Geht nicht richtig am Zügel...

Rund um die klassische Reitkunst

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Jen
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Beitrag von Jen »

Das v/a kann man auch über starkes kreuzen der vorder- und Hinterbeine erreichen (übertreten mit viel Abstellung auf rel. kleinem Zirkel), da man so die Schulter öffnen und mehr Beweglichkeit erreichen, und dabei die HH mobilisieren kann. Die Meinung wie oft/stark/lange man das machen darf ist total unterschiedlich. von absolut schädlich bis hin zu überhaupt nicht schädlich. Ich bin der Meinung: mit entsprechender Vorsicht angewandt, ist es eine sehr nützliche übung.
Liebe Grüesslis, Jen
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Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
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Anchy
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Beitrag von Anchy »

Mich würde dazu noch interessieren, was Dein RL genau zu dieser Problematik sagt.

Meint er, dies sei ein vorübergehender hinnehmender Zustand. Wo sieht er die Ursachen.

Lg
Anchy
Wenn Du es festhalten mußt, hast Du es schon verloren
Unbek. Ecuyer
louise
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Beitrag von louise »

Hallo,

die ganze Diskussion ergibt in der Summe:

Das Pferd ist in der Hinterhand schwach und entzieht sich vorne nach oben dem Zügel. Genau da liegt für mich der Knackpunkt...

1. Egal, ob Du nun mit der Hand zu passiv bist oder zu fest (trotz scheinbarer Passivität), das Pferd entzieht sich Dir und sucht seinen Weg (wenn auch rassebedingt nach oben, ähnlich wie Araber es zunächst auch oft tun..) nach oben statt in Dehnung nach unten. Und Du bist nicht in der Lage, dies zu unterbinden, sprich Deinem Pferd den Weg nach oben zu untersagen.
Mit Nachgeben lassen (mit Kontakt) und dann einfach irgendwohin gehen lassen ist es leider nicht getan. Gerade Pferde, die von sich aus nach oben gehen (s.o.), muss man lehren, sich nach unten zu dehnen. Lehren heisst aber, ihnen den Weg zu ZEIGEN!

2. Das nächste Problem ist die schwache Hinterhand ( und m.E. das Vorrangige!) . Eine Hinterhand ist immer dann schwach, wenn sie nicht benutzt wird...
Da Du leider nicht angibst, was Du reitest, auf welchem Niveau Du Dich befindest und welche Lektionen zu Deinem Aufwärm- und Arbeitspensum gehören, kann man hier schlecht Tipps geben.
Grundsätzlich kann man aber feststellen: Ruhige, große Schritte in jeder Gangart fordern, Übergänge, Übergänge, Übergänge, sowohl in der Gangart als auch zwischen den Gangarten fordern die Hinterbeine und stärken die Hinterhand, wenn der Reiter in der Lage ist, sie AUFZUFORDERN!. Sprich Du musst TREIBEN!!! Ruhiges Reiter - Bein, Kontakt zum Pferdebauch/ muskel, um das Vorschwingen des Hinterbeines aktiv zu fordern. Ja, wenn eine Hinterhand schwach ist, muss man was tun - selber!

Kannst DU fühlen, ob das Pferd untertritt oder nur läuft? Takt und Tempo bestimmen??? Fühlst Du, was unter Dir passiert?

Auch in den Seitengängen muss das Hinterbein - gerade bei einem langen Pferd - aufgefordert werden, durchzuschwingen. Von alleine kommt das leider selten, die Kraft bleibt entsprechend aus.

Und dabei das Pferd vorne in Ruhe lassen. Hand hinhalten, freundlich und bestimmt,aber mit Kontakt und mit leichten Spielereien beschäftigen, inneres Bein mehr ran für Biegungen UND um die Anlehnung beim Abwenden zu erhalten (damit die innere Hand arbeitsloser wird und vorgegeben werden kann...), Kontakt aussen bleibt erhalten = reiten am Innenbein (vorschwingen des inneren Hinterbeins zum Schwerpunkt) und Aussenzügel (Erhalt der Anlehnung und Verhinderung des Überbiegens/ -stellens, Sitz hält Takt und Tempo...) und natürlich Biegung auf gebogenen Linien verlangen, auf geraden Linien immer wieder mal umSTELLEN, um das Maul/Zunge/Unterhals zu lösen und die Oberlinie zum Tragen auszubilden.

