Das ewige klappern

Rund um die klassische Reitkunst

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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Kleenes hat geschrieben:Er trägt momentan eine Doppeltgebrochene Olivenkopf trense.
Hmm, das würde ich als erstes ändern. Meiner Meinung nach machen diese doppelt gebrochenen Gebisse ein eh schon maul-unruhiges Pferd noch unruhiger. Mein Youngster ist auch so ein Maulkrobat, der klappert zwar nicht, aber kaut "Kampf" mit offenem Maul. Das wird allerdings deutlich weniger, wenn korrekt von hinten nach vorn gearbeitet wird, so dass die Anlehnung stimmt. Der trägt übrigens aktuell wieder seine Nathe-Stange; doppelt gebrochen ging bei ihm gar nicht…

LG
Andrea
Lala
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Beitrag von Lala »

Cubano hat geschrieben:
Kleenes hat geschrieben:Er trägt momentan eine Doppeltgebrochene Olivenkopf trense.
Hmm, das würde ich als erstes ändern. Meiner Meinung nach machen diese doppelt gebrochenen Gebisse ein eh schon maul-unruhiges Pferd noch unruhiger. Mein Youngster ist auch so ein Maulkrobat, der klappert zwar nicht, aber kaut "Kampf" mit offenem Maul. Das wird allerdings deutlich weniger, wenn korrekt von hinten nach vorn gearbeitet wird, so dass die Anlehnung stimmt. Der trägt übrigens aktuell wieder seine Nathe-Stange; doppelt gebrochen ging bei ihm gar nicht…

LG
Andrea
Meinem Hü war das doppelt gebrochene Gebiss auch entschieden zu unruhig (und mir zu schwamig in der Wirkung). Je nach Zungenform und Mittelstück-Breite kann das Ganze übrigens wohl auch kneifen.

Wir sind mit einem Billy-Allen Gebiss sehr glücklich geworden:
http://www.hauptner.ch/index.php?nav=4, ... ite=detail
Finde das super, liegt fast so stabil wie eine Stange, erlaubt aber doch noch eher eine einseitige Einwirkung, da die Seitenteile unabhängig von einander beweglich sind, irgendwie eine Kreuzung aus Stange und doppelt gebrochen.
Da es doch recht dünn ist, passt es auch in ein kleines Pferdmaul, bedingt aber schon eine feine Hand (wie eigentlich ja fast jedes Gebiss)...
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Grundsätzlich kann man mit einem Stangengebiss schlechter eine Biegung erarbeiten. Deshalb nehme ich (sofern ich nicht auf Kandare reite) ausschließlich eine einfach gebrochene Wassertrense. Und wenn's damit nicht funktionieren sollte, stehe ich auf dem Standpunkt, dass ich eher an mir arbeiten muss, als das Gebiss zu wechseln :wink:
Viele Grüße
Sabine
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Max -möchtest Du mal meinen Youngster reiten? Der kuriert Dich ganz schnell von Deiner Meinung. Die ich übrigens bis zu diesem Pferd 1:1 geteilt habe…
Aber der Herr Pingelig, der sich schon mit Gebiss blind am Kappzaum dahinter verkrümelte, bis er aussah, wie eins von AvG's Pferden hat mich da eines besseren belehrt. Selbst einfach gebrochene ist nicht so gut wie die flexible Nathestange. Mittlerweile kann ich zwar auch das einfach gebrochene nehmen (womit übrigens ICH besser klarkomme), aber sein Lieblingsgebiss bleibt die olle Nathestange… Machste nix gegen :D

Darüber hinaus stehe ich auf dem Standpunkt, dass man wirklich für ein Pferd das Gebiss finden muss, mit dem es am zufriedensten ist. Nicht immer liegt es nämlich am Reiter. So wissen zum Beispiel erstaunlich viele Pferdeleute nicht, dass neben der Maulspalte auch die Form der Laden und die Gaumenhöhe eine große Rolle spielen können und verfahren z.B. nach dem Motto: Kleines Maul – dünnes Gebiss. Das aber kann bei einem Kandidaten, der sehr spitze Laden hat, eine ganz schlechte Wahl sein…
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Kleenes
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Beitrag von Kleenes »

@Max1404 Ich habe nun schon mehrere Reitlehrer bei uns in der Gegend ausprobiert. Und habe nur eine gefunden mit der sowohl Ich als auch das Pony klarkommen aber bis auf 2-3 Kurse im Jahr ist es echt schwer Unterricht bei ihr zu bekommen da sie sonst keinen Mobilen Unterricht gibt und ich leider kein Auto zum Hängerziehen habe. Sie ist zwar auch eine "englisch"reitlehrerin aber ich finde sie hat auch selbst einen sehr schönen und feinen Stil. So richtig Klassisch habe ich noch niemanden bei uns gefunden.

