Fillisführung reiten auf Kandare

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Gelchen
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Fillisführung reiten auf Kandare

Beitrag von Gelchen »

Hallo,

wer von euch reitet den mit Fillisführung? Ich habe das letztens mal ausprobiert und hatte doch ganz schön Probleme mit dem Nachfassen der Zügel. Gibt es da ein paar "Profi" Tipps?
Ansonsten fand ich das mein Pferd ausgesprochen gut damit lief, besser als mit der "normalen 2:2. Ob das wohl nur Einbildung war? :roll:

Was für Erfahrungen habt ihr mit dieser Zügelführung?

Grüsse

Gelchen
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Guck doch mal hier, da wurde das Thema soweit ich mich erinnere auch gestreift.

Ansonsten natürlich gerne noch weitere Tipps hier, wenn jemand welche hat.
Es grüsst ottilie
~~~~~~~~~
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birdy
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Beitrag von birdy »

Hi!
Ich reite mit der Fillis-Führung und kann sie nur jedem ans Herz legen. Die Hilfengebung von Kandare und Trense ist dadurch viiiel deutlicher (und meiner Meinung nach auch sinnvoller).
Aber auch ich hatte anfangs meine Probleme. Zwei unterschiedliche Farben für die Zügel haben mir geholfen dem Zügel-wirr-warr ein Ende zu bereiten :lol: und sonst einfach nur üben, üben, üben!
Findest du das Nachfassen wirklich so viel schwerer als bei der "Standardführung"? Oder ist es nicht einfach nur Gewohnheit ;-) ? Ich habe immer drauf geachtet, dass meine Fäuste die Zügel umfassen und nicht zu offen sind, damit nichts zu schnell durchrutschen kann. Es dauert eben seine Zeit, aber ich glaube nicht, dass es etwas mit der Fillis-Führung zu tun hat.

LG und viel Spaß!

Ps: Die Führung heißt grundsätzlich französische Führung, Fillis hat sie nicht erfunden, nur verwendet.
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Alkasar
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Beitrag von Alkasar »

Ich reite auch mit Fillis-Führungen, weil ich so Trense und Kandare präziser trennen bzw. kombinieren kann. Ausserdem finde ich es logischer im Hinblick auf die aufrichtende bzw. beizäumende Wirkung. Auf 2:2 Führung schaffe ich das nicht. Da kann ich auch die Kandare nicht so gut fühlen.
Das Nachfassen ist wohl in allen Führungen nicht so einfach. Kann jetzt gar nicht genau beschreiben, wie ich das immer mache. Ich glaube,da muss jeder einfach für sich rausfinden, wie es am besten störungsfrei geht. Ich kriege das auch nicht immer hin, aber das liegt wohl nicht der Art der Führung.
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Mary
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Fillisführung

Beitrag von Mary »

Ich reite auch mit Fillisführung, der Trensenzügel von oben nach unten der kandarrenzügel von unten nach oben, so kannst du die Hilfen exakt seperieren.Wenn ich das Zügelmass verändern will, nehme ich alle Zügel in eine Hand und fasse vorsichtig nach.Diese Art der Zügelführung eignet sich fortgeschrittene Reiter mit unabhängigem Sitz.

mfg mary
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Cathy1603
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Beitrag von Cathy1603 »

Ich reite meinen Friesen auch (wenn ich ihn auf Kandare reite) mit der sogenannten "Fillisführung" oder auch "a la francaise". Wie meine Vorschreiber zuvor ist diese Zügelführung eine in der man seine Hilfengebung von Anhebend, Streckend und beugend und senkend gut seperiert geben kann. Da es besonders bei Friesen oder eben Pferden mit hochangesetzten Hals schwerer ist in die Dehnungshaltung zu bringen, habe ich mir dies zu nutze gemacht und es hat sehr gut funktioniert. :D
Gelchen
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Beitrag von Gelchen »

Danke für die Infos. Irgendwie fällt mir die Umstellung von 2:2 zu Filis schwer. Von 2:2 zu 3:1 hatte ich keine so grossen Umstellungsschwierigkeiten. Tja da hilft halt wohl nur üben! :lol:

Grüsse

Gelchen
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Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Ich reite nur gelegentlich mit der Fillisführung.