Halshaltung und Kopfhaltung sind eine Frage des Ausbildungsstands...

Summe: So, und jetzt der Zusammenhang: Wenn Dein Pferd hinten schwach ist und vorne nicht reell am Zügel und dehnungsbereit, geht es definitiv NICHT ÜBER DEN RÜCKEN...
Da kann es noch so locker sein im Hals und Maul und sich biegen lassen. Es ist und bleibt ein durchhängender oder weggedrückter Rücken, der sich zwischen Vor- und Nachhand befindet...

Und alles, was hier beschrieben wurde von Nadja muss beantwortet werden mit: REITE dein Pferd und bearbeite es VON HINTEN NACH VORNE.
ZEIG ihm, was Du möchtest und WOHIN der Kopf beim Nachgeben zu gehen hat (ich bin lange einen Vollblutaraber geritten und weiss also, wie schwer das sein kann. Aber wenn es geht und das Hinterbein schwingt, dann ist reiten reiten).

Du kannst es mit Handarbeit üben: Biegen in eine Richtung und den Kopf bewußt nach vorwärts-abwärts dehnen. Mach es ihm angenehm und nimm Zucker dazu... Ja, ein bisschen Bestechung darf sein. Du wirst sehen, die Arbeit lohnt sich!

@ Jen: Du hast es sicher nicht so gemeint, aber: wenn die "störende Hand erstmal weg ist", soll das Pferd sich mit dem hingebenden Zügel an sie herandehnen?
Deinen Beiträgen ansonsten entnehme ich, dass Deine Pferde Deine Hände auch in Anlehnung nicht als störend empfinden???
Keine Sorge, mir ist die Intention Deines Textes klar, aber solche Widersprüche stoßen mir nunmal auf. :oops:

Liebe Nadja, berichte mal weiter oder etwas ausführlicher, ja?
Schönen Tag
Louise
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Jen
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Beitrag von Jen »

louise hat geschrieben: @ Jen: Du hast es sicher nicht so gemeint, aber: wenn die "störende Hand erstmal weg ist", soll das Pferd sich mit dem hingebenden Zügel an sie herandehnen?
Deinen Beiträgen ansonsten entnehme ich, dass Deine Pferde Deine Hände auch in Anlehnung nicht als störend empfinden???
Keine Sorge, mir ist die Intention Deines Textes klar, aber solche Widersprüche stoßen mir nunmal auf. :oops:
Morgen

nein, kein Widerspruch. Als allerersten Schritt VOR Herstellung der Anlehnung, soll das Pferd sich einfach strecken. dh. am hingegebenen Zügel einfach nase nach vorne unten, meinetwegen im Sand. Pferde, die sich verhalten - und das tun Pferde, die sich nach oben-rückwärts entziehen - müssen erst wieder in die Länge gearbeitet werden, damit sie sich einfach frei bewegen können. Das ist ein allererster Schritt. Das ist quasi eine konditionierung, damit man im ZWEITEN Schritt, die Anlehnung über den Sitz und Hinterbeine herstellen kann, ohne dass das Pferd sich wieder in sein gewohntes Muster zurückzieht. Gerade bei eher schwächeren Reitern mit nicht so begnadetem Sitz habe ich im Unterricht so super Erfahrungen gemacht, weil sie 1. überhaupt mal gemerkt haben, wie sehr sie das Pferd stören in der Bewegung, auch wenn es von aussen nicht unbedingt offensichtlich ist und 2. man jederzeit aus dem verhaltenen Bewegungsmuster wieder rauskann, wenn man sich irgendwo "festbeisst".