So nun an die anderen wegen dem Gebiss. Also einfach gebrochen kann ich komplett vergessen hatten wir früher schonmal da tritt er gar nicht mehr an die Hand und will es auch gar nicht nehmen. Muss mal schauen bei uns in der nähe ist ein Reitladen der auch öfter mal gebrauchte Gebisse hat vielleicht ist da auch grade eine Nathe Stange da. Weil nur zum ausprobieren kaufen ist mir eigentlich zu teuer. Und bei uns am Stall hat niemand eines das so breit ist (Pony mit 14,5cm ist halt nicht normal :roll: )

Grüße
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Lesley
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Beitrag von Lesley »

Ich denke, dass das "klappern" eine Art Übersprungshandlung zum Stressabbau ist.
Ich arbeite momentan mit einem Pferd, dass ähnliche Verhaltensweisen zeigt.
Ich habe ihm am Boden erstmal beigebracht, bewusst "Pause" zu machen und sich auf ein Zeichen hin zu entspannen. Inzwischen ist er deutlich ruhiger geworden.
Ich würde dir das auch empfehlen. :wink:
"Wissen, das nicht jeden Tag mehr wird, wird jeden Tag weniger!"
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Max1404
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Beitrag von Max1404 »

@Cubano, irgendwann kommt immer mal ein Pferd, das den Reiter eines Besseren belehrt. :wink:
Mein Rocki ist auch so einer - er hat mich vieles gelehrt.

Es geht mir nicht darum, dass jemand nach 1-2 Versuchen dann "sein" Gebiss findet und dauerhaft dabei bleibt.
Ich vermute nur anhand des Ausgangsposts, dass die Probleme tiefer liegen.
Viele Grüße
Sabine
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Kleenes
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Beitrag von Kleenes »

@Lesley würdest du mir verraten wie du das mit dem bewusst Pause machen geübt hast? Das klingt sehr Interessant.

Heute war auch wieder so ein Tag wo er sehr extrem geklappert hat so das ich das reiten schließlich auch abgebrochen habe da echt nichts mehr zu machen war, er war auch nach kurzer Zeit schon ziemlich nass geschwitzt. Bin da echt am verzweifeln. Weiß einfach nicht wie ich da noch mehr ruhe reinbringen soll. Gestern hat er sogar beim Schrittausritt im Wald geklappert. Ich möchte doch nur ein zufriedenes Pferd.

Grüße
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Lesley
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Beitrag von Lesley »

Hallo Kleenes,

ich bringe Pferde erstmal gerne bei, auf Zeichen den Kopf zu senken. Das schafft Entspannung. Bei meiner Stute lege ich den Kopf ans Genick und dann senkt sie den Kopf.
Das würde ich in ruhigen Momenten einfach mal üben, dass er auf Zeichen den Kopf runternimmt. Am besten passt du dazu mal einen Moment ab, wo er schon die Tendenz hat, den Kopf nach unten zu nehmen und legst dann deine Hand auf sein Genick. Wenn er dann den Kopf runternimmt, viel loben. Das verstehen sie eigentlich recht schnell.

Dann würde ich folgendermaßen am Boden arbeiten. Führ in durch die Bahn oder das Roundpen. Dabei gehst du aufrecht flott vorwärts, atmest normal-ruhig. Dann bleibst du stehen, atmest bewusst einmal tief durch und bleibst mit entspannter Körperhaltung stehen. Solange dein Pony sich jetzt auf dich konzentriert und sich nicht von der Umgebung ablenken lässt, bleibst du stehen. Du kannst ihn auch noch zum Kauen bringen indem du den Finger in den Maulwinkel steckst. Das entspannt zusätzlich. Wenn dein Pony sich ablenken lässt, dann gehst du wieder los.
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sinsa
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Beitrag von sinsa »

Max1404 hat geschrieben:Grundsätzlich kann man mit einem Stangengebiss schlechter eine Biegung erarbeiten.
Mit diesem Gerücht verhält es sich so ähnlich wie mit der Spinne aus der Yukkapalme: Beide halten sich ewig und es fehlt ihnen an Wahrheitsgehalt :lol: :lol:
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Lesley
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Beitrag von Lesley »

Max1404 hat geschrieben:Grundsätzlich kann man mit einem Stangengebiss schlechter eine Biegung erarbeiten.
Warum? Kannst du mir das näher erklären?
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Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Stangengebiss und Biegung:
Ganz einfach: eine Stange liegt immer gerade im Maul, und wenn man dann mit der inneren Hand stellt und die äußere nicht gleichzeitig vorgeht, verkantet sich das Gebiss.
Das Reiten über den äußeren Zügel ist damit nur noch bedingt möglich.
Bei einem einfach gebrochenen Trensengebiss kann man den äußeren Zügel "dran" lassen und trotzdem präzise stellen.