Was ich persönlich schwierig an der Fillisführung finde, ist die Tatsache, dass der Trensenzügel oben läuft. Ich muss daher meine Hand völlig anders bewegen als üblich, um nicht die Kandare zu stark einzusetzen. Das erfordert viel Übung. Ich muss meine Faust auch fester geschlossen halten als auf Trense oder Kandare mit 2:2 Zügelführung.
Normalerweise reite ich Rocki mit geteilter Zügelführung (gekreuzt) und kann für mein Empfinden genügend präzise zwischen Trensen- und Kandareneinwirkung trennen. Ich lasse die Trense vorherrschen und setze die Kandare nur in bestimmten Situationen und Lektionen stärker ein. Er fühlt sich so am wohlsten. Trotzdem bringt die gelegentliche Fillisführung neue Impulse mit in die Arbeit, was ich als positiv empfinde.
Viele Grüße
Sabine
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knowi
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Beitrag von knowi »

Wenn Du Dich wohler fühlst, kannst Du ja auch erstmal zwei Zügel in die Trense schnallen und so das Verkürzen und Verlängern üben. Ich hab das anfangs so gemacht und fand das ziemlich hilfreich :)

Oder zunächst ein paar mal auf Trense mit Littauerzügelführung reiten - also die Zügel so führen, wie später die Zügel der Unterlegtrense - damit Du in aller Ruhe die Rollbewegung (um Zügel nachzufassen oder zu verlängern) mit dem Daumen üben kannst.

Max, wie trennnt man bei gekreuzter Zügelführung? Ich kenne niemanden der mir das mal zeigen könnte, kannst Du das mal ein bisschen beschreiben?

LG!
Knowi
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Max1404
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Beitrag von Max1404 »

@ knowi:

Ich gehe zunächst einmal davon aus, dass man bei der Fillisführung nur wirklich exakt trennen kann, wenn man die Hand (bei korrekter Grundstellung) aus dem Gelenk heraus aufwärts (Trense) oder abwärts (Kandare) führt. Also komplett anders als sonst. Bei allen anderen Handbewegungen (z. B. einwärts drehen) wirken beide Zügel gemeinsam.
Aber, wie gesagt, ich bin auf Fillisführung absolut kein Experte, da ich sie nur ab und zu verwende.

Ich trenne bei der 2:2 Führung in erster Linie dadurch, dass ich mit den Fingern mit Trensen- oder/und Kandarenzügel einwirke (das erfordert eine Faust, die nicht zu fest geschlossen ist) und über das Zügelmaß, das ich ständig verändern kann, wenn ich möchte - allerdings erfordert das ein sicheres und schnelles Nachfassen/Lockerlassen. Schließlich muss Kandaren- und Trensenzügel nicht zwingend in gleicher Intensität und mit dem gleicher "Länge" angenommen sein. Beispiel Rocki: ich reite vorwiegend auf Trense und halte den Kandarenzügel sehr locker und manchmal leicht durchhängend. Wenn ich Lektionen reiten möchte, bei der ich die Einwirkung der Kandare aus bestimmten Gründen stärker nutzen möchte, fasse ich in der Vorbereitung für die Lektion die Kandare etwas nach und löse das nach der Lektion wieder. Bei meinen früheren Pferden konnte ich Kandare und Trense relativ gleichmäßig anstehen lassen (da habe ich nicht so deutlich getrennt), aber Rocki ist da eben anders. :)
Viele Grüße
Sabine
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Lala
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Beitrag von Lala »

Zur Kandarenführung kann ich nichts sagen, reite "nur" auf Trense :wink:
Habe aber vor einiger Zeit fahren gelernt und da ist nachfassen und Leinenführung eine sehr wichtige Sache. Damit das im "Ernstfall" schnell und sicher klappt (und man noch Kapazitäten im Kopf frei hat für Pferd und Verkehr und Kutsche beobachten), wird zuerst ausgiebig "trocken" geübt.
Würde sich in dem Fall bestimmt auch bewähren...
Zügel irgendwo durchziehen, etwas Gewicht vorne dran hängen und üben, üben, üben 8) (wieso nicht zum Fernseh schauen :P )
knowi
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Beitrag von knowi »

Liebe Sabine,