Ich hab z.B. eine Weile einen Andalusier korrekturgeritten, der sein Köpfchen hübsch hinstellte (sieht halt gut aus, ist aber nicht reell), Rücken hängen liess und hinten kurze Trippelschritte machte. Im "Trab" eierte er hin und her, von Schwebephase keine spur, es war eher ein Gewichtsverlagern, wenn man ihn vorwärtsreiten wollte, wurde er triebig und wenn die Hand leicht vorging, blieb der Kopf wo er war. Das ganze pferd in sich zusammengezogen, es war als würde man mit angezogener Handbremse vorwärts wollen. Den hab ich zuerst etwa 2-3 Wochen lang fast nur am halblangen Zügel einfach mal vorwärtsgeritten und zwar in allen Gangarten, damit die Bewegung einfach frei durchkommt, damit die "innere Bremse" weg ist. Er konnte sich schon nach kurzer Zeit vorwärtsstrecken, der Rücken kam spürbar hoch, er schnaubte zum ersten Mal ab, begann vorsichtig abzukauen (ohne jegliche Zügelakrobatik meinerseits) und fing an, grössere Tritte zu machen. Klar, anfänglich kam er öfters mal ins Laufen, aber das war erstmal egal, hauptsache die "Bremse" ist weg. DANN erst fing ich an, die Zügel aufzunehmen und Anlehnung herzustellen, bei Erhaltung der freien Bewegung. Wichtig: nur leichte Beinhilfen, sonst Gerte. Ja nicht ins klemmen oder "treiben wollen" kommen, weil sich dadurch der Reiter wieder verspannt und die freie Bewegung behindert. Nur wenn die Bewegung frei ist, kann ich das Pferd überhaupt vor's Bein kriegen und damit die HH zum vermehrten untertreten animieren. Vorher ist das gar nicht möglich. Schon gar nicht für weniger begnadete Reiter. ;)
Liebe Grüesslis, Jen
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Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
Karin
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Beitrag von Karin »

louise hat geschrieben:Hallo,

die ganze Diskussion ergibt in der Summe:

Das Pferd ist in der Hinterhand schwach und entzieht sich vorne nach oben dem Zügel. Genau da liegt für mich der Knackpunkt...

1. Egal, ob Du nun mit der Hand zu passiv bist oder zu fest (trotz scheinbarer Passivität), das Pferd entzieht sich Dir und sucht seinen Weg (wenn auch rassebedingt nach oben, ähnlich wie Araber es zunächst auch oft tun..) nach oben statt in Dehnung nach unten. Und Du bist nicht in der Lage, dies zu unterbinden, sprich Deinem Pferd den Weg nach oben zu untersagen.
Mit Nachgeben lassen (mit Kontakt) und dann einfach irgendwohin gehen lassen ist es leider nicht getan. Gerade Pferde, die von sich aus nach oben gehen (s.o.), muss man lehren, sich nach unten zu dehnen. Lehren heisst aber, ihnen den Weg zu ZEIGEN!

2. Das nächste Problem ist die schwache Hinterhand ( und m.E. das Vorrangige!) . Eine Hinterhand ist immer dann schwach, wenn sie nicht benutzt wird...
Da Du leider nicht angibst, was Du reitest, auf welchem Niveau Du Dich befindest und welche Lektionen zu Deinem Aufwärm- und Arbeitspensum gehören, kann man hier schlecht Tipps geben.
Grundsätzlich kann man aber feststellen: Ruhige, große Schritte in jeder Gangart fordern, Übergänge, Übergänge, Übergänge, sowohl in der Gangart als auch zwischen den Gangarten fordern die Hinterbeine und stärken die Hinterhand, wenn der Reiter in der Lage ist, sie AUFZUFORDERN!. Sprich Du musst TREIBEN!!! Ruhiges Reiter - Bein, Kontakt zum Pferdebauch/ muskel, um das Vorschwingen des Hinterbeines aktiv zu fordern. Ja, wenn eine Hinterhand schwach ist, muss man was tun - selber!