Das Problem bei vielen nicht so sehr erfahrenen Reitern ist genau dieses: sie lenken, in dem sie "Fahrrad fahren", also mit der äußeren Hand in dem Maße vorgehen, wie sie die innere annehmen. Damit läuft das Pferd über die Schulter weg.

Ein Pferd, der nicht vorher korrekt auf Trense gearbeitet wurde - und zwar unter Berücksichtigung des äußeren Zügels - läuft aus diesem Grund auch auf Kandare (trotz Unterlegtrense) über die Schulter weg.
Wir arbeiten genau aus dem Grund ja heutzutage auf Kandare mit Unterlegtrense, um unter anderem diesem Problem zu begegnen.

Ich halte auch von Stangen ohne Anzüge nicht sonderlich viel. Die Wichtigkeit des äußeren Zügels (die ja aus verhältnismäßig neuerer Zeit und nicht aus der Barockzeit stammt) ist eigentlich unbestritten.
Für mich bringe ich das auf einen relativ simplen Nenner: an jeder Hand hängt eine Schulter, an jedem Sporn ein Hinterbein. Kontrolle der Schulter kann nur über die (passiv begrenzende) Hand stattfinden, und wenn sich das Gebiss dabei verkantet, hat man nichts erreicht. Auch Pferde, die bereits in der Ausbildung so weit fortgeschritten sind, dass sie auf Kandare laufen, sollten immer wieder auf Trense gearbeitet werden, gerade um den Aspekt Stellung-Biegung nicht zu verlieren. Oder anders herum: die Hauptarbeit sollte auf Trense stattfinden.

Den strikten "Barocken" möchte ich mit einem Zitat von Steinbrecht entgegnen:
"Die alten Meister, die Zeit und Mittel einer so gründlichen Ausbildung hatten, kannten als Zäumung des gerittenen Pferdes nur die Kandare mit ihren beiden Zügeln, die sie mit dem kleinen Finger teilten. Zur vorbereitenden Bearbeitung des rohen Pferdes bedienten sie sich dem Kappzaumes. Wir heutigen haben dadurch, dass wir unserem Kandarenzaum ein für allemale die Unterlegtrense mit ihren beiden Zügeln beifügten, von vorneherein eingestanden, dass wir unsere Pferde nicht in dieser Perfektion ausarbeiten wollen oder können, um sie mit den Kandarenzüglen in der linken Hand allein unter allen Umständen beherrschen zu können. (...) Nach der Verschiedenheit unserer Zäumung und vor allem der unvollkommeneren Richtung unserer Pferde, müssen wir auch die Hilfen der Hand modifizieren, wie wir unseren Sitz der veränderten Form unserer heutigen Pferde und dem englischen Sattel anzupassen haben."
Genau das ist auch der Punkt: Das Stangengebiss war für die einhändige Zügelführung gemacht!
Viele Grüße
Sabine
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Beitrag von Cubano »

Max1404 hat geschrieben:Stangengebiss und Biegung:
Ganz einfach: eine Stange liegt immer gerade im Maul, und wenn man dann mit der inneren Hand stellt und die äußere nicht gleichzeitig vorgeht, verkantet sich das Gebiss.
Moins, so ist es. Und genau das kann ggf. fatale Folgen haben. Der Herr von meinem Avatar wurde von seinem 3. bis zu seinem 9. Lebensjahr ausschließlich mit Stange blank geritten - und zwar gern beidhändig. Die Folge war eine massive Verschiebung des Atlaswirbels, bedingt dadurch, dass der Schimmel dem Schmerz durch das Verkanten des Gebisses im Maul entgehen wollte und sich über die Jahre hinweg eine Art "Schonhaltung" angewöhnt hatte. Das war übrigens ein Befund, den mein TA und Osteo hier öfter mal haben…

LG Andrea
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emproada
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Beitrag von emproada »

Und man kann sich mit Stangengebiss auch wunderbar selbst besch..., da damit die meisten Pferde erst einmal den Eindruck erwecken am Zügel zu gehen.
In Ausnahmefällen gerne einmal, aber leider sind sehr viele der Meinung eine Ausnahme zu besitzen. :wink:
Viele Grüße Tina
sinsa
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Beitrag von sinsa »

Bitte nicht verwechseln: Stangengebiss und (Stangen-)Kandare :wink:

So man sich nicht selten dämlich anstellt oder grobmotorisch ist, ist Biegung mit ersterem überhaupt kein Problem.
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