habe Deine Antwort eben erst entdeckt...sorry! Danke für die Erklärung. Aber wie ist es denn zum Beispiel innerhalb einer Lektion? Es gibt ja schonmal Momente da würde man gerne - jetzt sofort - zum Beispiel die Kandare ganz aussetzten. Geht das auch bei der gekreutzten Zügelführung, oder muss ich da nicht erstmal wieder Zügel rauslassen - und demenstprechend auch erst wieder "einholen", wenn ich sie für einen kurzen Moment wieder brauchen sollte?
Ich frage deswegen weil das bei Fillis ja geht - eben, wie Du schon richtig sagst durch die Bewegung im Handgelenk. Bei der Gekreutzten klingt es für mich so als wäre da grösstenteils eben das Verhältnis vorherrschend in dem ich die Zügel aufgenommen habe und ein rascher Wechsel bzw. Umschalten sei nicht so schnell möglich.

Wo liegt denn eigentlich der Vorteil in der Gekreutzten-Variante? (Tut mir Leid, wenn ich so doof frage, aber ich bin so eben noch nie geritten...)

Liebe Grüße!
Knowi
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Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Hallo Knowi,

mein persönliches Prinzip ist eigentlich ganz simpel, erfordert aber natürlich - wie alles - ein wenig Übung: die beiden Zügel laufen ja über den Zeigefinger. Dort lege ich sie nebeneinander und kann dann mit den Daumen ganz schnell nachfassen oder lockern: quasi wie ein Reiben mit der Daumenspitze (die liegt ja dachartig auf) über den Zeigefinger nach vorne oder hinten. Entsprechende Bewegungen mit dem Zeigefinger helfen beim "Fummeln". Das sind dann oft nur +- 5 mm Veränderung Zügellänge.

Nur wenn ich ganz viel Zeit habe, nutze ich die andere Hand zum Nachfassen, wobei das bei weitem nicht so fein dosierbar ist.

Ich habe übrigens auf der Trense Gurtzügel und auf der Kandare Lederzügel, so dass keine Verwechslung möglich ist.

Ich bin mir nicht sicher, ob diese Handhabung klassisch korrekt ist, aber es funktioniert, und bisher bin ich von verschiedenen Reitlehrern deshalb noch nie gerüffelt worden (wahrscheinlich hat's noch nie einer gesehen, weil es sehr dezent ist). :lol:

Ich reite übrigens immer mit dem Trensenzügel unter dem Ringfinger und mit dem Kandarenzügel unter dem Mittelfinger. So fühle ich mich am wohlsten, und diese Führung habe ich bei verschiedensten Pferden früher immer angewendet und für angenehm empfunden. Das ist sicherlich eine spezielle Vorliebe von mir.

Mein Rocki läuft mit der gekreuzten Form besser, weil er bei der Fillisführung im Trab schnell zu tief kommt. Ich bin mir noch nicht sicher, warum. Allerdings hat speziell bei ihm die Fillisführung für manche Galopplektionen seine Vorteile - auch hier weiß ich noch nicht genau, warum. :roll: Ich reite sowieso nur höchstens 1x die Woche auf Kandare, da habe ich nicht zu viel Möglichkeiten zum Herumexperimentieren. :wink:
Viele Grüße
Sabine
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knowi
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Beitrag von knowi »

Ok, das klingt spannend, so kann ich mir das vorstellen :) Danke für die Erklärung!
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Cathy1603
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Beitrag von Cathy1603 »

Max1404 hat geschrieben:
Mein Rocki läuft mit der gekreuzten Form besser, weil er bei der Fillisführung im Trab schnell zu tief kommt. Ich bin mir noch nicht sicher, warum. Allerdings hat speziell bei ihm die Fillisführung für manche Galopplektionen seine Vorteile - auch hier weiß ich noch nicht genau, warum. :roll: Ich reite sowieso nur höchstens 1x die Woche auf Kandare, da habe ich nicht zu viel Möglichkeiten zum Herumexperimentieren. :wink:

Kann es sein, dass du womöglich die signale mit der Kandare zu deutlich gibst (senkend) und er dadurch zu tief kommt? Wenn du ihm zuerst die Trensenzügelhilfe (hebend und streckend) gibst und dann als senkendes Signal die Kandarenhilfe, sollte er in eine korrekte Haltung kommen. So funktioniert es zumindest bei meinem :-)
"Der Pferdemensch mit der ganzen Vollkommenheit seiner Kunst bringt sein Leben damit zu, diese Unvollkommenheit zu korrigieren" - (D'Auvergne)

Liebe Grüße
Cathy und Julbrich
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