Kannst DU fühlen, ob das Pferd untertritt oder nur läuft? Takt und Tempo bestimmen??? Fühlst Du, was unter Dir passiert?

Auch in den Seitengängen muss das Hinterbein - gerade bei einem langen Pferd - aufgefordert werden, durchzuschwingen. Von alleine kommt das leider selten, die Kraft bleibt entsprechend aus.

Und dabei das Pferd vorne in Ruhe lassen. Hand hinhalten, freundlich und bestimmt,aber mit Kontakt und mit leichten Spielereien beschäftigen, inneres Bein mehr ran für Biegungen UND um die Anlehnung beim Abwenden zu erhalten (damit die innere Hand arbeitsloser wird und vorgegeben werden kann...), Kontakt aussen bleibt erhalten = reiten am Innenbein (vorschwingen des inneren Hinterbeins zum Schwerpunkt) und Aussenzügel (Erhalt der Anlehnung und Verhinderung des Überbiegens/ -stellens, Sitz hält Takt und Tempo...) und natürlich Biegung auf gebogenen Linien verlangen, auf geraden Linien immer wieder mal umSTELLEN, um das Maul/Zunge/Unterhals zu lösen und die Oberlinie zum Tragen auszubilden.

Halshaltung und Kopfhaltung sind eine Frage des Ausbildungsstands...

Summe: So, und jetzt der Zusammenhang: Wenn Dein Pferd hinten schwach ist und vorne nicht reell am Zügel und dehnungsbereit, geht es definitiv NICHT ÜBER DEN RÜCKEN...
Da kann es noch so locker sein im Hals und Maul und sich biegen lassen. Es ist und bleibt ein durchhängender oder weggedrückter Rücken, der sich zwischen Vor- und Nachhand befindet...

Und alles, was hier beschrieben wurde von Nadja muss beantwortet werden mit: REITE dein Pferd und bearbeite es VON HINTEN NACH VORNE.
ZEIG ihm, was Du möchtest und WOHIN der Kopf beim Nachgeben zu gehen hat (ich bin lange einen Vollblutaraber geritten und weiss also, wie schwer das sein kann. Aber wenn es geht und das Hinterbein schwingt, dann ist reiten reiten).

Du kannst es mit Handarbeit üben: Biegen in eine Richtung und den Kopf bewußt nach vorwärts-abwärts dehnen. Mach es ihm angenehm und nimm Zucker dazu... Ja, ein bisschen Bestechung darf sein. Du wirst sehen, die Arbeit lohnt sich!

@ Jen: Du hast es sicher nicht so gemeint, aber: wenn die "störende Hand erstmal weg ist", soll das Pferd sich mit dem hingebenden Zügel an sie herandehnen?
Deinen Beiträgen ansonsten entnehme ich, dass Deine Pferde Deine Hände auch in Anlehnung nicht als störend empfinden???
Keine Sorge, mir ist die Intention Deines Textes klar, aber solche Widersprüche stoßen mir nunmal auf. :oops:

Liebe Nadja, berichte mal weiter oder etwas ausführlicher, ja?
Schönen Tag
Louise
Sehr gut geschrieben. Ich denke, das könnte das Hauptproblem sein (ohne Video halt schwierig zu "diagnostizieren". Ein Pferd, das ehrlich über den Rücken geht, sucht auch eher die Tiefe, sprich Anlehnung. Für mich ist eine "falsche" oder "fehlende" Anlehnung immer ein Mangel in der Ausbildung (Reiter oder / und Pferd). Sofern natürlich Krankheiten, Entzündungen oder nicht korrekt angepasstes Sattelzeug ausgeschlossen werden kann.
:roll:
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Nadja
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Beitrag von Nadja »

danke für eure antworten. wir sind momentan bei einem neuen versuch. werde mich ggf. zu einem späteren zeitpunkt wieder melden.
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