neulich den Tipp auf ihren Bauch zu hören. Mein Bauch sagt: Steig ab und entschuldige dich bei deinem Pferd für diesen K(r)ampf.
Andererseits kann ich bei Sian max. 1-2 mal im Jahr reiten und ohne Trainer schleichen sich schnell wieder Fehler ein.
Wer mag mir ne Rückmeldung geben? Vielleicht ergibt sich eine fruchtbare Diskussion über das richtige Zügelmaß.
